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Ostertalstraße Wasserwerk (Heiligenkirchen)
Ostertalstraße Wasserwerk (Heiligenkirchen) | |
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Ortsteil | Heiligenkirchen |
Straße | Ostertalstraße (Heiligenkirchen) |
Hausnummer | - |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Nein |
1911 angelegter Hochbehälter für die Wasserversorgung Heiligenkirchens.
Geschichte
Nachdem der Detmolder Magistrat am 1. April 1900 eine von den Berlebecker Quellen gespeiste Wasserleitung in Betrieb genommen hat, fragt die Gemeinde Heiligenkirchen 1904 dort an, ob Heiligenkirchen gegen Entgelt an diese Wasserleitung angeschlossen werden könne, was aber nicht ermöglicht wurde. Auch von der Wasserversorgung der Villenkolonie Friedrichshöhe kurz nach 1900 profitierte die Dorfgemeinschaft nicht. 1911 fand eine erste Gemeinderats-Besprechung über die Anlage einer Wasserleitung statt. Eine Kommission aus den Herren Hilker und Wolf sollte die Vorarbeiten übernehmen. Es wurde ein Gutachten erstellt und auch eine Skizze mit dem Rohrleitungsnetz angefertigt. Eine Quelle im Schling in der Steinegge (Köllerberg) an der ›Witten Kuhle‹ wurde in Aussicht genommen (oberhalb vom heutigen Vogelpark). Im selben Jahr wurde beschlossen, die projektierte Wasserleitungsanlage zu Lasten der Dorfschaftskasse auszuführen. Die Kosten sollten durch eine Anleihe gedeckt werden. Die Vorsteher Watermeier und Wendiggensen wurde dazu gewählt, bei der Landesspar- und Leihkasse die Anleihe von 30.000 Mark zur Deckung der Wasserleitungskosten aufzunehmen. 1912 sollte das Rohrnetz auf Antrag bis zur ›Zentrale‹ (LEAG-Zentrale am Abzweig nach Hiddesen) verlängert werden. Das Elektrizitätswerk verzinste der Gemeinde die Anlagekosten mit 5 Prozent. 1912 wurde die Satzung für die Wasserleitung nach verschiedenen Änderungen durch die Regierung beschlossen. Die Wasserwerksabrechnung erfolgte nach einem Beschluss von 1914 nach Anzahl der Pferde und Rinder, die im Juli älter als ein Jahr waren. Denn das meiste Wasser wurde für die Tränkung des Großviehs verbraucht. Nur Köllermeier war von den Gebühren befreit, da die Quelle auf seinem Grund lag. Nach Schröder war das noch 1999 der Fall.[1] 1920 wurden dem Wassergeld-Einnehmer für das Kassieren 8 Prozent der Einnahmen zugestanden. Im darauf folgenden Jahr, 1921, kam es wegen Wassermangels zu Sperrstunden bei der Versorgung. In der Inflationszeit 1923 wurden die Gebühren nicht mehr jährlich, sondern quartalsweise festgelegt. Für dritte Quartal zahlte jede Familie 1 Million Mark für Badeeinrichtung und Klosettspülung sowie – sofern vorhanden – 1 Million für Sprengeinrichtungen, 10 Millionen für Springbrunnen, 0,5 Millionen je Stück Großvieh. Wirtschaftsbetriebe zahlten 1 Million Mark. 1925 wurde im Unteren Weg eine Wasserleitung bis zum Hof Wantrup verlegt, 1928 auch die Kammermühle angeschlossen. Auf Antrag des Sofienheims wurde die Wasserleitung vom Hof Wantrup um 400 m bis zum Heim verlängert. 1960 entschloss sich die Gemeinde Heiligenkirchen zu einem völligen Neubau der zentralen Wasserleitung mit verschiedenen Tiefenbohrungen und dem Bau von Hochbehältern. So wurde 1962 gemeinsam mit den Stadtwerken Detmold ein Hochbehälter auf dem Königsberg hinter dem letzten Haus der Friedrich-Pieper-Straße (Nr. 30) gebaut. Er fasste 1.000 Kubikmeter und war 1964 fertig. 1965 schloss sich die Gemeinde dem Abwasserzweckverband an. Mit der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen 1970 wurde das Heiligenkirchener Wasserwerk in die Detmolder Stadtwerke integriert.
Gebäude
Schildmauer eines unterirdischen Wasserreservoirs, Bruchsteinmauerwerk mit Putzfassade, mittig Tür, darüber Inschriftkartusche in Glattputz mit schmalem Rand, Oberkante mittig hochgezogen, darin in erhabenen Ziffern und Buchstaben die Inschrift "1911/Wasserwerk/Heiligenkirchen". Deckplatte aus Beton leicht vorkragend, Erdabdeckung. Seitliche Böschungsmauern aus Bruchstein.
Inschriften
Über dem Eingang "1911/Wasserwerk/Heiligenkirchen".
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
Gemeinde Heiligenkirchen, in Rechtsnachfolge 1970 Stadt Detmold (Stadtwerke Detmold).
Literatur
Christa Schröder, Das Wasser als Lebensgrundlage. Die Schlinger Wasserversorgung, in: Schlinger Mitteilungen aus alter und neuer Zeit, Herausgeber: Bergfreunde Schling, Heft 1, Detmold 1999, S. 24–30.
Quellen
Archiv Heimatverein Heiligenkirchen: Protokollbücher der Gemeinde Heiligenkirchen.
Kreisarchiv Lippe: K 2 II Detmold, Teil II ab 1739 / Kreisverwaltung Detmold, Teil II, Nr. Nr. 2039: Satzung und Gebührenordnung Wasserwerk Heiligenkirchen, 1911–1967, enthält u. a.: Bestimmungen über die Abgabe von Wasser aus der Wasserleitung der Dorfgemeinde Heiligenkirchen 1911 und 1912, Sperrstunden bei der Wasserversorgung wegen Wassermangel 1921, Gutachten über den Entwurf einer Wasserversorgung für die Gemeinde Heiligenkirchen 1911, Skizze über das Rohrnetz der Wasserleitung Heiligenkirchen 1911.
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (LAV NRW OWL): L 102 A / Landesbauamt für Straßenbau Detmold, Nr. 230: Genehmigungen von Gas- und Wasserleitungen in Heiligenkirchen, 1928–1933;
LAV NRW OWL: L 79 / Lippische Regierung (Jüngere Registratur), Nr. 3290: Alte Landes-Chaussee von Detmold nach Heiligenkirchen, 1899–1914, enthält u. a.: Verkauf eines Teilstücks, Übernahme durch die Gemeinde Heiligenkirchen als Dorfweg, Verlegung von Wasserleitungen entlang der Chaussee.
LAV NRW OWL: L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 17: Anschluss der Mühle Heiligenkirchen an das Wasserleitungsnetz der Dorfgemeinde, 1928.
LAV NRW OWL: L 79 / Lippische Regierung (Jüngere Registratur), Nr. 930: Sammlung von Statuten der ländlichen Gemeinden, 1888–1915, enthält u. a.: Heiligenkirchen Wasserleitung.
Lippische Landesbibliothek: L 1769: Bestimmungen über die Abgabe von Wasser aus der Wasserleitung der Dorfsgemeinde Heiligenkirchen, Detmold: Heynke 1912.
Stadtarchiv Detmold (StadtA DT): D 106 Heiligenkirchen / Gemeinde Heiligenkirchen, Nr. 123: Wasserversorgung, Umplanung und Erweiterung, 1961–1962, enthält: Statische Berechnung eines Wasserbehälters mit 1000 m³ Inhalt; Baubeschreibung zum Bau eines Hochbehälters für die Gemeinde Heiligenkirchen, Baugenehmigung, Kostenvoranschlag, Baupläne.
StadtA DT: D 106 Heiligenkirchen / Gemeinde Heiligenkirchen, Nr. 130: Wasserversorgung der Gemeinde Heiligenkirchen, 1959–1961, enthält: Antrag auf Zuschuss zu den Kosten des Ausbaus einer zentralen Wasserversorgungsanlage mit Anlagen (u. a. Wirtschaftlichkeitsberechnung und Kostenvoranschlag).
StadtA DT: D 106 Heiligenkirchen / Gemeinde Heiligenkirchen, Nr. 77: Wasserversorgung, Bd. 3, 1962-1970, enthält: Erweiterung der Anlage mit Rechnungen, Lageplan, Hinweis auf Wasserlieferungsvertrag mit der Gemeinde Hornoldendorf.
StadtA DT: D 106 Heiligenkirchen / Gemeinde Heiligenkirchen, Nr. 32: Haushalt 1963 (Ausgabe), 1963–1964, enthält u. a.: Rechnungen Wasserwerk, Kanalbau Schling.
StadtA DT: D 106 Heiligenkirchen / Gemeinde Heiligenkirchen, Nr. 76: Wasserversorgung, Bd. 2, 1955–1959, enthält: Gutachten über Erweiterung der Wasserversorgung 1955.
StadtA DT: D 106 Berlebeck / Gemeinde Berlebeck, Nr. 75: Wasserleitung zu Berlebeck, Bd. 1, 1898–1914, 1908–1926 ,1932, 1939, enthält: Verträge; Genehmigungsurkunden; Anträge; Anschlüsse; Rechnungen, darin: Bestimmungen über die Abgabe von Wasser aus der Wasserleitung der Dorfgemeinde Heiligenkirchen 1912, Zeichnung der Pumpenanlage 1:50 1932, Anweisung für Lohnnachweise der Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke Berlin 1939, Beschwerden von Fabrikanten und Müllern aus Berlebeck wegen der Wasserversorgung der Stadt Detmold aus den Berlebecker Quellen, auch Petition der Gemeinden Berlebeck und Heiligenkirchen dagegen 1898, 1908–1914, Anträge der Gemeinde auf die Nutzung der Berlebecker Quellen, 1964.
StadtA DT: D 106 Heiligenkirchen / Gemeinde Heiligenkirchen, Nr. 75: Wasserversorgung, Bau, Überprüfung, Instandhaltung, Erweiterung der Wassergewinnungsanlage, Gebühren, bakteriologische und chemische Wasseruntersuchungen, Bd.1, 1935–1953, enthält: Vertrag der Gemeinde mit dem Landwirt Bernhard Albert im Schling wegen Verlegung der Wasserleitung, 1935, Wasserwerks-Rechnungen, 1937–1938, Prüfungen, 1950, 1958.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Christa Schröder, Das Wasser als Lebensgrundlage. Die Schlinger Wasserversorgung, in: Schlinger Mitteilungen aus alter und neuer Zeit, Herausgeber: Bergfreunde Schling, Heft 1, Detmold 1999, S. 24–30.