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Lange Straße 55 (Detmold)
Lange Straße 55 (Detmold) | |
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Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Straße | Lange Straße (Detmold) |
Hausnummer | 55 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Detmold |
Hausnummer | A 023 b |
1678 erstmals archivalisch belegte Hausstätte, alte Hausnummer: 112; Quartiernummer: A 23b.
Geschichte
Das 1790 erbaute Haus verengte den Durchgang zur Meierstraße erheblich. Die Giebelfront zur Lange Straße um 1905 historisierend als Sichtfachwerk erneuert. Saalhinterhaus von 1634 [i].
1790 kaufte die Apothekerwitwe Marie Florentine Keiser († 3.2.1801) das Haus des Regierungsrates Besserer und verlegte die Apotheke ihres am 21.3.1777 verstorbenen Mannes Jacob Heinrich aus der Bruchstraße 12 hierhin. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Ernst Johann von Schroeders († 17.11.1810) baute sie das Haus um [i]. Schroeders lieh ihr dazu 2.000 Reichstaler und bezog das Obergeschoss.[1] 1891 übernahm ihr Sohn Ludwig Bernhard (* 6.3.1755) die bis dahin vertretungsweise von dem Apotheker Wiegleb geführt worden war.[2] Er heiratete am 22.7.1794 Dorothea Elisabet Krüger aus Lüdenhausen.
1843 wurde die Apotheke meistbietend verkauft und ging an den Apotheker Georg Friedrich Quentin. Dieser ließ 1850/51 von Tischler Vette die heute noch vorhandene Apotheken-Einrichtung bauen. 20.1.1852 verlieh Fürst Leopold III. Quentin den Titel "Hof-Apotheker".
1851 bis 1864 Meierstraße 2 als Scheune hinzu.
Die um 1905 im wesentlichen erneuerte Fassade des 1790 erbauten Fachwerkhauses 1978 neu gestrichen nach Bestand, 1979 einige Fenster zur Meierstraße erneuert.[3] Die Einrichtung von 1850/51 wurde bei der Vergrößerung der Offizin 1952 durch den Lemgoer Architekten Ernst Pethig verändert und ergänzt, außerdem der Zugang zum Treppenhaus von der Meierstraße geschaffen.[4]
Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 8.5.1990, Nr. 328.
Gebäude






Giebelständiger dreigeschossiger Fachwerkbau mit Historismus-Fassade. Erdgeschoss in verputztem Bruchstein und Quadermauerwerk in klassizistischen Formen, die beiden Obergeschosse in Fachwerk. Fünfachsig, Mittelportal von 2 kannelierten Pilastern eingefasst, Wappen im Schlussstein mit der Jahreszahl 1790 und Inschrift des Oberst Ernst Johann von Schroeders, eines damaligen Mitbewohners des Hauses († 1810). Die Fachwerkobergeschosse um 1905. An der Meierstraße Haustür mit Jahreszahl 1790, Wappen im Schlussstein und Inschrift.
Saalbau mit massivem Erdgeschoss aus älterer Zeit, Reste eines spätgotischen Gurtgesimses, Stein mit Jahreszahl 1634, Fachwerkhölzer von 1609 [d] in Zweitverwendung.[5] "Die beiden Obergeschosse in schlichtem Fachwerk von 1790. Im Innern schöne Treppe (wohl von 1790) mit zierlichen Pfosten und durchbrochenen Sprossen, bis zum Dachboden hochgehend. In einem Erdgeschoßzimmer stuckierte Ofennische mit Muschelfüllung und reich profiliertem Rahmen."[6]
Zu Ernst Johann von Schroeders und Marie Florentine Keiser siehe deren Mausoleum im Weinberg, jetzt im LWL-Freilichtmuseum.
Inschriften
Auf dem Türsturz: "ERNST IOHANN VON SCHROEDERSS / 1790".
Giebelschwelle: "Pax intrantibus. Salus exeuntibus. Concordia habitantibus."
Auf der Schelle des Speicherstocks (2. Obergeschoss): "Der HERR lässt die artzeney auss der erden wachsen und ein vernünftiger verachtet sie nicht."
Am Nebeneingang in der Meierstraße auf dem Türbogen: "FLORENT. MAR. KEISERN GEBOHRNE SCHENCKEN / 1790", auf dem Sturz: "KURT PRIESTER UND FRAU RUTH GEBORENE WINNE", dazwischen im Tympanon: "JENS FRANK ANETTE KONSTANZE GABRIELE SUSANNE CORD"
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1678 Johann Ernst Kestner, Kanzleisekretär, Rat, <Erben>.[7]
1727 Theodor Fuchs, Kanzleirat. Der Rat und Geheime Kanzleisekretär Theodeus Fuchs, † 1739 (Kirchenbuch.[8]
1758 von Berner, Oberappellationsrat.[9]
1769 Besserer, Regierungsrat.[10]
1788 Ludwig Bernhard Keiser (* 6.3.1755), Apotheker, Postmeister, <Witwe (Florentine Margarete geb. Schenck, † 2./3.2.1801)>.[11] Ludwig Bernhard war der zweite Sohn von Jacob Heinrich Keiser und Marie Florentine Schenck, Tochter des Weinhändlers Schenck auf der Neustadt12, Hochzeit war am 16.5.1752 gewesen.
1792 übertrug Florentine Margarete Keiser die Apotheke auf ihren Sohn Ludwig Bernhard († 16.11.1823).[12]
1841 Ernst Johann Keiser († 24.12.1848).[13] Erste Ehe mit einer Tochter des Kanzleidirektors Ballhorn-Rosen. März 1830 zweite Eheschließung mit Johanne geb. Lindemann aus Lüdenhausen. Ehescheidung am 20.06.1834.[14]
1844 Georg Friedrich Quentin, Apotheker (* 27.6.1817 in Hardegsen, † 28.8.1882 in Detmold).[15]
1864 Verkauf an Otto Wessel, Apotheker (* 11.2.1813 in Barntup, † 7.3.1888).[16] Weßel hatte seit 1841 die zweite Detmolder Apotheke in der Leopoldstraße 23 betrieben, die nun der Apotheker Julius Diederichs übernahm und 1887 in die Bruchstraße 37 verlegte.
1871 (Adressbuch) O. Weßel, Hofapotheker; Kemper, Apothekergehilfe; Reinold, Dr.-Witwe.
1872 Verkauf an Eduard Salfeld, Apotheker (* 1.9.1841 in Osterholz-Scharmbeck).[17]
1874 Verkauf an Emil Haase, Apotheker (* 21.3.1833 in Bückeburg, † 14.2.1877 in Detmold).[18] Bis zum Verkauf an Lindrum im Eigentum der Witwe Haase, Apotheke verwaltet von Lindrum.
1879 Verkauf an Adolf Lindrum, Apotheker (*23.3.1847 in Goslar).[19]
1884 (Adressbuch) Adolf Lindrum, Apotheker; Johanna Schierholz, Frl.
1887 (Adressbuch) Adolf Lindrum, Apotheker; Johanna Schierholz, Frl.
1891 (Adressbuch) Lindrum, Hofapotheker; Schierholz, Rentiere.
1894 (Adressbuch) Adolf Lindrum, Hofapotheker; Franz Priester, Apotheker; Johanne Schierholz, Frl., Rentiere.
1897 (Adressbuch) Franz Priester († 1925), Apotheker, Neffe von Lindrum und seit 1892 dessen Gehilfe.
1901 (Adressbuch) Franz Priester, Hofapotheke.
1904 (Adressbuch) Franz Priester, Hofapotheke.
1909 (Adressbuch) Priester, Apotheker; Priester, Witwe.
1912 (Adressbuch) Priester, Hofapotheke; Freyse, Apotheker; Priester, Witwe.
1914 (Adressbuch) Franz Priester, Hofapotheke; Emilie Priester, Witwe; Hugo Schwarzenauer, Apothekergehilfe.
1916 (Adressbuch) Franz Priester, Hofapotheke; Emilie Priester, Witwe.
1918 (Adressbuch) Franz Priester, Hof-Apotheker; Emilie Priester, Witwe.
1920 (Adressbuch) Franz Priester, Hof-Apotheker.
1923 (Adressbuch) Franz Priester, Hof-Apotheker; Marie Grahn, Witwe.
1925 (Adressbuch) F. Priester, Hof-Apoth.
1926 (Adressbuch) Ruth Priester, Witwe, Hof-Apotheke; Paul Wüllner, Apotheker; Jenny Eichwald, Witwe; Hans Köhne, Apotheker; Otto Jüxen, Bankbeamter.
Literatur
Franz Priester, Die Hofapotheke in Detmold, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 6 (1908), S. 98–138.
Westfalen 41 (1963), S. 60.
Hartmut Meyer-von Froreich, Zur Geschichte des Apothekenwesens der Grafschaft und des Fürstentums Lippe von den Anfängen bis zum Jahre 1918, Marburg 1979 (Diss. Marburg 1979) , S. 144–149.
Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968.
Westfalen 1984, S. 446.
W. Scharlemann, 375 Jahre Hofapotheke Detmold 1623–1998, Detmold 1998.
Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 86, 187 f., 198 f.
Thomas M. Dann, Ernst Pethig. Architekt zwischen Moderne und Tradition (1892–1956), Detmold 2024, S. 130–132.
Quellen
StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
StadtA DT, Bildarchiv Nr. 2618: Hof-Apotheke, Lange Straße 55, Detmold, 1890 vor dem Umbau.
LAV NRW OWL, D 72 Priester / Nachlass Dr. Kurt Priester: Landesherrliche Privilegien für die Hofapotheke in Detmold 1704-1897.
LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 10 D 45: Stadt Detmold gegen Apotheker Keiser, 1754
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6075: Prüfung und Anstellung der Provisoren in der Hofapotheke zu Detmold, 1826–1827
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6029: Prüfung des Apothekers Ernst Keiser zu Detmold und Bestätigung der Privilegien der Hofapotheke, (1816–1822) 1823–1840.
LAV NRW OWL, L 85 / Geistliches Gericht in Lippe, Nr. 3213: Ehefrau Johanne Keiser, Tochter des Herm. Carl Lindemann in Lüdenhausen gegen ihren Ehemann Apotheker Ernst Keiser in Detmold, wegen der Ehescheidung am 20.06.1834. Trauung im März 1830. Keiser war in 1. Ehe mit einer Tochter des Kanzleidirektors Ballhorn-Rosen verheiratet, vor 1831–1834.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Franz Priester, Die Hofapotheke in Detmold, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 6 (1908), S. 98–138, hier S. 128.
- ↑ Franz Priester, Die Hofapotheke in Detmold, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 6 (1908), S. 98–138, hier S. 120.
- ↑ Westfalen 41 (1963), S. 60, und Westfalen 62 (1984), S. 446.
- ↑ Thomas M. Dann, Ernst Pethig. Architekt zwischen Moderne und Tradition (1892–1956), Detmold 2024, S. 130–132.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 86.
- ↑ Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 412 f.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ Franz Priester, Die Hofapotheke in Detmold, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 6 (1908), S. 98–138, hier S. 125.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ LAV NRW OWL, L 85 Nr. 3213.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.