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Hörster Bruch 1 (Hörste)

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Hörster Bruch 1 (Hörste)
OrtsteilHörste
StraßeHörster Bruch (Hörste)
Hausnummer1
Karte
© OpenStreetMap contributors
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHörste
Hausnummer039

Hier befand sich einst die 1772 entstandene Neuwohnerstätte Strate vulgo Althof, aus der 1930/31 das Café Hanning hervorging, dessen bauliche Reste 2020 abgebrochen wurden. Die historische Hausnummer dieser Stätte ist 39.

Café Hanning (ca. 1930 - 2020) in Hörstes Ortskern (Hörste Nr. 39), wohl Ansichtskarte; aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung

Geschichte

Acta über die vom Col: Weeken zu Hörste, Brscht. Währentrup erbetene Concession zum Anbau einer Stätte auf seinen Gründen - so lautet der Titel eine Akte des Amtes 0erlinghausen.[1] Danach wird Colon Weeke im Mai 1772 auf dem Amt vorstellig und trägt dem Amtmann vor:

. . . gestalten mein leibfreier Hof vor einigen Jahren zwar elociret (zwangsverwaltet), jedoch auf Nachsuchen meiner Creditoren mir vor Kurtzen wieder übertragen worden.

Unter meinen Creditoren nun ist der Inquilinus (Einlieger) Johann Henrich Strate, dermahlen bei Brinkmann zu Hittentrup wohnhaft, welcher ein Darlehn von 40 rthlr an mir zu fordern, und da er seine bisherige Wohnung verlaßen muß; so wäre er wohl willens auf das Meinige eine kleine Kottstette anzulegen, und dafür nicht nur seine bemelte Forderung der 40 thlr: zu quittieren, . . . , übrigens aber auch die Herrschaftl: praestanda in etwas zu verbessern, jedoch mit Extradiensten verschonet zu bleiben, anverlanget.

Wann nun ich als Eigenthümer, einen im Dorfe Hörste belegenen Garten habe, welchen ich von meinem Colonate zugleich entbehren kann, auch keinem eintzigen Colono daselbst der geringste Schade dadurch zuwächset, wenn das neü anzulegende Colonat darauf gebauet und errichtet wird, so gelanget . . . meine unterthänige Bitte . . . damit der neü angehende Colonus noch in diesem Sommer ein Wohnhaus darauf errichten könne.

Nach Genehmigung und Bau des Hauses wird im Folgejahr ein ergänzender Eintrag zu der neuen Stätte mit der Nr. 25 im Salbuch des Amtes Oerlinghausen von 1771, Bauerschaft Währentrup, vorgenommen: [2]

Blick vom Feuerwehrturm auf Hörstes Ortskern: links Schule; in Bildmitte Rückfront von Café Hanning mit zugehörigem Fachwerkhaus rechts davor, genutzt als "Weinstube", Bildrand rechts: Hof Brink, Nr. 8; Ansichtskarte ?; aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung
Café Hanning wenige Tage vor dem Abbruch, aufgenommen am 29.6.2020. Auf der Freifläche am linken Bildrand befand sich bis nur wenige Tage zuvor noch das kleine, früher als Weinstube genutzte Fachwerkhaus, Foto: Hella Sander, 2020

Nro 25. Johann Henrich Strate in Hörste hat in anno 1773 nach vorhergegangener Regierungs-Approbation vom 16ten Jul. 1772 neu angebauet, auf des Coloni Weeken in Hörste respve verkauften und angekaufften Garten, der alte Garte genannt.

dieser hält 1 Schfl. 3 ¾ Metzen

ist taxiert zu 35 gl. 1 ½ d. das Hauß pro Taxato 4 thl. 18 gl.

2 Kuhe in der Gemeinheit a 24 gl 1 ½ thl.

6 thl. 29 gl. 1 ½ d.

Ist gnädigster Landesherrschaft leibeigen

Dem Colono Weeken kömt er interimsweise pro simplo zur Hälfte mit 4 d. bis nach Vollendung der vorseÿenden Landes Catastrierung, da der NeoColono Strate verhältnismäßig aufgesetzet werden wird.

Da der Stättengründer Johann Henrich Strate das Grundstück für seine neue Stätte von dem (in Hörste gelegenen) Halbspännerhof Weeke erworben hat, dieser aber seit Alters her als gewissermaßen verwaltungsmäßige Exklave zur Bauerschaft Währentrup gehört, liegt auch die neue Stätte zwar geographisch mitten in Hörste, gehört aber zunächst zu Währentrup.

Erst 15 Jahre später wird eine Gruppe von in der Vogtei Lage liegenden Höfen verwaltungstechnisch vom Amt Oerlinghausen in die Vogtei Lage umgeschrieben; so wird aus der Neuwohnerstätte Strate Nr. 25, Bauerschaft Währentrup, die Stätte Nr. 39 in der Bauerschaft Hörste.[3] [4]

Der Flurname des Stätten-Grundstücks „Der alte Garten“ verweist darauf, dass hier zentral vordem die Hofstelle des einstigen Hörster Ursprungshofes gelegen haben soll (vgl. Geschichte des Dorfes Hörste). Da der Stättenname Strate zu dieser Zeit in Hörste bereits vergeben ist und im Kirchspiel Stapelage sogar mehrfach vorkommt, wird in Kirchenbuch und Verwaltungsakten zur Unterscheidung konsequent mit Namenszusätzen operiert: Strate vulgo Grundmann ist die damals bereits 200 Jahre bestehende Strate-Stätte Nr. 20 in Hörste, als Strate vulgo Althoff wird fortan die neue Stätte Strate Nr. 39 bezeichnet.

Nachdem der Stättengründer Johann Henrich Strate noch im Gründungsjahr 1772 kinderlos 43-jährig verstorben ist, tut sich seine Witwe wohl schwer mit der kleinen Stätte. Ende 1776 übernimmt ein Verwandter des Colon Weeke die Stätte Nr. 39, die dann fast hundert Jahre im Besitz von Nachfahren dieses Kötters bleibt.

Lange ist der Grundbesitz auf den „Alten Garten“ von etwa 1 Schfls. Größe beschränkt, erst um 1840 kommen aus der Gemeinheitsteilung 3 Schfls. auf dem Hörsterbruch hinzu und schließlich 1867 Ackerland und Hude von den geteilten Hörster Bergen von immerhin 14 Schfls. Größe.

Auf diesem neu der Stätte Nr. 39 zugeschlagenen Land baut der Colon Wilhelm Strate, ein geborener Hanning von Hörste Nr. 55, der die Stätte Nr. 39 1855 gekauft und danach die Schwester der Verkäuferin geheiratet hat, ab 1869 einen Kotten.[5] Möglicherweise übernimmt er sich dabei finanziell. 1874 kommt es zur Dismembration (Zerstückelung) der Stätte Nr. 39 wegen Überschuldung.[6] Das Ehepaar Strate zieht auf den neuen Kotten, der zur Neuwohnerstätte Hörste Nr. 70 wird, und verkauft seine (restliche) alte Stätte Nr. 39 an Colon und Schuhmachermeister Wilhelm Hanning, Besitzer der Stätte Hörste Nr. 48, der sie für seinen Sohn, den Schuhmacher und jungen Familienvater Friedrich Wilhelm Hanning erwirbt; Kaufsumme 2100 Thaler, Übergabe 1. April 1875.

Da das Namensrecht zehn Jahre zuvor in Lippe geändert worden ist, wird die Stätte Strate Nr. 39 jetzt zur Stätte Hanning Nr. 39 - ein Name, der insbesondere wegen des später aus dieser Stätte entstandenen „Café Hanning“ älteren Hörstern geläufig ist.

1883 kauft W. Hanning mehr als 1 Hektar Land von Hochfeld, dem Interimsbesitzer des in Auflösung befindlichen Hofes Hörste Nr. 6, hinzu.

Etwa fünfzig Jahre ist Familie Hanning über zwei Generationen neben der kleinen Landwirtschaft im Schumacher-/Schusterhandwerk tätig. Dann wendet man sich in den 1920er Jahren der Gastronomie zu. Einiges zu den Anfängen des „Café Hanning“ wie auch zum beginnenden Fremdenverkehr in Hörste findet sich in der Beschwerde des Konzessionsausschusses für das Gaststättengewerbe und des Landrats in Detmold gegen den Amtsausschuss in Detmold wegen der an die Geschwister Toni u. Elisabeth Hanning in Hörste verliehenen Konzession zum Ausschank alkoholischer Getränke von Anfang 1932.[7]

Vorausgegangen ist offenbar der Abbruch eines alten Leibzuchtshauses und der Bau einer repräsentativen Pension/Gaststätte direkt gegenüber dem Saalbau des Hörster Kruges in den Jahren 1930/31 (vgl. zu Eigentümern/Bewohnern). Eine zuvor den Schwestern/Töchtern Toni und Elisabeth Hanning erteilte Schankerlaubnis wird mit der Beschwerde beschränkt auf den Zeitraum 15. April bis 15. Oktober jeden Jahres, da nur in diesen Zeiten Sommergäste in Hörste seien. In den übrigen Zeiten würden die vorhandenen Gaststätten Ostmann und Windmann im Ortskern Hörste sowie der Stapelager Krug den örtlichen Bedarf voll abdecken.

Briefbogen Café Hanning, 1967; LAV NRW OWL, D 23 B Detmold. Lage, Blatt 75 I, S. 378

Der nach bescheidenen Anfängen in 1928 bereits auf etwa 1000 Sommergäste im Jahre 1931 angewachsene Fremdenverkehr in Hörste wird wegen der Weltwirtschaftskrise in den Folgejahren zurückgegangen sein; bestehen bleiben aber sehr hohe Schulden aus dem ambitionierten Neubau: Ich, der Schuhmachermeister Friedrich Hanning, Hörste Nr. 39, bekenne hiermit . . . ein Darlehn von Goldmark 16.389,15 . . . erhalten zu haben . . . ab 1. August 1931 mit monatlich mindestens 85,-- Gm zu tilgen.[8] Das ist offenbar nicht zu leisten; im Mai 1936 wird erstmals die (anzuberaumende) Zwangsversteigerung des Grundbesitzes im Grundbuch eingetragen, die Versteigerung dann aber durch (Teil-)Zahlung im letzten Moment abgewendet. Derlei gerät zur Routine und wiederholt sich in den 1950er und 1960er Jahren noch fünf mal.[9] Betreibende Gläubiger sind Brauereien in Detmold, Herford und Dortmund, auswärtige Kaffee- und Weinlieferanten, das Finanzamt, die AOK und andere.[10] Jenseits all dessen pflegt man stets eine recht mondäne Außendarstellung im Hause Hanning.

Café Hanning überdauert noch den Niedergang des Fremdenverkehrs in Hörste, und letztlich findet sich eine Lösung für die finanziellen Probleme, als Anfang der 1990er Jahre ein zur Stätte gehörender größerer Acker zu Bauland wird, dessen Verkauf die Schulden abdeckt. Das „Café Hanning“ wird geschlossen, das Haus verkauft. Es lebt in anderen Händen noch einmal einige Jahre als Bierlokal „Eicheneck“ auf, bis es zur endgültigen Schließung kommt. Einem weiteren Verkauf des Gebäudes folgt ein langer Leerstand, schließlich 2020 der Abriss.

Auf dem Grundstück in zentraler Lage entstehen danach moderne Wohnbauten ohne erkennbaren Bezug zur baulichen Bestandsstruktur.

Gebäudegrundrisse 1913 der Stätte Hanning (links Saalbau des Hörster Kruges) (aus Ausbauplanung Hiddentrupper Str. / LAV NRW OWL, L 80.22 Nr. 453)

Gebäude

• Kleines (Fachwerk-)Wohnhaus mit atypischen Fachwerkgiebeln und Torbogen von 1772; 1905 als Leibzucht bezeichnet bei Genehmigung eines Anbaus daran - dieser Anbau vor 1931 abgerissen; in den 1950er Jahren (?) Umbau des Hauses zu „Hannings Weinstube“; um 2018 Abriss nach langem Leerstand

• Kleines Haus (die im Salbuch 1781 nachgetragene Leibzucht ??, also erbaut 1781 . . . 1829) - abgerissen vor 1931; an dessen Stelle Bau der Pension/des Gasthauses „Café Hanning“ (1930/31) - nach dessen Abriss 2020 heute dort modern gestaltete Wohnbebauung

das zuletzt als Weinstube genutzte und 2020 abgebrochene kleine Fachwerkhaus, Foto: Hans-Christian Schall, 2010
Torbogen-Inschrift von 1772 an dem zuletzt als Weinstube genutzten Fachwerkhaus , Foto: Hans-Christian Schall 2010

Inschriften

• Das Erbauer-Ehepaar des ersten Hauses auf der Stätte - Johann Henrich Strate und Anna Catrine Hilgenstöhler - hat nach der Eheschließung 1754 zunächst lange Jahre als Einlieger auf dem Hof Brinkmann in Hiddentrup gelebt. Dort hat es damals einen Krug gegeben - zur Beköstigung und Übernachtung reisender Kaufleute und ihrer Gespanne, aber auch für durstige einheimische Kehlen. So werden die Strates im Kruge zu Hiddentrup gedient/gearbeitet/geholfen und so ihre Erfahrungen mit „Säufern und Schlemmern“ gemacht haben. Hat der einstige Krug auf dem Hof Brinkmann bereits die Inschrift mit dem bemerkenswerten Säufer-und-Schlemmer-Vers getragen? War er Vorbild für die Inschrift des 1772 neu erbauten Hauses der Strates?

Inschrift von 1772 an dem zuletzt als Weinstube genutzten Fachwerkhaus: [11]

HÖRE MEIN SOHN SEI WEISE UND SEI NICHT UNTER DEN SÄUFFERN UND SCHLÄMMERN DEN(N)
DIE SÄUFFER UND SCHLÄMMER VERARMEN UND EIN SCHLÄFFER MUSZ ZERRISSEN KLIDER TRA
GEN SPRÜCHEN SALOMONIS DAS XXIII VERS 19•20•21• IOHAN HENRICH STRATE UND
SEINE EHEFRAUE ANNA CATRINE HELGENSTOHLER HAVS LASEN BAEN
1772 M•I•K• BRINCK DEN 16 SEPTEMBER


• Der prägnante, in großen Lettern ausgeführte Schriftzug CAFE HANNING an der Fassade des Pensions-/Gaststättengebäudes der Familie Hanning gehörte fast 90 Jahre zu den markanten Blickpunkten in Hörstes Ortskern.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Zum Stättengründer Johann Henrich Strate steht im Sterberegister des Kirchenbuches Stapelage: (1772) den 19ten Dec. starb Johan Henrich Strate, Neuwohner in Weeken alten Hofe in Hörste an der Wassersucht, ward begraben den 22ten Dec., alt 43 Jahr 7 Monath 3 Wochen minus 2 Tage. Danach müsste er im April 1729 geboren sein; ein entsprechender Taufeintrag fehlt allerdings. Der Konfirmationsvermerk vom 18. 03. 1742 - 30) Johan Henrich Strate aus Hörste, 14 Jahre - belegt dann aber, dass er aus Hörste - wohl zumindest indirekt von der Stätte Strate Nr. 20 - stammt.

Johann H. Strate verbringt fast sein ganzes Erwachsenen-Dasein als Einlieger auf dem Hof Brinkmann in Hiddentrup. Im Sommer 1752 heiratet er Anna Maria Ilsabein Böger aus Schlangen, die zwei Jahre später 28-jährig verstirbt. Vier Monate danach die zweite Ehe des Witwers: Die deutlich ältere Anna Catharina Hilgenstöhler (1712 – 1800) aus Stapelage wird seine Frau. Kinder gehen aus der Ehe offenbar nicht hervor; ein vermutlich unehelicher Sohn der Ehefrau ist im Einlieger-Verzeichnis 1752 aufgeführt: 27 Anna Cathar. Hilgenstöhler, Spinnerin [Frau + 1 Sohn]. Der spätere Familienstatus geht aus den Volkszählungen hervor; 1769 wird festgehalten: Nr. 3 Brinkmann (Hiddentrup) + Einl. Joh. Henrich Strate Ma. + Fr. (keine Kinder) + 1 Kuh.

Vier Jahre nach der Stättengründung zählt man 1776 (nicht unter Hörste, sondern unter Währentrup): Nr. 25 Strate zu Hörste (1 Fr + 1 Sohn üb. 14 Jahre + 1 Magd) spinnet, 1 Kuh.

Bald nach der Volkszählung 1776 heiratet das nächste Paar, das die Stätte übernimmt: (2. 11. 1776) Johann Hermann Weeke ein unehelich Sohn von dem jetzigen Bornmeyer, jetziger Althof und Neuwohner in Hörste mit Anne Marie Hillbrink in Hörste . . . copuliret. Verwandtschaft zu den Strates liegt nicht vor; Colon Weeke wird ihm gegenüber bestehende Verpflichtungen der Neuwohnerstätte genutzt haben, um dem Sohn seines Bruders Philipp (jetzt Bornmeier zu Barkhausen) zu einer Existenz zu verhelfen.

Die junge Ehefrau stirbt nach anderthalb Jahren im Kindbett, der Witwer ehelicht im September 1779 seiner verstorbenen Frauen Schwester Amalie Catharine Ilsabein Hilbrinks (1759 – 1832) daselbst. Ein Kind erster Ehe verstirbt mit 9 Monaten, aus der zweiten Ehe gehen fünf Kinder hervor:

* 1783 Anne Marie Louise obiit

* 1785 Anne Marie Elisabeth († 3. Nov. 1869)

* 1788 Jobst Hermann Berend, Anerbe

* 1791 Hanna Louise

* 1796 Töns Henrich

Die Eltern sterben 1815 (d 8ten May starb Johann Hermann Weke vulgo Althof in Hörste an der Brustkrankheit, begr. 11. May, sein Alter war 73 Jahre) und 1832 (Amalia Katharina Strate vulgo Althof, Nr. 39 zu Hörste, Witwe, 13. Novmbr, Altersschwäche, 76 J.).

Der Anerbe Jobst Hermann Berend Strate vulgo Althöfer (1788 – 1854) übernimmt die Stätte Nr. 39 mit seiner ersten Eheschließung im Oktober 1827 von seiner Mutter. Seine Ehefrau und Colona wird Anne Sophie Elisabeth Reineke von Pivitsheide VL Nr. 24 (* 1802), die 1835 infolge Wochenbetts verstirbt. Daraufhin heiratet der Witwer (mit zwei Kindern) im Oktober 1836 Anna Marie Elisabeth Wiele (1810 – 1877) von Augustdorf Nr. 29. Aus den beiden Ehen gehen folgende Kinder hervor:

Nach 2020 anstelle des Café Hanning entstandene Wohnbauten (rechts im Bild Saalbau des Hörster Kruges), 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock

* 1828 Töns Henrich Christoph († 1828)

* 1829 Wilhelmine Luise Frieder. (Anerbin u. Stätten-Verkäuferin)

* 1832 Justine Henriette († 1848)

* 1835 Friederike Amalie († 1836)

* 1837 Johanne Karoline (heiratet 1855 den Stätten-Käufer)

* 1840 Ludwig Gottlieb († 1841)

* 1842 Karoline Justine († 1842)

* 1844 Karl August (1868 Einl. u. Weber in Hörste)

* 1848 Friedrich Wilhelm († 1848)

Ein Jahr nach dem Tode des Straßenkötters Jobst Hermann Strate Nr. 39 im Februar 1854 begibt sich seine Witwe Marie Strate, geb. Wiele, in Begleitung ihrer Stieftochter Wilhelmine im April 1855 auf die Amtsstube in Lage und erklärt, die Bewirthschaftung der Stätte falle ihr zu schwer und wolle dieselbe daher der am 8. Decbr. 1829 geborenen, mithin großjährigen Anerbin Wilhelmine übertragen und sich zur Leibzucht dasjenige vorbehalten, was in den hierbei überreichten Scripten bemerkt sei.[12]

Die Niederschrift enthält wesentliche weitere Punkte:

- Die Stätte wird schuldenfrei übergeben.

- Kaufkontrakt: Die unverheiratete Wilhelmine Strate verkauft ihre soeben ererbte Stätte Nr. 39 an den miterschienenen Käufer Heinrich Hanning von Hörste Nr. 55 - Kaufpreis 500 Taler; sofort nach Genehmigung fällig.

- Der Käufer will sich mit der Halbschwester der Verkäuferin, Johanne, wenn derselbe nächsten Herbst aus dem Auslande zurück weges ist, verheirathen . . .

- Stirbt die Johanne Strate vor der Verheirathung mit dem Käufer Heinrich Hanning, ist der hier abgeschlossene Contract null und nichtig . . .

Wie im Frühjahr vertraglich festgelegt, wird die Ehe des nächsten Straßenkötterpaares Strate in Hörste Nr. 39 Ende Oktober 1855 per Eheprotokoll besiegelt.[13] Die Eheleute Hermann Heinrich (geb. Hanning, 1823 – 1887) und Johanne Karoline Strate (1837 – 1894) haben Kinder:

* 1856 August Wilhelm († 1937 auf Hörste Nr. 70)

* 1858 Hanne Friederike

* 1861 Hermann Henrich August († 1862)

19 Jahre später, Ende 1874, haben die Strates erhebliche Schulden auf der Stätte Nr. 39, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Kottenbau auf neu zugeteiltem Land entstanden sind. Sie verkaufen ihre Stätte Nr. 39 mit Ausnahme es neuen Kottens für 2100 Taler an den Schuhmacher Wilhelm Hanning von Nr. 48. Dabei bleibt die Leibzucht für des Verkäufers Schwiegermutter bestehen, während die 1855 festgelegten Rechte der immer noch ledigen, jetzt 46-jährigen Wilhelmine Strate (Wohnung im Leibzuchtshause, 1/3 Gartennutzung) abgelöst werden. Familie Strate zieht auf ihren Kotten, der jetzt zur Neuwohnerstätte Nr. 70 wird.

Werbeprospekt Pension GESCHW. HANNING, um 1931 (LAV NRW OWL, L 80.10 Nr. 29)

Der Käufer bzw. Sohn des Käufers Friedrich Wilhelm Hanning (1845 – 1922) hat ein halbes Jahr vor dem Stättenkauf seine erste Frau Juliana Franziska Weeke (1845 – 1878) geheiratet und am gleichen Tag - dem 1. Mai - auch das erste gemeinsame Kind taufen lassen. Vier Jahre später verstirbt sie, der Witwer heiratet 1879 Johanne Auguste Schulte (1853 – 1932) von Hörste Nr. 11, mit der er weitere fünf Kinder hat und schließlich alt wird. Die Kinder dieser Generation auf der Stätte Nr. 39 sind:

* 1874 Heinrich Christoph († 1874)

* 1875 Wilhelm Gottlieb († vor 1932)

* 1877 Gustav Adolf (Ziegler, † 1899)

* 1879 Friedrich August (Schuhmachermeister, Gastwirt, † 1964)

* 1882 August Heinrich Hermann (1931 Gastwirt in Lage, † 1945)

* 1885 Ernst Albrecht (1931 Landwirt in Piv. VL)

* 1887 Pauline Johann Marie († 1919)

* 1893 Rudolf Hermann Adolf, Kriegsinvalide († 1919)

Werbeprospekt Pension GESCHW. HANNING, um 1931, Innenseite (LAV NRW OWL, L 80.10 Nr. 29)

Nach dem Tode Wilhelm Hannings Ende Mai 1922 wird zunächst für neun Jahre seine Witwe Johanne, geb. Schulte, Eigentümerin der Stätte Nr. 39. Am 8. Mai 1931 schließt sie einen Kolonatsabtretungs- und Leibzuchtsvertrag mit ihrem ältesten Sohn, dem Schuhmachermeister Friedrich Hanning (1879 – 1964), und seinen beiden einzigen (lebenden) Geschwistern, dem Wirt August Hanning in Lage (1882 – 1945) und dem Landwirt Albrecht Hanning in Pivitsheide VL (* 1885), die abgefunden werden. Zur Wohnung erhält die abtretende Kolona/Mutter 3 in der I. Etage des in Neubau befindlichen Kolonatsgebäudes belegene Räume nach ihrer Wahl. Zum Tragen kommt diese Leibzucht maximal ein halbes Jahr, denn am 4. Januar 1932 verstirbt die Leibzüchterin.

Der neue, in wirtschaftlich schwierigster Zeit die elterliche Stätte antretende Besitzer Friedrich Hanning ist bereits in der Mitte seines Lebens; er hat im Oktober 1905 Johanne Holzkämper (12.08.1882 - 24.08.1955) aus Oerlinghausen geheiratet und mit ihr vier Kinder:

* 30.11.1905 Antonie, ab 1934 verh. Sturhahn in Hörste Nr. 112 († 1971)

* 11.01.1908 Elisabeth (ledig) († nach 1991)

* 25.09.1912 Elfriede, später verh. u. verwitwete Kremeier († 1972)

* 06.10.1913 Friedrich (junior), Kfm./Gastwirt († 1991)

Friedrich Hanning senior muss es gewesen sein, der irgendwann in den 1920er Jahren die alte Volksweisheit „Schuster bleib bei deinem Leisten!“ in den Wind geschlagen und voll auf Gastronomie und Fremdenverkehr gesetzt hat. Der damit entstandene Schuldenberg wird für Jahrzehnte zur extremen Belastung. Als Friedrich Hanning senior im Oktober 1964 verstorben ist, wird er von seinen vier Kindern zu je ¼ beerbt. Da der Grundbesitz hoch belastet ist und die Pfändung von Erbanteilen durch das Finanzamt droht [14] , kommt es nach sechs Jahren - 1970 - nur zur Abfindung der Tochter Antonie, verheiratete Sturhahn; die anderen Erben - alle auch wohnhaft im Hause Hörste Nr. 39 - besitzen „Café Hanning“ inclusive ca. 2 Hektar Land und sehr hohen Schulden als Erbengemeinschaft. 1972 verstirbt Elfriede Kremeier, geb. Hanning. Ihr Anteil geht auf ihre beiden Kinder Jürgen Kremeier (* 1938) und Carla Easson, geb. Kremeier, (1944 – 2001) , ebenfalls beide wohnhaft Hörste Nr. 39, über. Eine letzte Veränderung der Erbengemeinschaft Hanning ergibt sich 1991 mit dem Tod von Friedrich Hanning, der seinen Neffen Roland Hanning (* 1939) zu seinem alleinigen Erben bestimmt hat.

Diese Erbengemeinschaft Hanning kann nach 1990 etliche Baugrundstücke insbesondere südlich der Stapelager Straße (Kolpingstraße/Schleiermacherweg) verkaufen, die Schulden tilgen und veräußert dann auch das ehemals markante Haus „Café Hanning“ in Hörstes Ortskern.

Bewohner der Stätte Hörste Nr. 39 in Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB):

1828 (VZ):    39  2 Wohnhäuser, Herman Strate; Einl. Töns H. Strate

1900/01 (AB): 39 Hanning, Wilhelm, Schuhmacher.

1925/26 (AB): 39 Hanning, Johanne, Witwe; Hanning, Fritz, Schuhmachermstr.

Literatur

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 108 Oerlingh. Nr. 1599
  2. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 154
  3. LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Fach 21 Nr. 2
  4. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 110, S. 978
  5. LAV NRW OWL, L 108 Lage, Fach 2 Nr. 26 - Band: XXII
  6. LAV NRW OWL, L 108 Lage, Fach 2 Nr. 26 - Band: XXIV
  7. LAV NRW OWL, L 80.10 Nr. 29
  8. LAV NRW OWL, D 23 B Detmold. Lage, Blatt 75 I, S. 77
  9. LAV NRW OWL, D 23 B Detmold. Lage, Blatt 75 II
  10. LAV NRW OWL, D 23 B Detmold. Lage, Blatt 75 I - IV
  11. ‘‘Hausinschriftensammlung des Genealogischen Arbeitskreises im NHV‘‘
  12. LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr.26 Bd. XX
  13. LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 341, S. 187/188
  14. LAV NRW OWL, D 23 B Detmold. Lage, Blatt 75 I, S. 369

Autor*innen

Dr. Horst Wissbrock