Denkmalstraße 23 (Heiligenkirchen)

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Denkmalstraße 23 (Heiligenkirchen)
OrtsteilHeiligenkirchen
StraßeDenkmalstraße (Heiligenkirchen)
Hausnummer23
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeHeiligenkirchen
Hausnummer017


Zwischen 1678 und 1721 angelegte Stätte, ehem. Heiligenkirchen Nr. 17.

Geschichte

Ansicht von Süden (von der Denkmalstraße), um 1900, Archiv Heimatverein Heiligenkirchen
Ansicht von Westen, um 1930, Archiv Heimatverein Heiligenkirchen

Das Kolonat ist 1618 noch nicht erwähnt, jedoch 1721 vorhanden.[1] Der erste Besitzer, Johann Plaß, ist 1678 noch als Einlieger bei Hermann am Brincke verzeichnet als "Plaß Johan, ein Taglöhner, ein alter man" (Volkszählung ). Zwischen 1678 und 1721 gelang der Familie Plaß mit Johann Cord Plas der Aufstieg von einer Einliegerfamilie zum Besitzer einer Hoppenplöckerstätte. Das Salbuch vermerkt 1721 Johann Cord Plas auf dem Kolonat 17 als Kleinkötter. Letzteres wurde durchgestrichen und durch die Klassifizierung Hoppenplöcker ersetzt. Plaß war der gräflichen Herrschaft leibeigen, besaß sein Gut von dieser meierstättisch, gab Weinkäufe und Sterbfälle. Er "hat anbey ein Wohnhauß benebst Hoffraum welcher hält ½ Metze", keinen Garten und keine Länderei. An Diensten und Lasten bestanden 3 Tage Burgfest mit der Hand, 9 Groschen Burgfestschatz und 3 Pfennig Hofgerichtsschatz, 5 Eier, Michaelis und Pfingsten Kuhgeld nach der Anzahl seines Viehs. An den Küster gab er 1 Groschen und 3 Pfennige sowie 3 Eier.[2]

1659 hatte Johann Plaß' Tochter Catharina geheiratet. Das Eheprotokoll vom 22.1.1659 lautet: "Andreaß Penningk uffm graben, S. Deppen Pennings hinterlassener ehelicher Sohn, befreiet sich an Catharinen Plaßjohanns dochter, auß Heiligenkirchen, haben nichts eigeneß, sein Unser gnd. Herrschafft mit eigenthumb verwant."[3] Nach Johanns Tod heiratete Johann Plaß' nachgelassener Sohn Cord Brinck 1687 Anna Ilsabein weil. Cord Drüdemers im Eichholz nachgelassene Tochter. Beide waren der Landesherrschaft eigen. Sie brachte 8 Taler, welche Anna Brünings ihr mitzugeben versprach. Die Brautleute hatten ansonsten keine eigenen Güter.[4]

Laut Eheprotokoll vom 21.2.1726 trat Johann Barthold Ludwig Plaß, Johann Tönnies Plaßen ehel. Sohn aus Heiligenkirchen 1726 in die Ehe mit Anne Elisabeth weil. Friedrich Raüschen aus der Lage natürl. Tochter, beide eigen, haben sich nichts verschreiben lassen.[5]

1731 heiratete Conrad Hilckers aus Hiddesen auf das Kolonat Plaß: 6.1.1731, "Conrad, Cord Henrich Hilckers aus Hiddesen ehelicher Sohn, tritt in die Ehe mit Amelie Marie Elisabeth Plaß, Johann Cord Plaßen aus Heiligenkirchen eheliche Tochter, sind beide eigen, er kommt zur Braut auf die von ihrem Vatter jetzo abgetretene Kohtstette und verbessert solche in ansehung der bei die Stette von der seelig Mutter gekauften 7 Scheffelsaat Landes, mit 20 rt, welche jährlich mit 1 rt bezahlt werden sollen. Der Vatter von der Braut beziehet die Leibzucht, welche bestehet in einer Stube im Hause, einer Kammer und einer Bühne".[6]

Laut Eheprotokoll vom 2.7.1734 trat "Hermann Simon, Johann Otto Plassen zu Heiligenkirchen ehel. Sohn, in die Ehe mit Trinen Ilsabein, Tonß Hakenbuhrs von Holtzhausen ehel. Tochter, beide eigen, Braut kommt zum Bräutigam und bekombt von ihrem Bruder Johann Berend Hakenbuhr 18 rt und 1 Kuh wovon er so gleich 5 und hernach mahls alle Jahr 1 rt mit vorbehaltung eines freien Jahrs, die Kuh aber gelegentlich zu entrichten versprochen, der Braut Vatter aber will dazu 2 rt nebst dem Brautwagen geben."[7]

Eine Tochter, Anna Ilsabein Plaß, heiratete 1746 den Detmolder Schneidermeister Johann Friedrich Niebeker und zog zu ihm in die Bruchmauerstraße 10, wie dem Eheprotokoll vom 22.10.1746 zu entnehmen ist: 2Johann Friederich Niebeker Bürger und Schneidermeister allhier [Detmold] schreitet zur zweiten Ehe mit Annen Ilsabein weil. Johann Otto Plassen [Plaß] zu Heiligenkirchen ehel. nachgel. Tochter, er frei, sie eigen und will sich weil sie zu ihm in die Stadt frei kaufen (welches den 22.12.1746 geschehen). Ihr dos ist nach ihres Bruders Simon Aussage 5 rt und etwas hölzern Zeug."[8]

1782 hieß es im Salbuch, Plaß besaß ein Wohnhaus mit ½ Metze Hofraum, einen Schweinestall, einen Garten nahe beim Haus, mit einigen Obstbäumen besetzt, sowie einen Kamp bei der Grothenburg von 5 Scheffel 3 Metzen Größe an der Stätte Nr. 17 gelegen. Von diesem Kamp gab er dem Grafenhaus jährlich 2 Scheffel Hafer. Er wurde als Neuwohner und Straßenkötter klassifiziert. Die Größe seines Landes unter der Grotenburg wurde im Salbuch 1782 etwas größer, nämlich mit 6 Scheffel 2 Metzen angegeben.[9]

Seit dem Herbst 1817 wurde der Organist und Kopist Simon August Langewort aus Detmold mit der Abschrift und Revision der nicht mehr aktuellen Salbücher von 1782 beauftragt. Er zog der Lebenshaltungskosten wegen nach Heiligenkirchen. Mit seinem Bruder, dem Schön- oder Blaufärber Konrad Dietrich Langewort, kaufte er 1821 die Stätte Plaßmann, Nr. 17.[10] Plaßmann selbst hatte bereits 1819 einen Binnenkotten auf seinem Kampe unter der Grotenburg errichtet, der 1821 unter Nr. 29 als Neuwohnerstätte eingetragen wurde, siehe Plaßkampweg 40. Dazu hatte er 135 rt von der Leihekasse und 100 rt von Krüger Tötemeyer in Berlebeck geliehen. Da ihm nun die Zinsen zu schwer wurden, verkaufte er 1821 das noch als Leibzucht genutzte alte Wohnhaus mit dem zugehörigen Garten und Hofraum an Langewort.[11].

Ein Nachfahre, der Maurer und Kolon Adolf Langewort, erwarb 1871 von Pastor Wilhelm Wendt zu Kirchdonop und Witwe Dr. Charlotte Lohmeier zu Heiligenkirchen von der Stätte Nr. 49 die Länderei IV, 2 cat. "Auf dem Südloh", 5 Scheffel 3 Metzen groß, für 725 rt.

Gebäude

Ansicht von Süden (von der Denkmalstraße), 2017, Foto: Joachim Kleinmanns
Ansicht von Norden (vom Kirchweg), 2017, Foto: Joachim Kleinmanns

Ein massives, giebelständiges Wohnhaus, 1 ½-geschossig, aus Bruchstein mit Satteldach, um 1910 mit einem traufständigen verputzten Querbau ergänzt. Davor ein Backhaus, zu Stallung und Scheune ausgebaut, mit Satteldach.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Henriette geb. Danhäuser und Adolf Langewort, um 1885, Archiv Heimatverein Heiligenkirchen.
Amalie und Ernst Langewort mit ihren Kindern Mathilde und Rolf, um 1916, Archiv Heimatverein Heiligenkirchen.

1678 (Volkszählung) ist Johann Plaß noch ein Einlieger bei Hermann am Brincke: "Inlieger Plaß Johan, ein Taglöhner, ein alter man."

1703 Herman Conrad Plaß, heiratet am 9.11. Conrad Schlichtings Tochter.

1705 Conrad Plaß heiratet am 17.6. Anna Elisabeth Sisenops.

1719 Otto Küster heiratet am 7.11. Anna Margaretha Plaß.

1721 (Salbuch) Johann Cord Plass(mann), Hoppenplöcker

1769 (Volkszählung) Plaßmann mit Frau und 2 Töchtern unter 10 Jahren, 1 Kuh.

1776 (Volks- und Viehzählung) Tagelöhner Simon Plaß mit Frau und 4 Töchtern, 1 Kuh.

1795 Simon Plas, Witwer und Straßenkötter Nr. 17 in Heiligenkirchen, heiratet am 9.8. Ilsabein weiland Johan Henrich Plöger Einlieger daselbst nachgebliebene ehel. Tochter, † 28.4.1834.

1806 Johann Friedrich Wilhelm Plaß (19.1.1784–24.2.1848), ehel. Sohn des Simon Plaß, Straßenkötter Nr. 17 zu Heiligenkirchen, heiratet am 23.8.1806 Kathrina Sophie († 5.2.1836), ehel. Tochter des Wilhelm Brinkmann, Straßenkötter Nr. 46 in Berlebeck.

1813 heiratete Anton Plaß’ Tochter Ernestine Dorothee Elisabeth nach Lemgo. Das Eheprotokoll vom 23.10.1813 lautet: "Henrich Wilhelm Dietrich Schöning, Witwer und Bürger zu Lemgo, begibt sich in die 2te Ehe mit Ernestine Dorothee Elisabeth weil. Anton Plaß Einlieger zu Heiligenkirchen nachgebliebene eheliche Tochter. Sie zieht zu ihm und lässt nichts verschreiben. Er hat aus erster Ehe eine Tochter."[12]

1815 heiratete Simon Plaß’ Tochter Luise den Witwer Franz Schöning, Einlieger in Brake. Das Eheprotokoll wurde am 27.2.1813 aufgesetzt und bestimmte: Franz Schöning, Witwer und Einlieger zu Brake, begibt sich da er wegen noch nicht abgelaufener Trauerzeit den Konsistorium Dispensationsschein vom heutigen dato vorgelegt hat in die 2te Ehe mit Luise weil. Simon Plaß Straßenkötter Nr. 17 zu Heiligenkirchen ehel. nachgeb. Tochter. Sie erhält aus Zusage ihres Bruders des Koloni 5 rt, 5 rt für die Kuh und etwas hölzern Zeug. Gleich 2 rt 18 gr und das übrige Geld zur Leihe mit 18 gr.[13]

1821 Verkauf an Schönfärber Conrad Dietrich Langewort und dessen Bruder August.

1828 (Volkszählung) 1 Wohnhaus, 2 Haushalte: Colon [Simon August] Langewort mit Frau und 3 Söhnen unter 14; Leibzüchterin Plaß.

1854 (Salbuch 1854) Langewort.

1880 (Urkataster) Langewort.

1894 (Brandkataster) A. Langewort.

1901 (Adressbuch) Maurer Adolf Langewort; Rentner Heinrich Limberg.

1919 (Volkszählung) Maurer Ernst Langewort mit Frau Amalie, Tochter Mathilde und Sohn Rudolf; Witwe Amalie Meier.

1926 (Adressbuch) Ernst Langewort, Maurer; Witwe Amalie Meier.

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24, Salbuch 1721.

LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 39, Salbuch 1782.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Bd. I, 14: Verkauf der Stätte Plaßmann Nr. 17 an Langewort, 1821.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Bd. VI, 81.

LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 133, 135 bis 138 und 140.

LAV NRW OWL, L 85 / Geistliches Gericht in Lippe, Nr. Nr. 4014: Langewort Kreditoren gegen den verstorbenen pensionierten Küster Westerwelle in Heiligenkirchen. Westerwelle war der Schwiegervater des Organisten Langewort in Detmold, dieser ein Bruder des Schönfärbers Langewort in Heiligenkirchen – Geldforderungen, Laufzeit 1823–1824.

LAV NRW OWL, L 92 Z IV Nr. 33: Volkszählung Vogtei Falkenberg 1769.

LAV NRW OWL, L 92 Z IV Nr. 34: Volkszählung Amt Detmold 1828.

LAV NRW OWL, L 79 (Lippische Regierung (Jüngere Registratur)), Nr. 5257: Volkszählung 1919.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24.
  2. LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24.
  3. LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 740.
  4. LAV NRW OWL, L 108 A Detmold Nr. 135, 1686–1693, S. 39.
  5. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 136, fol. 18.
  6. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 136, fol. 160.
  7. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 137: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 5], Laufzeit 1732–1736, S. 201.
  8. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 6], 1737–1746, S. 490.
  9. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 39, Salbuch 1782.
  10. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. I, 14: Verkauf der Stätte Plaßmann Nr. 17 an Langewort, 1821.
  11. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. I, 14.
  12. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 140: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 8], 1806-1815, S. 643.
  13. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 140: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 8], 1806-1815, S. 572.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns