Stadtbefestigung (Detmold)

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Über die Stadtbefestigung von Detmold ist wenig bekannt. Drei Viertel der Stadt, vom Lemgoer Tor im Norden bis zur Bruchpforte im Westen, waren durch die Stadtbefestigung umschlossen. Das nordwestliche Viertel nahmen der Burggraben und der Faule Graben ein. Siehe dazu den Eintrag zum Schloss.

Geschichte

Die Stadtbefestigung wird mit der Gründung der Stadt Detmold entstanden sein, die kurz vor 1265 angesetzt wird. Die älteste vom Rat der Stadt ausgestellte und besiegelte Urkunde stammt aus dem Jahr 1305.

Die Schutzfunktion wurde spätestens mit dem Bau der Mauerhäuser eingeschränkt, wie sie in der Adolfstraße, Auguststraße und ansatzweise noch in der Bruchmauerstraße erhalten sind.

Ab 1780 begann die Niederlegung der Stadtbefestigung, zunächst mit dem inneren Lemgoer Tor, im Winter 1808/09 folgte der Bürgerturm in der Schülerstraße, am Hornschen Tor 1803 die "Akzise" (das innere Tor), 1805 das äußere Tor und 1806 das selbständige Pförtnerhaus. 1825 erwarb Maurermeister Rakelmann das äußere Lemgoer Tor, welches als "Pförtnerhaus" bezeichnet wurde, vom Magistrat auf Abbruch. Um diese Zeit scheint das Bruchtor noch bestanden zu haben; das Bruchpförtnerhaus wurde erst 1877 niedergelegt.[1] 1842 wurde an der Exterstraße ein erster Durchbruch, die "Kälberpforte", geschaffen, 1845 dann die Exterstraße auf voller Breite zur Leopoldstraße durchgeführt. Im selben Jahr folgte auch die Öffnung der Mauer an der Meierstraße und 1847 der Abbruch der anschließenden Mauer im Bereich der Karlstraße. Der letzte wichtige Mauerdurchbruch verband 1874 mit der Freiligrathstraße die Altstadt mit den Neubauten im Südwesten.

Gebäude

Über das Aussehen der Stadtbefestigung geben einige Bildquellen Auskunft (s. u.: Quellen).

Richtige Stadttore gab es nur an den beiden Enden der Langen Straße, das Hornsche Tor im Süden und das Lemgoer Tor im Norden. Beides waren Kammertore. Von Außenkante zu Außenkante waren diese Bauwerke im Süden etwa 65 m und im Norden etwa 75 m lang. Zwischen äußerem und innerem Tor verlief der Wassergraben, der im gesamten östlichen Bereich, also vom Hornschen Tor bis zum Lemgoer Tor, um 1760 bereits mit dem abgetragenen Wall zugeschüttet war, wie der Stadtplan dieser Zeit darstellt. Hier bewirtschafteten die Bürger ihre Gärten, die sog. "Grabengärten".

Beim Lemgoer Tor wurde das äußere im 18. Jh. als "Wachtstuben vor der Lemgoischen Pforten" bezeichnet, das innere als "das Lemgoische Tor". Beide waren von annähernd quadratischem Grundriss und hatten ein Obergeschoss über der Durchfahrt.[2] Das innere Tor war nach den Bildquellen deutlich höher als das innere.

Das Hornsche Tor war ähnlich gebaut, aber wohl etwas kürzer im Abstand der beiden Tortürme.

Der Mauerturm im Osten, der sog. Bürgerturm, wurde auch als Gefängnisturm oder Stadtturm bezeichnet. Er hatte runden Grundriss und ein Kegeldach.[3] Im oberen Turmgeschoss waren Mauerwerksschlitze vorhanden

Vom Bruchtor im Westen ist nicht bekannt, ob es sich überhaupt um ein Bauwerk handelte oder nicht nur um eine Öffnung in der Mauer. Knochs Zeichnung des Hospitals zeigt hier nur die Zugbrücke über den Friedrichstaler Kanal mit seinen beiden Pfeilern.[4] Ähnlich eine Zeichnung Knochs aus anderer Pespektive.[5]

Die Mauer ist heute noch abschnittweise erhalten: freistehend an der Bruchmauerstraße (im Bereich Wallgraben 24 stark erneuert), an der westlichen Auguststraße (gegenüber Auguststraße 2 und 4 erneuert) und ein längeres Stück an der Adolfstraße. An der August- und Adolfstraße bildet die Stadtmauer die Rückwand zahlreicher Häuser. Sie ist von der Grabenstraße aus

Weit vor der Stadt waren Warttürme einer Landwehr vorhanden. Im Westen der Hiddeser Wartturm auf dem Hiddeser Berg, heute "Alte Warte" genannt. Auf zwei weitere solcher Türme weisen die Bezeichnungen "Hohewart" bei Hakedahl im Nordosten und "Hohe Warte" am Hahnberg (eigentlich Hagenberg) im Süden hin.

Inschriften

Der in der Adolfstraße noch 1968 vorhandene "Bürgermeisterstein" mit Inschriften auf beiden Seiten ist verschollen. Die Inschrift lautet: "J[OHANN] B[ARTHOLD] GRUPE B[ÜRGERMEISTER] F. W. CROSMAN C[ÄMMERER] ANO 1753".

Eigentümer

Stadt Detmold.

Literatur

Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.

Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968.

Quellen

  • Matthäus Merian, Stadtansicht von Westen, in: Topographiae Westfaliae, 1647, LLB: 1 D 1.
  • Elias und Heinrich van Lennep, Stadtansicht von Süden, um 1663/65, LLB, 1 D 3.
  • Elias und Heinrich van Lennep, Schloss und Stadt von Norden, um 1663/65, LLB: 1 D 2 und 1 D 5.
  • Stadtplan, um 1750, LLB: 1 D 4,1.
  • Johann Ludwig Knoch, Entwürfe zum Schlossplatz, darauf rechts das Lemgoer Tor, um 1764/65, LAV NRW OWL:
  • Johann Ludwig Knoch, Das ehem. Augustinerinnenkloster, darauf links der Bürgerturm, um 1790, LAV NRW OWL: D 72 Knoch Nr. 17.
  • Johann Ludwig Knoch, Bruchpforte mit dem Hospital zum Hl. Geist, um 1790, LAV NRW OWL: D 72 Knoch Nr. 13.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, hier S. 221.
  2. Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 384.
  3. Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 384.
  4. LAV NRW OWL: D 72 Knoch Nr. 13.
  5. LLB: 1 D 36.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns