Wotanstraße 2 (Detmold)
Wotanstraße 2 (Detmold) | |
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Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Straße | Wotanstraße (Detmold) |
Hausnummer | 2 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | |
Gemeinde | Detmold |
Hausnummer | D 025 |
Private Walk- und Schleifmühle, 1799 angelegt. Abbruch 1965.
Geschichte
Seit 1797 suchte der ehem. Schiffskapitän Hartmann, der eine Strumpffabrik gegründet hatte und etwa 70 Personen mit Spinnen der Wolle und Baumwolle und 8 Webergesellen beschäftigte, eine Walkmühle anzulegen und eine Bleichwiese daneben zu pachten. Er wollte die Fabrikation auf Beinkleider und Wollzeug ausweiten. Der Weißgerber wollte die Walkmühle auch zum Walken von Leder mitnutzen. 1799 erhielt er gegen einen jährlichen Kanon von 3 Reichstalern die Erlaubnis zur Erbauung einer Walk- und Schleifmühle am Ende der Mühlenwiese und einen verpachteten Bleichplatz daneben.[1]
14.8.1799 wandte sich der Magistrat an die Rentkammer, weil Hartmann mehrere Einlieger in seiner Walkemühle aufgenommen hatte. Wurde ihm am 27.8.1802 verboten.
Im Juli 1803 fragte die Witwe Hartmanns die Rentkammer, ob sie die Walkmühle kaufen wolle, was die Rentkammer ablehnte. Sie überließ die Mühle und das Wohnhaus in der Krummen Straße ihrem Schwiegersohn Arend Hinrich Brill. 1804 hat der Bäckergeselle Carl Bergmann aus Hannover die Mühle gekauft. Seine Bitte, hier einen Mahlgang anlegen zu dürfen, wurde am 24.8.1804 abgelehnt. Neuer Eigentümer wurde der Kaufmann Christian Koch. Dieser bat im März 1809, gegen Dieberei den Einlieger Dietrich Kruse aus Eichholz dort aufnehmen zu dürfen, für den er haften würde, was gestattet wird.
Am 25.10.1810 zeigte der Hofkommissar Salomon Joel Herford an, dass er die Mühle kauft hatte und sie zur Lohmühle nutzen wollte, da er nicht ausreichend Lohe stoßen konnte (Herford betrieb bereits eine Lederfabrik an der Allee). Am 2.11.1810 wurde ihm die Aufnahme von Einliegern nur mit Genehmigung der Neustädter Kommission und bei persönlicher Haftung gestattet. 1815 Übergang an den Sohn Nathan Spanier Herford. 1835 wollte dieser das alte Haus abreißen und statt der Einliegerwohnung eine Mühle zum Ölschlagen, Bocken und Bohren bauen. Auf das Gutachten des Landbaumeisters Ferdinand Brune vom 18.2.1836, werden die Bockemühle und die Bohrmühle nicht erlaubt, jedoch eine Ölmühle. Doch schon im folgenden Jahr 1837 wollte Mittelmüller Stratmann, da seine Bockemühle nicht wieder aufgebaut werde, seine Bockemühle zu Spanier Herford verlegen.
1837 kaufte Lohgerber Schmuck die Herfordsche Mühle, 1838 Weiterverkauf an den Müller Simon Henrich Stratmann von der Mittelmühle und seinen Bruder, der die Mühle betreiben sollte. Stratmann erhielt Konzessionen bis 1843. Nachfolger wurde der Müller Brinker, bis 1863, dann dessen Sohn.
1893 erwarb der Fabrikant Dallmeier die Mühle, der mit der Stadt wegen Neukonzessionierung von Mühle und Stauanlage bis 1898 stritt.[2]
1965 Abbruch, nachfolgend Neubau eines Fernmeldeamtes der Deutschen Bundespost.
Gebäude
Unbekannt. Nach einem Lageplan[3] lag die Mühle am rechten Ufer des Mühlenkanals wenige Meter vor dessen Mündung in die Werre. Zwischen Mühle und Werre befand sich noch ein größeres Gebäude.
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1799 Eigentümer: Hartmann; Einlieger: u. a. der Soldat Jäger mit Frau und der Musketier Schlüter mit Frau.
1803 Witwe Hartmann.
1804 Arend Hinrich Brill (Schwiegersohn).
1804 Bäckergeselle Carl Bergmann aus Hannover.
1804 Kaufmann Christian Koch.
1809 Einlieger Dietrich Kruse.
1810 Hofkommissar Salomon Joel Herford.
1815 Nathan Spanier Herford. Einliegerin wohnte hier Witwe Heißenberg; sie hatte ungenehmigt die zum Strafwerkhaus verurteilte Henriette Ernst aus Mackenbruch aufgenommen.
1816 Einlieger Soldat Packe.
1835 soll die Witwe des Tambours Heißenberg mit ihren Kindern ausziehen, weil ihr Sohn Fischdiebstahl begangen habe.
1837 Verkauf an Lohgerber Schmuck.
1838 Verkauf an Mittelmüller Stratmann und seinen Bruder.
1842 Müller Brinker.
1883 A. Brokmann jun., Fabrikant.
1888 Fürstl. Rentkammer.
1893 Theodor Dallmeier, Fabrikant.
Literatur
Quellen
LAV NRW OWL, L 92 N Nr. 911: Von dem vormaligen Schiffskapitän Hartmann hierselbst angelegte Strumpffabrik, 1797 ff.
LAV NRW OWL, L 92 N Nr. 912: dem Müller Brinker in der ehemaligen Lohmühle am Stadtbruche erteilte Konzession zur Öl-, Graupen- und Bocke-Mühle, 1848 ff.
LAV NRW OWL, L 79 Nr. 3528.