Wall 9 (Detmold)
| Wall 9 (Detmold) | |
|---|---|
| Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
| Straße | Wall (Detmold) |
| Hausnummer | 9 |
| Karte | |
| Adressbuch von 1901 | Ja |
| Gemeinde | Detmold |
| Hausnummer | C 194 |
Eine im Jahr 1873 gegründete Hausstätte. Alte Quartiersnummer C 194. Bis 1904 in den Adressbüchern unter der Anschrift Wall 15. 1955 wurde das Nebenhaus als Paulinenstraße 9 von der Hausstätte abgetrennt.[1]
Geschichte
Von hier unternahm der antisemitische Schriftsteller Friedrich Fischer nach dem Ersten Weltkrieg seine nächtlichen Streifzüge, bei denen er Anschläge gegen den jüdischen Lehrer Moritz Rülf klebte. Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich hier das Redaktionsbüro der sozialdemokratischen Tageszeitung "Volksblatt", für das von Oktober 1929 bis zum Verbot der Zeitung der am 7. August 1933 von den Nazis ermordete jüdische Redakteur Felix Fechenbach tätig war. Dann wurde es zum Wohn- und Arbeitsort von August Prüßner, Kreisleiter der NSDAP in Lemgo und Chefredakteur der nationalsozialistischen Tageszeitung "Lippische Staatszeitung".
Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 13.12.2000, Nr. 581.
Gebäude
Traufständige Villa mit Mittelrisalit und Balkon, Massivbau.
Zweigeschossiger, voll unterkellerter Putzbau auf halbhohem Quaderputzsockel. Keller mit preußischer Kappendecke aus Ziegelsteinen. Die Fassade ist durch einen kräftig vorspringenden, dreigeschossigen übergiebelten Mittelrisalit betont. Diesem sind im Hochparterre ein Freisitz mit profilierter massiver Brüstung und im Obergeschoss ein Balkon auf Gusseisensäulen und aufwendig gearbeiteter Eisenbrüstung vorgelagert. Die Fassaden sind horizontal durch Sockel-, Stockwerks-, Sohlbank- und Traufgesime gegliedert. Die Gebäude- und Risalitecken sind durch Eckpilaster mit Kompositkapitell betont. Die Fenstereinfassungen sind profiliert und im Obergeschoss mit geraden Verdachungen, an der Risalitfront mit Dreiecksgiebeln versehen. Im Vergleich zum Nordwestgiebel ist der Südostgiebel durch zusätzliche Wandpilaster, verkröpfte Traufgesimse und das durchlaufende Stockwerksgesims über dem Erdgeschoss sowie ein weiteres Gesims im Giebel aufwändiger gestaltet. Die Satteldächer des Haupthauses und des Querhauses sind in Englischer Schieferdeckung gedeckt, die Pfettenköpfe unter den Schwebesparren am Risalitgiebel werden von profilierten Holzkonsolen gestützt.[2]
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1884 (Adressbuch) Eigentümer: Direktor Müller, Köln; Bewohner*innen: von Rauch, Generalleutnant z. D., Exzellenz.
1887 (Adressbuch) Eigentümer: Direktor Müller, Köln; Bewohner*innen: J. D. Matthäi, Rentner.
1891 (Adressbuch) Dresel, Fräulein; von Wacholtz, Rittmeister-Witwe.
1894 (Adressbuch) Hermine Dresel, Fräulein; Max Dresel, Fabrikbesitzer.
1897 (Adressbuch) Hermine Dresel, Frl.
1901 (Adressbuch) Hermine Dresel, Rentnerin.
1904 (Adressbuch) Hermine Dresel, Rentnerin; Laura von Wachholtz, Witwe (Rittmeister).
1909 (Adressbuch) Dresel, Rentnerin; von Wachholz, Rentnerin.
1912 (Adressbuch) Dresel, Rentnerin; von Wachholz, Rittmeisters-Witwe.
1914 (Adressbuch) Hermine Dresel, Rentnerin.
1916 (Adressbuch) Hermine Dresel, Rentnerin.
1918 (Adressbuch) Eigentümer*innen: Dresels Erben; unbewohnt.
1920 (Adressbuch) Eigentümerin: Verlagsanstalt "Volksblatt"; Bewohner*innen: Richard Heyden, Betriebsingenieur; Karl Schieffer, Reichskommissar a. D.; Friedrich Fischer, Schriftsteller.
1923 (Adressbuch) Eigentümerin: Verlagsanstalt "Volksblatt"; Bewohner*innen: Minna Lindhorst, Witwe; Anna Lindhorst, Geschäftsinhaberin; Helene Schlenvoigt, Witwe; August Kruse, Hilfsarbeiter; Minna Schieffer, Witwe.
1925 (Adressbuch) Volksblatt (Lippische Zeitung). Verlagsanstalt GmbH, Zeitungs- und Buchverlag, Buchdruckerei, Buchhandlung, Eingang: Weinbergstraße [Paulinenstraße]; Minna Lindhorst, Witwe; Anna Lindhorst, Geschäftsinhaberin; Helene Schlenvoigt, Witwe; August Kruse, Hilfsarbeiter; Minna Schiffer, Witwe; Emil Herrmann, Buchhalter.
1926 (Adressbuch) Volksblatt, Lippische Zeitung; August Kruse, Hilfsarbeiter; Minna Schiffer, Witwe; Emil Herrmann, Buchhalter.
Literatur
Quellen
StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/4581–4/4589: Pläne zum Haus Wall Nr. 9, Detmold, (1920-1935).