Stadtmauer (Detmold)
Stadtmauer (Detmold) | |
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Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Straße | - |
Hausnummer | - |
Karte | |
Adressbuch von 1901 |
Die Stadtmauer verlief vom inneren Lemgoer Tor in östlicher Richtung in einem Dreiviertelkreis über das Hornsche Tor bis zum Bruchtor im Westen.
Geschichte
Detmold war zu etwa drei Vierteln von einer Stadtbefestigung umgeben. Schwach elliptisch geformter Mauerring, von Wall und Graben umgeben. Durchmesser rund 400 bis 450 Meter, eine Fläche von 17,5 Hektar umgrenzend. Im Vergleich zu Städten wie Minden oder Herford (je 56 Hektar, oder Höxter mit 42 Hektar) ausgesprochen klein. Im Nordwesten wurde die Stadt durch die Wasserburg, das heutige Schloss, und deren Wassergräben gesichert. Die Stadtbefestigung aus einer etwa 1 m starken Bruchsteinmauer, einem Wassergraben und einem schmalen Wall (dieser ohne weitere Verteidigungswerke). Verlauf vom Bruchtor am Burggraben (Ameide) entlang Bruchmauerstraße – Auguststraße – Adolfstraße – Karlstraße bis zum Lemgoer Tor, wo der Anschluss an die Burg, den "Faulen Graben", erfolgte. Die Werre speiste den Wassergraben. Mitte 18. Jh. war der Wassergraben in der östlichen Hälfte schon verlandet (Stadtplan von 1750). Im Süden und Norden schützten doppelte Toranlagen die Zugänge zur Stadt (Lemgoer Tor und Hornsches Tor), im Westen erlaubte die Bruchpforte, das Vieh in den städtischen Bruch zu treiben. Im Osten lag der herrschaftliche Kukamp, der keinen direkten Zugang besaß, da die innerstädtischen Ost-West-Straßen (Exter-, Schüler- und Meierstraße) vor der Stadtmauer endeten, da die sumpfige Werreniederung hier keine Straße erlaubte. Im Osten stellte jedoch der Bürgerturm eine besondere Befestigung innerhalb der Mauer dar.
Das Schloss im Nordwesten der Stadt war durch einen eigenen, wesentlich breiteren Wassergraben geschützt. Mitte des 16. Jh. wurden die Befestigungsanlagen des Schlosses erheblich ausgebaut, wodurch vor allem im Süden im Bereich der Bruchstraße städtisches Terrain verloren ging.
Vor der Stadt lagen die Mühlen (Obere Mühle, Mittelmühle, Untere [Säge]Mühle, Lohmühle), der Waschhof, der Jägerhof, der Lustgarten und seit Anfang des 18. Jahrhunderts im Süden die Neustadt bis zum Neuen Palais. Sie begleitete der gleichzeitig angelegte Kanal nach Friedrichstal. Vor allem nach Süden hin erstreckten sich bürgerliche Gärten.
Seit Beginn des 17. Jahrhunderts aus Mangel an Bauland Überbauung der bis dahin freistehenden Stadtmauer mit traufständigen kleinbürgerlichen Wohnhäusern, deren Rückseite dir Stadtmauer als Außenwand nutzt.
Um 1720/30 wurden die Wälle und Gräben "von Seiten des Magistrats und der Gemeinheit abgetragen, verfüllt und zu Gärten ausgewiesen".[1] Die Stadtmauern blieben bestehen. Nun umgab ein Gartenring ("Grabengärten") die Stadt vom Lemgoer Tor über das Hornsche Tor bis zur Bruchpforte, durchzogen vom Grabenweg. Es wurden in der Mauer Pforten dorthin eingebrochen, welche der Torpförtner mit den Toren des Abends schloss und des Morgens wieder öffnete.
Im 18. Jahrhundert wurden der Stadtgraben und der Wall planiert, nachdem schon Ende des 17. Jahrhunderts einzelne Teile des Walles und der trockengelegten Gräben vom Hornschen Tor bis in Höhe der Meier- bzw. Friedrichstraße in Gärten umgenutzt worden waren. Erstmal kam 1765 ein Vorschlag zum Abbruch des Lemgoer Tors von Knoch, der aber nicht realisiert wurde. Zwischen etwa 1780 und 1809 wurden die drei Tore und der Bürgerturm in der Schülerstraße (1809) abgebrochen.
Es waren aber noch 1850 Torwächter vorhanden und es wurde dort Akzise erhoben.[2]
1789 ließ der in den Fürstenstand erhobene Fürst Leopold neben den städtischen Wachen an den Toren auch Garnisonssoldaten aufmarschieren, gegen den Protest des Magistrats, was bis 1852 Bestand hatte, "zur besseren Sicherheit und zum besseren Anstand für unsere residentz Stadt Detmold".[3]
Etwa 1830 bis 1850 wurde ein Teil der Stadtmauer abgebrochen. 1808 Abbruch des Bürgerturms in der Schülerstraße und Maueröffnung, 1832 Verbreiterung der Schülerstraße (Detmold)|Schülerstraße]] und Anschluss an die Leopoldstraße. 1842–1845 ebenso die Exterstraße zur Leopoldstraße verlängert und die Mauer hier deswegen abgebrochen. 1874 Durchbruch der Freiligrathstraße und Bau einer Brücke über den Kanal. Im 20. Jahrhundert Gestaltung des Walles als Grünanlage mit Kastanien, 1951 gefällt und 1961 neu gestaltet, 2014 erneute Umgestaltung.
Die Stadtmauer ist in reduzierter Höhe erhalten (zum Teil stark erneuert) im Bereich Bruchmauerstraße, Auguststraße und Adolfstraße.
Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 21.1.1997, Nr. 513.
Gebäude
Die Mauer war etwa 1 m dick, aus Bruchsteinen und großen Kieseln, die an den Außenseiten der Mauer glatt behauen und gerichtet waren, "aber im Innern nur aus Schutt und Geröll", wie man 1847 feststellte.[4] Es handelte sich demnach um ein übliches dreischaliges Mauerwerk aus glatten Außenseiten und einer Füllung.
Von der Meierstraße bis zum ehemaligen Hornschen Tor zu großen Teilen und darüber hinaus in der Bruchmauerstraße Teile erhalten. Gut sichtbar von der Außenseite in der Grabenstraße.
Inschriften
In der Auguststraße befindet sich der "Bürgermeisterstein" mit Inschriften auf beiden Seiten.
Stadtseite: "I[ohann]. B[artold]. GRVPE/B[ürgermeister]./I. W. CROS.MAN.C./ANO.1753."[5]
Feldseite (Grabenstraße): "I. D. WISTING/HAVSEN./BVRG. CONH. D./I.W.C.CAM/1753"
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
Die Stadtmauer gehörte dem Magistrat der Stadt Detmold.
Archivrat Knoch ermittelte am 7.6.1764: Von den Wall-Graben-Anlagen "gehörte der innere Stadtgraben nach der Mauer dem Magistrat, weil dieser nach den Privilegien die Ringmauer unterhalten muss. Deswegen wurde dieser trockene Graben nur der halbe Graben genannt und den Schützen 1660 überlassen, [..] hernach aber da diese ihn nicht gebraucht an Obrist Lieut. Witte verkauft. [..] Hingegen gehörte der äußere Wassergraben mitsamt dem Wall gnädigster Herrschaft. [...] Daher muss die Stadt den Kanal nach der Mauer zu, die Herrschaft auf der Außenseite unterhalten."[6]
Literatur
Quellen
- LAV NRW OWL, L 58 / Dreißigjähriger Krieg in Lippe (1641-1646), Nr. 85: Hessen-Kasselsche Werbung in Detmold, 1645–1646, enthält u. a. Entführung eines hessischen werbenden Leutnants aus Detmold nach Lemgo zur dortigen kaiserlichen Garnison, enthält auch: Ausbesserung der Detmolder Stadtmauer.
- LAV NRW OWL, L 104 / Lippischer Landeskonservator, Nr. 1: Stadt Detmold, 1926–1952 (u. a. Stadtmauerreste).
- LAV NRW OWL, L 18 / Stadt Detmold, Nr. 143: Festung Detmold / Befestigungsanlagen, Ausrüstung, Versorgung (auch: kriegerische Handlungen).
- LAV NRW OWL, L 37 XVII Nr. 18 (Register zur Erhebung des Wallschatzes, ca. 1530).
- LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 104 (Inventarium des Hauses Detmold, 1619/1620)], 1571, 1593, 1636-1689, o. D., 1727, 1750.
- LAV NRW OWL, L 18 / Stadt Detmold, Nr. 137: Wall und Graben, Stadttore [siehe auch Nr. 162 (1614)] [Vorgang 1766 - Neubau des Lemgoer Tors aus Sandstein statt aus Holz - fehlt], 1599, 1647-1712, 1732, 1764.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 191.
- ↑ Bürgerblatt 1850, Sp. 4.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 195.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 184.
- ↑ Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 384.
- ↑ LAV NRW OWL, L 18 Nr. 137: Stadt Detmold, Stadtwall und Graben 1599–1764, fol. 71.
Autor*innen
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