Pestfriedhof (Detmold)

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Pestfriedhof (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeBehringstraße (Detmold)
Hausnummer-
Karte
Adressbuch von 1901Nein


1625 angelegt, 1912 aufgelöst und überbaut.

Geschichte

Stadtplan von etwa 1750, rechts vor dem Lemgoer Tor der Pestfriedhof, LLB: 1 D 41

Der Kirchhof um die Erlöserkirche wurde wegen einer Pestepidemie 1625 geschlossen und vor dem Lemgoer Tor der "Neue Kirchhof" mit einem Beinhaus eröffnet.[1] Er wurde allgemein "Pestfriedhof genannt, in Akten aber Friedhof am oder vor dem Lemgoer Tor. Hier wurde vor 1628 auch eine Kapelle (vermutlich enthielt sie im Untergeschoss auch das Beinhaus) errichtet,[2] Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen.

Eine Erweiterung durch den "neuen Kirchhof vor dem Lemgoer Tor" fand in regelmäßig rechteckiger Form westlich anschließend 1775/76 statt, da keine Bestattungen mehr auf dem Kirchhof an der Erlöserkirche erlaubt waren.[3] Da hier der Boden aber Staunässe verursachte und die ausgehobenen Gräber schnell voll Wasser liefen, wurde dieser neue Friedhof nur 4 Jahre lang belegt, insgesamt sind nur 35 Bestattungen dokuemntiert.[4] Da sich der neue Friedhof als ungeeignet erwiesen hatte, wurde 1780 ein neuer Friedhof vor dem Hornschen Tor an der Weinbergstraße (heute östliche Paulinenstraße) angelegt, der Weinbergfriedhof.

Der Pestfriedhof wurde erst 1874 geschlossen. Die Grabsteine verschwanden, nur noch einige wenige Fotografien und ein Aquarell von August Eberth dokumentieren die Anlage. Das Gelände war Ende des 19. Jh. zunächst für den Neubau der Kirche der Reformierten Stadtgemeinde vorgesehen, die dann aber am Kaiser-Wilhelm-Platz errichtet und 1908 eingeweiht wurde. Dieser Bauplatztausch ermöglichte dem Magistrat, hier 1910/11 die Knabenbürgerschule (heute: Weerthschule) zu errichten.

Auf dem ältesten Plan der Stadt, Mitte 18. Jahrhundert, ist dieser Friedhof an der Lemgoer Chaussee am Abzweig des Wegs nach Heiden zu sehen. Es scheint, als habe man den Weg, der ursprünglich wohl diagonal über die Friedhofsfläche führte, deswegen umlegen müssen. Die Ausrichtung des Friedhof-Rechtecks ist Ost-West, etwa parallel zur Orangerie des Lustgartens. Weiter nördlich durch den Lemgoer Fußweg (heute: Siegfriedstraße) getrennt lag an der Spitze des Spitzenkamps der alte jüdische Friedhof.

Mit der Schließung des Pestfriedhofs einher ging die Eröffnung der getrennten Friedhöfe von Stadt- und Landgemeinde an der Blomberger Straße.[5]

Gebäude

Friedhof vor dem Lemgoer Tor, Aquarell, August Eberth, 1906, LLB: 1 D 106, nach einer Fotografie von Ferdinand Düstersiek, LLB: HSA 6, 413

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Bestattet wurden hier als erste am 12. September 1625:

  • Maria Henrich Bodenborgs Töchterlein,
  • Arend Hase seligen Sohn (beide an der Pest gestorben,

am 13. September 1625:

  • Bernhardt Gisens Frau

und am 30. September 1625 als erste aus der Landgemeinde:

  • die alte Meyersche aus Hakedahl.[6]

In der Kapelle wurde am 7. April 1628 begraben:

  • Arnold Busch, Söhnlein des Sekretärs Walter Busch.[7]

Außerdem gibt es in der Sammlung des Lippischen Landesmuseums noch einen Grabstein für:

  • Catharina Betge zu Biesen, 1633.[8]

Literatur

Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61.

Quellen

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 2492: Abtretung eines Stücks vom herrschaftlichen Gemüsegarten [zu Detmold] zum Friedhof [vor dem Lemgoer Tor], [1775].

LAV NRW OWL, L 69 / Lippische Konsistorialakten - Kirchspiele Detmold, Heiligenkirchen, Haustenbeck, Heiden, Lage, Stapelage und Augustdorf, Nr. 17: Wiederaufbau der Kirche auf dem Kirchhof vor Detmold (am Lemgoer Tor) .

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4355: Nutzung und Verpachtung des ehemaligen Prinzengartens in Detmold, 1803, 1832-1871, enthält auch die geplante Erweiterung des alten Friedhofs.

Archiv der Lippischen Landeskirche, 01.01 / Konsistorialregistratur, Nr. 4438, Detmold: Friedhöfe, 1825-1827: Enthält u. a. Unterhaltung der Friedhofskapelle am Lemgoer Tor.

Archiv der Lippischen Landeskirche, 01.01 / Konsistorialregistratur, Nr. 2093: Der Totenhof der Landgemeinde Detmold vor dem Lemgoer Tore, die polizeiliche Schließung desselben, die Anlegung eines neuen Totenhofes in den Schoren sowie einige andere Totenhöfe in der Landgemeinde Detmold und die Beerdigungsplätze für die Einlieger und Domestiken von Braunenbruch, Johanettenthal und Falkenkrug, 1871-1950.

LLB, HSA 6, 413: Fotografie Ferdinand Düstersiek.

LLB, HSA 6, 414: Ferdinand Düstersiek, fotogr. Reproduktion eines Gemäldes von E. Kaplick, 1910.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, insb. S. 31–39.
  2. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, hier S. 32.
  3. LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 2492: Abtretung eines Stücks vom herrschaftlichen Gemüsegarten [zu Detmold] zum Friedhof [vor dem Lemgoer Tor], [1775].
  4. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, hier S. 42–44.
  5. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, hier S. 53 und 56 f.
  6. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, hier S. 32.
  7. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, hier S. 32.
  8. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, hier S. 34 f.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns