Neustadt 8 (Detmold)

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Neustadt 8 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeNeustadt (Detmold)
Hausnummer8
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeDetmold
Hausnummer004

Entstanden 1708, Teilung 1879. Alte Haus-Nr. 281, Quartier-Nr. B 141, ab 1879 B 141b, dann Neustadt 4, 1970–1993 Allee 8, seitdem Neustadt 8.

Geschichte

Neustadt 8, 2012, Foto: Tsungam

Bauherr war der Burgvogt Rudolph Günther Koch (* 1671, † 1743). Dieser hatte 1706 als gräflicher Mundschenk die Pfarrerstochter Anna Elisabeth Pirius († 1832) geheiratet. Zwei Töchter, Amalia Charlotte und Wilhelmina Florentina Sophia, die 1732 den Weinhändler Johann Friedrich Schenck geheiratet hatte (siehe Neustadt 12). Fertigstellung des Hauses wohl 1711.[1]

Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Koch 1733 die Witwe Clara Ilsabein Farber. 1738 Klage Kochs gegen seinen im Obergeschoss wohnenden Schwiegersohn, Kammersekretär Johann Helferich Arnold († 1744).[2]

Eintrag in die Denkmalliste 24.03.1983, Nr. 014

Das ursprüngliche Gebäude hatte 7 Fensterachsen, war also deutlich breiter als die übrigen Gebäude. Neben dem üblichen 5-achsigen Grundriss von ca. 15 x 12 m Grundfläche schloss sich rechts noch eine "Scheune" genannte Deele an, zu der Koch ursprünglich sogar ein großes Tor gebaut hatte, was er auf gräflichen Befehl jedoch sofort wieder zu einer Tür verkleinern musste. Nach Graf Friedrich Adolf Tod scheint er die Toröffnung aber wiederhergestellt zu haben.[3] Sie ist auf einem um 1870 aufgenommenen Foto deutlich zu sehen.[4]

1743 befanden sich im Erdgeschoss folgende Räume: Hinter dem Eingang der Flur, rechts vorn die Stube, dahinter über einem Gewölbekeller die Küche. Links eine weitere Stube und hinten eine Kammer mit Kamin. Nach Süden über die gesamte Haustiefe die "Scheune". Im Obergeschoss zur Straße ein Saal mit 3 Fenstern, links daneben eine ungeheizte Kammer, rechts eine Stube. Nach hinten außer der Treppe 3 Kammern, von denen zu Arnolds Zeit eine zur Küche eingerichtet war. Hinter dem Haus ein Hof mit Brauhaus, Stallung für 3 Kühe, Schweine und Federvieh sowie eine Holzremise, dahinter Garten mit Bienenhaus und 2 Mistgruben.[5]

Umbau 1878, Teilung in der Hausmitte, symmetrische Grundrisse.[6]

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1709 Rudolph Günther Koch (* 1671, † 1743), Burgvogt, bis 1732 mit Ehefrau Anna Elisabeth Pirius und den Töchtern Amalia Charlotte und Wilhelmina Florentina Sophia. Ab 1733 mit der zweiten Ehefrau, der Witwe Clara Ilsabein Farber und deren Kindern, im Erdgeschoss.

1729–1738 wohnt im Obergeschoss dessen Tochter Amalia Charlotte mit ihrem Mann, dem Kammersekretär Johann Helferich Arnold (Hochzeit 1728) und Kindern.

Bis 1760 Eigentum der Witwe Koch, dann Verkauf an Assessor Volkhausen.[7]

1871 (Adressbuch) Fr. Rohdewald, Regierungsrat; Hermann Rohdewald, Kammerat.

1879 Teilung.

1884 (Adressbuch) Eigentümer beider Teile: F. Neese, Tischlermeister; Bewohner*innen Nr. 8: Busch, Zahlmeister; Rudolf von Fransecky, Oberstlieutenant.

1887 (Adressbuch) Eigentümer beider Teile: F. Neese, Tischlermeister; Bewohner*innen Nr. 8: Heynike, Regierungsrat-Witwe; Rudolf von Fransecky, Oberstlieutenant.

1891 (Adressbuch) Eigentümer dieser Haushälfte: Neese, Tischlermeister; Bewohner*innen: Kleindienst, Kunstmaler; Weihe, Redakteur.

1894 (Adressbuch) Fritz Neese, Rentner; Bewohner*innen: Frl. Agnes Lichtenstein; Minette Schulze, Pastors-Witwe.

1897 (Adressbuch) Fritz Neese, Rentner; Bewohner*innen: Frl. Agnes Lichtenstein, Rentnerin; Johanne Hooff, Witwe.

1901 (Adressbuch) Melinde Neese, Witwe, Rentnerin; Dr. phil. Max Quentin, Redakteur.

1904 (Adressbuch) Melinde Neese, Witwe, Rentnerin; Anna Lengeling, Witwe (Geh. Baurat).

1909 (Adressbuch) Neese, Rentnerin; Hagedorn, Oberpostassistent; Austermann, Witwe.

1912 (Adressbuch) Neese, Witwe; Hagedorn, Ober-Postassistent; Austermann, Witwe.

1914 (Adressbuch) Melinde Neese, Witwe, Rentnerin; Wilhelm Tracht, Kaufmann; Anna Horstmann, Stütze im Haushalt.

1916 (Adressbuch) Melinde Neese, Witwe, Rentnerin; Wilhelm Tracht, Kaufmann; Anna Horstmann, Stütze im Haushalt.

1918 (Adressbuch) Eigentümer: Witwe Neeses Erben; Bewohner*innen: Martin Flaskamp, Kaufmann; Frl. Anna Horstmann; Emma Osenberg, Stütze.

1920 (Adressbuch) Eigentümer: Carl Bruns; Bewohner*innen: Martin Flaskamp, Kaufmann; Carl Pilgrim, Brauerei-Vertreter; Annelitta Pilgrim, Lehrerin; Fritz Rögely, Musikdirektor.[8]

1923 (Adressbuch) Eigentümer: Carl Bruns; Bewohner*innen: Martin Flaskamp, Kaufmann; Johannes Porath, Polsterer.

1925 (Adressbuch) Eigentümer: Carl Bruns; Bewohner*innen: Martin Flaskamp, Kaufmann; Frl. Anna Osenberg; Johannes Porath, Polsterer.

1926 (Adressbuch) Eigentümer: Carl Bruns; Bewohner*innen: Martin Flaskamp, Kaufmann; Frl. Anna Osenberg; Johannes Porath, Polsterer.

Literatur

Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024.

Quellen

LLB, GA B 364: Ansicht der Neustadt von Nordwesten.

StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 141.
  2. Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 141.
  3. Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 141–145.
  4. LLB, GA B 364, über dem vorderen der beiden niedrigen Brückenpfeiler.
  5. Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 143 u. 146.
  6. Umbauplan Abb. 165 in Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 142.
  7. Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 147.
  8. Zu dem Komponisten und Musikdirektor siehe Sächsisches Staatsarchiv, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 0737.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns