Neustadt 2 (Detmold)
Neustadt 2 (Detmold) | |
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Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Straße | Neustadt (Detmold) |
Hausnummer | 2 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Detmold |
Hausnummer | 001 |
1701 geschaffene und 1717 [d] bebaute Hausparzelle, alte Hausnummer 279, dann B 139, Neustadt 1, 1970–1993 Allee 2, seitdem Neustadt 2.
Geschichte
Erbaut 1717 [d].[1] Vom Nachbarn Kühnemann, Neustadt 4, angebaut, daher in der Scheidewand Türen eingebaut.[2] 1721 Privileg zum Branntweinbrennen, dazu eine Scheune erbaut, Hornsche Straße 5/7. Bis 1722 weitere Nebengebäude errichtet.
Eintrag in die Denkmalliste 21.12.1984, Nr. 070
Gebäude
Wie beim Nachbarhaus Neustadt 4 und dem südlichsten Haus Neustadt 20 die Umfassungswände vollständig als Massivbau aus Bruchstein mit Sandsteingewänden für Fenster und Türen errichtet (die übrigen haben Obergeschosse aus Fachwerk).[3]
5 Fensterachsen, links 1888,[4] rechts im 20. Jh. große Schaufenster eingebaut, 2020 zurückgebaut (jedoch ohne Sandsteingewände). Mitteleingang, originale Haustür, darüber im Sandsteinsturz kleines Allianzwappen, im Bogen des liegend ovalen Oberlichts die Inschrift: "AVXILIO DEI ET DOMINI MEI CLEMENTISSIMI" (Mit Gottes und meines gnädigsten Herrn Hilfe). Mansarddach mit 2 Schornsteinen, die Dachgauben erst bei der Restaurierung 2020 eingebaut. Ursprünglich ein Erker mit Ladeluke (auf dem Ölgemälde von ca. 1750 nicht dargestellt). In der nördlichen Giebelmauer bis heute die Gerüstlöcher der Bauzeit freiliegend.
Symmetrischer Grundriss, dreiteilig gegliedert mit hohem Mittelflur, seitlich nach vorn hohe Stuben mit eisernem Ofen (links) bzw. Kamin (rechts) und Stuckprofilen, rückwärtig Upkammern (5-stufige Treppe) als Schlafkammern mit rückwärtigem Abtritt, darunter jeweils ein Keller mit Kreuzgratgewölbe (die anderen Häuser der Neustadt erhielten nur 1 Keller). Treppe zum Obergeschoss am Flurende, deren originale Sägebaluster von 1717/18 bei der letzten Renovierung 2020 trotz Denkmalschutz entfernt. Im Obergeschoss zur Straße ein Saal mit 3 Fenstern und eine Schlafkammer mit 2 Fenstern zur Straße.[5]
Die ursprünglichen, in einem Inventar von 1726 beschriebenen vertikalen Schiebefenster in der Fassade nicht mehr erhalten.[6]
Im Hof an der nördlichen Grundstücksgrenze ein eingeschossiges Nebengebäude mit Küche und Stube, im Zwischenraum zum Vorderhaus ein Abort. Im Hof Brunnen. Dahinter Garten und Anschluss an die zugehörige Parzelle Hornsche Straße 5/7 mit der Branntweinbrennerei.
Zu Möbeln und Hausrat siehe die Auszüge aus dem Inventar von 1726 bei Sprenger. [7]
Inschriften
Über dem Oberlicht der Haustür: "AVXILIO DEI ET DOMINI MEI CLEMENTISSIMI" (Mit Gottes und meines gnädigsten Herrn Hilfe). Die aufgemalte Datierung "1707" ist durch die dendrochronologische Datierung widerlegt.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1718 Gabriel Friedrich Kühnemann, Kammerrat (* Minden 1684, Vater: Gabriel Kühnemann, kgl. preuß. Landchirurg), Ehefrau war Dorothea Florentina geb. Tilhen.[8] Zu Kühnemann, u. a. Konkursverfahren und Veruntreuung 1722, siehe Sprenger. Das Haus war von Beginn an zur Vermietung vorgesehen, nur die rechte Hälfte des Erdgeschosses, durch eine Tür mit dem von ihm bewohnten Nachbarhaus verbunden, nutzte Kühnemann selbst. Die übrigen Räume 1719 vermietet an den Postmeister und Bauintendanten Nevelin von Blume (* 1665/66, † 17.3.1721).[9] [10]
ab 1721 Mieter Andreas Nolte, Hofuhrmacher, ab 1724 auch die Räume rechts im Erdgeschoss.[11]
ab 1725 Mieter Rudolf Hoffer, Hofbuchdrucker. Er betrieb seine Druckerei im Erdgeschoss links.[12]
ab 1726 Mieter Hofjude Joseph Isaac.[13]
1734 Adam Leopld Petri, Kammerrat († 1757).[14] 1757 Tochter Henrietta Friederike Petri heiratete 1759 den Hofgerichtsfiskal Friedrich Adolf Merckel (1731–1783), Eigentümer bis zu seinem Tod.[15]
(? widersprüchlich) 1762 Meyer, Landrichterwitwe.[16]
1763 Friedrich Adolf Merckel, Advokat, Fiskal, Rat.[17]
1783 Georg Ferdinand Führer aus Möllenbeck, Kammerrat (1752–1836), hatte 1878 Merckels Tochter Juliane Friederike geheiratet.[18] [19]
1814 Philippine von Heiderstedt, Witwe.[20] Sie verkaufte die Branntweinbrennerei an der Hornschen Straße.[21]
1871 (Adressbuch) von Heyderstädt, Witwe; P. von Heyderstädt, Stiftsdame; C. Schormann, Cammermusikus; Frau Schormann, Putzgeschäft.
1884 (Adressbuch) Pauline von Heyderstädt, Stiftsdame (Eigentümerin); Ella Baumgärtel, Witwe, Inhaberin der Fa. E. Ruhkopf, Weißwarengeschäft.
1887 (Adressbuch) Pauline von Heyderstädt, Stiftsdame (Eigentümerin); Ella Baumgärtel, Witwe, Inhaberin der Fa. E. Ruhkopf, Weißwarengeschäft.
1888 Wilhelm und August Grote.[22]
1891 (Adressbuch) Wilhelm und August Grote, Schuhmachermeister (Eigentümer); Geschwister von Heiderstädt, Rentieren.
1894 (Adressbuch) Wilhelm Grote, Schuhmachermeister, Fa. H. Grote, Schuhwarenlager; August Grote, Schuhmachermeister; Frl. Marie Grote, Haushälterin; Frl. Anna von Heyderstädt, Stiftsdame; Frl. Pauline von Heiderstädt.
1897 (Adressbuch) August Grote, Schuhmachermeister; Frl. Anna von Heyderstädt, Rentnerin; Pauline von Heiderstädt, Stiftsdame.
1901 (Adressbuch) August Grote, Schuhgeschäft in Fa. H. Grote – Herz-Schuhwaren; Anna von Heyderstädt; Frl. Pauline von Heiderstädt, Stiftsdame.
1904 (Adressbuch) August Grote, Schuhgeschäft in Fa. H. Grote ; Anna von Heyderstädt, Rentnerin; Pauline von Heiderstädt, Stiftsdame. 1909 (Adressbuch) Grote, Rentnerin; Kuhlmann, Schuhmachermeister; Kuhlmann, Fräulein.
1912 (Adressbuch) Grote, Rentnerin; Bertram, Stütze; Kuhlmann, Schuhmachermeister; Kuhlmann, Fräulein; Langemann, Schuhmachergeselle; Bremer, Schuhmachergeselle.
1914 (Adressbuch) Heinrich Kuhlmann, Schuhmachermeister; Elise Kuhlmann, Stütze im Haushalt; Heinrich Langemann, Schuhmacher; Wilhelm Winter, Schuhmacher; Marie Grote, Rentnerin; Marie Bertram, Stütze im Haushalt.
1916 (Adressbuch) Heinrich Kuhlmann, Schuhmachermeister; Elise Kuhlmann, Stütze im Haushalt; Heinrich Langemann, Schuhmacher; Marie Grote, Rentnerin; Marie Bertram, Stütze im Haushalt.
1918 (Adressbuch) Frl. M. Grote, Rentnerin; Heinrich Kuhlmann, Schuhmachermeister; Elise Kuhlmann, Frl.
1920 (Adressbuch) Frl. M. Grote, Rentnerin; Heinrich Kuhlmann, Schuhmachermeister.
1923 (Adressbuch) Frl. M. Grote, Rentnerin; Heinrich Kuhlmann, Schuhmachermeister.
1925 (Adressbuch) Frl. M. Grote, Rentnerin; Heinrich Kuhlmann, Schuhmachermeister.
1926 (Adressbuch) Frl. M. Grote, Rentnerin; Heinrich Kuhlmann, Schuhmachermeister.
Literatur
Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 187–190.
Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 420.
Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024.
Quellen
Siehe Neustadt (Detmold)
StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 127.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 150.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 129.
- ↑ Bauregistratur Stadt Detmold, Umbauplan, Abb. in Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 153.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 159.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 155 f.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 161 f.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 147–154.
- ↑ Lebensdaten Blume nach Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024, S. 10.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 154.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 154.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 154 u. 162.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 162.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 162.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 163.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.