Leopoldstraße 23 (Detmold)
Leopoldstraße 23 (Detmold) | |
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Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Straße | Leopoldstraße (Detmold) |
Hausnummer | 23 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | |
Gemeinde | Detmold |
Hausnummer | B 111 |
1830 gegenüber der Einmündung Schülerstraße erbaut, ehem. Quartier-Nr. B 111, Abbruch 1966/67.
Geschichte
Dieses Grundstück wollte Johann Spies 1829 erwerben und repräsentativ bebauen. Ein Aktenvermerkt hielt am 29.8.1829 fest: "Erschien der hiesige Bürger und Lackirer Spies und trug vor: Da sicherem Vernehmen nach die Schülerstraße im nächsten Frühjahr eröffnet und bis in die Kälberwiese fortgesetzt, dann aber in dieser hinauf bis zur Hornschen Chaussee eine neue Straße angelegt werden solle, so wünsche er sich in der Nähe der Werre anzubauen und denjenigen Bauplatz zu erhalten, wodurch das dort zu errichtende Gebäude in der Art quer vor der Schülerstraße zu stehen komme, daß es, vom Markte her gesehen, das point de vue bilde, wie schon auf dem Plan der neuen Anlage, welche der Lieutnant Reinecke aufgenommen bezeichnet sey. Es sey seine Absicht, auf diesem Platz ein ansehnliches, der Stadt und Straße zur Zierde gereichendes Haus zu bauen und damit die Einrichtung einer zweckmäßigen Badeanstalt zu verbinden, wie sie schon lange von dem hiesigen Publicum gewünscht sey und von den Aerzten zur Beförderung des Wohlseyns der hiesigen Einwohner erforderlich gehalten werde. Er wolle sich dabey nach den ihm von Sachverständigen zu ertheilenden Vorschriften richten und keine Kosten sparen, um das ganze zweckmäßig, möglichst elegant und bequem auszuführen. Er bedürfe alsdann aber des ganzen Raumes auf der bezeichneten Stelle bis zum Wasser und hoffe, daß der Ausweisung derselben gegen die bereits ermittelte Taxe zu 66 rt 24 gr die kleine Metze, acht auf einen Scheffel, nichts zu erinnern seyn werde. Ueberdem hege er noch, in Rücksicht des allgemein gefühlten dringenden Bedürfnisses einer dem hiesigen Publicum gänzlich abgehenden Bleiche, den Wunsch, eine solche nebst Wasch- und Trocken-Haus hinter dem vorbeschriebenen Gebäude an der Werre hinauf in der auf der Karte mit a.b.c.d. bezeichneten, auf 3 Scheffelsaat berechneten Ausdehnung anzulegen, und hoffe er, daß der Durchlauchtigste Fürst die Gnade haben werde, in Rücksicht der wahren Nothwendigkeit einer solchen Anstalt, die Abtretung jenes Theils von der Kälberwiese und dem Kuhkampe nicht nur gnädigst zu genehmigen, sondern auch huldreichst zu bewilligen, daß ihm die Acquisition des Platzes möglichst erleichtert werde. Denn abgesehen von den bedeutenden Kosten der zweckmäßigen Einrichtung der Bleiche mit Canälen, Wasch-Behältern, Trocken-Häusern u.s.w. würden nach der kürzlich Statt gefundenen Taxation der Kälberwiese und des Kuhkamps, die erforderlichen 3 Scheffelsaat, außer dem auf 286 rt 24 gr taxirten Haus- Hof- und Garten-Platz auf 1514 rt 6 gr kommen, welche auf einmal zu bezahlen, ihm schwer fallen werde." Spies hoffte daher auf eine zinsfreie jährliche Abtragung von 150 rt und versicherte die Vollendung in zwei Jahren.[1]
Richtfest für das Haus Spieß "nahe an der Kälberwiese" war am 3. Mai 1830.[2] Fertigstellung 1830.
1841–1864 Apotheke des Apothekers Otto Wessel,[3] [4] [5] Anschließend bis 1885 Apotheker Julius Diederichs. [6] Diederichs kam aus Barntrup und wurde am 8.12.1864 als Bürger aufgenommen und zahlte für sich, seine Frau und zwei Kinder 85 Taler.[7] Diederichs verlegte seine Apotheke 1885 aus dieser Randlage an die prosperierende Westseite der Altstadt, in die Bruchstraße 37.
Schon seit 1840 gab es Verhandlungen mit der Regierung, die Bleichwiese für einen Exerzierplatz der benachbarten Kaserne anzukaufen, was aber erst 1860 geschah.[8]
1966/67 Abbruch für einen Auto-Parkplatz.
Gebäude
Zweigeschossiges, traufständiges Haus, neun Achsen, davon drei als Mittelrisalit mit vier schlichten Pilastern, Eingang und zweiläufiger Freitreppe, oben durch einen flachen Dreiecksgiebel geschlossen. Das Obergeschoss mit Schieferbehang. Walmdach mit Hohlziegeldeckung.
Anbau von vier Fensterachsen und zwei Geschossen mit Walmdach, Ladeneinbau mit Schaufenster im Erdgeschoss. Wohl nach 1920.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1830 Johann Spies, Lackierer und Maurer.[9]
1841 Otto Wessel, Apotheker.[10]
1864 Julius Diederichs, Apotheker.[11]
1871 (Adressbuch) J. Diederichs, Apotheker; Hausknecht, Apothekergehilfe; Niemeyer, Rittergutsbesitzer-Witwe.
1884 (Adressbuch) Julius Diederichs, Apotheker; Max Banorden [recte: Bonorden], Postsekretär.
1887 (Adressbuch) Matthäi, Rentner.
1889 Heinrich Wilhelm Matthaei, Rentner.[12]
1891 (Adressbuch) Eigentümer: Matthaei, Rentier, wohnt in der "Villa Hammonia" an der Schanze, damals Hiddesen Nr. 130; Bewohner*innen: Geißler, Oberstleutnant z. D.; von Ludwiger, Major a. D.
1894 (Adressbuch) Eigentümer: H. W. Matthaei, Rentier; Bewohner*innen: Theobald Geißler, Oberstleutnant z. D.; Richard von Ludwiger, Major a. D., beide 1897 in Gartenstraße 7.
1895 befindet sich im Haus die Privatklinik des Frauenarztes Dr. K. Schlutius (bis 1894 Hornsche Straße 31).
1897 (Adressbuch) Eigentümer: H. W. Matthaei, Rentier; Bewohner*innen: Karl Höffelmann, Gymnasial-Oberlehrer; Wilhelm Niemeyer, Pastor em.; Bogislav Graf von Schwerin, Major und Batl.-Kommandeur.
1901 (Adressbuch) Louis Krumme, Schlachtermeister; Karl Höffelmann, Gymnasial-Oberlehrer.
1904 (Adressbuch) Louis Krumme, Schlachtermeister; Karl Höffelmann, Gymnasial-Oberlehrer; Frau Sophie Bornemann; August Puls, Landkasse-Pedell.
1909 (Adressbuch) Krumme, Fleischermeister; Tümmler, Eisenwarenhändler; Eichmann, Kaufmann; Jäger, Fleischer.
1912 (Adressbuch) Krumme, Schlachtermeister; Eichmann, Fabrikant; Freitag, Kantinenpächter; Weidling, Schlachtermeister; Klasing, Schlachtergeselle.
1914 (Adressbuch) Louis Krumme, Viehhändler; Friedrich Freitag, Kantinenpächter; Otto Weidling, Schlachter.
1916 (Adressbuch) Emilie Krumme, Witwe; Friedrich Freitag, Kantinenpächter; Otto Weidling, Schlachter; Lina Voß, Hebamme.
1916 (Adressbuch) Emilie Krumme, Witwe; Friedrich Freitag, Kantinenpächter; Otto Weidling, Schlachter; Lina Voß, Hebamme.
1916 Verkauf an Heinrich Lalk, Schlachtermeister.[13]
1918 (Adressbuch) Eigentümer: Lalk, Schlachtermeister; Bewohner*innen: Lina Voß, Hebamme; Otto Weidling, Schlachtermeister; Carl Weitling, Rentner; Max Hagemann, Uhrmacher.
1920 (Adressbuch) Eigentümer: Lalk, Schlachtermeister; Bewohner*innen: Otto Weitling, Schlachtermeister; Johannes Heidsiek, Professor; Max Klingberg, Lithograph; Albert Strobel, Fabrikant; Wilhelmine Ueberholz, Witwe; Ernst Hasenclever, Ingenieur; Paul Weidling, Bildhauer; Erich Bolte, Sattler.
1920 Verkauf an Otto Weitling.[14]
1923 (Adressbuch) Otto Weitling, Schlachtermeister; Karl Weitling, Rentner; August Lohmeyer, Pastor; Frl. E. Bakker; Max Klingberg, Lithograph.
1925 (Adressbuch) Otto Weitling, Schlachtermeister; Karl Weitling, Rentner; August Lohmeyer, Pastor; Frl. G. Bakker, Lehrerin a. D.; Max Klingberg, Lithograph.
1926 (Adressbuch) Otto Weitling, Schlachtermeister; Karl Weitling, Rentner; August Lohmeyer, Pastor; Clara Lohmeyer, Jugendpflegerin; Max Klingberg, Lithograph.
Literatur
Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 417.
Hartmut Meyer-von Froreich, Zur Geschichte des Apothekenwesens der Grafschaft und des Fürstentums Lippe von den Anfängen bis zum Jahre 1918, Marburg 1979 (Diss. Marburg 1979) , S. 144–149.
Fritz Verdenhalven, Detmold Anno dazumal, Lemgo 1979, S. 28.
Peter Heinemann, Detmold Leopoldstraße. Gestern - Heute - Morgen. Die Entwicklung einer Straße. Eine Dokumentation, Detmold 1980, Abb. S. 9 f.
Quellen
LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4367: Ausweisung eines Platzes von der Kälberwiese und dem Kuhkampe der Meierei Johannettental zu einer vom Lackierer Spiess anzulegenden Bleich- und Badeanstalt betr. 1829 ff. und deren Verkauf an die Militärverwaltung 1860, den Verkauf eines Bauplatzes zur Exerzierhause 1862.
LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch Emmighausen.
LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 19 Nr. 1: Die Anlegung einer zweiten Apotheke auf der Detmolder Neustadt, 1827.
LAV NRW OWL, L 92 N / Lippische Rentkammer - Gewerbeabgaben, Nr. 225: Apothekerkonzessionen, Bd. 12, 1826–1864, enthält: Privileg für die Apotheke in der Neustadt Detmold.
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6063: Die [Anlage einer] zweite[n] Apotheke zu Detmold, Bd. 1, (1838) 1839–1852.
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6064: Die [Anlage einer] zweite[n] Apotheke zu Detmold, Bd. 2, 1852–1885.
LAV NRW OWL, D 75 Nr. 6718: Fotografie.
StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4367, fol. 2–4.
- ↑ LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch Emmighausen.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 19 Nr. 1: Die Anlegung einer zweiten Apotheke auf der Detmolder Neustadt, 1827.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 N / Lippische Rentkammer - Gewerbeabgaben, Nr. 225: Apothekerkonzessionen, Bd. 12, 1826–1864, enthält: Privileg für die Apotheke in der Neustadt Detmold.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6063: Die [Anlage einer] zweite[n] Apotheke zu Detmold, Bd. 1, (1838) 1839–1852.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6064: Die [Anlage einer] zweite[n] Apotheke zu Detmold, Bd. 2, 1852–1885.
- ↑ Fritz Verdenhalven, Bürgerbuch der Stadt Detmold von 1635–1885 (Lippische Geschichtsquellen; 7), Detmold 1977, S. 117 Nr.2439.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4367.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.