Lange Straße 72 (Detmold)

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Lange Straße 72 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeLange Straße (Detmold)
Hausnummer72
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeDetmold
HausnummerD 030

1825 gegründete Hausstätte, alte Quartiernummer: D 30, bis 1909 Lemgoer Straße 2; ab 1912 Lange Straße 42, seit 1923 Lange Straße 72.

Geschichte

Der Hausplatz wurde mit 5 weiteren am östlichen Rand aus dem Gelände des fürstlichen Lustgartens ausgewiesen.[1] Grund war der Mangel an Wohnungen.[2]

Investoren für alle 6 Häuser waren Mauermeister Rakelmann aus Detmold und Zimmermeister Kuhlemann aus Lemgo. Um einen Anreiz zu schaffen erhielten die Häuser Steuerfreiheit für Gewerbe und Handel. Da sie außerhalb der Stadtmauer errichtet wurden, unterstanden sie Neustädter Jurisdiktion. Gebaut wurde nach einem einheitlichen Entwurf. Die Fassaden mussten verputzt werden und einen Ölanstrich erhalten, um massive Bauweise vorzutäuschen. Nebengebäude durften nur auf der Rückseite gebaut werden.

Diese Haus wurde 1825/26 für Maurermeister Johann Heinrich Rakelmann zur Eigennutzung erbaut. Er hatte als Bedingung des Hofmarschallamts das Pförtnerhaus für 225 Reichstaler von der Stadt kaufen und abbrechen müssen und 16 Reichstaler Vergütung an den Pförtner Plas zu zahlen. Anfangs bestand die Idee, das Haus auf dessen Platz , aber rückwärts etwas mehr Richtung Rosental zu bauen. Dann wurde aber die Baulinie nach Norden verschoben und das Haus als erstes ganz in den Schlossgarten gebaut, der Erwerb des Pförtnerhauses war also unnötig geworden. Als Ersatz für seine Kosten erhielt Rakelmann einen Erlass des jährlichen Kanons auf 5 Jahre und erhielt als weiteres Privileg die Befreiung von Cameral-Abgaben für sich und seine Nachkommen.[3]

1850 ging das Haus über an den Bäcker Ludwig Rakelmann. Vor seiner Zerstörung durch ein Bombe Ende 1944 war hier das Café Stieve beheimatet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand hier das Kaufhaus DAKA (Das Kaufhaus). Eröffnung war am 26. November 1952, zunächst als eingeschossiger Bau, bald durch eine zweite Verkaufs- und eine Büroetage aufgestockt. Ende der 1970er Jahre Umzug in die Lange Straße 65.[4] Seitdem nutzte der Versandhändler QUELLE den Standort bis zu Schließung und dem nachfolgenden Abbruch 2012. Anschließend Neubau des bestehenden Gebäudes.

Gebäude

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1825 Erben Johann Heinrich Rakelmann, Maurermeister.[5]

1850 Ludwig Rakelmann, Bäcker.[6]

1871 (Adressbuch) Louis Rakelmann, Bäcker; Elise Stein, Fräulein; [Karl] W[ilhelm]. Stein, Geh. Kammerrat.

1884 (Adressbuch) Louis Rakelmann, Bäcker; Louis Dornheim, Forstregistrator; Stein, Kammerrat-Witwe; Elise Stein, Frl., Stiftsdame; Ernst Stein, Kamerarius.

1887 (Adressbuch) Louis Rakelmann, Bäcker; Louis Dornheim, Forstregistrator; Charlotte Stein, Kammerrat-Witwe; Elise Stein, Frl., Stiftsdame; Ernst Stein, Kamerarius.

1891 (Adressbuch) Rackelmann, Rentier; Dornheim, Forstregistrator; Stein, Kamerarius Stein, Stiftsdame.

1894 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäckermeister; Heinrich Stieve, Kutscher; Max Obier, Pantograph; Fritz Schelp, Postassistent; Carl Schäfer, Polierer; Georg Schröter, Handelsmann; Friedrich Freese, Wagenmeister a. D.; Emilie Schäfer, Witwe, Näherin; Eduard Schroll, Lithograph; Jems Rosenbaum, Kaufmann, Herrenkonfektionsgeschäft.

1897 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäckermeister; Hermann Keim, Architekt; Paul Metzentin, Kaufmann; Robert Uhlmann, Friseur; August Fiedler, Privatier.

1901 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäckermeister; August Fiedler, Privatier; Paul Metzentin, Buchdruckerei, Kunstverlag und Papierhandlung; Robert Uhlmann, Friseur, Salon; Heinrich Stieve, Kutscher.

1904 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäckermeister; Friedrich Schlemeyer, Stadtrentmeister; Robert Uhlmann, Friseur; Luise Hennig, Frl.

1909 (Adressbuch) Eigentümer: Fr. Stieve; Bewohner*innen: Mariß, Schneidermeister; Stieve, Kaufmann; Dannenberg, Bäckermeister; Wöhning, Kanzleigehilfe; Braune, Friseur.

1912 (Adressbuch) Stieve, Bäckermeister; Braune, Friseur; Stieve, Hutgeschäft; Stieve, Rentner; Marris, Schneidermeister; Thoren, Buchdrucker; Mahlmann, Bäckergehilfe.

1914 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäcker; Minna Kuhlmann, Frl.; Fritz Köster, Geselle; Gustav Rottenbacher, Konditor; Wilhelm Braune, Friseur; Paul Lange, Friseurgehilfe; Albert Stieve, Hutgeschäft; Heinrich Stieve, Invalide.

1916 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäcker; Wilhelm Braune, Friseur; Albert Stieve, Hutgeschäft; Heinrich Stieve, Invalide; Dora Steffen, Stütze.

1918 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäckermeister; Wilhelm Braune, Hoffriseur; Albert Stieve, Kaufmann, Hutgeschäft.

1920 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Hoflieferant, Bäckerei und Konditorei; Wilhelm Braune, Hoffriseur; Albert Stieve, Hutgeschäft.

1923 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Hoflieferant, Bäckerei und Konditorei, Theater-Café; Albert Stieve, Kaufmann; Wilhelm Braune, Hoffriseur.

1925 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäckerei und Konditorei, Café Stieve; Albert Stieve, Kürschner; Wilhelm Braune, Hoffriseur; Henriette Koch, Witwe.

1926 (Adressbuch) Friedrich Stieve, Bäcker; Albert Stieve, Kürschner; Wilhelm Braune, Hoffriseur; Henriette Koch, Witwe.

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 169; L 92 A Tit. 17 Nr. 40; L 92 A Tit. 178 Nr. 86.

LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/5249: Grundriss der neugebauten Häuser vor dem Lemgoer Tor in Detmold, 1821.

LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4226: Die dem neuerbauten Hause des Maurermeisters Rakelmann vor dem Lemgoer Thor bewilligten Freiheiten für Gewerbe und Wirthschaft betr., 1825 ff.

StadtA DT, BA 2570: Lange Straße 70–72, Detmold, 1891. Das sog. Orientalische Haus, zum Aufnahmedatum noch Lemgoer Straße; das Haus wurde 1945 zerstört.

StadtA DT, BA 10116: Blick auf die Lange Straße/Kreuzung Rosental, Detmold, 12.02.1957.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 92 A Tit. 178 Nr. 86.
  2. LAV NRW OWL, L 98 Nr. 68, unfol., Randnotiz Fürst Leopolds vom 25.1.1825.
  3. LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4226.
  4. Lippische Landes-Zeitung, 18.11.2012.
  5. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  6. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns