Herforder Straße 177 (Lemgo)
Herforder Straße 177 (Lemgo) | |
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Ortsteil | Lemgo |
Straße | Herforder Straße (Lemgo) |
Hausnummer | 177 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Nein |
Der frühere Neue Krug in Lemgo, die heutige Gaststätte „Zum Landsknecht“ liegt fast an der westlichen Grenze des Stadtgebietes von Lemgo. Der Krug gehörte zur Rampendaler Bauerschaft und war dort unter Nr. 120 verzeichnet.
Geschichte
Der Gasthof wurde im Jahr 1863 von dem Lemgoer Außenbürger Heinrich Böger gegründet und nach diesem damals auch „Böijer-Kreog“ (Böger-Krug) genannt. Der Böger-Krug war ein typischen Straßenkrug. Weitere Anwohner gab es in unmittelbarer Nähe nicht, die den Krug hätten regelmäßig besuchen können. Auf dem damaligen Weg zwischen dem Johannistor, dem westlichen Stadttor der Lemgoer Altstadt, und der Ilse, die die Stadtgrenze Lemgos markiert, lagen nur das Küsterhaus von St. Johann (Herforder Str. Nr. 9) und der Liemer Turmhof.[1]
Die Herforder Straße war zwischen 1816 und 1823 zur Chaussee ausgebaut worden. Die Baugenehmigung für Heinrich Böger war die erste in dieser Umgebung und wohl im Hinblick auf eine Hebestelle für Chausseegeld erteilt worden. Diese Hebestelle war also der Grund dafür, dass Heinrich Böger sich - im Gegensatz zu anderen Bauwilligen - hier niederlassen durfte. Die Besitzer des Kruges lebten von vorbeiziehenden Straßennutzern, die in den Krug einkehrten, vor allem aber von den Einnahmen des Chausseegeldes. Wer den Schlagbaum an der Chaussee am „Neuen Krug“ passierte, hatte für Kutsche, Fracht usw. zu zahlen. Böger betrieb die Hebestelle mindestens bis 1884.
Das Chausseehäuschen ist auf einer Karte von 1868 zu erkennen. Das kleine Gebäude am Haupthaus des Kruges (Nordostecke) stand direkt an der Straße. Das Grundstück für seinen Krug hatte Heinrich Böger für 550 Reichstaler von Friedrich Schwabedissen, dem Besitzer des Liemer Turmhofes gekauft.[2]
Am 23. August 1863 eröffnete Böger seine Gastwirtschaft. Seine Konzession bezog sich zunächst auf den Ausschank von Bier und Branntwein. Ein Jahr später erhielt er zusätzlich die Genehmigung zum Handel mit Hökerware, also unter anderem mit Kaffee, Zucker, Reis, Gewürzen und Öl. Im Jahr 1864 ließ er außerdem eine Scheune errichten, in der auch die Pferde von Übernachtungsgästen – gegen eine entsprechende Gebühr – untergestellt werden konnten.
Im Jahr 1884 erwarb Heinrich Böger von Heinrich Kluckhuhn aus der Rampendaler Bauerschaft Nr. 13 (heute Herforder Straße Nr. 163) einen Garten und gründete die Neuwohnerstätte Slaver Bauerschaft Nr. 149, heute Herforder Straße 166. Dort verlebte er seinen Lebensabend und verstarb dort 1899.
Die Bedingungen änderten sich, als im Jahr 1896 die Eisenbahnstrecke zwischen Lemgo und Lage eröffnet wurde, die auch der Herforder Chausse einen Teil des Verkehrs entzog. Außerdem wurde 1897 das Wegegeld abgeschafft. Für den Krüger blieben damit Gäste aus und es entfielen die bisherigen Einnahmen durch das Wegegeld. Der Krug wechselte von 1900 bis 1903 jährlich den Besitzer.
Am 1. Dezember 1905 brach um 22 Uhr im Stallanbau ein Feuer aus, das wegen widriger Umstände schließlich wohl alle Gebäude in Schutt und Asche legt. Sofort nachdem das Feuer bemerkt worden war, wurden Boten zur Benachrichtigung der Feuerwehr nach Lemgo und Lieme geschickt. Die Lemgoer Feuerwehr verwies auf die Liemer Wehr, weil die näher am Brand sei. Die Liemer Feuerwehr traf um 23 Uhr ein. Die beiden später eintreffenden Schutzleuten aus Lemgo fanden die Feuerwehrleute neben einigen Nachbarn unter Klaviermusik jolend und singend vor. Sie hatten dem Wirt die Getränke gestohlen, waren betrunken und kümmerten sich nicht um das Feuer. Die in den frühen Morgenstunden von einem Schutzmann benachrichtigte Lemgoer Feuerwehr konnte nur noch die Reste löschen. Auch bei den Nachbarn blieben die Vorgänge um diesen Brand lange in Erinnerung. So wurde erzählt, dass der alte Großvater des Gastwirtes, der auf dem Sofa liegend im Schlaf vom Feuer überrascht wurde, von einigen Nachbarn mitsamt dem schon angesenkten Sofa ins Freie getragen wurde.
Die Reste seines Besitzes verkaufte Otto Kreykenbohm an den Bäcker und Gastwirt Heinrich Tasche und verließ Lemgo. Tasche baute den Neuen Krug 1906 neu auf. Das Haus fiel etwas größer aus als das abgebrannte und erhielt ein Vereinszimmer und im Obergeschoss zwei Fremdenzimmer. Auch ließ er als Bäcker eine Backstube einplanen und verkaufte Backwaren und andere Lebensmittel. An der Ostwand des Gebäudes entstand eine überdachte Veranda aus Holz und davor eine Garten-Wirtschaft. Etwas später baute Tasche einen Tanzsaal.
Nach mehreren Verkäufen ab 1909 gelangte der Krug im Mai 1920 schließlich an den Hotelier Josef Schönekaes aus Gronau/Westfalen. Er erhielt eine Schankkonzession, führte auch das Lebensmittelgeschäft fort, entfernte aber die Backstube 1924. Die bisherige Scheune wurde 1926 in einen Stall umgewandelt und eine neue Scheune als Anbau an die bisherige gesetzt. 1927 entstand hinter den Gebäuden ein Schießstand. Das Gasthaus wurde von zahlreichen Vereinen genutzt, Betriebs- und Hochzeitsfeiern fanden dort statt und es gab sonntäglichen Tanz im Saal. Josef Schönekaes führte den Neuen Krug 28 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1948. Dann ging der Gasthof in den Besitz seiner Kinder über. Die späteren Besitzer benannten die Gastwirtschaft in „Zum Landsknecht“ um.
Gebäude
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Bei größeren Hofanlagen Unterabschnitte:
Haupthaus
Leibzucht
Scheune
Speicher
Backhaus
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
- 1863: Johann Heinrich Friedrich Böger.
Er wurde 1829 als nachgeborener (nicht erbberechtigter) Sohn des „kleinen Halbmeiers“ Jobst Henrich Böger in Niewald Nr. 1 geboren. Im Jahr 1855 heiratete er Friederike Henriette Luise Lüttmann aus Hörstmar Nr. 3, Tochter des „großen Halbmeiers“ Jobst Hermann Lüttmann. Beide ließen sich zunächst als Einlieger (Mieter) nieder. Im Jahr 1862 erwarb Heinrich Böger für sich, seine Frau und vier Kinder das Bürgerrecht in Lemgo.[3]
- 1884 übergab Heinrich Böger seinen Krug an seine Tochter Karoline Emilie Amalie, die seit 1879 mit Friedrich Ernst Gelhaus verheiratet war. Nach dem Tod ihres Mannes verkaufte seine Witwe den Krug im Jahr 1898 an Theodor Lübking.
- 1900 Friedrich Klemme (als Wirt genannt)
- 1901 Karl Fassold
- 1902 Josef Geilhaupt
- 1903 Otto Kreykenbohm
- 1906 Heinrich Tasche, Neubau des Kruges
- 1909 Wilhelm Leßmann
- 1913 Hermann Biere
- 1919 Otto Lock
- 1920 Josef Schönekaes
Literatur
Günter Rhiemeier, Der Neue Krug zu Lemgo, 2001
Quellen
Stadtarchiv Lemgo, Häuserkartei (lt. Rhiemeier)
Stadtarchiv Lemgo, A 2526 (lt. Rhiemeier)
Stadtarchiv Lemgo, A 2098 (lt. Rhiemeier)
Stadtarchiv Lemgo, A 2536 (lt. Rhiemeier)
Stadtarchiv Lemgo, A 2708 (lt. Rhiemeier)