Schmaler Weg 9 (Hornoldendorf)

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Schmaler Weg 9 (Hornoldendorf)
OrtsteilHornoldendorf
StraßeSchmaler Weg (Hornoldendorf)
Hausnummer9
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeHornoldendorf
Hausnummer010

Vor 1604 gegründete Hausstätte, ehemals Hornoldendorf Nr. 10.

Geschichte

Erste Erwähnung 1604 als Schneider Gercke, der 3 Kühe und 2 Schweine besitzt.[1] Bei der Volkszählung 1609 lebten hier "Snidergerke ziemlich [vermögend], sine Frauwe, 3 Kinder, ollste 10 Jar".[2] Es handelte sich damals um eine Hoppenplöckerstätte.[3] 1642 Übergang von dem verstorbenen Gercke an Berend Beins/Beens, der bis 1672 als "geringer Hoppenplöcker" in den Schatzlisten geführt wurde.[4][5] [6] Berend Beins besaß 1645 an Vieh nur 2 Kühe und 1 Rind, 1648 eine Kuh, vier Jahre später sind es 1 Kuh und 1 Ferkel, 1662 wiederum nur 1 Kuh.[7]

Laut Salbuch von 1721 war die Stätte Nr. 9 von Johann Cordt Beins immer noch eine Hoppenplöckerstätte mit nur einem Wohnhaus, der Landesherrschaft leibeigen, besaß die Stätte meierstättisch, zahlte Weinkauf und Sterbfall. Der Landesherrschaft zahlte er jährlich 9 gr Burgfestgeld, 3 d Hofgerichtssteuer und 24 gr Zuschlagsgeld sowie 5 Eier. Kuhgeld war nach der Zahl seiner Kühe fällig. An Diensten waren 3 Burgfestdienste mit der Hand sowie Extradienste (Gänge, Jagden und Wachten) zu leisten. Dem Küster in Heiligenkirchen hatte er 3 Eier und 1 gr 3 d zu geben. Schließlich musste Beins auch dem Rittergut von Hammerstein 3 Handdienste mit der Duefharke leisten.[8]

Rudolf Heimburg stellte die Stätte mit dem einen Wohnhaus 1756 auf seiner Vermessungskarte dar.[9] Im Salbuch 1782 ist Jürgen Beins, Hoppenplöcker Nr. 10, mit gleichlautenden Abgaben und Diensten aufgeführt.[10]

Vor 1838 gehörte die Stätte dem Colon und Bauerrichter Heinrich Beins modo Seeger Nr. 23 zu Sabbenhausen, der die Seegersche Stätte 1836 erworben hatte.[11] Da Beins sich in Sabbenhausen dauerhaft niederlassen wollte, verkaufte er das Hornoldendorfer Kolonat Nr. 10 1838 an Simon Meise zu Wilberg für 1.460 rt, von der Regierung genehmigt am 12.6.1838.[12]

Gebäude

Torbogen, 2023, Foto: Joachim Kleinmanns

Vierständerbau von 1805 mit Utlucht rechts. Gegenüber ein Backhaus. Laut der Gebäudesteuerrolle von 1884 besaß der Ziegler Konrad Beins ein Wohnhaus und einen Schuppen.[13] Laut Brandkataster wurde 1937 aus dem Schuppen ein Backhaus.[14]

Inschriften

Auf dem Torbogen: "ICH BIN MIT MEINEM GOT ZUFRIEDEN MIT DEM WAS ER ZU MEINEM / THEIL AM GLUCK UND UNGLUCK MIR BESHIEDEN SEIN WEISER / RAHT SUCHT STETS MEIN HEIL OB ER MIR GLEICH OFT WIDRIG / SCHEINT DOCH WEIS ICH DAS ERS TREULICH MEINT JOHAN / HENRICH KUNRACH LORMAN AUS WUBBEL / KARLINA WILMINA BRODERS AUS WUB / BEL HABE DIS HAUS LASEN BAU / EN D. 18 MAI ANNO 1805 / MTII JACHSPER"

Grabstein der vier Beins-Söhne, um 1920, Foto: Wilhelm Pecher, LLB: BA-SP-DT-Hgk-67

Auf dem Kirchhof in Heiligenkirchen: "HEINRICH BEINS No. 10 IN / HORNOLDENDORF UND KARO= / LINE GEB. BRODERS AUS / WÖBBEL, ÄLTERN DER HIER / RUHENDEN KINDER." und "ACH, ACH IHR DUNKELN / GRÄBER, WIE HABT IHR / UNS BETRÜBT VIER UN= / SERER SÖHNE HABT IHR / EMPFANGEN UND IN STAUB / UND ASCHE VERWANDELT / DOCH SO WOLLTE ES GOTT / DER SIE UNS GAB UND NAHM / WAS ER THUT, DAS IST / WOHL GETHAN." Darunter in vier einzelnen Feldern nebeneinander: "FRITZ STARB AM 9. FEBR [1820] / AUGUST STARB AM 27. OCTBR [1819] / SIMON STARB AM 30 JAN. [1819] / SIM. MOR. STARB AM 5. JAN [1810]."

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1604 Schneider Gerck, besitzt 3 Kühe und 2 Schweine.[15] Bei der Volkszählung 1609 wurden erfasst: "Snidergerke ziemlich [vermögend], sine Frauwe, 3 Kinder, ollste 10 Jar".[16]

1628 und 1633 Schneider Gercks/Gercke, ein Hoppenplöcker.[17]

1642 wird in den Kopfschatzlisten Schneider Gercke als verstorben ausgestrichen und stattdessen seitdem Berend Beins/Beens bis 1672 als "geringer Hoppenplöcker" eingetragen.[18][19] [20] Berend Beins besitzt 1645 an Vieh nur 2 Kühe und 1 Rind, 1648 eine Kuh, vier Jahre später sind es 1 Kuh und 1 Ferkel, 1662 wiederum nur 1 Kuh.[21]

1674 bis 1722 zahlte Hanß Beens 19 gr 3 d Kopfschatz.[22] Um 1680/83 beschäftigte er laut Dienstregister einen Kleinknecht.[23] 1683 besaß er 2 Kühe, 1712 2 Kühe und 2 Rinder.[24] Hans Beins war verheiratet mit Anne Catarina. Am 22.8.1686 wurde ihre Tochter Catrin Agneta und am 14.2.1690 Anna Lucia begraben (Kirchenbuch Heiligenkirchen).

9.11.1717 Heirat von Johan Cord Beinß, Schneider (geb. ca. 24.2.1778, gest. 26.9.1857, Kirchenbuch Heiligenkirchen), der Name der Ehefrau ist nicht genannt (im Geburtseintrag der zweiten Tochter ist Trina Agneta angegeben). Zwei Töchter:

  • 28.8.1718 getauft Anna Margaretha, Vater Cord Beinß Schneider (Heirat 11.11.1745 Johann Jürgen Klüter von Feldrom?)
  • 20.3.1720 geb. Anna Elisabeth, Eltern Johann Curth und Trina Agneta

1721 tritt die "Schneidersche" Bademutter aus Hornoldendorf, ungefähr 70 Jahre alt, als Zeugin in einem Eheklage-Verfahren auf.[25] Es muss sich um die Mutter von Johan Cord Beinß handeln.

7.11.1732 Heirat Johann Anthon Beinß und Anna Elisabeth Stockebrandß (Kirchenbuch). Im Jahr darauf wird er als "bestollen" geführt, hat deswegen 3 gr weniger Kopfschatz zu zahlen, auch noch 1747.[26] Am 13.9.1734 ist Johann Anthon Beinß gestorben.

1735 Mai/Juni [unleserlich] II. Ehe von Anna Elisabeth Beinß [geb. Stockebrands] mit Hans Jürgen Krugmeyer (geb. März 1698, gest. 30.5.1761) wird Beins. Nachkommen waren (Kirchenbuch):

  • 27.4./8.5.1736 Catharina Elisabeth
  • 24.1./8.2.1739 Johann Jürgen (Heirat 23.8.1778 Anne Catharine Ilsabein Ellerbrocks aus Fromhausen?)

26.11.1742 starb Anna Elisabeth Beinß im Alter von 44 Jahren (Kirchenbuch). 23.8.1743 II. Ehe von Hans Jürgen Beins geb. Krugmeyer mit Anna Sophia Elisabeth Bornmeyers. Nachkommen (Kirchenbuch):

  • 28.6./5.7.1744 Catharina Margarethe, gest. 27.12.1745
  • 3./5.8.1745 Anna Margarethe Elisabeth
  • 25.4./1.5.1746 Johann Henrich, Anerbe
  • 10./15.3.1747 Johann Simon Carl
  • 26.1./9.2.1749 Sophia Florentina
  • 26.12.1750/1.1.1751 Simon Henrich, gest. 8.5.1751
  • 27.4./7.5.1752 Simon Henrich, gest. 3.5.1752
  • 25.3./1.4.1753 Anna Catharina Ilsabein
  • 12./24.3.1754 Louise Wilhelmina
  • 1./9.5.1756 Simon Henrich
  • 2./8.4.1757 Johann Cord (Heirat 20.11.1785 Christine Margarethe Elisabeth Pulvers, beide Einlieger in Hornoldendorf)
  • 5./9.5.1760 Amalia Luisa Friderika (gest. 18.1.1838)

Bei der Volkszählung 1769 wird unter Hornoldendorf Nr. 10 Hans Beins mit Frau, 1 Sohn über und 3 Söhnen und 1 Tochter unter 10 Jahren geführt, an Vieh 5 Kühe[27]

1769 Jürgen Beins.[28]

1782 Jürgen Beins.[29]

15.9.1804 Hochzeit von "Johann Henrich Conrad Beins [geb. Lohrmann] Witwer u. Straßenk. Nr. 10 zu Hornoldendorf und Karoline Wilhelmine Dorothee, weil. Simon Henrich Broders Halbmeyers Nro. 2 zu Wöbbel ehel. Tochter" (Kirchenbuch Heiligenkirchen). Er hatte am 13.10.1799 erstmals geheiratet und war seit 20.5.1804 Witwer. Sie ließen sich 1805 von Meister Jasper ein neues Haus errichten [i]. Zwischen 1810 und 1820 starben ihre vier Kinder. Der Grabstein befindet sich in der Sammlung des Lippischen Landesmuseums und war 2008 noch davor aufgestellt. Wilhelm Pecher hat die Rückseite um 1920 in situ auf dem Kirchhof fotografiert. Die Inschrift lautet: "HEINRICH BEINS No. 10 IN / HORNOLDENDORF UND KARO= / LINE GEB. BRODERS AUS / WÖBBEL, ÄLTERN DER HIER / RUHENDEN KINDER." Auf der Rückseite zeigt das Bogenfeld zwei Kränze, darüber im Scheitel einen siebenstrahligen Stern, darunter vier Engelgestalten und in einem schlichten Rahmen die Inschrift: "ACH, ACH IHR DUNKELN / GRÄBER, WIE HABT IHR / UNS BETRÜBT VIER UN= / SERER SÖHNE HABT IHR / EMPFANGEN UND IN STAUB / UND ASCHE VERWANDELT / DOCH SO WOLLTE ES GOTT / DER SIE UNS GAB UND NAHM / WAS ER THUT, DAS IST / WOHL GETHAN." Darunter in vier einzelnen Feldern nebeneinander: "FRITZ STARB AM 9. FEBR [1820] / AUGUST STARB AM 27. OCTBR [1819] / SIMON STARB AM 30 JAN. [1819] / SIM. MOR. STARB AM 5. JAN [1810]." Die Sterberegister im Kirchenbuch führen die Kinder mit genaueren Angaben auf: 1820 unter lfd. Nr. 2 Johann Friedrich Conrad Beins, gestorben in Hornoldendorf an Scharlachfrieseln am 9. und begraben am 12. Februar, 3 Jahre 9 Monate und 11 Tage alt; 1819 unter lfd. Nr. 32 Heinrich August Beins, gestorben in Hornoldendorf an Bräune [Diphterie] am 27. und begraben am 30. Oktober, 10 Monate 3 Wochen und 6 Tage alt; 1819 unter lfd. Nr. 2 Johann Friedrich Simon Beins, gestorben in Hornoldendorf an Keuchhusten am 30. Januar und begraben am 2. Februar, 5 Jahre, 3 Monate und 1 Woche alt; 1810 unter lfd. Nr. 2, Johann Simon Moritz Beins, gestorben in Hornoldendorf an Brustkrankheit [Lungentuberkulose] am 4. und begraben an 6. Januar, 1 Jahr, 11 Monate und 2 Wochen alt.

Zwei Söhne und 2 Töchter lebten 1828 noch (Volkszählung):[30] Nr. 10 Beins: 1 Wohnhaus, 1 Haushalt, besteht aus Kolon Beins mit Frau, 2 Söhnen, 2 Töchtern und 1 weiblichen Dienstboten.

Am 14.4.1833 starb Johann Henrich Conrad Beins geb. Lohrmann (Kirchenbuch). Der Anerbe Heinrich Beins zog 1836 nach Sabbenhausen.[31]

1838 Verkauf der Stätte Nr. 10 von Heinrich Beins an Simon Meise zu Wilberg.[32]

19.10.1847 als Vormund des minderjähr. Sohns der Leibzüchterin auf Nr. 10 zu Hornoldendorf, Emil, 23 Jahre alt, wird Niedermeier zu Sabbenhausen bestellt.[33]

1854 Konrad Beins.[34]

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 10 Bd. 2, 22: Verkauf Kolonat [Konrad] Beins Nr. 10 an Kolon Beins Nr. 12, 1873; Nr. 24: Verkauf von Ländereien v. Konrad Beins Nr. 10 an Friedrich Möllenbrock Nr. 7, 1874.

1884 Konrad Beins, Ziegler (Gebäudesteuerrolle).[35]

1901 (Adressbuch) Ziegelmeister Konrad Beins.

1926 (Adressbuch) Landwirt Heinrich Beins.

Literatur

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 96.
  2. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.
  3. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1420, S. 1j und 1v.
  4. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1418, S. 119, 147, 175, 199, 222, 245, 268, 297, 323, 347, 371, 397, 423 und 447.
  5. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419, S. 21, 68, 98, 122, 149, 173, 198q und 249.
  6. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1420, S. 55, 86, 118, 133, 168.
  7. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 173, 202, 232, 365.
  8. LAV NRW OWL, L 101 CI Nr. 24.
  9. LAV NRW OWL, D 73 Tit. 5 Nr. 3099.
  10. LAV NRW OWL, L 101 CI Nr. 39.
  11. LAV NRW OWL, L 108 Schwalenberg / Amt Schwalenberg, Nr. 586.
  12. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 10 Bd. 1, 9.
  13. LAV NRW OWL, L 101 C IV Nr. 97.
  14. LAV NRW OWL, L 107 C Nr. 103.
  15. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 96.
  16. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.
  17. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1420, S. 1j und 1v.
  18. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1418, S. 119, 147, 175, 199, 222, 245, 268, 297, 323, 347, 371, 397, 423 und 447.
  19. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419, S. 21, 68, 98, 122, 149, 173, 198q und 249.
  20. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1420, S. 55, 86, 118, 133, 168.
  21. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 173, 202, 232, 365.
  22. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419, S. 271, 282, 314 und 414.
  23. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1420, S. 205.
  24. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, unpag./nach S. 307, S. 398.
  25. LAV NRW OWL, L 85 / Geistliches Gericht in Lippe, Nr. 1698, 1706–1723.
  26. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419, fol. 455 und 467.
  27. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1450, S. 229–230.
  28. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419, fol. 485.
  29. LAV NRW OWL, L 101 CI Nr. 39.
  30. LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1451, S. 229–230.
  31. LAV NRW OWL, L 108 Schwalenberg / Amt Schwalenberg, Nr. 586.
  32. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 10 Bd. 1, 9.
  33. LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 145, S. 478.
  34. LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 55: Salbuch 1854.
  35. LAV NRW OWL, L 101 C IV Nr. 97.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns