Paderborner Straße 67 (Heiligenkirchen)
Paderborner Straße 67 (Heiligenkirchen) | |
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Ortsteil | Heiligenkirchen |
Straße | Paderborner Straße (Heiligenkirchen) |
Hausnummer | 67 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | |
Gemeinde | Heiligenkirchen |
Hausnummer | 038 |
1846 gegründete Neuwohnerstätte, ehem. Heiligenkirchen Nr. 38.
Geschichte
Der Kolon Watermeier Nr. 2 hatte schon vor 1782 an Friederich Anton Grote zu Heiligenkirchen von dem Hofraume 6 Scheffelsaat und 3 Metzen und von der Länderei am Berge 19 Scheffelsaat 6 3/4 Metzen zur Anlegung eines Binnenkottens abgetreten.[1] Grote schuldete der Landesherrschaft davon 1 Kottentaler, 3 Handburgdienste und 1 Rauchhuhn. Er zahlte nach dem Antritt der Stätte an Watermeier jährlich 3 rt und alle 12 Jahre eine "Rekognition" (Erneuerung) von 24 gr.
Sein Sohn, ebenfalls Friedrich Anton Grote, wurde 1803 erster Chausseegeldeinnehmer im Chaussehaus bei der Grotte. Grote starb am 6.2.1826 im Alter von 58 Jahren, 1 Monat und 11 Tagen (demnach geb. 26.12.1767) an Schwindsucht. Das Kirchenbuch verzeichnet als Herkunftsort den Grotenhof Nr. 8, und als Beruf "Zolleinnehmer im Chausseehause zwischen hier und Detmold unweit der Inselwiese". Seine Tochter Henriette Grote heiratete am 12.2.1832 den Tücherknecht Ludwig Römer von Berlebeck Nr. 40 (Kirchenbuch), ab 14.4.1837 Fasanenwärter in der Friedrichstaler Fasanerie.[2] Wendt stellte 1965 fest: "Noch heute haben seine Nachkommen unter den Einwohnern den Namen 'Tollgrote'."[3] Nach Grotes Tod am 6.2.1826 erbte seine Witwe den Kotten. Als diese 1837 verstorben war, traten Friedrich Anton Grotes Geschwister und Miterben den Kotten an ihn ab.[4] Friedrich Anton Grote (geb. 30.5.1812) hatte die Anstellung seines Vaters als Zolleinnehmer übernommen.[5]
Sein Bruder Wilhelm Grote war Waldschützgehilfe, seine Schwester Henriette Grote war die Frau des Fasanenwärters Ludwig Römer (Heirat am 12.2.1832, damals Tücherknecht Ludwig Römer von Berlebeck Nr. 40). Die Geschwister überließen Friedrich Anton den Kotten mit allen Lasten und Schulden gegen 100 rt und 1 Kuh für seinen Bruder Wilhelm und 125 rt und 1 Kuh für seine Schwester.
Am 13. März 1846 wurde der Binnenkotten als selbständige Neuwohnerstätte mit der Kolonat-Nr. 38 in Heiligenkirchen eingetragen, mit einem Wohnhaus zu 4 rt 24 gr Abgabe, Hofraum von 4 Metzen und Länderei im Berge bei Dammeier.[6] Dafür schuldete Grote dem Kolon Watermeier weiterhin einen jährlichen Kanon von 3 rt und alle zwölf Jahre 24 gr Rekognition.
1873 konnte Friedrich Grote den Kotten von seinem Vater Friedrich Anton erwerben.[7]
1899 wurde das Wohnhaus im Brandkataster ausgetragen. Der bestehende Neubau stammt allerdings erst aus der Mitte der 1920er Jahre. Stallanbau 1929, Schuppen 1952.[8]
Gebäude
Ursprünglich ein Fachwerkhaus, Vierständerbau mit Backofenanbau am Straßengiebel zur Paderborner Straße.
Massiver Neubau Mitte der 1920er Jahre, traufständig zur Paderborner Straße, zweigeschossig, vier Fensterachsen, Pfannendach mit Viertelwalm. Der Eingang zum Kirchweg mit vorgebautem Windfang-Erker über alle Geschosse. Hochparterre auf Sockel aus Muschelkalkquadern, umlaufende Sohlbankgesimse in beiden Geschossen.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1782 Friedrich Anton Grote sen.
1803 Friedrich Anton Grote jun., erster Zolleinnehmer im Zollhaus an der Grotte.
1826 Witwe Grote (gest. 26.7.1835).
1835 Erbengemeinschaft Friedrich Anton (geb. 30.5.1812), Wilhelm und Henriette Grote.
1837 Friedrich Anton Grote, die Miterben wurden ausbezahlt. Grote wohnte allerdings bis 1874 im Chausseehaus.
1846 Eintragung als Neuwohnerstätte.
1865 (Kirchenbuch) ist der Einlieger Heinrich Friedrich Konrad Wellner, Ziegler und Einlieger bei Nr. 38 eingetragen anlässlich Heirat mit Friederike Charlotte Louise Behrend (19.4.1822), ehel. Tochter des Büdners und Arbeitsmannes Johann Friedrich Behrend zu Gutow. Grote selbst wohnte im Zollhaus.
1867 (Kirchenbuch) heiratete Simon Friedrich Konrad Grote (13.5.1840–?), ehel. Sohn des Chausseeaufsehers Friedrich Anton Grote zu Detmold und Kolons Nr. 38 zu Heiligenkirchen am 17.2.1867 Wilhelmine Henriette Clementine (27.12.1839–?), ehel. Tochter weiland Schmieds Konrad Berthold Arends zu Loßbruch.
1873 Friedrich Grote.
1880 (Urkataster)Friedrich Grote.
1886 Hofraum und Wohnhaus Nr. 38 auf Friedrich Grote umgeschrieben (Salbuch 1854).
1894 F[riedrich]. Grote.[9]
1901 (Adressbuch) Zimmermann Fritz Grote; Ziegler August Grote; Ziegler Fritz Grote; Ziegler Karl Grote.
1919 (Volkszählung) Witwer und Arbeiter Fritz Grote sen.; Arbeiter Fritz und Henriette Grote.
1926 (Adressbuch) Fabrikarbeiter Fritz Grote.
Literatur
Quellen
LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 45: Salbuch 1782 1829, 217.
LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 26.
LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 84: Verkauf Kolonat Grote Nr. 38 seitens Kol. Grote an Friedrich Grote das. 1873.
LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.
LAV NRW OWL, L 79 (Lippische Regierung (Jüngere Registratur)), Nr. 5257: Volkszählung 1919.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 45: Salbuch 1782 1829, 217.
- ↑ Joachim Kleinmanns, Die fürstliche Fasanerie in Detmold. Archivalien und Bauuntersuchung, in: Beiträge zur Volkskunde und Hausforschung 8, Detmold 1999, S. 105–122, S. 105–122.
- ↑ Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 278.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 26.
- ↑ Joachim Kleinmanns, Das "Zollhaus" an der Grotte bei Detmold. Bautechnische Innovationen im Jahr 1803, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 92 (2023), S. 214–241.
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 45: Salbuch 1782, fol. 71, 217 und 240a.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 84.
- ↑ LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.
- ↑ LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.