Denkmalstraße 44 (Heiligenkirchen)

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Denkmalstraße 44 (Heiligenkirchen)
OrtsteilHeiligenkirchen
StraßeDenkmalstraße (Heiligenkirchen)
Hausnummer44
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHeiligenkirchen
Hausnummer026


Vor 1722 entstandene Hausstätte, ehem. Heiligenkirchen Nr. 26.

Geschichte

1721 wird erstmals im Salbuch ein Milting erwähnt, und zwar als Einlieger auf dem Krughofe, also dem Gröpperkrug. Wörtlich heißt es:[1] "Johan Milting Einlieger auff dem Krughofe producirt ein Amtsprotocoll vom 3. 9bris 1680 auff 30 rt welche sein seel. Schwiegervatter Hanß Hagemeyer dem Watermeyer zu Heyligenkirchen leihbahr vor gestrecket, wovon ihm noch die Halbsch... <Hälfte> ad 15 rt nebst vieljähriger Zinsen restiren." Bevor er als Einlieger auf den Gröpperkrug zog, war er Eigentümer des alten Küsterhauses, denn in demselben Salbuch heißt es auf der vorhergehenden Seite: "Das Küster Hauß so Johann Georg Heerse alias Milting im Besitz gehabt besitzet jetzt dessen Tochter die Müllersche auf der Tülke Mühle und entrichtet bis jetzt jährlich davon 1 Taler 9 mgr, die darauf haftende Contribution aber a 4 ½ d in simplo wird zwar jährlich in Einnahme aber auch unter die Rubrique der Ausgabe in Abgang gebracht." Im Salbuch 1721 wurde Milting noch als Johann Georg Heerse bezeichnet, "Köster [Küster, JK], alhir, ist frey, hat ein Wohnhaus mit Garten, muß jährlich der Vogtei Falkenberg 1 rt 9 gr prästiren".[2]

1754 ist Jürgen Melting, vermutlich Johann Georgs Sohn, nicht mehr als Einlieger im Krug, sondern als dessen Eigentümer erwähnt, mit einem 1 ½ Metzen großen Garten "aufm Berge" (Salbuch). Seine Stätte ist durch ein altes Privileg frei (wie die herrschaftliche Mühle und das Haus des Amtsvogts). 15 Jahre später sitzt er auf der 1722 schon erwähnten Kötterstelle, dem alten Küsterhaus: "des Klein Kötter Jürgen Meltings stelle, welche ehedem dem Küster nahmens Heerse, von der Gemeinheit verkauft sey".[3] Er treibt ein Rind auf die Gemeinheit und zahlt dafür den Anteil von 12 Groschen. Zur Rinderhude heißt es im Salbuch: "Die Bauerschaft Heiligenkirchen hat keinen confiderablen Weidgang vor ihr Kuhvieh, sondern nur eine Rinderhude in Herrschaftlichen Holtzungs-Districten, welche im Allgemeinen Dorffschaftlichen Saalbuch näher beschrieben sind. Wir haben selbiges geschätzet ein Rind a 12 gr / H. A. Brand J H Schlepper Köster".[4]

1782 besitzt Milting die Straßenkötter-Stätte Nr. 26 noch immer.[5] Er genießt im Unterschied zu fast allen anderen Einwohnern der Bauerschaft Leib- und Gutsfreiheit gegen Zahlung von 6 Groschen jährlich. Sein Wohnhaus ist mit 4 Talern und 18 Groschen taxiert. Er besitzt zudem zwei Gärten, einen beim Hause und noch den schon 1754 erwähnten Garten auf'm Berge. Es kommt 1839 noch Land auf der mittleren Rekte bei Watermeier und Torneden hinzu, 3 Metzen groß, welches er von Klöpping kaufte.

1837 wurde die Miltingsche Stätte Nr. 26 infolge Schichtung mit ihren Kindern 1. Ehe an Witwe Dorothee Milting und deren Verlobten Heinrich Buntekiel von Vahlhausen (auch: aus Hakedahl) übertragen. Vormünder der beiden Kinder (Heinrich 4 Jahre, Friedrich 2 Jahre) waren Wellner Nr. 9 und Dammeier Nr. 6 in Heiligenkirchen. Zur Schichtung waren Stätte und Inventar durch Polizeidiener Köllermeier und Vorsteher Timmermeier taxiert worden. Sie schätzten den Wert inklusive der Einsaat und Ackerlohn auf 437 rt 26 gr 5 d, davon ab Schulden 18 rt 18 gr und Gebühren 11 rt 2 gr 3 d, bleiben 408 rt 6 gr 2 d, davon die Hälfte der Mutter, die andere den beiden Kindern.[6]

1878 verkaufte Milting Hude (46 Quadratruten, sein Anteil aus der Gemeinheitsteilung) an Sprengers Hellberge an Heinrich Köllermeier Nr. 3.

Gebäude

Denkmalstraße 44, Ansicht von Norden, 1926, Archiv Heimatverein Heiligenkirchen
Denkmalstraße 44, Ansicht von Norden, um 1930, Archiv Heimatverein Heiligenkirchen

1894 sind ein Wohnhaus, Stallung und Anbau vorhanden, 1937 wird ein neues Werkstattgebäude (10 m vom Wohnhaus entfernt) versichert.[7]

1926 bestand noch das Fachwerkhaus des 18. Jh., Vierständerbau mit Utlucht, die östliche Giebelseite massiv erneuert, rückwärtig ein massiver Anbau. Die Giebeldreiecke senkrecht verbrettert. Um 1928 durch einen Massivbau ersetzt, der die Utlucht wieder aufgreift, nun mit einem Walmdach abgeschlossen, das Hauptdach mit einem Viertelwalm.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1742 Einlieger Simon Henrich Ziegenbein, Witwer zu Heiligenkirchen, schreitet damals zur 2. Ehe mit Cathrinen Agneten weil. Christophel Mettengangs Bürgers aus Horn ehel. nachgelassene Tochter, er eigen, sie aber frei. Haben nichts eigen und also auch nichts verschreiben lassen.[8]

1754 Jürgen Milting (Melting).

1769 (Volkszählung) Milting (wohnt aber hier offenbar nicht); Einlieger Ziegenbein mit Frau, 2 Söhnen über und einem unter 10 Jahre, 1 Tochter über und 1 unter 10 Jahre, 1 Kuh, 1 Ziege; Einlieger Kull mit Frau, 1 Ziege.

1776 (Volks- und Viehzählung) Frantz Milting (Eigentümer, wohnt hier aber nicht); Gerth Winke mit Frau, 1 Sohn über, 1 Sohn unter 14 Jahre, 1 Tochter, Schmied, 1 Ziege; Einlieger Ziegenbein mit Frau, 1 Sohn über 14, 1 Tochter, , 1 Kuh; Einlieger Frantz Kull: Mann und Frau, spinnt, 1 Ziege.

1813 (Kirchenbuch) Christoph Henrich Wienke (15.11.1787–4.1.1836), des Henrich Wienke († 17.7.1828), Einliegers zu Heiligenkirchen ehel. Sohn, heiratete am 20.2.1813 Sophie Catharine, weiland Simon Wend Einliegers in Hornoldendorf ehel. nachgelass. Tochter, † 8.3.1815.

1815 (Kirchenbuch) Simon Carl Wienke (26.4.1785–21.12.1849), des Heinrich Wienke, Einlieger zu Heiligenkirchen ehel. Sohn, heiratete am 7.5.1815 Sophie Catharina (8.3.1787–9.4.1833), weiland Johann Herm Watermeyer, großen Halbmeiers Nr. 2 zu Heiligenkirchen ehel. nachgel. Tochter.

1824 (Kirchenbuch) Adolph Wieneke (12.10.1793–29.4.1852), weil. Henr. Wienke, Einlieger in Heiligenkirchen ehel. nachgel. Sohn, heiratete am 17.10.1824 (2. Ehe 19.6.1831) Henriette weil. Johann Henrich Klöpping Heiligenkirchen Nr. 12 ehel. nachgel. Tochter (1.10.1798–2.8.1830); und heiratete am 19.6.1831 als Einlieger zu Heiligenkirchen Catharine Wilhelmine Henriette Klöpping (15.9.1806–2.7.1868), weiland Kleinkötters Johann Henrich Christoph Klöpping Nr. 12 daselbst nachgebliebene Tochter.

1828 (Volkszählung) 1 Wohnhaus, 10 Haushalte: Colon Milting mit Frau und männlichem Hausgenossen; Kötter Wienke mit Frau, 2 Söhnen, 1 Tochter, alle unter 14; Einlieger Wienke mit Frau und 2 Söhnen, 2 weiblichen Hausgenossen, 2 männliche und 1 weibliche Person unter 14; Einlieger Quadfaß; Kötter Wendt mit Frau, Sohn und Tochter; Kötter Nagel mit Frau und Sohn unter 14; Leibzüchter Nagel mit Frau; Kötter Plaß mit Frau, Sohn und Tochter; Einlieger Schwarze mit Frau, 1 männlichen und 1 weiblichen Hausgenossen, beide unter 14; Einliegerin Römer mit Tochter. Zu Milting und den Einliegern sind mehrere Hochzeiten bekannt:

  • 1820 (Kirchenbuch) Johann Friedrich Quadfaß, Witwer (seit seit 6.2.1819) und Einlieger zu Heiligenkirchen, heiratete am 13.2.1820 Sophie Wilhelmine Meyer/Meger aus Barntrup († 5.12.1820), ehel. Tochter weyland Adolph Meier, Bürger zu Barntrup.
  • 1820 (Kirchenbuch) Friedrich Conrad Milting (1.3.1798–23.12.1850), des Straßenkötters Simon Henrich Milting Nr. 26 in Heiligenkirchen geboren Niederkönig ehel. Sohn, heiratete am 29.10.1820 Sophie Friederike (31.8.1794–10.11.1857), weyland Straßenkötter Conrad Klaas Nr. 27 in Berlebeck ehel. nachgel. Tochter.
  • 1821 (Kirchenbuch) Johann Heinrich Römer (Bayreuth 2.11.1795–19.12.1872), weyland Heinrich Römer, Einlieger zu Heiligenkirchen ehel. nachgelass. Sohn, heiratete am 20.3.1821 Anne Marie Catharine Ilsabein (10.12.1798–20.7.1855), des Johann Friedrich Gröne Einlieger in Schlangen und der Sophie Stratmann aus Berlebeck ehel. Tochter.
  • 1825 (Kirchenbuch) Eberhard Schwarze, Jägerbursche in Detmold, Sohn des Einliegers Schwarze in Heiligenkirchen, heiratete am 18.12.1825 Friederike Bange, des Hofjägers Bange in Detmold Tochter († 3.8.1827)
  • 1827 (Kirchenbuch) Conrad Ernst Nagel (11.10.1796–5.5.1853), des Kötters Herman Nagel zu Heiligenkirchen ehel. Sohn, heiratete am 20.5.1827 (2. Ehe 17.5.1842) Wilhelmine Ernestine Flake (7.10.1800–26.12.1840) Nr. 19 zu Holzhausen, Amts Horn.
  • 1840 (Kirchenbuch) heiratete der Witwer (seit 7.11.1839, 1. Ehe 26.2.1837) Johann Heinrich Simon Milting († 7.1.1891), Zimmermann, Kolon Nr. 26 in Heiligenkirchen oo 21.6.1840 Friederike Amalie Wolf (4.5.1816–15.10.1886), ehel. Tochter weiland Conrad Wolf, Straßenkötter Nr. 80 zu Berlebeck. Das Eheprotokoll wurde am 30.5.1840 aufgenommen: Johann Heinrich Simon Milting Straßenkötter von Heiligenkirchen Nr. 26, dessen Trauerzeit abgelaufen ist, will sich wieder verheiraten mit Sophie Amalie weil. Straßenkötter Conrad Wolf Berlebeck Nr. 80 ehel. Tochter. Sie kommt zu ihm auf die Miltingsche Stätte, bringt aus Zusage ihres Bruders Ernst Wolf mit: 5 rt, 5 rt für die Kuh und etwas hölzernes Zeug und 19 rt ausstehenden Lohn, jedoch gleich bei der Hochzeit nur den Brautwagen, die Hälfte des Geldes im Herbst und die andere im Herbst 1841. Die Vormundschaft über das Kind des Bräutigams aus 1. Ehe wurde gesondert angeordnet.[9]

1854 [Johann Heinrich Simon Konrad] Milting.[10]

1878 Verkauf an den Sohn Simon Milting.

1880 (Kirchenbuch) Zimmermann und Kolon Ernst Friedrich Simon Milting (5.10.1848–3.3.1894, ehel. Sohn des Colons und Zimmermanns Johann Heinrich Simon Konrad Milting Nr. 27 zu Heiligenkirchen, heiratete am 18.1.1880 Wilhelmine Karoline Henriette Kuhlemann (8.1.1854–22.12.1922), ehel. Tochter des Colons Karl Kuhlemann Nr. 20 zu Meinberg.

1880 (Urkataster) Simon Milting.

1901 (Adressbuch) Eigentümer: Kaufmann Simon Plöger; Bewohner*innen: Ziegler Friedrich Bunte; Witwe Karoline Milting; Tagelöhner Friedrich Morgenstern.

1919 (Volkszählung) Arbeiter Gustav Keeb mit Frau Emilie, Tochter Emilie und Söhne Emil und Walter; Marie Rosenstock mit Töchtern Marie und Minna, Mutter Henriette Streithörster aus Bielefeld (Besuch); Witwe Wilhelmine Warweg mit Tochter Luise und Enkelin Paula; Arbeiter August Brokmann und Frau Ida.

1926 (Adressbuch) Gustav Keeb, Werkmeister; Witwe Wilhelmine Warweg.

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24 und 25: Salbücher 1721.

LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 32: Salbuch 1754.

LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 39: Salbuch 1782.

LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 55: Salbuch 1854.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 27.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. VII, 128: Kaufkontrakt zwischen Kolon Milting Nr. 26 und Kolon Heinrich Köllermeier Nr. 3, 1878.

LAV NRW OWL, L 92 T 1 / Lippische Rentkammer - Kolonate, Nr. 400: Milting, Straßenkötterstätte Heiligenkirchen Nr. 26 (ehemaliges Haus des Küsters Johann Georg Herse), (1721), 1722–1731, 1773, 1819.

LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 6], 1737–1746, S. 250.

LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.

LAV NRW OWL, L 92 Z IV Nr. 33: Volkszählung Vogtei Falkenberg 1769.

LAV NRW OWL, L 92 Z IV Nr. 34: Volkszählung Amt Detmold 1828.

LAV NRW OWL, L 79 (Lippische Regierung (Jüngere Registratur)), Nr. 5257: Volkszählung 1919.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 25, fol. 4.
  2. LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 24.
  3. LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24.
  4. LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 32.
  5. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 39, Salbuch 1782.
  6. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 27.
  7. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.
  8. L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, S. 250.
  9. LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 144, S. 105.
  10. LAV NRW OWL, L 101 C I Lippische Salbücher und Katasterbücher, 1854, Nr. 55.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns