Hornsche Straße 24 (Detmold)

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Hornsche Straße 24 (Detmold)
OrtsteilDetmold
StraßeHornsche Straße
Hausnummer24
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeDetmold
HausnummerB 26


1816 erbaut als Chausseehaus des Wegegeldeinnehmers Dohmeier, ehem. Quartiers-Nr. B 26, 1884–1897 Haus-Nr. 22, ab 1904 Haus-Nr. 24 (durch Baulückenschluss zwischen Nr. 20 und dem Dohmeierschen Haus).

1827 verschoben, angeblich "um 1900" abgebrochen.[1] Traufständiger, zweigeschossiger Neubau mit angepassten Geschosshöhen, 1976 abgebrochen.

Geschichte

Neubau vor der südlichen Stadtmauer 1816 von Schneider Dohmeier, zugleich Chausseegeld-Hebestelle.

Während der alte Weg von Detmold nach Meinberg in einem Bogen zur Meierei Johannettental und dort nach Südosten abknickend verlief (Trasse der heutigen Willi-Hofmann-Straße), erhielt die neue Chaussee vom Hornschen Tor bis zur Meierei einen geradlinigen Verlauf, welcher den Johannettentaler Kuhkamp durchschnitt. Das vor der Stadtmauer gelegene, 1816 erbaute Zollhaus des Chausseegeld-Einnehmers Dohmeier musste daher 1827 aus der Trasse der neuen Straße heraus versetzt werden in den Grabengarten des Rates August Antze.[2] Dohmeier erwarb dazu 1827 ein von der Stadt enteignetes Gartengrundstück.[3]

1833 war der Kalfaktor Kluckhuhn (auch: Kluckhohn) Eigentümer.[4]

1846 wurde die Chausseegeld-Hebestelle nach Remmighausen verlegt.

Nach Abbruch der nördlichen Häuserzeile der Hornschen Straße 1976 wurde die Parzelle mit den benachbarten Grundstücken mit einem Parkhaus überbaut. Das Parkhaus wurde 2020 abgebrochen.

Gebäude

Das Kluckhuhnsche, ehem. Dohmeiersche Haus, vor 1889, Foto: Ferdinand Düstersiek (LLB, HSA 6, 369
Rechts angeschnitten der Nachfolgebau des Dohmeierschen Hauses, 1976, Foto: Michael Schnittger (LLB, BA DT-12-27

Ursprünglicher Bau giebelständig zur Straße, 27 Fuß breit und 36 lang, zweigeschossig, Mitteldeele, Satteldach. Beidseitig zur Straße Stuben, dahinter links Kammer, rechts Werkkammer. Gemauerter Herd auf der Deele. Hier ebenso die Treppe zur Galerie, die die Obergeschosskammern erschloss. Rückwärtig Stallanbau mit Pultdach gegen das Wohnhaus.

Das 36 mal 27 Fuß messende Fachwerkhaus war in den Außenwänden mit Bruchstein ausgemauert. Da es durch mehrere Querwände und durchgehende Schwellen ausreichend ausgesteift war, schlug Landbaumeister Ferdinand Brune 1827 ein Anheben des Hauses mit Spindeln und anschließendes Verschieben auf Rollen vor. Da der damit beauftragte Zimmermeister Jasper aus Holzhausen die faulen Schwellen vor Ansetzen der Hebewerkzeuge nicht erneuerte, kam es beim Anheben zu ungleichmäßigen Setzungen und damit Rissen in der Bruchsteinausfachung, was den Abbau und Wiederaufbau am neuen Standort auf Kosten Jaspers erforderte.[5]

Ersetzt durch einen fünfachsigen zweigeschossigen Traufenbau mit Mitteleingang, Freitreppe und Satteldach. Ende 19. Jh. Fassade mit Sandsteinplatten behängt, am Ostgiebel partiell.

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1816 Dohmeier, Schneider und Wegegeldeinnehmer (wohnte bereits seit 1786 in der Neustadt)[6] Zunächst war er Einlieger in der Neustadt.[7]

1833 Kalfaktor Kluckhohn

1871 (Adressbuch) H. Kluckhohn, Kalfaktor; C. Kluckhohn, Stadtgerichts-Expedient; Rieksmeier, Kalfaktor.

1882 Gerichtsschreiber Kluckhohn

1884 (Adressbuch) Eigentümer: Karl Kluckhohn, Gerichtsschreiber; Hermann Meier, Hofmusikus

1887 (Adressbuch) Eigentümer: Karl Kluckhohn, Gerichtsschreiber; Hermann Meier, Hofmusikus

1889 Friedrich Hirsch, Bierfahrer

1891 (Adressbuch) Hirsch, Bierhändler; Witwe Regenthal; Stukenbrok, Schreiber; Tornow, Amtspedell

1894 (Adressbuch) Friedrich Hirsch, Bierhändler; Wilhelm Varenholz, Gärtner; Wilhelm Grote, Postillion

1897 (Adressbuch) Friedrich Hirsch, Bierhändler; Frl. Bertha Wilke, Schneiderin; Witwe Dahlmeier; August Siektans, Postbote

1904 (Adressbuch) Friedrich Hirsch, Kolonialwarengeschäft; Selma Heynke, Malerin; Chr. Jungeblut, Agent; Witwe Lina Kauffmann

1909 (Adressbuch) Hirsch sen., Kaufmann; Hirsch jun., Kaufmann; Witwe Heine; Heine, Kontoristin; Hering, Ober-Postassistent; Jungeblut, Agent

1912 (Adressbuch) Hirsch, Kaufmann; Hirsch, Agent; Witwe Heine; Frl. Heine; Puck, Verkäuferin; Jungeblut, Agent

1914 (Adressbuch) Fr. Hirsch, Kolonialwaren-Handlung; Albert Hirsch, Agent; Christian Jungeblut, Agent; Emil Müller, Tischler; Witwe Minna Heine

1916 (Adressbuch) Fr. Hirsch, Kolonialwaren-Handlung; Albert Hirsch, Kaufmann; Johanne Simon, Schneiderin; Witwe Wilhelmine Heine

1918 (Adressbuch) Friedrich Hirsch, Kaufmann; Witwe Minna Heine; Wilhelmine Meyer; Johanne Simon, Schneiderin; Bruno Struve, Feldwebel

1920 (Adressbuch) Witwe Auguste Hirsch; Witwe Pauline Hirsch; Witwe Bertha Bierwirth; Paul Kersting, Buchhalter

1923 (Adressbuch) Witwe Auguste Hirsch; Witwe Pauline Hirsch; Ernst Diekmann, Kolonialwaren-Händler; August Wolter, Pensionär

1925 (Adressbuch) Witwe Auguste Hirsch; Witwe Pauline Hirsch; Ernst Diekmann, Kolonialwaren-Händler; August Wolter, Pensionär; Heinrich Wenzel, Maler

1926 (Adressbuch) Witwe Auguste Hirsch; Witwe Pauline Hirsch; Ernst Diekmann, Kolonialwaren-Händler; August Wolter, Eisenbahn-Oberinspektor a. D.; Frl. Martha Wolter; Heinrich Wenzel, Maler

Literatur

Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024.

Quellen

LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 12 D 85: enthält u. a. Schneideramt Detmold gegen Einlieger Dohmeier, 1792.

LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 170, fol. 79 ff.: Beschwerde des Schneideramtes zu Detmold gegen den Schneider Dohmeier auf der Neustadt 1802.

LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4365: Anbau einer neuen Häuserreihe vor dem Hornschen Tor in Detmold an der durch die Gärten und den Johannettentaler Kuhkamp zu verlegenden Meinberger Chaussee; Versetzung des Dohmeierschen Hauses; Ausweisung von Bauplätzen von der Kälberwiese zur Leopoldstraße und vom Kuhkamp, Bd. 1, 1826–1834, v. a. fol. 9–47 und 207–211.

LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4203: Verkauf eines durch Geradelegung der Meinberger Chaussee vom Johannettentaler Kuhkamp abgeschnittenen Winkels, 1829.

LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 8357: Erhebung des Wegegeldes zu Meinberg auf der Meinberger Straße (Chaussee), Bd. 4, 1818–1838.

LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 8351: Meinberger Straße (Chaussee) von Detmold bis zum 1. Stundenstein, Bd. 1, 1828–1836.

LAV NRW OWL, L 109 Detmold Nr. 279: Chausseehäuser.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach einer Konnotation im Album "Alt-Detmold", 1911 zusammengestellt von Ferdinand Düstersiek, LLB, HS A 6.
  2. LAV NRW OWL, L 92 A Tit. 181 Nr. 19 I.
  3. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 123: Baukassenrechnung der Bauten vor dem Horner Tor zu Detmold mit Belegen, Baurechnung 1827–1848.
  4. LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4365, fol. 207.
  5. LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4365: Anbau einer neuen Häuserreihe vor dem Hornschen Tore an der durch die Gärten und den Johannettentaler Kuhkamp zu verlegende Meinberger Chaussee und die … Versetzung des Dohmeierschen Hauses sowie die Ausweisung zu Bauplätzen von der Kälberwiese und dem Kuhkamp, 1826–1834, fol. 26–29, 34 f.
  6. LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 170, fol. 79–81.
  7. LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 12 D 85: enthält u. a. Schneideramt Detmold gegen Einlieger Dohmeier, 1792.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns