Istruper Straße 74-76 (Wellentrup)
Istruper Straße 74-76 (Wellentrup) | |
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Ortsteil | Wellentrup |
Straße | Istruper Straße (Wellentrup) |
Hausnummer | 74-76 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Wellentrup |
Hausnummer | 004 |
Am westlichen Ortseingang von Wellentrup liegt der frühere Hof Ottomeyer Nr. 4, 1857 übernahm dieser die Nr. 1 vom 1845 aufgelösten und angekauften Meierhof. 1903 kaufte die Landwirtswitwe Henriette Hagedorn aus Großenmarpe den Hof Ottomeyer in Wellentrup, seitdem Hof Hagedorn Nr. 1.
Geschichte
Vollspänner, 1721 "Vierzehnnächter" (spanndienstpflichtiger Bauer im Amt Blomberg, der alle zwei Wochen, also "14-nächtig", dienen mussste), 1829 gemeiner Vollmeier (bückeburgische Nr. 10).
Der Hof Ottomeyer entstand vermutlich im Hochmittelalter durch Abtrennung von dem älteren Wellentruper Meierhof. Wie dieser gehörte er zur Grundherrschaft des Bendediktinerinnenklosters Gehrden (Kreis Höxter). Der alte Hofname Otto wurde um 1700 mit der Berufsbezeichnung -meyer verbunden.
1866 erhielt Friedrich Ottomeyer eine Konzession zu einem Lohndresch- und Sägebetrieb mit zwei englischen Dampflokomobilen, die er ein Jahr zuvor erworben hatte. Die Firma F. Ottomeyer begann schon bald mit dem Handel sowie der Reparatur und dem Bau von Lokomobilen und Dreschmaschinen in der hofeigenen Schmiede und Maschinenfabrik - als eine der ersten in Westfalen. 1877 verlegte Ottomeyer die Maschinenfabrik nach Steinheim, wo sie noch bis 2010 als Landmaschinenhandel und Autohaus bestand.[1]
1888 gründeten einige Bauern aus Wellentrup und benachbarten Dörfern die Molkerei Wellentrup, die älteste bäuerliche Genossenschaftsmolkerei in Lippe. Sie befand sich bis 1949 auf dem Hof Nr. 1 im Gebäude der früheren Maschinenfabrik Ottomeyer, Istruper Str. 74 ("Alte Molkerei", abgebrochen 2014), 1947-49 wurde ein Neubau am Ortseingang errichtet (Istruper Straße 83). Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten schloss sich die Molkerei Wellentrup 1956 mit der Molkereigenossenschaft Detmold zusammen.[2]
Gebäude
Haupthaus, erbaut nach Brand 1743 (abgebrannt 1893): Großes Fachwerk-Dielenhaus (Vierständerbau) mit späterem Kuhstallanbau, Wohnteil mit späterem seitlich angebautem Saal. Ziergarten mit Grotte vor dem Südgiebel (nach Skizze von Karoline Schüerhoff, geb. Ottomeyer, Soest).
Leibzucht (heutiges Wohnhaus, Istruper Str. 76): Zweistöckiges Fachwerk-Dielenhaus aus dem 19. Jh., nach Brand des Haupthauses 1893 zum Pächterwohnhaus umgebaut. 1914 um 4,5 m nach Norden erweitert (Bauakte).
Kornspeicher von 1819 (abgebrochen ca. 2014): Zweistöckiger Fachwerkbau mit Backsteinausfachung (Datierung auf Inschriftziegel). Um 1865 als Hintergebäude mit der Maschinenfabrik verbunden.
Ehem. Maschinenfabrik, ab 1888 Molkerei (Istruper Str. 74) (abgebrochen ca. 2014): Untergeschoß massiv, Obergeschoß Fachwerk mit Brettverschalung, erbaut um 1865. 1922 neue Kesselanlage und Aufstockung der Wohnung über dem Pferdestall (Anbau rechts; Bauakte).
Ab 1911 Ausbau zu einer großen vierseitigen Hofanlage:
Bansenscheune, erbaut 1911: Großer Bruchsteinbau mit vier Durchfahrten, erbaut nach Brand des alten Pferdehauses.
Stallgebäude von 1912: Langgestreckter Bruchsteinbau mit Drempel und "preußischen Kappengewölben".
Schmiede mit Hühnerstall und Backofen von 1919: Eingeschossiger Bruchsteinbau mit Krüppelwalmdach (Maurermeister Rose aus Brüntrup; Bauakte).
Inschriften
Kornspeicher von 1819 (abgebrochen 2002): Backstein mit vor dem Brand eingeritzter Jahreszahl 1819.
Weitere Inschriften sind nicht überliefert.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1467 Otten Hencke; 1488 Ottenhenken (Landschatzregister, L)
1497 Ottenhanß (L)
1535 Noltte Otto (L)
1545ff. Johann Otto (L)
ca. 1570-75 Johann Otto oo Ilse NN (+ 1599, Gogerichtsregister, GoG)
1592 Johann Otten hatt zwo seiner Bruder für große Knechte und Fredrich zimmert (Zweitfassung: und der dritte ein Zimmermann) (Einwohnerliste, E)
1596 Johan Otten hatt seiner Kinder einem den Hoff überlassen (GoG); Johann Otto (Sohn) oo NN Niederbracht aus Siebenhöfen; 1608 Johan Othe, Vollspänner + (GoG; hinterläßt Brautschatz bei Niederbracht, Siebenhöfen); 1614, 1616 Ottesche, Friedrich Otto (Viehschatzregister, V)
1618 Johann Otte (L); 1620 Johan Otten, ein Volspenner, aber arm (E)
1625/26 Johann Otto oo NN Meyer zu Kleinenmarpe; Meyer zu Kleinenmarpe bringt seine Tochter auf Ottens Gut zu Wellentrup, Brautschatz: 200 Taler (GoG)
1636/37 oo II.: Johan Möning (Mönch, von Wellentrup Nr. 2) ziehet zur Ottingschen uff ein Halbspennerguth (GoG), wird Johann Otto (+ 1653/54, GoG)
1644: Johann Otto (28 J.), Frau Anna (32 J.) von Lütken Marpe außm Meyerhoefe daselbsten burtig (Salbuch)
1661/62 der alte Otto hat Annen im Brocke Hoppenplockers Gutgen gekaufft (GoG), wird Johann im Bruche, genannt Alter Otto (Hoppenplöcker, siehe Nr. 12)
1656 Hans Otto, welcher dazumahl unbeweibt gestorben, gleichwohl die Güter abgetreten, doch mit seinem Stieffvatter noch Haus gehalten, an seinen Disch gangen undt sein Bruder Herman nunmehr solche Güter auch angetretten, und gantz dem Stieffvatter abgesondert, gleichwoll noch nicht geheiratet... (GoG)
1657 Hermann Otto (Sohn des Johann Otto) oo Anna Tölle aus Herrentrup; Johan Tölle zu Herntrup hat seine Dochter an Hermen Otten verehelicht (GoG)
1683 Anna Otte 2. oo Frerich Brand aus dem Ruhensiecke, Amt Schwalenberg (GoG), wird Johann Friedrich Otto. 1699 er oo II. Clara Cathrina Otto aus dem Bruch, Wellentrup; 1715 sie oo II. Hans Friedrich Meyer zu Siebenhöfen, zieht zu ihm auf seinen freyen Hoff (GoG)
1697/98 Johan Henrich Otto (Sohn des Hermann Otto) oo Anna Margreta des Meiers Tochter aus Wellentrup (GoG). 1707/08 sie oo II. Johann Laumann (Lohmeyer) aus Wellentrup (Nr. 3), wird Otto (-meyer). 1715 Weyl. Johan Otto nachgel. Witwe oo II. Johan Gerd Nieman von Herrentorff (GoG), wird Gerdt Ottemeyer (S 1721). 1746 er oo II. Witwe Agnete Stiewe, Wellentrup (Nr. 5)
1722 Johann Berend Ottomeier (Sohn aus 1. Ehe) oo Anne Ilsabein Stieve, Wellentrup (Nr. 5); Johan Berend Ottomeier nimt seine elterlichen Güter an (GoG). 1746 er oo II. Anna (Maria) Magdalena Klingenmeyer aus Billerbeck; 1758 sie oo II. Johnann Friedrich Platena(u) aus Istrup, wird Ottomeyer; 1776 er oo II. Witwe Marlena Elisabeth Kayser aus Tintrup
1743 Dorfbrand vom 9. Mai: Wohnhaus, Leibzucht und Schoppen abgebrannt
ca. 1769 Johann Philipp Konrad Ottomeyer (Sohn aus 1. Ehe) oo Maria Elisabeth Kaup aus Belle 1794 Johann Heinrich Philipp Ottomeyer oo Catharina Wilhelmine Meyer zu Bentrup (Amt Detmold); 1817 verfasst Ottomeyer einen Aufruf an meine Vatterlands Bauern. 1803 er oo II. Wilhelmine Henriettte Brunsiek vom Hof Brunsiek bei Tintrup
1834 Johann Friedrich Carl Ottomeyer (Sohn aus 1. Ehe) oo Wilhelmine Caroline Dickewied aus Oberschönhagen. 1845 Ankauf des Meierhofes in Wellentrup (Nr. 1); 1857 Zusammenlegung der Höfe Nr. 4 und Nr. 1. 1857 er oo II. Caroline Julie Meier Barthold aus Leese-Wittigenhöfen
1863 Johann Bernd Friedrich Ottomeyer (Sohn aus 1. Ehe) oo Sophie Friederike Meier zu Kleinenmarpe, später Niedermeier zu Brüntrup, Hofübergabe. 1866 Konzession zum Lohnbetrieb von Dampflokomobilen (Dreschen, Holzsägen), später Landmaschinenhandel und Maschinenfabrik. 1877 Verlegung der Maschinenfabrik und Umzug der Familie nach Steinheim. Nach dem Tode von Friedrich Ottomeyer 1884 Verpachtung des Hofes an Wilhelm Ermgassen aus Greste und Ankauf des Nachbarhofes Hagedorn (Nr. 7). 1888-1949 Molkerei Wellentrup im Gebäude der früheren Maschinenfabrik.
1895 Witwe Friederike Ottomeyer, geb. Meier, Steinheim.
1901 Nr. 1: (Ottemeier, F.). Ermgassen, Wilhelm, Gutspächter. Molkerei Wellentrup e.G.m.u.H.: Mische, Karl, Molkerei-Inspektor; Stiewe, August, Milchfuhrmann (stammte wohl von Nr. 26). Nr. 4: (Ottemeier, F.; die Nr. 4 war inzwischen auf den alten Meierhof Nr. 1 übertragen worden) Ammann, Jakob, Schweizer; Tegt, Fritz, Schweinemeister (Adressbuch)
1903 Verkauf der Höfe Nr. 1 und 7 an die Landwirtswitwe Henriette Hagedorn aus Großenmarpe, Bewirtschaftung mit ihren Brüdern Wilhelm Meier zu Biesen und Friedrich Meier zu Oestrup
1914 Hermann Hagedorn oo Frieda Meyer aus Kleinenmarpe
1926 Hagedorn, Herm., Landw. [Tel.] 110 / Molkerei Wellentrup G.m.u.H., [Tel.] 31 (Adressbuch)
Literatur
Heinrich Stiewe (Hg.), Wellentrup. Geschichte eines Dorfes im Blomberger Becken, Petersberg 2002, S. 280f.
Heinrich Stiewe, Vom Meierhof zur Maschinenfabrik. Die Anfänge der Firma Ottomeyer in Wellentrup und Steinheim, in: Heinrich Stiewe (Hg.), Wellentrup. Geschichte eines Dorfes im Blomberger Becken, Petersberg 2002, S. 195-205.
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich Stiewe, Vom Meierhof zur Maschinenfabrik. Die Anfänge der Firma Ottomeyer in Wellentrup und Steinheim, in: Heinrich Stiewe (Hg.), Wellentrup. Geschichte eines Dorfes im Blomberger Becken, Petersberg 2002, S. 195-205 sowie https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ottomeyer_(Unternehmen) (letzter Zugriff: 21.12.2024).
- ↑ Heinrich Stiewe, Cheruskia-Tafelbutter und honny-ponny. Die Molkerei Wellentrup (1888-1956), in: Heinrich Stiewe (Hg.), Wellentrup. Geschichte eines Dorfes im Blomberger Becken, Petersberg 2002, S. 206-216.