Försterweg 33 (Schwelentrup)

Aus lippe-haeuser-wiki.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dörentrup      Schwelentrup      Försterweg 33

   400 Jahre Försterei--   150 Jahre neues Forsthaus


Das Dorf Schwelentrup und damit auch der Försterweg mit dem Forsthaus von 1876 liegen westlich, unterhalb der Burg Sternberg, die vermutlich um 1240 erbaut. Während Schwelentrup zur Gemeinde Dörentrup gehört, liegt die Burg auf Gebiet der Gemeinde Extertal. Die Sternberger Grafen sind schon 1418 ausgestorben. Danach gehörte sie mal zu Lippe-Schaumburg, auch mal einige Jahrzehnte 1733-1781  an Kur-Hannover verpfändet, ab dann aber zu Lippe-Detmold,  was bis 1789 Grafschaft, dann Fürstentum. Ab 1521 ist die Burg Sitz des „Amtes Sternberg“ verwaltet von Grafen oder  Drosten oder  Amtmännern, mit Hilfe von  Amtsschreiber, Amtsdiener, Holzförster.

Ab 1814 wird der Sitz des Amtes nach Alverdissen verlegt und die Burg wird von 1814 bis 1928 Sitz der Oberförsterei Sternberg, die danach nach Lemgo-Brake kam.

   Außer der Landstraße direkt an der Burg vorbei, gibt es den Verbindungsweg von Schwelentrup nach Extertal-Linderhofe, entlang des Eselsbaches mit den Teichen als Rückhaltebecken, im unteren ersten Teil als „Försterweg“ bis zum Forsthaus, dann weiter als „Drecken“ durch den Wald.

    Ferner zeugen alte , ausgefahrene Hohlwege von Hand- u Spanndiensten, Militär,  Transport von Holz, Silbersand aus der Silbersandgrube in Dörentrup und auch Leinen, was guten Ruf hatte.

   1437 wird schon ein Holzvogt für Sternberg erwähnt.

1639 bis 1669 hatte  Bernd Bunte, Landwirt (Halbspänner) aus Asmissen,  auch  die Aufgaben des Holzförster unter den  Sternberger Drosten (Anton von Exter  und  Eckbrecht May).  (Es gab die Einteilung für Besteuerung: Vollspänner, Halbspänner, Großkötter, Mittelkötter, Hoppenplöcker, später auch noch  Straßenkötter). Die Holzförster waren für das ganze Amt zuständig. Unter ihnen dienten in kleineren Waldgebieten die  bis 1700 sogenannten „Holzknechte“, danach erst Revierförster bezeichnet. Im 30jährigen Krieg (bis 1648)  war Lippe eigentlich neutral. Trotzdem gab Einquartierungen, Durchmärsche, Plünderungen von kaiserlichen, schwedischen, katholischen, evangelischen Truppen. 1633 wurde Hameln von schwedischen u hessischen Truppen belagert. Angerückte kaiserliche wurden bei Hess. Oldendorf dann besiegt. Wölfe vermehrten sich wieder stark. Hexenverfolgungen besonders in Lemgo und auch Schwelentrup (Hexennest). Pest wütete immer wieder (1679/80 Braunschweig).dies und mehr: Buch v Erich Kenter von 1950: „Geschichte der Kenter aus Bösingfeld“ Archiv u online

   Hilmar Deppe, geb zw 1638 u 1640(Lücke im Kirchenbuch)- gestorben 1699) erhält  mit  ca 29 Jahren am 9.12. 1668 von Graf Simon Heinrich (Grafen, Edelherren zur Lippe) die Anstellung als Holzförster für Amt Sternberg und kauft vom Mühlenbesitzer Hermann Möller aus Lemgo für 215 Thaler die  neu gebaute Hausstätte des Arndt Sieker in Schwelentrup am „Vossberg“ (=Fuchsberg) im jahr 1672. Heute das  1876 neu  gebaute Forsthaus Försterweg 33 . Er bleibt Holzförster bis zu seinem Tode 1699. Ab 1675 Dienstpferd , durfte Bier brauen (wie es einige Untertanen in jedem Dorf durften) und auch Branntwein brennen. 1689 wird seine Tochter  Catharina Margarete  erste Frau von Johann Henrich Kenter  (1670-1709). Auf der  Feier kam es zum Streit zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn, zu  Prügeleien, Bedrohungen mit Hirschfänger, Waidmesser usw. Der Soldat, Uhrmacher (mußte sich um die Uhren auf Burg und Göttentrup, wo Amtsstube war, kümmern) und Kleinschmied Philipp Stolle (sein Vater hatte auch schon die Tätigkeit) stopfte Schießpulver in Deppes Tabakpfeife mit Verletzungen dadurch. Hilmar Deppe war sehr bekannt und angesehen. Sein ältester Sohn Johann Bernd machte Vaters Dienst bei Krankheit  usw. Beide wollten, dass er  der Nachfolger als Holzförster für das Amt Sternberg wurde. Klappte aber nicht. Hermann Schlepper wurde dies 1699-1712, danach Friedrich Jürgen Cruse. Sohn Bernd war u.a.  erst gräfl.schaumburgischer Jäger zu Lipperode und wahrscheinlich dann danach einfacher (Erb)Förster (Holzknecht) in Schwelentrup , wie weitere Nachkommen von ihm. Auch Gehilfe beim Otternjäger Adolf Kansten bei dessen Tätigkeit hier.

Seit 1701 verheiratet mit Anna Margareta Ilsabein Diekmeier von Hohensonne.

Dr. Reiner Deppe schreibt dazu unter Bezug auf das Familienbuch : „Holzförster Hilmar Deppe 1639-1699 und seine Nachkommen“, geschrieben von seinem Onkel Hanns-Georg Deppe , 1904-1968,: „Die ältesten Söhne aller Generationen waren Erbförster in Schwelentrup“. Einer war auch Forstdirektor u Leiter der Berliner Forstverwaltung. Auch Lipp. Landeszeitung 22.12.1949: „ein richtiger Forstmann aus alter Zeit“ zum 250. Todestag von Hilmar Deppe

Johann Diedrich Deppe , geb 1733, gest 1791 an Schwindsucht, hier erst Förster unter Kur-Hannover, dann wieder unter Lippe

    1733 wird die Grafschaft Sternberg aus Geldmangel an das Kurfürstentum Braunschweig ( Haus Hannover )verpfändet bis 1781 und dann zurückgekauft und Sitz des Amtes Sternberg, bis 1814, dann Sitz des Amtes nach Alverdissen, Burg wird Sitz der Oberförsterei)

(1740 wird Friedrich II (Alte Fritz) König v Preußen, dem angeblich die lippische Sparsamkeit beeindruckte viele erhalten jetzt den Vornamen Friedrich..)

Friedrich Adolf Deppe, geb 23.11.1766 gest 1838 an Magenkrebs, Förster bis 1825

  (1789 kaufen sich Grafen Fürstentitel; ab jetzt Fürstentum Lippe)

(1807 Beitritt Fürstin Pauline zum napoleon. Rheinbund und kann so Selbständigkeit retten)

(1812 wird Förster Lemke,  „Lemkenburg“ Administrator der Sternberger Forst  in Ruhestand versetzt und Nachfolger Oberförster Kellner erhält ab 1814 Beamtenwohnung auf Burg Sternberg; Burg bleibt über 100 Jahre bis 1.1.1929 sitz der Oberförsterei, danach Sitz in Brake)

   Der Winter 1928/29 soll strengen Frost mit Temperaturen unter 30 Gr gebracht haben, der Eichenbäume zum platzen brachte und Kartoffel sogar im Keller verfroren.

  auch Aufzeichnungen von Wilhelm Brakemeier, geb 1896 gest 1979, Förster  im Geschäftszimmer erst  auf Oberförsterei Sternberg und danach Brake bis 1961.

Friedrich Deppe, geb 25.3.1793, gest 1866)  ab 1825 Waldschütz in Schwelentrup, 1856 befördert zum Förster, Förster über 40 jahre, sein Grabstein auf dem Hillentruper Friedhof ist noch erhalten.

   Nach Erden muss des Himmels Frieden.. Entfernung trennet nicht.

Wilhelm Deppe, geb 3.8.1838  gest 1914 in Homeien bei Tochter Helene Helming,, Forstaufseher in Asmissen macht Vertretung im Revier im Jahr 1866

Ludwig Römer, geb 1828 gest 1892, Förster  hier 1866 bis 1876, dann als Förster nach Kohlstädt

           1870/71 wurde von den Deutschen der letzte Krieg gewonnen, gegen Frankreich und Frankreich mußte viel Geld bezahlen und auch Lippe hatte mal Geld: so wurden Straßen, Kirchen und auch Forsthäuser, wie auch Fuchsberg, gebaut, ferner Landesvermessung, neue Maßeinheiten

  es wurden auch reichlich Friedenseichen gepflanzt: Mühlenberg Hillentrup, Schanzenberg östl. Burg Sternberg usw.

      1873 kauft fürstl. Lipp Forstverwaltung die inzwischen alte deppesche Wohnstätte, die Hilmar Deppe 1672 als neu gekauft hatte (s.h. oben) und beginnt daneben ein neues, bis heute unveränderte Forsthaus zu bauen, 1876 fertig gestellt. Nach den Plänen des Baurathes Merckel.

  Als Mustervorlage dient das alte Forsthaus an den Externsteine. In gleicher Ausführung sind 5 weitere Forsthäuser so gebaut: Kirchberg in Langenholzhausen, Belle am Norderteich, Berlebeck, Brakelsiek, Schwalenberg. Insgesamt soll es in der Zeit ca 42 Forsthäuser  in lippe gegeben haben. Das alte deppesche Haus soll bis 1.4.1877 abgerissen sein. Aus seinen Eichenbalken wurde dann 1900 der heute noch stehende Holzschuppen errichtet.

  Das neue Forsthaus wurde grundsolide gebaut: Keller aus dicken Grundsteinmauern mit Gewölbedecken. Darüber dann Außenwände aus gebrannten Ziegel und innen Fachwerk mit viel Holz und Lehm; Fenster- und TürStürze als Rundbogen. Was man heute oft nicht bedenkt:  alles mit Tiergespannen herbeigeschafft, denn Motorfahrzeuge gab es noch nicht. Und alles in Handarbeit gesägt und gebaut, alle Balken, Fenster usw.. Strom bzw Elektrogeräte erst ab ca 1920…

  Die Hälfte des Gebäudes für die damals übliche Landwirtschaft: Ställe  für Kuh, Ziege, Schwein, Hühner; Deele zum reinfahren der Ackerwagen aus Holz mit  Getreide oder Heu um dieses dann auf die Böden zu stecken und lagern

   Holz war der wichtigste Rohstoff für alles:  Häuserbau, Heizmaterial, Ackergeräte wie Ackerwagen, „kleine Lemgoer“ ,ein Handwagen, und die vielen Kutschwagen….

Dabei wuchs damals viel weniger Holz als heute: Der Wald war fast  am verhungern…

   Jeder Ast wurde als Heizmaterial herausgenommen, da Kohle zu teuer und ohne Bahn schwierig zu transportieren. Auch die Blätter, das Laub wurde für die Einstreu in die Ställe aus dem Wald geholt, da es noch keinen Kunstdünger gab, somit wenig Erträge und das Stroh gehäckselt ans  Vieh verfuttert wurde statt mit knappen Heu. So verarmte der Boden immer mehr. Auch gab es noch keinen Eintrag von Stickstoff über die Luft. CO2 in der Luft war auch geringer, ebenso die Temperatur und  die Vegetationszeit kürzer. Dafür war das Holz viel langsamer gewachsen, die Jahrresringe enger und somit fester, dauerhafter als heute das weitringige weiche  Holz.

   Wie woanders,  war es auch hier  üblich das Vieh aus den Dörfern in die Wälder zum Fressen zu lassen: z.b. Eichelmast . Wer wieviel eintreiben durfte war genau festgelegt.

   1865 gab es dann hier die Hudeablösung in der Oberförsterei Sternberg mit 77 Morgen die die Landwirte erhielten und dafür nicht mehr die Tiere in den Wald durften.

Gustav Jakob,  Förster hier 1876 bis 1877, vorher Pivitsheide, hier am 23.11.1877 verstorben

August Koch, ab 1878 bis zum Tod 1897

     Soll 2 Söhne gehabt haben, die wilderten…

es gab auch noch Otternjagd in der Bega durch reisenden Otternjäger Schmidt

Julius Krome, Forstaufseher u Gehilfe von August Koch , geb 9.1.1868, übernimmt vertretungsweise das Revier bis zum 1.10.1897.

Scheidet dann aus  dem Forstdienst und wird Holzhändler.

Gustav Redeker, geb 4.8.1860 ,  Förster 1897 bis 1905, soll sich 1905 im Schuppen erhängt haben.

Ernst Köster, geb 23.11.1879 , Forstaufseher in Veldrom übernimmt für knapp 1 jahr bis 1.8.1906 die Aufgaben hier,

Friedrich Mische,  geb 24.3.1866, hier Förster ab 1.4.1906 bis Eintritt in Ruhestand 15.4.1930

         Von 1914 bis 1916 macht er auch die Leitung der Oberförsterei auf der Burg Sternberg, da der Forstmeister  Alber Meyer im I. Weltkrieg als Hauptmann und Kompanieführer  beim Infanterie Regiment55 in Detmold. November 1918 Revolution mit Abdankung des Kaisers und der Fürsten.  Auch Lippe kein Fürstentum mehr, sondern Freistaat.

   Inflation wird bis 1923 immer schlimmer. Holzpreise und Löhne ändern sich täglich.

Da es noch keine elektr. Rechenmaschinen gab, gewaltige Rechenaufgaben für alle.

Ab 1925 erhielten die Oberförstereien  erste mechanische Schreibmaschinen. Bis dahin wurde alles mit Hand geschrieben.

Walter Zurheide, geb 19.3.1901  gest 16.8.1962, heiratet 8.6.1928 Gertrud Kampfer, Tochter des Revierförsters Georg Kampfer, Osterholz, Förster hier ab  15.4.1930

  Lebte „auf großen Fuß“ mit Schuhgröße 48.

War Parteimitglied in der NSDAP und wurde deshalb  am 21.3.1946 aus dem Dienst entlassen. Stellte 1949/1950 Antrag auf Entnazifierung beim Sonderbeauftragten (s.h. Archive online)

Einige meinen, er sei auch Ortsgruppenleiter gewesen.

Während des Krieges auch tw. Vertretung der Förster in Bösingfeld und Barntrup.

Auf der Burg Sternberg waren russische Kriegsgefangene, die auch im Wald arbeiten mußten.

Kriegsgefangenen –Arbeitskomando Nr 1323, zunächst ca  50, später viel mehr.

   Nach seiner Entlassung als Förster lebte er noch mit seinem Nachfolger Böhme und Flüchtlingen im Forsthaus Fuchsberg. Bekam dann aber eine Försterstelle in Brakelsiek und später in Hiddensen, wo er vom Hochsitz gestürzt sein soll und an den Folgen 1962 starb.

Richard Böhme, geboren 23.10.1905 in Ostpreußen, wo Vater Förster war.

   Nach mehrjähriger Militärzeit (12 Jahre?) Ausbildung zum Förster und dann Wehrdienst im II.Weltkrieg, zuletzt als Hauptmann. Aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, kam er nach Lemgo und  am 19.3. zum Fuchsberg, an dem Tag, an dem Vorgänger Zurheide Geburtstag hatte .konnte ab 21.3.1946 seinen Dienst als Förster in Fuchsberg beginnen bis zur Pensionierung 1.11.1970

  Ab 25.11.1947 verheiratet mit Wanda Weidner, geb 1924, ausgebombt aus Hamburg, 2 Söhne: Burkhard und Günther

Lebte zwei Jahre noch mit Vorgänger  Zurheide im Forsthaus und weiteren Flüchtlingen.

1965 ein Privathaus in unmittelbarer Nähe gebaut,Försterweg 31,  von dem er bis zur Pensionierung 1970 seinen Dienst versah.

Böhme war ein ausgezeichneter Kugel- und Schrotschütze.

  In das Forsthaus Fuchsberg zog 1965 schon der Förster vom Nachbarrevier Dörentrup, dort seit 1952 im  Forsthaus Gröchtenhof, Ernst Dietrich,  geb 29.11.15,  gest 6.4.2009,der nach der Pensionierung von Richard Böhme ab 1970 neben dem Revier Dörentrup auch das Revier Sternberg betreute  (Zusammenlegung)bis zur Pensionierung Dez 1977. Das alte Forsthaus Gröchtenhof in Dörentrup wurde verkauft.   D. war Berufssoldat im Reiterregiment lernte 1935 seine spätere Frau Elisa in Potsdam kennen, Hochzeit   dort 1939 , 1 Tochter und 1 Enkeltochter, Ende des  Krieges in Division Brandenburg (Spezialverband Abwehr), dann zurück nach Lippe. (LZ 17.10.1969)

Ab 1.1.1978 im Forsthaus dann Karl Schröder bis heute, bis 2018 als Förster.

Literatur:

Das Leben auf Burg Sternberg von Verena Klatt 1991 Studienbegleitende Arbeit

Geschichte der Kenter aus Bösingfeld von Erich Kenter 1950; online verfügbar

Holzförster Hilmar Deppe1639-1699 und seine Nachkommen; Familienbuch von Hanns-Georg Deppe, 1904-1968

Schwelentrup-Swederinctorpe von Dankward v Reden 1997

Die Hexen, der Krieg und der Tod; Lemgo im 30j Krieg v Gisela Wilbertz, online verfügbar