Georg-Weerth-Straße 18 (Detmold)
Georg-Weerth-Straße 18 (Detmold) | |
---|---|
Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Straße | Georg-Weerth-Straße (Detmold) |
Hausnummer | 18 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | |
Gemeinde | Detmold |
Hausnummer | - |
1846–1849 erbautes Zuchthaus, seit 1871 Landesstrafanstalt, Entwurf Ferdinand Merckel.
Geschichte
Ersatz für das alte Zuchthaus von 1752 am Bruchtor, Bruchstraße 27. Planungsbeginn 1843, Entwurf von Ferdinand Merckel. Baubeginn 1846. Am 19. August 1849 Übergabe an die Zuchthausbaukommission. Der Neubau galt damals als sehr moderne Einrichtung.
Bis 1870 Einrichtung zur Verbüßung aller Freiheitsstrafen nach dem Lippischen Kriminalgesetzbuch vom 18. Juli 1843. Vollstreckt wurden hier Freiheitsstrafen in Form von Kettenstrafe, Zuchthausstrafe oder Zwangsarbeit. Mit Inkrafttreten des Reichsstrafgesetzbuches am 1. Januar 1871 wurden die zu Zuchthaus Verurteilten in preußische Zuchthäuser überführt. Seitdem diente das Detmolder Zuchthaus nur noch als Gefängnis, Arbeitshaus und zur Verbüßung von Nachhaft.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts Dachschäden und Erneuerung des gesamten Dachstuhls. 1903 bei einem Brand stark beschädigt. Mit der Wiederherstellung Modernisierung, insbesondere im Bereich der Arbeitsstätten.
1931 Schließung und Überführung der Gefangenen in preußische Gefängnisse.[1] In Detmold verblieb nur noch das Untersuchungsgefängnis im Landgerichtsgebäude. 1931–1935 Arbeitsamt,[2] 1935–1945 Werre-Kaserne der Wehrmacht, auch Unterbringung politischer Gefangener.[3] Dann kurzzeitig Lager für Displaced Persons, 1947–1977 Kaserne der britischen Truppen. 1977–1981 Durchbau zur Bundeswehrapotheke, 1993 deren Aufgabe und danach Umnutzung durch die Hochschule OWL.
Am 4.5.1988 eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold, Nr. A 277.
Gebäude
Bauliche Gliederung durch einen Mittelbau in ein Zuchthaus und ein Zwangsarbeitshaus, bestehend aus dreigeschossigen Zellentrakten von je 12 Zellen je Stockwerk, im Erdgeschoss für Frauen, in den beiden Obergeschossen für Männer. Kapazität 150 Personen. An den Enden der beiden Zellentrakte die Arbeitsräume. Im Mittelbau das Wachhaus. Für die Entstehungszeit liberale und sehr fortschrittliche Konzeption des sog. Klassifikationssystems, das die bauliche Gestalt nachhaltig prägte (Unterbringung der Gefangenen nachts in Einzelzellen der Seitenflügel, tagsüber gemeinsame Arbeit mit der Möglichkeit der Kontaktaufnahme in den Arbeitssälen der Kopfbauten, im Mittelbau Verwaltung, Personalwohnung und Kriminalgericht), Markstein für die Entwicklung eines humaneren Strafvollzugs mit Rücksicht auf die körperliche Unversehrtheit und Gesundheit der Strafgefangenen. Der Fortschritt auf diesem Gebiet lässt sich im unmittelbaren Vergleich mit den Zuständen im alten Zuchthaus am Bruchtor ermessen.
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1871 (Adressbuch) Landes-Strafanstalt und Holzmagazin; Bewohner*innen: Mattheus, Hausverwalter.
1884 (Adressbuch) Eigentümer: Lippischer Staat; Bewohner*innen: Heinrich Hoffmann, Oberaufseher; Friedrich Lindhorst, Aufseher; Heinrich Schmidt, Major a. D.
1887 (Adressbuch) Eigentümer: Lippischer Staat; Bewohner*innen: Heinrich Hoffmann, Oberaufseher; Friedrich Lindhorst, Aufseher; Heinrich Schmidt, Major a. D.
1891 (Adressbuch) Eigentümer: Fürstl. Regierung; Bewohner*innen: Böke, Aufseher; Hoffmann, Oberaufseher; Horstbrink, Aufseherin; Hüls, Aufseher; Kreienmeier, Aufseher; Linnemann, Aufseher; Möller, Aufseher; Schmidt, Major a. D., Direktor der Fürstlichen Strafanstalten.
1894 (Adressbuch) Fürstliche Strafanstalt, Eigentümer: Lippischer Staat; Bewohner*innen: Heinrich Schmidt, Major a. D. und Direktor; Heinrich Hoffmann, Oberaufseher; August Deppemeyer, Aufseher; Otto Kuske, Aufseher; August Linnemann, Aufseher; Wilhelm Köller, Aufseher; Heinrich Henekamp, Aufseher; Friedrich Kreienmeier, Aufseher; Minna Horstbrink, Witwe, Aufseherin.
1897 (Adressbuch) Eigentümer: Lippischer Staat; Bewohner*innen: Heinrich Schmidt, Major a. D. und Strafanstaltsdirektor; Heinrich Hoffmann, Oberaufseher; Wilhelmine Hoffmann, Witwe; Florentine Budde, Witwe, Aufseherin; Heinrich Lalk, Aufseher; Otto Kuske, Aufseher; Wilhelm Büker, Aufseher; August Linnemann, Aufseher.
1901 (Adressbuch) Strafanstalt, Eigentümer: Lippischer Staat; Bewohner*innen: Heinrich Schmidt, Major a. D., Gefängnis-Direktor; Hermann Brune, Aufseher; August Giebe, Aufseher; Heinrich Hoffmann, Aufseher; Heinrich Lüning, Aufseher; August Puls, Aufseher; August Söfker, Aufseher; Wilhelm Werpup, Aufseher.
1904 (Adressbuch) Strafanstalt, Eigentümer: Lippischer Staat; Bewohner*innen: Berthold Freiherr von Biedermann, Major a. D., Direktor; August Nottebrock, Oberaufseher; Hermann Brune, Aufseher; August Giebe, Aufseher; Wilhelm Druffel, Aufseher; Friedrich Fritzemeier, Aufseher; Friedrich Kölling, Aufseher; Heinrich Koch, Aufseher; Fritz Schlingmann, Aufseher; Rosine Kortekamp, Aufseherin.
1909 (Adressbuch) Strafanstalt, Eigentümer: Fürstliche Regierung; Bewohner*innen: von der Lancken, Major a. D., Strafanstaltsdirektor; Nottebrock, Oberaufseher; Middeke, Aufseher; Kuhlmann, Aufseher; Fritzemeier, Aufseher.
1912 (Adressbuch) Eigentümer: Lippischer Staat, Strafanstalten; Bewohner*innen: von der Lanken, Major a. D., Direktor der Strafanstalten; Nottebrock, Oberaufseher; Ostmeier, Aufseher; Claus, Aufseher; Möller, Aufseher; Hallensleben; Aufseher; Deppe, Aufseher.
1914 (Adressbuch) Strafanstalt; Richard Quentin, Direktor der Strafanstalt, Oberst à. 1. s.; August Nottebrock, Oberaufseher; Friedrich Claus, Aufseher; Ernst Möller, Aufseher; Willi Hallensleben; Aufseher; Carl Deppe, Aufseher.
1916 (Adressbuch) Strafanstalt, Fürstl. Regierung; Richard Quentin, Direktor der Strafanstalt, Oberst à. 1. s.; August Nottebrock, Oberaufseher; August Heumann, Aufseher; Wilhelm Lesemann, Aufseher.
1918 (Adressbuch) Strafanstalt, Fürstl. Regierung; Richard Quentin, Direktor der Strafanstalt, Oberst a. 1. s.; August Nottebrock, Oberaufseher.
1920 (Adressbuch) Strafanstalt, Lippische Regierung; Max Heise, Landespolizei-Direktor; August Nottebrock, Oberaufseher.
1923 (Adressbuch) Strafanstalt, Lippische Regierung; Max Heise, Landespolizei-Direktor und Regierungsrat; August Nottebrock, Oberaufseher; Theobald Tandler, Rentner.
1925 (Adressbuch) Strafanstalt, Lippische Regierung; Max Heise, Landespolizei-Direktor und Regierungsrat; August Nottebrock, Oberaufseher; Theobald Tandler, Rentner.
1926 (Adressbuch) Strafanstalt, Lippische Regierung; Max Heise, Landespolizei-Direktor und Regierungsrat; Franz Harder, Oberwachtmeister.
Literatur
Eckart Bergmann, Das klassizistische Stadtbild Detmolds, in: Erhard Wiersing (Hg.), Lippe im Vormärz. Von bothmäßigen Unterthanen und unbothmäßigen Demokraten (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das land Lippe; 35), Bielefeld 1990, S. 278–325 PDF, hier S. 315–318.
Karl Günter Weidmann/Joachim Triebe, Festschrift zur Einweihung der neuen Bundeswehrapotheke Detmold, hg. von der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie, Gruppe Detmold, Meisenheim am Glan 1981.
Quellen
LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 194.
LAV NRW OWL, L 107 B / ZuchthauskommissionDetmold, 1752-1881.
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 5577 bis 5579: Bau eines neuen Zuchthauses (Landesstrafanstalt), Bd. 1 bis 3, 1843–1850.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/7278 bis 4/7283: Entwürfe zu einem neuen Zuchthaus bei Detmold; Ansichten, Grundrisse, Längs- und Querschnitte, 1845/1846.
LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 801: Aufhebung der Landesstrafanstalt in Detmold, 1930.
LAV NRW OWL, L 102 B Detmold / Landesbauamt Detmold, Nr. 244: Unterhaltung, Instandsetzung und Umbau der Landesstrafanstalt (später Arbeitsamt) in Detmold, 1904–1943.
LAV NRW OWL, L 102 B Detmold / Landesbauamt Detmold, Nr. 247: Einrichtung und Umbau des Arbeitsamtes Detmold (ehemalige Landesstrafanstalt), 1933–1935.
LAV NRW OWL, L 80.22 / Regierung/Landesregierung Lippe - Bauabteilung, Nr. 784: Umbau der früheren Landesstrafanstalt (später Arbeitsamt) in Detmold, (1926) 1931–1932.
LAV NRW OWL, L 102 B Detmold / Landesbauamt Detmold, Nr. 245: Auflösung der Landesstrafanstalt in Detmold, 1931–1934.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/10363 bis 4/10365: Grundrisse des Arbeitsamts Detmold, früher Landesstrafanstalt, 1934.
LAV NRW OWL, L 102 B Detmold / Landesbauamt Detmold, Nr. 246: Rechnungen zur Einrichtung und zum Umbau des Arbeitsamtes Detmold(ehemalige Landesstrafanstalt), 1934.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 5/1325 bis 5/1331: Pläne zum Bau der Landesstrafanstalt zu Detmold, Umbau zum Arbeitsamt, Notunterkünfte, 1871–1939.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/4896 bis 4/4915 und 4/4939 bis 4/4991 und 4/10359 bis 4/10362: Pläne zum Bau der Landesstrafanstalt zu Detmold, Umbau zum Arbeitsamt, Notunterkünfte, 1871–1939.
LAV NRW OWL, L 80.22 / Regierung/Landesregierung Lippe - Bauabteilung, Nr. 109: Umbau der Gebäude der ehemaligen Landesstrafanstalt zu Detmold zur Unterbringung des Arbeitsamts, 1931–1940.