Am Silberbach 3 (Heiligenkirchen)

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Zwischen 1618 und 1721 entstandene Stätte, ehemals Heiligenkirchen Nr. 18.

Geschichte

Ein Kotten Plöger ist erstmals am 30.9.1661 in einem Eheprotokoll erwähnt, laut welchem Henrich Wall auf die Stätte einheiratete: "Walhenrich, S[eeligen]. Wall Simons hinterlaßener Sohn, befreiet sich An Ilschen Plögers, S[imon]. Herman Nolten oder Plöger von Heiligen Kirchen hinterlassene wittibe, er frei sie eigen, und ziehet zu ihr in ihren Kotten, (...), weilen die braut 9 kinder leben, so ist denselben eines der kotten zu dessen besitz versprochen." Das Paar erhielt das Recht, den Kotten 24 Jahre zu besitzen, wonach sie ihn einem der mütterlichen Kinder abzutreten hatte. Sie behielten aber ein lebenslanges Mitwohnrecht im Haus.[1]

Nach dem Salbuch von 1721 besaß der Hoppenplöcker Johann Bartholt Plöger das Kolonat meierstättisch vom Grafenhaus, dem er leibeigen war. Er gab Weinkäufe und Sterbfälle. Die Stätte bestand aus einem Wohnhaus ohne Hofraum und einem Garten am Timmerkamp. Plöger zahlte Burgfestschatz 9 gr, Hofgerichtschatz 3 d, leistete der Herrschaft 3 Tage Burgfestdienste und zahlte zu Michaeli und Pfingsten Kuhgeld nach der Anzahl seines Viehs. An den Küster gab er 1 gr 3 d und 3 Eier.

1801 wurde "ein Strich Landes an den Straßenkötter Plöger Nr. 18" ausgewiesen, denn dieser hatte bei seiner Stätte nur 1 3/4 Metze Garten, dieser sei ihm vor einigen Jahren teils von dem darunter herfließenden Wasser, teils durch die oberhalb angelegte Chaussee ganz unbrauchbar gemacht, weil alle von der Chaussee herabrollende Steine hineinfielen, so daß dieser geringe Garten gar keinen Wert mehr habe.[2] Da der Colon Watermeier ihm das bisher als Garten genutzte andere Land genommen habe, wüßte er nicht, wie er einige Gartenfrüchte bekommen könnte. Es befinde sich nämlich bei Köllermeiers Hof ein Strich unbenutztes Land, ½ Scheffelsaat, an dem Brincke genannt, wovon niemand Anspruch machen könne, dessen Platz habe er sich zum Garten ausersehen und wolle denselben von den darauf wachsenden Dornen befreien und die Steine ausroden, auch, wenn solcher vermeßen und taxirt worden, die darauf fallenden Lasten, nach Ablauf 3 Freyjahre, davon entrichten. Dies wurde am 23.1.1801 genehmigt. Der Platz lage nahe der Watermeierschen Kirchbrede. Die Genehmigung der Benutzung solcher innerhalb der Dorfschaft Heiligenkirchen am sog. Brink gelegenen, den Eingesessenen zur Hude nicht zugeschriebenen Anger und unbedeutenden Plätze zu ungefähr 2 ½ Scheffelsaat, mit Buschwerk und Dornen bewachsen, wurde am 1.3.1801.Resolution ertheilt, dass diese zur Dorfschweinehude genutzt werden durfte, jedoch unter dem Vorbehalt, hier seitens der Kammer ohne Vergütung einen Steinbruch anzulegen.

1839 Land von Klöpping Nr. 12 gekauft.

1873 kam es zum Verkauf verschiedener Landparzellen der Pfarre seitens des Kirchenvorstandes, u. a. an Kolon Friedrich Plöger Nr. 18, der für 100 rt 5 Quadratruten vom Pfarrgarten erhielt, die er aber nicht bebauen durfte.[3]

1874 erwarb der Einlieger Simon Plöger beim Verkauf des Kolonats Köster Nr. 15 das Wohnhaus, den Garten beim Haus und Länderei im Sieke für 1.200 rt.[4]

Gebäude

Ansicht von Osten, 2017, Foto: Joachim Kleinmanns
Ansicht von Nordwesten, 2017, Foto: Joachim Kleinmanns
Ansicht von Osten, um 1950, LLB: ME-PK-24-79

Das Haus zwischen Pfarrhaus und Küsterhaus steht außen an die Kirchhofmauer gelehnt mit dem Rücken auf der Mauer zwischen dieser und dem Silberbach. Kleiner zweigeschossiger Fachwerkbau, Vierständerbau mit Abseite, fünf Fache lang, hohe Fußstreben. Der Westgiebel massiv ergänzt, das östliche Giebeldreieck verbrettert. Ein kleines Nebengebäude im Osten.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

3.3.1709 Hermann Hainekamp oo Anna Ilsabein Plöger.

1721 Johann Bartholt Plöger, Hoppenplöcker.

1769 (Volkszählung) Plöger mit Frau, 1 Sohn unter 10, 2 Töchter über 10, 1 Kuh.

1776 (Volks- und Viehzählung) Jobst Henrich Plöger mit Frau, 1 Sohn unter 14, 1 Tochter, spinnt, 1 Schaf. Die Ehefrau des Kolon Plöger aus Heiligenkirchen entzog sich ihrer Botenpflicht, indem sie einen Brief nach Berlebeck dem paderborn'schen Postillion, der beide Dörfer passierte, mitgab. Der Brief erreichte sein Ziel um Stunden zu spät, weshalb hier ein Gogerichtsverfahren vorliegt.[5]

1782 Plöger, Straßenkötter.

1790 Johan Simon Plöger, Straßenkötter in Heiligenkirchen oo 25.4. Marie Christine Louise Hofmeisters aus Vahlhausen, Amts Horn.

1801 Straßenkötter Friedrich Plöger († 9.3.1807), Witwer zu Heiligenkirchen Nr. 18, oo 22.11. Kathrina Luise († 31.10.1818), weiland Johann Henrich Alberts vorm Schlinge Nr. 42 ehel. nachgel. Tochter (2. Ehe 22.11.1807). Für den 9jährigen Sohn Friedrich aus erster Ehe wird als Vormund bestellt Johann Jobst Dammeyer.[6]

1819 Hermann Conrad Plöger (2.2.1784–3.10.1830), Wittwer und Straßenkötter Nr. 18 zu Heiligenkirchen, heiratete 14.2.1819 Anne Marie weyland Johann Bernd Kuhlmann Straßenkötter Nr. 19 zu Brokhausen ehel. Tochter (2.8.1796–4.3.1837 oder 1838).

1828 (Volkszählung) 1 Wohnhaus, 1 Haushalt: Colon Plöger mit Frau und 3 Söhnen unter 14.

1836 Tochter Caroline Sophie Plöger (5.9.1812–29.2.1880) heiratete 21.10.1836 Friedrich Ernst Möller von Nr. 10 zu Billerbeck.

1854 [Johann Friedrich] Plöger.

1877 Hude zur Bildung der Neuwohnerstätte Nr. 73 verkauft (Salbuch 1854).

1878 durch Abtretung an Ludwig Plöger wegen Heirat: Zimmermann und Kolon Konrad Friedrich Ludwig Plöger (12.9.1849–2.7.1910), ehel. Sohn des Kolons Johann Friedrich Plöger Nr. 18 zu Heiligenkirchen, heiratete 2.6.1878 Luise Wilhelmine Emilie Brinkoch (12.11.1852–29.5.1942), ehel. Tochter des Maurers und Kolons Simon August Brinkoch Nr. 97 zu Berlebeck.

1880 (Urkataster) L[udwig]. Plöger.

1894 (Brandkataster) August Dammeier.

1901 (Adressbuch) Maurer August Dammeier; Ziegler Heinrich Oberkrome; Ziegler Heinrich Schlingmann.

1919 (Volkszählung) Landwirt August Dammeier mit Frau Frederike, Töchtern Anna, Minna und Marie, Sohn Willy.

1926 (Adressbuch) August Dammeier, Fuhrmann.

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. I, 11: Die Ausweisung eines Strich Landes an den Straßenkötter Plöger Nr. 18 zu Hk., 1801

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Band VI, 83, Verkauf von 5 Quadratruten der Kirche an Plöger, 1873.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Band VI, 90: Verkauf des Kolonats Köster Nr. 15 in Hk. an den Einlieger Simon Plöger das., 1874.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 890 f.
  2. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. I, 11.
  3. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Band VI, 83.
  4. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Band VI, 90.
  5. Annette Hennigs, Gesellschaft und Mobilität. Unterwegs in der Grafschaft Lippe 1680–1820 (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe; 66), Bielefeld, Gütersloh 2002, S. 109. Zur Datierung siehe LAV NRW OWL, L 89 A I Nr. 102, Bl. 266.
  6. LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 147: Vormundschaftsprotokolle Amt Detmold, 1798–1806, S. 249.

Autor*innen)

Joachim Kleinmanns