Denkmalstraße 14 (Heiligenkirchen)

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Denkmalstraße 14 (Heiligenkirchen)
OrtsteilHeiligenkirchen
StraßeDenkmalstraße (Heiligenkirchen)
Hausnummer14
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHeiligenkirchen
Hausnummer059


1876 gegründete Neuwohnerstätte, ehem. Heiligenkirchen Nr. 59, Wohnhaus von 1895.

Geschichte

Urkataster-Karte (Umzeichnung) mit der 1876 gegründeten Stätte Hilker Nr. 59 (Hohler Weg 4), 1880, LAV NRW OWL, D 73/5 Nr. 1492
Flurkarte mit dem Neubau von 1895 auf Parzelle 120 (Denkmalstraße 14) als Stätte Nr. 59. Die ehemalige Stätte Nr. 59 erhielt die Nr. 75, 1954, Archiv Heimatverein Heiligenkirchen

1876 kaufte der Maurer August Hilker den Grund und Boden dieser Stätte von Watermeier Nr. 2.[1] Sie umfasste Land auf der Leimkuhle, auf der kleinen Mühlenbrede oberhalb Wellners Hof, weiteres auf der Leimkuhle, insgesamt 15 Metzen und 21 Quadratruten. Er errichtete hier die Neuwohnerstätte Nr. 59. Im Jahr darauf baute Hilkers Bruder hier ein Nebenwohnhaus: Am 25.9.1877 erschien auf dem Amt Detmold "der Bruder des Maurers August Hilker Nr. 59 der Bauerschaft Heiligenkirchen und trug vor: auf meinem Land 'auf der Leimkuhle beim Krugwege' ist cat. zu 7 Metzen 5 Quadratruten beabsichtige ich einen Kotten zu erbauen, wozu ich die Genehmigung zu ertheilen bitte. Ich übergebe eine Bescheinigung des Gemeindevorstandes u der Grenznachbarn, nach welcher dieselben dazu ihre Einwilligung gegeben haben."[2] Grenznachbarn waren L. Klöpping und August Watermeier. Die gesetzliche Kottenabgabe zu 4 Mark hatte Hilker ab 1880 zu entrichten.

August Hilkers Neuwohner-Kotten stand nach der Urkarte weiter südlich und hat heute die Anschrift Hohler Weg 4. Schon 1878, im Jahr nach der Fertigstellung, verkaufte Hilker 45 Quadratruten, die spätere Parzelle 119, mit dem neuen Kotten an Simon Wahrweg zur Bildung der Stätte Nr. 80, Denkmalstraße 10.[3] Irrtümlich wird im Urkataster 1880 noch August Hilker als Eigentümer der Stätte Nr. 59 genannt. Auf diese Art trat Hilker mehrfach als Bauträger und Investor auf.

Der Maurermeister und Kolon Friedrich Christian August Hilker (26.4.1849–18.2.1900) war der eheliche Sohn des Maurermeisters und Kolons Johann Friedrich Christian Hilker von der Stätte Nr. 33 zu Heiligenkirchen. Er heiratete am 13.10.1876 Louise Sophie Wilhelmine Krugmeier (20.8.1853–15.3.1893), die eheliche Tochter des Großkötters Ferdinand Wilhelm Simon Krugmeier Nr. 1 zu Berlebeck. Nach dem Tod seiner Frau ging er am 20.4.1894 eine zweite Ehe mit Anna Wilhelmine Thekla Auguste Niestrath ein (Kirchenbuch) und erbaute auf dem restlichen Grundstück, der Parzelle 120, das heute noch bestehende Haus,[4] welches die Stättennummer 59 behielt, während der ursprüngliche Bau (auf Parzelle 121), Hohler Weg 4, als Neuwohnerstätte die Nr. 75 bekam.

Das Haus Nr. 59 ging an den Schuhmachermeister Gustav Niestrath, wohl ein Bruder der Witwe Auguste Hilker geb. Niestrath.[5] Von ihm wurde das Haus 1902 um einen Schaufenstervorbau erweitert.[6] Von Niestrath ging es um 1910 an Konrad Meierjohann. Meierjohann wohnte bis dahin als Einlieger in Heiligenkirchen Nr. 43, Am Krugplatz 14. Er betrieb in dem neu erworbenen Haus seine Schuhmacherwerkstatt und Lederhandlung mit Ladenlokal.

Der Schuhmachermeister Heinrich Konrad Hermann Meierjohann (geb. 20.12.1880, getauft 2.1.1881) war der eheliche Sohn des Zieglers und Einliegers Jobst Friedrich Ernst Meierjohann und seiner Frau Wilhelmine Marie Sophie Friederike, geb. Wolf (7.1.1846–1913 Bielefeld) aus dem Schling. Beide waren am 27.12.1868 getraut worden. Beide wohnten im Schling (Berlebeck Nr. 43). Konrad war das fünfte Kind, das vorige war am 16.11.1877 geboren worden. Seine Taufzeugen waren Heinrich Plöger, Konrad Klöpping und Heinrich Brinckkämper. Konrad Meierjohann ging als Schuhmachergeselle auf die Walz und kam bis Prag.[7] Am 11. Februar 1910 heiratete er Sophie Wilhelmine Friedrike Luise Gröne (geb. 26.6.1887), die eheliche Tochter des Kolons und Mauermeisters Friedrich Simon Hermann Gröne (Goldregenweg 9) und der Wilhelmine Sophie Henriette geb. Hols[…] (Kirchenbuch Heiligenkirchen). Nach sechseinhalb Monaten, am 27.8.1910, kam das erste Kind, der Sohn Simon Friedrich Rudolf zur Welt. Die Taufzeugen am 11.9.1910 waren der Großvater Simon Gröne, der Onkel [?] Tischlermeister Friedrich Gröne (siehe Denkmalstraße 5), der vermutlich im Haus wohnende Briefbote Rudolf Hambusch, sämtlich in Heiligenkirchen, und der Maurer Friedrich Meierjohann aus Bethel bei Bielefeld, vermutlich Konrads Bruder. Der zweite Sohn von Konrad und Sophie Meierjohann, Konrad Adolf August, wurde am 1.11.1911 geboren und am 12.11.1911 getauft mit den Taufzeugen Adolf Meierjohann, Bahnschlosser in Wanne, und Tischler August Stukenbrock aus Heiligenkirchen.

1919 lebten nach Auskunft der Volkszählung drei Haushalte in dem Haus: Die Familie Meierjohann als Eigentümer mit Haushaltsvorstand Konrad Meierjohann, Ehefrau Sophie und den Söhnen Rudolf und Konrad sowie der Schuhmachergehilfe Wilhelm Brüggemann (geb. 8.8.1900), als zweites die Familie des Pferdehändlers Emil Keeb mit Frau Henriette und Tochter Henni sowie als dritte die Witwe Henny Hambusch, welche die Postagentur betrieb. Ihr am 17.4.1915 gefallener Mann (geb. 13.2.1886) war der Briefbote Rudolf Hambusch, der 1910 Taufzeuge des kleinen Rudolf gewesen war. Seit mindestens 1919 bis 1945 war die Postagentur Heiligenkirchen (genannt Wantrup) im Haus untergebracht.[8] Bis dahin hatte sie auf dem Hof Wantrup bestanden. Sie behielt vorläufig auch ihren Namen: Wantrup. Für die Poststelle im Haus Meierjohann wurde die kleine Schalterhalle (genannt „Veranda“) im Westen angebaut und das dortige Stubenfenster zum Schalter umgestaltet. Der ursprüngliche hölzerne Windfang vor der Haustür wurde damals abgebrochen.[9] Die Poststelle mit "Amtlicher Fernsprechstelle" befand sich hier bis 1945, danach in verschiedenen Häusern, bis sie 1963 in der Alten Schule ihren Platz fand.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab Meierjohann aus Altersgründen die Schuhmacherei auf. Bis 1972 wurden die Geschäftsräume von Hermann Herzke als Milchgeschäft genutzt. Dazu wurde das linke Erdgeschossfenster an der Westseite zu einer Ladentüre geöffnet und zur Vergrößerung des Ladens eine Innenwand entfernt.

1973 Anschluss an den Schmutzwasserkanal.[10]

2004 Eintrag in die Denkmalliste.

Gebäude

Ansicht mit dem ursprünglichen Windfang und der Balustrade über dem Schaufenster. Links der Schuhmachergehilfe Wilhelm Brüggemann, zweiter von rechts Konrad Meierjohann, daneben seine Frau Sophie mit dem Sohn Konrad und vermutlich ihre Mutter mit Enkel Rudolf Meierjohann, um 1912, Foto: privat
Nach 1924 mit dem neu erbauten Windfang und Poststelle, LLB: ME-PK-24-84

Wohnhaus von 1895. Auf einem glatt geputzten Bruchsteinsockel aus örtlichem Muschelkalk erhebt sich ein schlichter Backsteinbau mit einem Rauhputz, einem sogenannten Besenwurf. Die Gebäudeecken und die Fensterfaschen sind glatt geputzt. Der ursprüngliche Anstrich ist weitgehend abgewittert. Das Haus ist einer der ersten verputzten Backsteinbauten im Dorf. Massivbauten galten als städtische Architektur, daher hieß die Denkmalstraße in diesem Bereich "Neustadt".

Das Haus steht giebelständig zur Denkmalstraße und wird von einem Satteldach mit Freigespärre und roten Hohlpfannen gedeckt. Von ehemals zwei Schornsteinen, je einer für jede Seite, ist der südliche erhalten, der nördliche wurde im Ober- und Dachgeschoss vermutlich schon 1973 abgebrochen.

Der annähernd quadratische Grundriss misst in der Breite 10,10 und in der Länge 11,40 m. Der Grundriss beruht auf dem lippischen Durchgangsdeelenhaus mit einem breiten Flur von West nach Ost, der die Treppe aufnimmt und sämtliche Räume erschließt.

Die Höhe von der Sockelunterkante bis zur Traufe beträgt 6 m. Nach Süden hat die Giebelseite zwei Fensterachsen, zu den übrigen Seiten je drei Fensterachsen. In der Ostfassade ist die mittlere Fensterachse, bedingt durch die Treppenpodeste, um ein halbes Geschoss versetzt. Im Dachgeschoss gibt es nach Norden ein Fenster, nach Süden zwei, darüber in der Giebelspitze je ein Rundfenster. Ein aufgeputzter Wulst trennt auf den beiden Straßenfassaden als Stockwerksgesims das Erd- vom Obergeschoss. In der Mittelachse der Traufseiten befinden sich die Haustüren, im Westen der Haupteingang mit einem schützenden Vorbau, im Osten der Ausgang in den Hof und zum angebauten Kleinviehstall mit Satteldach. Im Stallanbau befand sich ursprünglich der Abort, der erst durch Badezimmereinbauten Anfang der 1970er Jahre überflüssig wurde. Haus- und Stalltür verband ein um 1960 angebauter Windfang, der 2004 abgebrochen wurde. Zur Denkmalstraße (nach Norden) wurde um um 1902 im Erdgeschoss ein kleiner Schaufenstervorbau mit 3/8-Grundriss und Dekor in Jugendstilformen angebaut, den heute ein Zeltdach mit Biberschwanzdeckung schließt, der ursprünglich aber ein Flachdach mit umlaufender Balustrade trug. Das Baujahr 1902 ergibt sich aus eingerollten Zeitungen, die Spalten zwischen Fußboden und Fußleisten in der heutigen Küche des Obergeschosses ausfüllten und mit großer Wahrscheinlichkeit primär hier platziert wurden. Es handelt sich um das "Sonntagsblatt. Zur Unterhaltung am häuslichen Herd. Beilage zum Essener General-Anzeiger", u. a. Ausgaben vom 7. und 21. September 1902. Statt des gemauerten, sich in der Länge über zwei Drittel der Westfassade erstreckenden eingeschossigen Vorbaus befand sich vor der zweiflügeligen Haustür bis 1924 ein schmaler Windfang aus Fachwerk.

Der jetzige eingeschossige Anbau aus verputztem Backsteinmauerwerk (genannt "Veranda") wurde 1924 für die Poststelle als kleine Schalterhalle angebaut.[11] Hier wurden die drei Fenster mit spitzem Abschluss nach oben aus dem ersten hölzernen Windfang weiterverwendet. Das Stubenfenster in der Veranda diente als Postschalter. Etwa gleichzeitig wurde der Hausflur im Erd- und Obergeschoss durch hölzerne Trennwände geteilt. Außen war rechts vor dem Treppenaufgang ein Briefkasten angebracht. Ein Schild am Schaufenster wies darauf hin, dass sich im Haus eine "Amtliche Fernsprechstelle" befand.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde für die Nutzung als Milchgeschäft das linke Erdgeschossfenster an der Westseite zu einer Ladentüre geöffnet und zur Vergrößerung des Ladens dessen östliche Innenwand entfernt. Dazu musste die darüber stehende Wand und Deckenlast mit einem Stahlträger abgefangen werden.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Sophie und Konrad Meierjohann mit Sohn Rudolf, 1911, LLB, ME-PK-24-39
Links Rudolf, rechts Konrad Meierjohann, vermutlich mit Cousine und Cousin, um 1917, LLB, ME-PK-24-40

1876 heiratete Maurermeister und Colon Friedrich Christian August Hilker (26.4.1849–18.2.1900), ehel. Sohn des Maurermeisters und Colons Johann Friedrich Christian Hilker Nr. 33 zu Heiligenkirchen (2. Ehe 20.4.1894), am 13.10.1876 Louise Sophie Wilhelmine Krugmeier (20.8.1853–15.3.1893), ehel. Tochter des Großkötters Ferdinand Wilhelm Simon Krugmeier Nr. 1 zu Berlebeck. Er erbaute das Haus 1894.

1894 (Brandkataster) Hilker A., dann Gustav Niestrath, Konrad Meierjohann, Witwe E. Wieneke, Konrad Meierjohann.[12]

1901 (Adressbuch) Maurermeisterwitwe Auguste Hilker geb. Niestrath; Maurermeister Wilhelm Hilker; Malermeister Fritz Beune; Zimmermann Julius Fischer; Schuhmachermeister Gustav Niestrath; Gastwirt a. D. Friedrich Schnatmann sen.

1919 (Volkszählung) Pferdehändler Emil Keeb und Frau Henriette, Tochter Henni Kemette (?); Postagentin Witwe Henny Hambusch; Schuhmachermeister Konrad Meierjohann und Frau Sophie, Söhne Rudolf und Konrad, Schuhmachergehilfe Wilhelm Brüggemann.

1926 (Adressbuch): Konrad Meierjohann, Schuhmacher, Lederhandlung.

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr.8 Bd. VII, 109: Grundstücksverkauf vom Kolonat Watermeier Nr. 2 an Maurermeister August Hilker und Ludwig Klöpping, 1876.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr.8 Bd. VII, 119: Anlegung eines Kottens auf der Stätte Nr. 59, 1877.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr.8 Bd. VII, 129: Kaufkontrakt zwischen Kolon Hilker Nr. 59 und Zimmermann Simon Warweg, 1878.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr.8 Bd. VII, 131: Kaufkontrakt zwischen Kolon Watermeier Nr. 2 und Kolon Hilker Nr. 59, 1878.

LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.

LAV NRW OWL, L 79 (Lippische Regierung (Jüngere Registratur)), Nr. 5257: Volkszählung 1919.

Stadt Detmold, Bauordnungsamt, Bauakte Denkmalstraße 14.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr.8 Bd. VII, 109.
  2. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr.8 Bd. VII, 119.
  3. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr.8 Bd. VII, 129.
  4. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.
  5. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.
  6. Baubefund durch eingerollte Zeitungen hinten den Fußleisten, 2004.
  7. Auskunft des Enkels, Harald Meierjohann, 30.11.2022.
  8. Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 266.
  9. LAV NRW OWL, L 107 C, Nr. 102, S. 239.
  10. Stadt Detmold, Bauordnungsamt, Bauakte Denkmalstraße 14.
  11. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.
  12. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns