Pestfriedhof (Detmold)

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Pestfriedhof (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeBehringstraße (Detmold)
Hausnummer
Karte
Adressbuch von 1901Nein

1625 angelegt, 1912 aufgelöst und überbaut.

Geschichte

Stadtplan von etwa 1750, rechts vor dem Lemgoer Tor der Pestfriedhof, LLB: 1 D 41

Der Kirchhof um die Erlöserkirche wurde wegen einer Pestepidemie 1625 geschlossen und vor dem Lemgoer Tor der "Neue Kirchhof" mit einem Beinhaus eröffnet.[1] Er wurde allgemein "Pestfriedhof genannt, in Akten aber Friedhof am oder vor dem Lemgoer Tor. Erweiterung 1775–1780, da keine Bestattungen mehr auf dem Kirchhof an der Erlöserkirche erlaubt waren.[2]

Hier wurde auch eine Kapelle (vermutlich enthielt sie im Untergeschoss auch das Beinhaus) errichtet, Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Der Pestfriedhof wurde bis 1870 belegt und 1912 aufgelöst. Die Grabsteine verschwanden, nur noch einige wenige Fotografien und ein Aquarell von August Eberth dokumentieren die Anlage.

Das Gelände war Ende des 19. Jh. zunächst für den Neubau der Kirche der Reformierten Stadtgemeinde vorgesehen, die dann aber am Kaiser-Wilhelm-Platz errichtet und 1908 eingeweiht wurde. Dieser Bauplatztausch ermöglichte dem Magistrat, hier 1910–1912 den Neubau der Knabenbürgerschule (heute Weerthschule).

Auf dem ältesten Plan der Stadt, Mitte 18. Jahrhundert, ist dieser Friedhof an der Lemgoer Chaussee am Abzweig des Wegs nach Heiden zu sehen. Es scheint, als habe man den Weg, der ursprünglich wohl diagonal über die Friedhofsfläche führte, deswegen umlegen müssen. Die Ausrichtung des Friedhof-Rechtecks ist Ost-West, etwa parallel zur Orangerie des Lustgartens. Weiter nördlich durch den Lemgoer Fußweg (heute: Siegfriedstraße) getrennt lag an der Spitze des Spitzenkamps der alte jüdische Friedhof.

Als der Friedhof nicht mehr ausreichte, wurde ein neuer Friedhof vor dem Hornschen Tor an der Weinbergstraße (heute östliche Paulinenstraße) angelegt, der Weinbergfriedhof.

Gebäude

Friedhof vor dem Lemgoer Tor, Aquarell, August Eberth, 1906, LLB: 1 D 106, nach einer Fotografie von Ferdinand Düstersiek, LLB: HSA 6, 413

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Literatur

Vorlage:StanderaKirchhoff2019.

Quellen

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 2492: Abtretung eines Stücks vom herrschaftlichen Gemüsegarten [zu Detmold] zum Friedhof [vor dem Lemgoer Tor], [1775].

LAV NRW OWL, L 69 / Lippische Konsistorialakten - Kirchspiele Detmold, Heiligenkirchen, Haustenbeck, Heiden, Lage, Stapelage und Augustdorf, Nr. 17: Wiederaufbau der Kirche auf dem Kirchhof vor Detmold (am Lemgoer Tor) .

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4355: Nutzung und Verpachtung des ehemaligen Prinzengartens in Detmold, 1803, 1832-1871, enthält auch die geplante Erweiterung des alten Friedhofs.

Archiv der Lippischen Landeskirche, 01.01 / Konsistorialregistratur, Nr. 4438, Detmold: Friedhöfe, 1825-1827: Enthält u. a. Unterhaltung der Friedhofskapelle am Lemgoer Tor.

Archiv der Lippischen Landeskirche, 01.01 / Konsistorialregistratur, Nr. 2093: Der Totenhof der Landgemeinde Detmold vor dem Lemgoer Tore, die polizeiliche Schließung desselben, die Anlegung eines neuen Totenhofes in den Schoren sowie einige andere Totenhöfe in der Landgemeinde Detmold und die Beerdigungsplätze für die Einlieger und Domestiken von Braunenbruch, Johanettenthal und Falkenkrug, 1871-1950.

LLB, HSA 6, 413: Fotografie Ferdinand Düstersiek.

LLB, HSA 6, 414: Ferdinand Düstersiek, fotogr. Reproduktion eines Gemäldes von E. Kaplick, 1910.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uwe Standera, "Auf dem Statt-Kirchhoff" und "Draußen". Die Detmolder Friedhöfe vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 25–61, insb. S. 31–39.
  2. LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 2492: Abtretung eines Stücks vom herrschaftlichen Gemüsegarten [zu Detmold] zum Friedhof [vor dem Lemgoer Tor], [1775].

Autor*innen

Joachim Kleinmanns