Friedrichstraße (Detmold)
Führt von der verlängerten Meierstraße zur Woldemarstraße, parallel zur Werre.
Charakteristik
Reihenhauszeile, traufständig, zweigeschossig. Die östliche Häuserzeile im Zuge der Stadtsanierung mit Abbruch der Fürst-Leopold-Akademie 1977 wegen Neubau des Karstadt Warenhauses (Entwurf: Friedrich Spengelin, 1978/79) abgerissen (gerade Hausnummern).
Name
1845 nach Prinz Friedrich zur Lippe (* 18.10.1827, † 21.8.1854), Bruder des Fürsten Leopold II., weil dieser damals als erstes Mitglied des Hofes mit fürstlichem Wagen diese Straße benutzt haben soll.[1] Zuvor "Im Kampe" oder "Kampstraße".[2]
Geschichte
Bebauung ab ca. 1725.[3] Die Regierung förderte hier den Häuserbau und verpflichtete die Bauherren auf ein Hausmodell. Es handelt sich daher um eine planmäßige Stadterweiterung. Einzelhäuser vor der Mauer waren noch nicht erlaubt, "sie erschwerten die polizeiliche Kontrolle und konnten herumschweifendem Gesindel Unterschlupf bieten".[4]
Baubeginn Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit Haus Weber am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.[5] 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass.
Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Rheil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."[6]
Das Wasser stieg Jahr für Jahr zwei Ellen hoch in die Häuser. Mistgruben und Abtritte lagen vor den Häusern, nach Westen waren Ställe an die Gartenmauer des Weber’schen Grundstücks angebaut[7]
Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.[8]
1842/43 errichtete der Bauunternehmer Spies vier einfache Fachwerkhäuser, die sich südlich anschlossen (Nr. 7–15). Zugleich Entfernung der Abtritte und Mistgruben von der Straße, "die längst nicht mehr in Städten, besonders nicht in Residenz Städten, an Straßen und öffentlichen Plätzen geduldet, sondern als polizeiwidrig weggeschafft werden müssen".[9] Zur Sicherung der neuen Häuser und der der ganzen Straße Regulierung des Werreufers geplant und 1845 dann auch realisiert, Planung von Ferdinand Brune, Bauträger Johann Spies, Ausführung Maurermeister Rakelmann.[10]
Pflasterung und Erschließung der Straße von Süden durch die Öffnung der Meierstraße nach Osten 1845.
Hausstätten
Literatur
Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, hier S. 211.
Rüdiger Henke, Die Straßen der Detmolder Kernstadt, Detmold 2013.
Quellen
LAV NRW OWL, L 92 S / Lippische Rentkammer - Verkehrswege- und Wasserbau, Nr. 0 - Tit. III b Nr. 1: Kamp-, jetzt Friedrichstraße zu Detmold, 1775.
LAV NRW OWL, L 92 S / Lippische Rentkammer - Verkehrswege- und Wasserbau, Nr. 0 - Tit. III c Nr. 16: Bau einer Brücke über die Werre am Eingang der Friedrichstraße, 1885.
LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4197: Kampstraße, 1775, 1833 f.
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 147: Beseitigung der Ställe u. Mistgruben in der Kampstraße zu Detmold, 1843.
Detmolder Bürgerblatt, Nr. 10, 26.6.1851, Sp. 214: Umpflasterung eines Teils der Friedrichstraße 1851.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1871.
- ↑ Rüdiger Henke, Die Straßen der Detmolder Kernstadt, Detmold 2013, S. 22 f.
- ↑ Georg Wegemann, Das Alter der Detmolder Wohnhäuser, Typoskript, Detmold 1957 (häufig mit ungenauen oder falschen Datierungen).
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 191.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 190.
- ↑ Zit. nach Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 190 f.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 190 f.
- ↑ LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 147: Beseitigung der Ställe u. Mistgruben in der Kampstraße zu Detmold, 1843.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.