Gartenstraße 17 (Detmold)
1862/63 von Hofbaurat Wilhelm von Meien als eigenes Wohnhaus erbaut, ehem. Quartier-Nr. B 153. 1876–1891 Prinzessinnen-Palais.
Geschichte
Als zweites Haus nach dem linken Nachbarhaus des Hofjägers von Limberg 1862 auf schmalem Grundstück begonnen und 1863 fertiggestellt. Haus des Hofbaurats Wilhelm von Meien. Geboren am 28. Januar 1828, zunächst beschäftigt als Wegebaukontrolleur, 1849 wurde er in den Architektenverein zu Berlin aufgenommen,[1] 1850 Feldmesserprüfung[2] und Bauführerprüfung in Berlin.[3] Er wurde 1861 zum Fürstlich Lippischen Hofbaurat ernannt und heiratete 1861 Betty Luise Piderit. Von Meien starb während einer Kur in Meran am 28. September 1875 an einer "Nierenkrankheit mit hinzugetretenem Gehirnschlag" und wurde am 8. Oktober im Familiengrab in Exter bei Rinteln beerdigt. Seine Frau Betty starb 1876.
1876 Ankauf durch die Fürstl. Rentkammer und Nutzung bis 1887/91 als Prinzessinnenpalais für die Prinzessinnen Friederike und Pauline,[4] dann vermietet an Rittergutsbesitzer Karl Ernst Friedrich Tenge (Niederbarkhausen, 1824–1896), den Sohn des Eisenhüttengründers Friedrich Ludwig Tenge.
Nach Tenges Tod Verkauf an Oberstleutnant a. D. Viktor Boelke (Witwe bis 1920 im Haus), 1928 Gutsbesitzer Hugo Dresing/Hörentrup und Erben, Vermietung.
Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 22.6.1989, Nr. 301.
Gebäude
Zweigeschossige neugotische Villa mit Klassizismus-Nachwirkung. Mittelrisalit als 3/8-Erker, ursprünglich mit Freitreppe in den Garten, seitliche Fensterachsen als Zwillingsfenster, mit verkröpften stichbogigen Wasserschlaggesimsen. Aufwendiges Kranzgesims, achteckige Ecklisenen als Türmchen über die Traufe geführt. Flach geneigtes Walmdach. Westlich ein flacher Mittelrisalit mit Zwillingsfenster, östlich sekundär angebaute Holzveranda. Originaler Gusseisenzaun in gotischem Maßwerk zwischen achteckigen Sandsteinpfeilern.
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1871 (Adressbuch) Hofbaumeister Wilhelm von Meien.
1884/87 (Adressbuch) Eigentümer Rentkammer; Bewohnerinnen Ihre Durchlaucht die Prinzessin Marie, Caroline Friederike. Ihre Durchlaucht die Prinzessin Caroline Pauline [Prinzessinnenpalais].
1891 (Adressbuch) Eigentümer Fürstliche Rentkammer; Bewohner Rittergutsbesitzer Tenge.
1894 (Adressbuch) Eigentümer Fürstliche Rentkammer.
1897/1904 (Adressbuch) Oberst a. D. Victor Boelcke.
1909/1912 (Adressbuch) Oberstleutnant a. D. Boelcke; Rentnerin Freiin Frl. von Wilczeck.
1914–1920 (Adressbuch) Oberstleutnant-Witwe Adelheid Boelcke.
1923/25 (Adressbuch) Major a. D. Curt Oertmann (Tel. 648); Oberst a. D. Adolf Herzberg.
Literatur
Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.
Georg Wegemann, Das Alter der Detmolder Wohnhäuser, Typoskript, Detmold 1957 (häufig mit ungenauen oder falschen Datierungen).
Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968.
Quellen
LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.
LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 38: Prüfung des Wegebau-Kontrolleurs von Meien als Feldmesser, o. J. [1850- ].
LAV NRW OWL, L 92 R / Lippische Rentkammer - Bausachen, Nr. 143: Besorgung der Baumeistergeschäfte nach dem Tode des Baurats Brune und dem Dienstjubiläum des Salinenbaumeisters Culemann zu Uffeln, desgleichen Anstellung des Bauinspektors Merkel und des Hofbaumeisters von Meien, Band 1, 1857–1871
LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 1374: Pension für Witwe Hofbaurat von Meien, 1875, 1907–1924.
LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4369: Ankauf, später Verkauf des von Meienschen Hauses in der Gartenstraße in Detmold, 1876–1895.