Kirchweg 15 (Heiligenkirchen)

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Vor 1618 gegründete Stätte, ehem. Heiligenkirchen Nr. 15.

Geschichte

Rechts das Haus Köster, 1853, Skizze von Ludwig Menke, LLB: HV 15,4-1r.

Erstmals erwähnt im Landschatzregister 1618 als "Choster Jürgen".[1]

Nach dem Salbuch von 1721 war Simon Köster, ein Kleinkötter (später gestrichen und durch "Hoppenplöcker" ersetzt), "Ihro hochgräfl. Gnaden unserem gnädigsten Herrn leibeigen, besitzt sein Guth von derselben meierstättisch, gibt deroselben die Weinkäuffe und Sterbfälle".[2] Köster besaß ein Wohnhaus mit Hof und Garten beim Haus, einen Garten am Kuhkamp des Pastors und Länderei von 2 Scheffelsaat 7 Metzen. An Diensten und Lasten bestanden: an die gräfliche Herrschaft jährlich 3 Burgfesttage, Burgfestgeld 9 gr, Hofgerichtsgeld 3 gr., Kuhgeld je nachdem er Vieh hatte und 5 Eier an die gräfliche Küche. Dem Präsidenten von Piderit stand von dem Feld bei Wellners Siek (7 Metzen) der Zehnte in Natura zu, der Kirche in Heiligenkirchen 1 ½ Pfebnnige und dem Pastor ½ Groschen und 3 Eier.

1874 wurde das Kolonat Konrad Köster Nr. 15 in zwei Teilen an den Einlieger Simon Plöger daselbst und den Handelsmann Simon Exames Nr. 24 daselbst verkauft. Plöger erwarb das Wohnhaus, den Garten beim Haus und Länderei im Sieke für 1.200 rt, Exames den Garten beim Kruge zu 5 Metzen sowie Land "im Südloh" zu 2 Scheffelsaat 1 Metze für 700 rt.[3]

Gebäude

Kirchweg 15, Ansicht von Süden, um 1900, aus: 975 Jahre Heiligenkirchen. Ein Streifzug durch die Vergangenheit, Horb am Neckar 1989)
Kirchweg 15, Ansicht von Süden, 2017, Foto: Joachim Kleinmanns
Kirchweg 15, Ansicht von Norden, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns

Am östlichen Hauptzugang zum Kirchhof gelegen. Fachwerk-Längsdielenhaus mit Satteldach, dreischiffiger Vierständerbau. Linke Traufe auf die Kirchhofmauer aufgesetzt. Im Norden Fachwerk des 18. Jh. mit verbrettertem Giebeldreieck erhalten, Südgiebel massiv erneuert, Tor zugesetzt. Seitlich im Osten massiver Anbau mit T-förmigem Grundriss (wohl in zwei Phasen entstanden, 1919 im Brandkataster eingetragen).[4] An der Südostecke Eingang mit Freitreppe.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1410 Das Kolonat Nr. 15 wird unter dem Namen Krause im Schatzregister geführt.

1600 Simon Bardtscherer, Küster zu Heiligenkirchen.[5]

1600 (Amtsprotokolle) Simon Küster.

1601 (Amtsprotokolle) Simon Küster.

1606 (Amtsprotokolle) Jürgen und Tonnies Küster zu Heiligenkirchen.

1618 (Landschatz) Coster Jürgen.

1648 (Heberegister) Coster Simon.

1669 Simon Küster, ein Hoppenplöcker, ist auch Tucherknecht, mit seiner Frau und 5 Kindern (davon 1 lahm, 1 Säugling).

13.11.1696 (Kirchenbuch) Simon Henrich Küster heiratet seine Verlobte.

7.11.1719 (1710?) (Kirchenbuch) Otto Küsterß heiratet Anna Margaretha Plaß.

1721 (Salbuch) Simon [Henrich] Köster

27.1.1727 Johann Friederich Mertens heiratet Anna Catharine, Simon Henrich Küsters Tochter aus Heiligenkirchen. Beide haben sich nichts verschreiben lassen.[6]

1735 heiratet Johann Jakob Küsters Schwester: 2.4.1735. "Henrich, weil. Johann Henrich Krügers von Mergsloh [Marienloh?] Stipfts Feuerborn natürlicher Sohn befreyet sich mit Trinen Lisabeth, weil. Simon Henrich Küsters zu Heiligenkirchen ehelich nachgelaßene Tochter, beide eigen, die Braut bekombt pro dote 20 rt 1 Kuh und etwas holtzen Zeug, wovon die Kuh künftigen Michaelis 1736, das Geld aber das erste Jahr mit 3 und übrige Jahre mit 1 rt bezahlt werden solle, welches der Braut Bruder Johann Jacob Küster zu praestiren versprochen."[7]

1737 tritt die Witwe Küster ihrem Sohn Johann Jakob bei dessen Heirat die Stätte ab. Zwei Jahre nach seiner Schwester heiratet Johann Jacob, weil. Simon Henrich Küsters zu Heiligenkirchen ehel. nachgel. Sohn, Anne Margarethe Ilsabein, "Tönß Schapers zu Feldrohm Amts Horn ehel. Tochter", beide sind der Landesherrschaft eigen, sie kommt zu ihm und bringt nach ihres Vaters Aussage pro dote mit 30 rt, 1 Kuh, 1 Rind und einen gewöhnlichen Brautwagen, wobei er nebst der Kuh 15 Taler, die restl. 15 jährlich mit 1 rt und das Rind übers Jahr zu bezahlen versprochen. Des Bräutigams Mutter tritt ihrem Sohn die Stätte ab und behält für sich zur Leibzucht eine Stube, Kammer und Bühne im Haus, 1 Stück im Garten und die Hälfte der Früchte, so auf der einen Scheffelsaat Land zwischen dem Südloh belegen wächst und von dem Bräutigam beackert und eingesät werden muss.[8]

1769 (Volkszählung) [Johann Jakob] Köster mit Frau [Anne Margarethe Ilsabein], 1 Sohn [Johann Hermann Conrad] und 1 Tochter, beide über 10 Jahre, 2 Kühe.

1770 ist Johann Jakob bereits gestorben. Die Witwe Anne Margarethe Ilsabein Köster bezieht die Leibzucht, als ihr Sohn heiratet und den Hof übernimmt.[9] Johann Hermann Conrad Küster heiratet Anne Dorothee Hedwig, weil. Johann Berend Siekmanns zu Herrentrup Amt Blombergs ehel. nachgelassene Tochter. Sie sind beiderseits der Landesherrschaft leibeigen, doch hat die Braut sich beim Amt Blomberg freikaufen müssen. Sie kommt zu ihm auf die angeerbte Stätte und verbessert selbige aus Zusage des miterschienenen Hoppenplöckers Siekmann mit 20 rt, einer Kuh und einem mittelmäßigen Brautwagen, wobei gleich die Kuh, die Hälfte des Geldes, das Übrige jährlich mit 2 rt abgetragen wird. Die abgetretene Kolona Witwe Köster bezieht die ordnungsmäßige Leibzucht, als die Mitbewohnung im Haus und einem Stück im rechten Garten zu 2 Metzen und von der Länderei zu 4 Scheffelsaat 3 Metzen wie auch dem zweiten Teil vom Obst besteht.

1776 (Volks- und Viehzählung) Conrad Köster mit Frau, 2 Söhnen unter 14 Jahren, spinnt, hat 1 Kuh und 1 Rind; Leibzüchterin Köster, spinnt.

1798 (Kirchenbuch) heiratet Justus Henrich (geb. 22.8.1771, † 28.4.1834), der Sohn des verstorbenen Johann Hermann Conrad Köster, Straßenkötters Nr. 15 zu Heiligenkirchen am 5.8.1798 Amalie Ilsabein, des Johann Töns Krome († 12.5.1830), Einliegers und Zimmermeisters in Diestelbruch ehel. Tochter (geb. 23.4.1769, 2. Ehe 21.7.1804).

Sein jüngerer Bruder Franz Henrich Adolph Köster heiratete am 25.10.1807 Kathrine Luise, weil. Friedrich Pollmanns Einlieger zu Berlebeck nachgebliebene Witwe. Laut Eheprotokoll vom 10.8.1807 war er Mauermeister und 33 Jahre alt. Er erhielt aus Zusage seines Bruders 5 rt, 5 rt anstelle der Kuh und hölzern Zeug.[10]

Die gleiche Mitgift erhielt seine jüngere Schwester Sophie laut Ehevertrag vom 11.3.1815, als sie 1815 Albert Henrich, weil. Hermann Milberg zu Kirchdornberg im Ravensbergischen ehel. Sohn heiratete, der sich seit 8 Jahren in Lippe aufgehalten hatte.[11]

1824 (Kirchenbuch) Franz Henrich Conrad Köster (28.8.1799–23.3.1849), ehel. Sohn des Justus Henrich Köster, Straßenkötter Nr. 15 zu Heiligenkirchen oo 19.12.1824 Catharine Sisenop, ehel. nachgel. Tochter des weil. Kleinkötters Johann Simon Sisenop daselbst Nr. 10.

1828 (Volkszählung) 1 Wohnhaus, 1 Haushalt: Kolon Köster mit Frau sowie Leibzüchter Köster mit Frau und Sohn.

1832 (Kirchenbuch) Ludwig Köster (28.2.1806–?), ehel. Sohn des Leibzüchters Justus Köster Nr. 15 in Heiligenkirchen, heiratete am 29.4.1832 Sophie Möller (23.9.1800–15.9.1865), ehel. nachgel. Tochter des Herm Möller Nr. 21 in Heiligenkirchen.

1874 wird der bisherige Einlieger Simon Plöger Eigentümer.

1880 (Urkataster) S[imon]. Plöger.

1882 Simon Plöger junior.[12]

1890 Simon Plöger wird zum Schornsteinfeger gewählt.[13]

1894 S[imon]. Plöger.[14]

1901 (Adressbuch) Kaufmann Simon Plöger.

1919 (Volkszählung) Händler Simon Plöger mit Frau Minna, led. Töchtern Paula und Emma, Enkelin Grete.

1926 (Adressbuch) Simon Plöger, Händler; Otto Krause, Tischler (Schwiegersohn?).

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. V: Verkauf Gemeinheitsnutzen von Küster Nr. 15 für 1 Rind und Hilker Nr. 16 für 1 Rind an Gärtner modo Brinkmann in Berlebeck Nr. 93.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Band VI: Verkauf des Kolonats Köster Nr. 15 in Hk. an 1) den Einlieger Simon Plöger das. und 2) den Handelsmann Simon Exames [Nr. 24] das., 1874.

LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 130, Amtsprotokolle Detmold 1596–1605, S. 292, 449, 567.

LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 131, Amtsprotokolle Detmold 1606–1613, S. 898.

LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419 (Heberegister, Einwohnerverzeichnisse 1648–1730).

LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 136: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 4], fol. 30.

LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 137: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 5], S. 268.

LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 6], S. 19.

LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 139, Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 7], S. 225–227.

LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 140: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle und Stätteabtretungsprotokolle Amt Detmold [Band 8], S. 157 u. 822.

LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert Stöwer, Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618, Münster/Westf. 1964.
  2. LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24.
  3. LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Fach 30 Nr. 8, Bd. VI, 90.
  4. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.
  5. LAV NRW OWL, 108 A Nr. 130, Amtsprotokolle Detmold 1596–1605, S. 449.
  6. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 136, fol. 30.
  7. L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 137, Band 5, 1732–1736, S. 268.
  8. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, 1737–1746, S. 19.
  9. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 139, 1770–1771, S. 225–227.
  10. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 140, 1806-1815, S. 157.
  11. LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 140, 1806-1815, S. 822.
  12. LAV NRW OWL, L 101 C I Lippische Salbücher und Katasterbücher, 1854, Nr. 55.
  13. Archiv Heimatverein Heiligenkirchen, Ratsprotokolle.
  14. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns