Schlossplatz (Detmold)
Schlossplatz (Detmold) | |
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Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Karte |
Der Schlossplatz liegt östlich vom Schloss zwischen Marktplatz im Süden, Langer Straße im Osten und Rosental im Norden.
Charakteristik
Seit dem frühen 19. Jh. eine Parkanlage, ursprünglich die Vorburg des Schlosses. Von jeher architektonisch eingefasster Platz, die heutige Randbebauung aus dem späten 18. Jh.
Name
Platz vor dem Schloss.
Geschichte
Nach dem Kupferstich der Brüder Elias und Heinrich van Lennep waren Schloss und Schlossplatz, eine Vorburg, Mitte des 17. Jh. noch durch einen Wassergraben getrennt, über den nur eine schmale hölzerne Brücke führte. Der Schlossplatz ist im Westen durch das Schloss begrenzt. Zu den übrigen Seiten gab es vor 1780 (Beginn der Errichtung der heutigen Schlossplatz-Randbebauung) eine geschlossene traufständige Randbebauung mit Amts- und Wirtschaftsgebäuden, soweit erkennbar vorwiegend aus Fachwerk. Etwa in Höhe des heutigen Tores zur Langen Straße ragte ein Flügel weit in den Platz hinein, begleitet von drei einzelnen Fachwerkhäusern auf der Nordseite und einem freistehenden großen zweigeschossigen Gebäude im Süden, welches ein massives Erdgeschoss und Kellerräume besaß, die im April 2024 archäologisch nachgewiesen werden konnten. Bei diesem mächtigen Gebäude könnte es sich um den von ehem. von der Borch'schen Hof handeln, dessen Bewohner um 1560 in die Schülerstraße umzogen. In den übrigen Gebäuden befanden sich die zum Schloss gehörige Meierei und sicherlich auch Marställe, Remisen sowie Werkstätten wie Schmiede und Stellmacherei sowie Amtsräume und die Schlosswache. Zur Langen Straße bestand ein schmaler Zugang, die Hasenpforte, zum Kirchhof ist eine Durchfahrt mit Tor vorhanden, der sog. Kirchgang. Hier wurde 1665 nach Entwurf von Leonhard Genser das Dikasterialgebäude, ebenfalls mit einem Durchgang, errichtet (die Verbindungsbrücke über den Burggraben, die westlich an den Pavillon I anschließt, wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen). Nach Norden wurde die Vorburg nicht nur durch die Ringbebauung und den Weißen Turm, sondern zusätzlich durch einen Wassergraben, den Faulen Graben, gesichert. Hier gab es nur eine schmale Öffnung, das Rote Tor, durch das man über eine Brücke zum Jägerhof und zum Waschhof gelangte. Dieses Tor wurde in den 1950er Jahren entfernt.
1736 wurde die Meierei nach Johannettental verlegt, einem Gut im Osten vor der Stadt, benannt nach Gräfin Johannette Wilhelmine zur Lippe. Es erfolgte eine Umgestaltung des Schlossplatzes, wie sie auf dem Stadtplan vor 1751 (Anbau der Rathauslaube) angedeutet ist. Der Plan lokalisiert im Südosten das Dikasterialgebäude (Kanzlei und Amtsstube), im Osten beim inneren Lemgoer Tor die Hofschmiede und im Norden, etwa an der Stelle des 1797 neu errichteten Reithauses ein ebensolches. Auf der nördlichen Hälfte des Schlossplatzes sind Baumpflanzungen dargestellt, die um 1750 als Kastanien-Esplanaden Erwähnung fanden und 1832 gefällt und durch Tulpenbäume (Magnolia) ersetzt wurden.[1]
Ab 1780 wurde die heute noch bestehende Randbebauung des Schlossplatzes begonnen. Den Entwurf schuf der 1775 nach Detmold berufene Landbaumeister Christian Teudt. Er integrierte das bestehende Dikasterialgebäude in eine Anlage aus Eckpavillons mit langgestreckten Flügeln dazwischen. Pavillon I lag am Burggraben, Pavillon II bildete die Ecke an der Langen Straße. Von hier bis zum Pavillon III war ein Remisenflügel untergebracht. Zwischen Pavillon III und IV öffnete sich der Schlossplatz optisch mit einem Gitter zu Langen Straße, wiewohl das Gittertor in seiner Mitte von der Schlosswache (in Pavillon IV untergebracht) kontrolliert wurde. Vor der Schlosswache standen die in den Freiheitskriegen erbeuteten französischen Kanonen, die sich heute im Schlosshof befinden. Zwischen Schlosswache und Pavillon V, der Stallmeisterwohnung, lag ein weiterer Remisenflügel. Nach Norden, wo der Faule Graben 1781 zugunsten einer Straße (Rosental) zugeschüttet worden war, wurden bis 1787 der Marstall und Pavillon VI fertiggestellt. Den Abschluss bildeten das 1797–1800 errichtete Reithaus nach einem von Wilhelm Meineke veränderten Plan, jetzt Stadthalle, eingefasst von [[Schlossplatz 7 (Detmold)|Pavillon VII] und Pavillon VIII.
Die Gestaltung des Schlossplatzes als Parkanlage geht in das frühe 19. Jahrhundert zurück. Geschwungenes Wegenetz. In der östlichen Hälfte ein Ende des 18. Jh. angelegter Springbrunnen mit oktogonalem Becken. Darin eine Muschelschale, die 1687 für die Parkanlage Friedrichstal geschaffen worden sein soll.[2] Der Springbrunnen in der westlichen Hälfte, vor der Schlossfront, wurde 1901 von der Stadt gestiftet als Gegengabe für die Stiftung der Berlebecker Quellen durch Grafregent Ernst.
1902 wurde das von Rudolph Hölbe geschaffene Kriegerdenkmal mit der Sockelinschrift "DEN IM KRIEGE 1866/GEFALLENEN LIPPERN." aufgestellt, welches Grafregent Ernst gestiftet hatte. Die Bronzeplastik wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Der noch vorhandene Sockel erhielt 1953 einen Aufsatz mit der Inschrift "KRIEGSGEFANGENE,/VERSCHLEPPTE/MÄNNER UND FRAUEN,/DIE HEIMAT WARTET/AUF EUCH/UND WIRD EUCH/NICHT VERGESSEN!" auf der Südseite bzw. einem Eisernen Kreuz auf der Nordseite.[3]
Der Bildhauer Heinrich Wefing (1854–1920) schuf 1907 das Denkmal für den 1904 verstorbenen Grafregenten Ernst zur Lippe-Biesterfeld.
1965 wurde auf einem Sockel am Durchgang zum Rosental die 1846 gestiftete neugotische Glocke der Hl.-Kreuz-Kirche von Sagan aufgestellt, die an die schlesische Patenstadt Detmolds erinnert. Sie war dem Einschmelzen im zweiten Weltkrieg auf dem Hamburger "Glockenfriedhof" entgangen und 1952 der St. Katharinen-Gemeinde in Reutlingen leihweise übergeben worden (Eigentümerin ist die Bundesrepublik Deutschland). Dort wurde sie jedoch 1958 ausgemustert, da sie im Ton nicht zu drei neu gegossenen Glocken passte, und eingelagert. 1965 wurde sie nach Detmold abgegeben, wo sie als Erinnerung an Flucht und Vertreibung eine neue Funktion erhielt.[4]
Das Denkmal für Johannes Brahms schuf der seit 1935 in Detmold wirkende Bildhauer Karl Johann Schramm (1885–1960). Die Steinbüste ruht auf einem Steinpfeiler mit der Inschrift "JOHANNES BRAHMS/WIRKTE 1857 58 59 IN/DETMOLD". Das Jahr der Entstehung ist unbekannt.
Hausstätten
Literatur
Traute Prinzessin zur Lippe, Parkanlagen in Detmold gestern und heute, in Heimatland Lippe, 80 (1987) , S. 247–253..
Eckart Bergmann, Das klassizistische Stadtbild Detmolds, in: Erhard Wiersing (Hg.), Lippe im Vormärz. Von bothmäßigen Unterthanen und unbothmäßigen Demokraten (Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das land Lippe; 35), Bielefeld 1990, S. 278–325 PDF, hier S. 287–293.
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Traute Prinzessin zur Lippe, Parkanlagen in Detmold gestern und heute, in Heimatland Lippe, 80 (1987) , hier S. 248 f.
- ↑ Traute Prinzessin zur Lippe, Parkanlagen in Detmold gestern und heute, in Heimatland Lippe, 80 (1987) , hier S. 249.
- ↑ Andreas Ruppert, Ein merkwürdiges Denkmal. Das "Rohdewalddenkmal" in Detmold, in: Heimatland Lippe, 113 (2020), S. 274–276 .
- ↑ Andreas Ruppert, Detmold, Sagan, Sprottau. Die Glocke der Saganer Kreuzkirche in Detmold, in: Heimatland Lippe, 110 (2017), S. 208 f. .