Weinbergfriedhof (Detmold)

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Weinbergfriedhof (Detmold)
OrtsteilDetmold
StraßePaulinenstraße
Hausnummer4
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeDetmold
Hausnummer-


Angelegt 1776, als der Kirchhof um die Erlöserkirche eingeebnet wurde.

Geschichte

Angelegt 1776, nachdem im Jahr zuvor der Kirchhof um die Erlöserkirche eingeebnet worden war. Dabei wurden die Familiengrabstätten vom Stadtfriedhof hierher verlagert.

Der Weinberg-Friedhof wurde auch als Friedhof "hinter dem Walle" bezeichnet. Die Flurbezeichnung "Weinberg" ist alt, sie reichte im Norden bis zur Weinbergstraße (seit der kommunalen Gebietsreform 1970 als östliche Verlängerung der Paulinenstraße zugeschlagen).

Für die neue Anlage hatte Graf Simon August 1775 Teile seines Küchengartens an die Stadt abgetreten. Der Friedhof diente der Altstadt und der am 2. Mai 1708 gegründeten und mit eigenem Recht privilegierten Detmolder Neustadt, auf deren Gelände er sich befindet, so dass sich im 19. Jh. auch die Bezeichnung Neustädter Friedhof findet.

"Der Weinberg-Friedhof wurde im 19. Jahrhundert zum Begräbnisort der Detmolder Elite. Die großen Namen aus dem Kulturleben, dem Militär, der Kirche, der Verwaltung sind hier vertreten, mit ihren Angehörigen und mit Grabsteinen, die an ihre Bedeutung erinnern. Das 19. Jahrhundert ist die große Zeit Detmolds, und der Weinbergfriedhof ist einer ihrer Zeugen. Zur militärischen Elite gehörten die Namen Böger, Caesar, Falkmann, König, Roth, zu wirtschaftlichen die Namen Brüggemeyer, Déjean, Klingenberg, Rohdewald. Die Geistlichkeit ist in den Familien Begemann, Cölln, Weerth, Weßel repräsentiert, Verwaltung und Politik, der Stadt und des Landes, durch die Steine die Familien Ballhorn-Rosen, Beerenhorst, Ebert, Eschenburg, Heldman, Hoffmann, Kestner, König, von Lassberg, Petri, Piderit, Preuß, Rohdewald, Rosen, Schönlau, und die Namen Freiligrath, Grabbe, Kiel und Meysenbug erinnern an Detmolds kulturelle Größe in jenem Jahrhundert."[1] Auch der Baurat Ferdinand Wilhelm Brune und seine Frau waren hier begraben, doch sind ihre Gräber nicht erhalten.

Nachdem schon 1873 der neue Friedhof an der Blomberger Straße eröffnet worden war, wurde der Weinbergfriedhof 1880 wegen der fehlenden Erweiterungsmöglichkeit geschlossen. Bestattungen in bestehenden Familiengräbern waren aber noch einige Jahrzehnte erlaubt. Die letzte Beisetzung erfolgte 1918.

Am 3. Juni 1924 wurde der Friedhof definitv geschlossen, blieb aber aufgrund einer landesherrlichen Verordnung vom 9. November 1779 noch bis 1948 geschützt. Hintergrund der Schließung 1924 war der Wunsch der Reformierten Stadtgemeinde, den Friedhof der Stadt im Tausch gegen ein Baugrundstück an der Ecke Bismarckstraße/Hermannstraße für ein neues Gemeindehaus abzutreten, das dann dort auch errichtet worden ist (Bismarckstraße 23. Der Tauschvertrag datiert vom 8. Juni 1928.

Der Friedhof wurde anfangs nur als Naturdenkmal geschützt und 1925 in die entsprechende Liste des Landes Lippe eingetragen. Ein Kulturdenkmalschutz besteht erst seit 1985. "Bis dahin konnte seine Zerstörung fast ungehindert vorangetrieben werden. 1932 wurde er schon weitgehend eingeebnet, nur eine begrenzte Zahl von Denkmälern blieb stehen."[2] Mit dem Ausbau der ehemaligen Weinbergstraße Anfang der 1950er Jahre wurde ein Stück des Friedhofs überbaut, der restliche Teil sollte zum Parkplatz werden, was jedoch durch Bürgerproteste verhindert wurde.

Die Fürstin-Pauline-Stiftung, die das Grundstück in Erbpacht besitzt, errichtete hier ein Altersheim. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden ab Dezember 1954 die meisten Grabsteine zerstört und nur wenige als erhaltenswert erachtete im Zuge der Umgestaltung der Restfläche 1957 versetzt. 1985 wurden weitere Flächen durch einen Erweiterungsbau des Altersheims überbaut.

Grabstätten

34 Grabsteine sind erhalten, die meisten aber weder in ihrer ursprünglichen Gestalt, noch an ihrem ursprünglichen Standort. Gaul beschreibt 17 Grabsteine:[3]

  • Wilhelmine Sophie Ernst geb. Kestner, 1769–1824. Postament, ursprünglich mit Urne.
  • Wilhelm von Hoffmann, Lippischer Hofmarschall (1771–1844). Auf Rustika-Sockel ein Werksteinkubus, an dessen einer Seite eine herzförmige Inschriftkartusche und Thophäen. Bekrönung demoliert.
  • Joh. Friedr. Bernh. Lorenz (1756–1800), lippischer Major. Postament mit Urne. Steht auf einem Grabstein aus der 2. Hälfte des 17. Jh.
  • Ludwig Bernh. Keiser, Postmeister und Hofapotheker (1755–1823). Postament mit Blütenranken und Lambrequins, darauf ursprünglich eine Urne.
  • Emilie Keiser geb. Ballhorn-Rosen (1807–1829). Postament mit Urne.
  • Friedrich Ernst Wülker, fürstl. lipp. Stallmeister († 1825), und sein Enkel Friedrich Adolf Conrad Gehle († 1826). Postament mit Urne.
  • Theodore Elisabeth Piderit geb. Petri (1801–1826). Kannelierte Säule mit Inschrifttafel.
  • Wilhelmine Johanne Antze (1813–1827). Obelisk.



Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1776–1928 Ref. Stadtgemeinde.

1928 Stadt Detmold.

Literatur

Andreas Ruppert, Der Weinbergfriedhof in Detmold, in: Rosenland 10 / 2010, S. 26–41.

Heimatbund und Weinbergfriedhof, in: Mitteilungsblatt des Lippischen Heimatbundes, Nr. 11 (1957), S. 89 f.

Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 121–123.

Dr. Traute Prinzessin zur Lippe, Parkanlagen in Detmold. Der ehemalige Weinbergfriedhof, in: Heimatland Lippe, 84. Jahrgang (1991), Nr. 8, S. 233–239, hier S. 239

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Ruppert, Der Weinbergfriedhof in Detmold, in: Rosenland 10 / 2010, S. 26–41.
  2. Andreas Ruppert, Der Weinbergfriedhof in Detmold, in: Rosenland 10 / 2010, S. 26–41.
  3. Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 121–123.

Autor(innen)

Joachim Kleinmanns