Hiddentruper Straße 1 (Hörste)

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Hiddentruper Straße 1 (Hörste)
OrtsteilHörste
StraßeHiddentruper Straße (Hörste)
Hausnummer1
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHörste
Hausnummer013
Salbuch von 1533: Hunke in Hörste

Ehemals Hoppenplöckerstätte Hunke, Hörste Nr. 13, bereits im Landschatzregister von 1535 genannt: Hunecke to Horste.

Geschichte

Die Kleinkötterstätte Hunke Nr. 13 gehört zu den ältesten Hörster Stätten, wie die Nennung in frühen Landschatzregistern belegt:

           1488  Deppe to Horste alias Huneke  1/2 g.

           1497  Deppe Huneke            1 m.

           1507  Deppe Huneke            ½ g.

           1535  Hunecke to Horste     1 Ort

           1545  Huneke to Horste       1 Ort  

           1562  Johan Huneke             ½ Fl.

           1572  Johann Huneke           ½ Ort

           1590  Johan Huneke             1 Ort

Im frühesten erhaltenen Salbuch von 1533 (vgl. Abbildung) wird zur Stätte Hunke vermerkt:

Diese Güter gehören

zu der Kirche zu Stapellage


Huneke zu Hörste

Huneke, das Gut gehört dem Kirchherrn zu

Stapellage, der Mann gehört unserem g. H. (gnädigsten Herrn), Weib und

Kinder gehören den Mönchen. (Er) schuldet X (10) Scheffel Hafer

dem Kirchherrn, einen Scheffel dem Küster, unserem g. H.

2 Schatt, (er) hat 9 Scheffel Haferland.

1617 gehört die Stätte dem lippischen Grafen; die Verpflichtungen des Hunke werden wie folgt ausgewiesen: Huneke zu Horste M.G.H. eygen. Den Weinkauf dem Pastor zu Staplage; dem Pastor auch 8 Schfl. Hafern. Dem Chuster 1 Schfl. Hafern. Nach Dettmoldt: Dienet ungemessen Tage; Landschatz 10 Gr.; Burgfestgeld ½ Tlr.; Malzgeld 4 ½ Gr. Hofgerichts-schatz 1 Gr.; 2 Honer; Pfingst- und Michael-Kuhegeld à 2 Gr. 5 d.  

Im Salbuch 1640 wird zu Johan Hunicke vermerkt: Kein Landt nur die 8 schfl Kirchenlandt, 1 alt Wohnhauß.[1] Auch im Salbuch 1680 heißt es: Hunecke, ein Kleinkötter, der gnd. Herrschaft Eigen, hat 2. Kühe, aber kein Eigenes Landt, .  .  . [2] In den folgenden Jahrzehnten ändert sich dies, denn im Messbuch 1730 sind zu Hunken Hoff mit 3 gebäu 8 Schfls. Saatlandt ausgewiesen. Hinzu kommen im inzwischen aufgeteilten Hörster Berg 27 Schfls. Holtzung, ein winziger Garten und ein ebensolcher Hofraum.[3]

Die Stätte erhält 1766 die Hörster Hausnummer 13, sie bleibt bis in die jüngere Vergangenheit als Nebenerwerbs(landwirtschafts)betrieb erhalten  -  noch 1926 wird „Zimmermann“ und „Landwirt“ als Berufsbezeichnung der Besitzer/Bewohner angegeben. .

Gebäude

Im Salbuch 1640 ist 1 alt Wohnhauß aufgeführt, 1685 dann zweÿ Hauser. Im Messbuch 1752/53 und im Salbuch 1781 werden bei der Stätte Hunke ein Wohnhaus, eine Leibzucht und ein Backhaus ausgewiesen. Auch in der Volkszählung 1828 werden hier 3 Wohnhäuser gezählt.

Das gegenwärtige Haus Hiddentruper Straße 1 kann mit seinen der Straße zugewandten Proportionen als ein durch An- und Umbauten stark veränderter Altbau eingeschätzt werden. Eine rückwärtig (vom Distelkamp) erkennbare Fachwerk-Außenwand bestätigt diesen Befund. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es im Kern jenes Haus, das  errichtet wurde, nachdem das Vorgängergebäude 1825 in einem Wolkenbruch vernichtet worden war (H. Hunke).

In den 1960 und 1970er Jahren befand sich ein kleines Fleischereigeschäft im Hause Hunke. Neben dem Haus stand bis in die jüngere Vergangenheit ein 1881 erbautes Werkstattgebäude.[4]

Haus Hunke, Hörste Nr. 13, in den 1960er Jahren mit Fleischerei-Filiale, links Nebengebäude; aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung
Hiddentruper Straße 1, Straßenansicht, 2024, Foto: H. Wissbrock

Inschriften

1903 soll ein Balken des Hauses folgende Inschrift getragen haben (H. Hunke, Bl. 13, mit Bezug auf den Eigentümer der Stätte in den 1930er Jahren):

29. 4. 1825  SANK ICH DURCH EINE GROßE WASSERFLUT HERNIEDER, DURCH GOTTES HÜLF UND MENSCHENHAND STAND ICH HIER FESTE WIEDER

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1609 werden in der Volkszählung als Hofbewohner genannt: Hunecke, seine Frau, 4 Kleinkinder, zwei Inliggersche mit drei Kleinkindern, wobei letztere arm sind.

1636 heiratet Johann II Hunke, Sohn des 1609 aufgeführten Kötters Johann I Hunke, eine Tochter des Henrich Ostmeyer.[5] Um 1645 hat das Ehepaar 4 Kinder, und er hält die moder uff der liebzucht, er hatt keine hantierung vnter (übt kein Handwerk aus) weilen im daglichen verdie(n)t (arbeitet als Tagelöhner).[6] Im Verzeichnis der eigenbehörigen Kinder von 1656 werden diese genauer vorgestellt:[7]

           (Johann II) Hunecke ein Hoppenplöcker hatt         2 (Söhne)      4 (Töchter)

                      1.) Friedrich               von 12 Jahren            ist beÿm Nullemeÿer                       

                      2.) Hanß                     von 6 Jahren

                      1.) Elisabeth               von 17 Jahren            beÿ Hanning

                      2.) Lische dienet beÿ dem Pastor                  14 Jahr

                      3.) Trinecke dienet beÿ Hanning                   von 10 Jahr

                      4.) Anna Maria                                              von 3 Jahr

1665/66 heiratet Hanß Bücker, Einlieger aus Hörste, die älteste Tochter Elisabeth vnd bewohnet die Hoppenplockerstette  -  er wird (der nächste) Hunecke.[8] Von 1678 bis 1718 ist Hans Hun(e)ke, geb. Bücker, Bauerrichter in Hörste.

1708 werden im Verzeichnis der eigenbehörigen Untertanen der Vogtei Lage die erwachsenen Kinder des Hörster Kötters Hanß Huncke genannt:[9]

           Hanß Huncke hat Kinder

1.)  der Sohn friederich erbet die Stätte und hat Webers tochter zur Fr., so Illstr. Eigen

2.)  der Sohn Henrich verheÿrahtet uff Weßels Stätte in der Müßen so Illstr. Eÿgen

3.)  Margreta die dochter wohnet uff wefers Stätte zu Hörste zu Illstr. Eÿgen

Johann Friedrich Hunke (1673 – 1752) hat also vor 1709 Anna Catharina Weber (1668 – 1741) von Hörste Nr. 12 zur Frau und zu sich auf die Stätte genommen. Dieser Ehe entstammt der nächste Besitzer der Stätte, Johann Henrich Hunke (1708 – 1782).

1738 heißt es zu dessen Eheschließung:[10] Johann Henrich, Johann Friedrich Huneken zu Hörste ehelicher Sohn, tritt in die Ehe mit Margreth Ilsabein, Johann Christophel Eberts im Ückenpohl ehelicher Tochter. Deren 1746 geborener Sohn Johann Töns Hunke († 1818) geht zwei Ehen mit sieben Kindern ein. Aus der zweiten, 1775 geschlossenen Verbindung mit Amalie Ilsabein Wessel von der Breitenheide stammt der nächste Hunke Nr. 13.

Johann Henrich Adolph Hunke (1787 – 1854) ehelicht 1813 Anne Marie Wilhelmine Busse (1792 – 1847) aus Pivitsheide VL; die Tochter dieses Ehepaares namens Karoline Florentine (1822 – 1863) wird in der nächsten Generation Anerbin der Stätte Hunke.

1849 lässt sie ihren Ehemann Friedrich Wilhelm Pecher (1814 – 1893), einen Zimmermann aus Solterwisch, Kirchspiel Exter im Preussischen, auf ihre ererbte Stätte einheiraten. Die Übergabe/Übernahme wird in Form eines Stättenverkaufes abgewickelt: Verkauf des Kolonats des Kolons und Hoppenplöckers Johann Henrich Huneke Nr. 13 zu Hörste an seinen Schwiegersohn, den Einlieger Wilhelm Pächer (Pecher) zu Hörste, 1850.[11] Die Ehe ist offenbar schwierig; 1855 beantragt die Ehefrau beim Geistlichen Gericht die Scheidung.[12] Dazu kommt es aber nicht, weitere Kinder der Eheleute werden 1856, 1858 und 1861 geboren.

1877 heiratet der älteste Sohn aus der schwierigen Ehe, der Zimmermann Friedrich Wilhelm Hunke (1853 – 1928) Philipine Henriette Schröder von Ehrsen Nr. 26, übernimmt aber den Taufeinträgen seiner sechs Kinder zufolge erst um 1888 die elterliche Stätte Hörste Nr. 13. Der 1877 geborene älteste Sohn, ebenfalls mit Vornamen Friedrich Wilhelm, wird 1925/26 als Huneke Fritz, Landwirt im Adressbuch geführt.

Bewohner der Stätte Hörste Nr. 13 aus Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB):

1769 (VZ):    13  Huncke (Ma + Fr, 1 So, 2 Tö)

1776 (VZ):    13  Joh: Töns Huncke (Ma + Fr, keine Kinder), Leibzüchter (Ma + Fr, 1 To), Einl. Jakob Sielemann

1828 (VZ):    13  3 Wohnhäuser, Joh. Henrich Hunke, Einl. H. H. Kulemann; Einl. Töns H. Hülß; Einl. Friedrich Ad. Beining

1900/01 (AB): 13 Hunke, Friedrich, Tischler

1925/26 (AB): 13  Huneke, Friedrich Zimmermann; Huneke Fritz, Landwirt

Literatur

Quellen

Heinrich Hunke, geb. 1902 in Heipke/Lippe, † 2000 in Hannover, gehörte zu dem Personenkreis, der sowohl vor als auch nach 1945 hohe Positionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft bekleidet hat. Hunke, dessen namensgebende Vorfahren bis zum 18. Jahrhundert auf der Hörster Stätte Hunke gesessen haben, hat Ende der 1930er Jahre seine Familiengeschichte aufwändig erforscht und anspruchsvoll graphisch aufbereiten lassen. Diese in seinem Nachlass befindliche Familienchronik (LAV NRW OWL, D 72 Nr. 217; 31 Kartonblätter, nicht paginiert) ist vom Geist der damaligen Zeit durchdrungen, enthält aber wichtige Informationen zu Geschichte, Gebäuden, Inschriften und Eigentümern/Bewohnern der Stätte Hörste Nr. 13 - hier mit "(H. Hunke)" gekennzeichnet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 92, S. 128
  2. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 96, S. 140
  3. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 102, S. 214/215
  4. LAV NRW OWL, L 101 A III, Nr. 431
  5. LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 174, S. 162
  6. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 101
  7. LAV NRW OWL, L 92 Z, Nr. 1424, S. 399
  8. LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 177, S. 212
  9. LAV NRW OWL, L 92 Z, Nr. 1424, S. 495
  10. LAV NRW OWL, L 108 A, Nr. 138, S. 72
  11. LAV NRW OWL, L 108 Lage, Fach 2 Nr. 26, Bd. XIX
  12. LAV NRW OWL, L 85, Nr. 3181

Autor*innen

Dr. Horst Wissbrock