Allee 19 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Ursprünglich als Waschhaus zum Neuen Palais erbaut.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 202.</ref> Jacob Müller erwarb das Waschhaus an der Allee 1780 im Konkurs über das hinterlassene Vermögen des Grafen Friedrich Alexander zur Lippe und dessen Erben.<ref>Neustädter Rechnung 1781 und LAV NRW OWL, L 83 E I/7 Nr. 2.</ref> Der Graf hatte 1746 das mit Schulden behaftete Palais geerbt.<ref>LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.</ref>
Ursprünglich als Waschhaus zum Neuen Palais erbaut.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 202.</ref> Jacob Müller erwarb das Waschhaus an der Allee 1780 im Konkurs über das hinterlassene Vermögen des Grafen Friedrich Alexander zur Lippe und dessen Erben.<ref>Neustädter Rechnung 1781 und LAV NRW OWL, L 83 E I/7 Nr. 2.</ref> Der Graf hatte 1746 das mit Schulden behaftete Palais geerbt.<ref>LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.</ref>


1808 Lederfabrik. An Stelle der alten Lohmühle 1835 Abbruch und Neubau 1835 durch Wilhelm Tegeler.<ref>LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.</ref>
1809 von dem Schutzjuden Joel Herford erworben und als Lederfabrik mit einer Lohmühle am linken Ufer des Knochenbachs ausgebaut. Seit 1821 wiederholte Beschwerden über Geruchsbelästigung, Unterbringung verschiedenster Einlieger und Unordnung.<ref>LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4362.</ref> 1825 Bau eines (zusätzlichen) neuen Wohnhauses durch Spanier Herford. Auflagen sind Einhaltung der Bauflucht der Allee, steinfarbiger Verputz oder Ölfarbanstrich sowie Fenster aus hellem Spiegelglas.
 
1834 Ankauf der gesamten Anlage durch die Rentkammer.<ref>LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4363.</ref> Bestehend aus
* einem vor einigen Jahren erst neu erbauten Wohnhaus, im Erdgeschoss 2 große und 2 kleine Wohnstuben, 1 Küche, 4 geräumige Keller, im Obergeschoss ein Saal, 2 Stuben, 3 Kammern, im Dachgeschoss 2 sehr geräumige Böden.
* einer großen Scheune nebst Wagen-Remise, einem Kuhstall und einem Pferdestall für 2–3 Pferde.
* einem großen Wohnhaus, in 3 Abteilungen, für mehrere Familien eingerichtet, darin 9 Wohnstuben, 6 Kammern, 4 Küchen, 3 Kaller, 1 Rauchkammer, 3 Dielen oder Fluren, 3 geräumige Böden, vollständig vermietet, Jahresmiete 98 rt 24 gr.
* einem massiv gebauten Kuhstall und mehreren Ziegen- und Schweineställen.
* einer Lohmühle, welche sich auch zu einem Wohnhaus einrichten ließe. Dazu ein großer und ein kleiner Küchengarten, 1 Blumenhof, 2 großen Stücken Gartenland, einer Wiese.
* einem sehr großen Gebäude mit Wasserleitungen, Gruben und Schwitze zu einer Lederfabrik eingerichtet, welches sich aber zu jeder anderen Fabrik einrichten ließe.<ref>LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4363, fol. 5.</ref>
 
1836 mietete die Militärverwaltung die Gebäude zur Unterbringung von Rekruten. 1837 Verkauf an den Kammerregistrator Tegeler, Abbruch der Bauten bis auf das neue Wohnhaus von 1825.<ref>LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4364.</ref>


==Gebäude==
==Gebäude==

Version vom 16. Januar 2024, 16:15 Uhr

1781 gegründete Hausstätte (zuvor Waschhaus), Neubau 1835. Quartiernummer: C 135, alte Hausnummer: Allee 10.

Geschichte

Ursprünglich als Waschhaus zum Neuen Palais erbaut.[1] Jacob Müller erwarb das Waschhaus an der Allee 1780 im Konkurs über das hinterlassene Vermögen des Grafen Friedrich Alexander zur Lippe und dessen Erben.[2] Der Graf hatte 1746 das mit Schulden behaftete Palais geerbt.[3]

1809 von dem Schutzjuden Joel Herford erworben und als Lederfabrik mit einer Lohmühle am linken Ufer des Knochenbachs ausgebaut. Seit 1821 wiederholte Beschwerden über Geruchsbelästigung, Unterbringung verschiedenster Einlieger und Unordnung.[4] 1825 Bau eines (zusätzlichen) neuen Wohnhauses durch Spanier Herford. Auflagen sind Einhaltung der Bauflucht der Allee, steinfarbiger Verputz oder Ölfarbanstrich sowie Fenster aus hellem Spiegelglas.

1834 Ankauf der gesamten Anlage durch die Rentkammer.[5] Bestehend aus

  • einem vor einigen Jahren erst neu erbauten Wohnhaus, im Erdgeschoss 2 große und 2 kleine Wohnstuben, 1 Küche, 4 geräumige Keller, im Obergeschoss ein Saal, 2 Stuben, 3 Kammern, im Dachgeschoss 2 sehr geräumige Böden.
  • einer großen Scheune nebst Wagen-Remise, einem Kuhstall und einem Pferdestall für 2–3 Pferde.
  • einem großen Wohnhaus, in 3 Abteilungen, für mehrere Familien eingerichtet, darin 9 Wohnstuben, 6 Kammern, 4 Küchen, 3 Kaller, 1 Rauchkammer, 3 Dielen oder Fluren, 3 geräumige Böden, vollständig vermietet, Jahresmiete 98 rt 24 gr.
  • einem massiv gebauten Kuhstall und mehreren Ziegen- und Schweineställen.
  • einer Lohmühle, welche sich auch zu einem Wohnhaus einrichten ließe. Dazu ein großer und ein kleiner Küchengarten, 1 Blumenhof, 2 großen Stücken Gartenland, einer Wiese.
  • einem sehr großen Gebäude mit Wasserleitungen, Gruben und Schwitze zu einer Lederfabrik eingerichtet, welches sich aber zu jeder anderen Fabrik einrichten ließe.[6]

1836 mietete die Militärverwaltung die Gebäude zur Unterbringung von Rekruten. 1837 Verkauf an den Kammerregistrator Tegeler, Abbruch der Bauten bis auf das neue Wohnhaus von 1825.[7]

Gebäude

Haus Tegeler, Allee 19, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns

Stark überformt. "Nr. 10. Das holzverschalte Haus erbaut 1837 durch den Maler Wilhelm Tegeler".[8]. Jetzt ein zweigeschossiger traufständiger Massivbau mit 6 Achsen, der Eingang in der dritten Achse von Norden. Viertelwalmdach. Es ist unklar, ob in dem Bau noch Reste der alten Lohgerberei oder des Tegeler'schen Hauses stecken.

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1781 Jacob Müller[9]

1809 Salomon Joel Herford, Schutzjude[10]

1818 Nathan Spanier Herford, Schutzjude[11]

1834 [Wilhelm] Tegeler, Kammerregistrator[12]

12.12.1837 Hochzeit mit der "zweiten Tochter des weiland Waldschützen Fricke zum Externstein, Namens Dorothee" (* 1811).[13] Im Juni 1842 starb ihr Sohn Simon Leonhard (* 7. Okt.1838), am 4. Januar 1844 ihr Sohn Friedrich Wilhelm Bernhard (* 29. Dez. 1843).

1845 waren ab Ostern in der oberen Etage drei Zimmer, teilweise möbliert, "an einzelne Damen" zu mieten.[14]

1854 war "die obere Etage seines Wohnhauses Nr. 135 neben der Allee, auch – wenn es gewünscht werden solte – mit einem Theile vom Garten" zu mieten. [15]

1863 bewohnte der Rechtsanwalt und Auditor Dr. W[ilhelm]. Stein die obere Etage im Haus des Registrators Tegeler an der Allee, C 135. [16]

18.11.1864 † Wilhelm Tegeler, 6.4.1871 Tod der Witwe Dorothee Tegeler

1871 (Adressbuch) Schlüter, Geh. Rats-Witwe

1878 Jäntzen, Particulier[17]

1878 Gottlieb Thun, Pastor[18]

1884 (Adressbuch) J. A. G. Thun, Pastor emer.; Elsa Thun, Witwe

1887 (Adressbuch) J. A. G. Thun, Pastor emer.; Elsa Thun, Witwe

1891 (Adressbuch) Thun, Pastor em.; Thun, Witwe

1894 (Adressbuch) J. A. G. Thun, Pastor emer.; Cäcilie Thun, Frl.; A. Thun, Frl.

1897 (Adressbuch) Joh. A. G. Thun, Pastor emer.; Anna Thun, Frl.

1901 (Adressbuch) Clara Thun, Witwe (Pastor); Hermann Springorum, Rentner

1904 (Adressbuch) Clara Thun, Witwe (Pastor); Anna Schnittger, Witwe, Rentnerin

1909 (Adressbuch) Thun, Pastorswitwe; Kluck, Hauptm.-Witwe; Schnittger, Rentnerin

1912 (Adressbuch) Thun, Pastorswitwe; Friedlaender, Oberstabsarzt a. D.; Schnittger, Rentnerin

1914 (Adressbuch) Clara Thun, Witwe; Anna Charlotte Schnittger, Rentnerin

1916 (Adressbuch) Bruno Kolscher, Fachschuldirektor

1918 (Adressbuch) Eigentümer: Thun'sche Erben; Bewohner*innen: Dr. med. Hans Thun, Oberstabsarzt a. D.; Ida Rötteken, Forstmeisters-Witwe

1920 (Adressbuch) Eigentümer: Thun'sche Erben; Bewohner*innen: Dr. med. Hans Thun, Oberstabsarzt a. D.; Ida Rötteken, Forstmeisters-Witwe

1923 (Adressbuch) Eigentümerin: Anna Thun; Bewohner*innen: Dr. med. Hans Thun, Oberstabsarzt a. D.; Ida Rötteken, Forstmeisters-Witwe; Luhmann geb. Schröder, Witwe

1925 (Adressbuch) Dr. med. Hans Thun, Generaloberarzt a. D.; Prof. Dr. Joachim Remme; Erich Meinhardt, Schriftleiter

1926 (Adressbuch) Dr. med. Hans Thun, Generaloberarzt a. D.; Alfred Zernecke, Oberstudiendirektor a. D.

Literatur

Gerhard Peters, Der Detmolder Maler Wilhelm Tegeler, in: Mitteilungen aus der Lippischen Geschichte und Landeskunde, 21 (1952), S. 5–45 Digitalisat

Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.

Georg Wegemann, Das Alter der Detmolder Wohnhäuser, Typoskript, Detmold 1957 (häufig mit ungenauen oder falschen Datierungen).

Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 388.

Quellen

LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 5385: Judengeleit in der Stadt Detmold, 1756–1846

LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 4534: Lederfabrik des Hofkommissars Salomon Joel Herford auf der Neustadt zu Detmold, 1818–1826

L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4363: Ankauf der Spanierschen Lohgerberei, Umwandlung in ein Wohnhaus, Vermietung und Verpachtung, 1833–1837

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4364: Verkauf der ehemaligen Spanjerschen Lohgerberei an Kammerregistrator Tegeler, dann an Thun u. a., 1837–1851, 1867–1873, 1887–1894, 1915–1918

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 1081: Unterstützung des Malers / später Registraturgehilfen Wilhelm Tegeler aus Detmold bei seiner Ausbildung, 1817–1828, enthält u. a. Zeugnisse der Akademie der bildenden Künste zu Kassel

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 189: Anstellung und Tätigkeit der Registratoren Wasserfall und Tegeler, 1820–1848

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 1348: Pension für Witwe Kammer-Registrator Tegeler, 1865–1871

LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 202.
  2. Neustädter Rechnung 1781 und LAV NRW OWL, L 83 E I/7 Nr. 2.
  3. LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.
  4. LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4362.
  5. LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4363.
  6. LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4363, fol. 5.
  7. LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4364.
  8. Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 388.
  9. LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.
  10. Zu Salomon Joel Herford siehe LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5385.
  11. Zu Nathan Spanier Herford siehe LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5385.
  12. Zu Tegeler siehe LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 1081; LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 189; LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 1348.
  13. Gerhard Peters, Der Detmolder Maler Wilhelm Tegeler, in: Mitteilungen aus der Lippischen Geschichte und Landeskunde, 21 (1952), S. 5–45 Digitalisat, S. 39.
  14. Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt (1.2.1845) Nr. 5.
  15. Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt (11.3.1854) Nr. 10.
  16. Fürstlich-Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt (25.7.1863) Nr. 30 sowie die beiden folgenden Ausgaben.
  17. LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.
  18. LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns