Istruper Straße 31 (Wellentrup): Unterschied zwischen den Versionen

Aus lippe-haeuser-wiki.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
Zeile 55: Zeile 55:
1467,1488, 1497: ''Cord Jagepage'' (Landschatzregister)
1467,1488, 1497: ''Cord Jagepage'' (Landschatzregister)


1509, 1519: ''Loehans'' aus Wellentrup wird als Deche der Kapelle zu Wilbasen genannt (LR NF 1509.05.01 und 1519.03.06)
1509, 1519: ''Loehans'' aus ''Wellentrop'' wird als Deche der Kapelle zu Wilbasen genannt (LR NF 1509.05.01 und 1519.03.06)


1516: ''Lohans''; 1535 ''Lohannß''; 1545 ''Lo Henncke''
1516: ''Lohans''; 1535 ''Lohannß''; 1545 ''Lo Henncke''

Version vom 6. Dezember 2024, 17:59 Uhr

Istruper Straße 31 (Wellentrup)
OrtsteilWellentrup
StraßeIstruper Straße (Wellentrup)
Hausnummer31
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeWellentrup
Hausnummer003


Der heutige Hof Stiewe in Wellentrup ist der alte "Lohhof", Lohmeier Nr. 3. 1893 wurde er anlässlich der Heirat der Anerbin Luise Lohmeier mit Heinrich Stiewe mit den Ländereien des Nachbarhofes Stiewe Nr. 5 zum heutigen Hof Stiewe Nr. 3 (seit 1970: Istruper Straße 31) mit einer Gesamtfläche von ca. 75 Hektar zusammengelegt.

Wellentrup, Hof Stiewe Nr. 3 (ehem. Hof Lohmeier). Oben links Hof Henkord/Hantsche, der alte "Stiewenhof" Nr. 5. Koloriertes Luftbild, um 1955.
Luise Lohmeier und Heinrich Stiewe. Bei ihrer Heirat 1893 wurden die beiden Nachbarhöfe Lohmeier Nr. 3 und Stiewe Nr. 5 zusammengelegt.
Hof Stiewe, Ansicht von der Lohheide (Südosten). Links das Wohnhaus von 1840, rechts die Leibzucht von 1864, im Vordergrund der Teich. Kolorierte Fotografie, um 1920.
Hof Stiewe von Norden, Melker Georg Kaste mit Kuh "Eugenie", 1928.
Hof Stiewe, Wohnhaus von 1840 (rechts) und Leibzucht von 1864 (links) von Nordwesten, um 1955.

Geschichte

Der Lohhof entstand als zweitältester Vollspännerhof in Wellentrup vermutlich in der karolingisch-ottonischen Siedlungsperiode zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert n. Chr. Zusammen mit den Nachbarhöfen Mönch (Nr. 2) und Stiewe (Nr. 5) bildet er einen kleinen Weiler östlich des Dorfes, der volkstümlich "Echternhöfen" (die hinteren Höfe) genannt wurde. In der Overbeckschen Flurkarte von 1817 ist zu erkennen, dass der Hof Lohmeier eine große, blockförmige Hofparzelle mit Eichenbestand als älteste Kernflur besaß, die bis in das ausgehende Frühmittelalter zurückreichen dürfte. Die Höfe Mönch und Stiewe haben dagegen breite, streifenförmige Waldhufenfluren in östlicher Randlage, die als Rodungen und frühe Siedlungserweiterungen ins frühe 12. Jahrhundert zu datieren sind. Der Hof Stiewe gehörte vermutlich zur Gründungsausstattung des 1128 von Graf Widukind II. von Schwalenberg gestifteten Benediktinerklosters Marienmünster im heutigen Kreis Höxter. Auch für die beiden älteren Vollspännerhöfe Lohmeier und Mönch nimmt Roland Linde an, dass sie ursprünglich zur Grundherrschaft der Grafen von Schwalenberg gehörten und erst im 16. Jahrhundert in den Besitz der Grafen zur Lippe übergingen.

Im späten 15. Jahrhundert war ein Cord Jagepage der erste namentlich bekannte Inhaber des späteren Lohhofes. Der Hofname Loh- in Verbindung mit einem Vornamen erscheint erstmals 1509 mit Lohans; später wurden die Hofinhaber auch Lohmann oder Lohfrau genannt. Der Name Lohmeier (Laumeier) setzte sich erst um 1750 durch. 1893 wurde der Hof durch Heirat mit dem Hof Stiewe (Nr. 5) zusammengelegt.

Gebäude

Altes Wohnhaus von 1840 (1977 abgebrochen): Fachwerkbau, großer Vierständerbau mit Backsteinausfachung (Gefache zuletzt mit Zement verputzt) und Längsdiele. 1899 Umbau zum Mittelflurhaus, großer Flur mit Haustür anstelle der früheren Diele. Die alten Torständer des Hauses mit aufgemalten Säulen wurden nach dem Umbau 1899 in der Rückwand der Scheune von 1900 verbaut. Der dort als Erbauer genannte Heinrich Lohmeier hatte 1839 geheiratet und verstarb bereits 1840 – damit ist das Haus ins Jahr 1840 zu datieren.

Leibzuchtshaus von 1864 (Feuerversicherungsakte): Großer Vierständerbau, Untergeschoß und Wohnteil massiv, Wirtschaftsteil im Ober- und Dachgeschoß Fachwerk, Längsdiele, rückwärtiger Querflur. 1970-71 zum Wohnhaus umgebaut, 1999-2000 restauriert, Diele wiederhergestellt.

Wirtschaftshof: Großzügige, gutshofartige Anlage, entstanden nach der Zusammenlegung mit dem Nachbarhof Stiewe (Nr. 5) 1893:

Viehhaus von 1897 (Feuerversicherungsakte): Langgestreckter Bruchsteinbau mit mittiger Querdiele, "preußische Kappendecken" aus Beton mit Doppel-T-Trägern und Gusseisensäulen, großer Dachboden mit Kniestock (Maurermeister Carell, Istrup).

Scheune von 1900 (Inschrift): Große Bansenscheune mit vier Querdurchfahrten, Sandsteinquaderfassade. Rückseite wiederverwendetes Fachwerk einer älteren Scheune aus der Mitte des 19. Jh. (Zimmermeister Lesemann, Blomberg)

Wohnhausneubau von 1998 (anstelle des 1977 abgebrochenen alten Hauses, Istruper Straße 31A): Zweigeschossiger verputzter Traufenbau, dreiachsige Fassade zum Hof mit Mitteleingang und Dreiecksgiebel.

Inschriften

Altes Wohnhaus von 1840, aufgemalte Inschriftreste an den Torständern an der Scheune:

Heinrich Lohmeier / Wilhelmine Niemeier, Sibbentrup (Heirat 1839, er verstarb schon im folgenden Jahr – damit ist das Haus ins Jahr 1840 zu datieren).

Leibzucht von 1864, Torsturz eines Vorgängerbaus mit Rest einer Bauinschrift wohl von 1689 oder kurz danach:

[H]ERMEN LOHMAN UND ANILSEBE KULMANS A[NNO ...]/[PSALM 124] VX8 VNSERE HULFE STEHET IM NAHMEN D[ES HERRN DER HIMMEL UND ERDE GEMACHT HAT...] (gefunden bei Umbauarbeiten im Heizungskeller, 1998)

Rückwand eines Himmelbettes mit Stern und Tulpendekor, um 1750, um 1935 zu einer Bank umgebaut, heute auf der Diele der Leibzucht:

EINE GELINDE ANTWORT STILLET D[EN ZORN DOCH EIN HARTES WORT ERREGT GRIMM] (Sprüche 15)

Scheune von 1900, Inschriften auf zwei Schlusssteinen: 1900 und Heinrich Stiewe. Luise Stiewe, geb. Lohmeier.

Wohnhausneubau von 1998 (Istruper Straße 31A), Inschriftplatte über dem Eingang:

HAGEN STIEWE / ULLE STIEWE, GEB. NIEWALD / ANNO 1998

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1467,1488, 1497: Cord Jagepage (Landschatzregister)

1509, 1519: Loehans aus Wellentrop wird als Deche der Kapelle zu Wilbasen genannt (LR NF 1509.05.01 und 1519.03.06)

1516: Lohans; 1535 Lohannß; 1545 Lo Henncke

1548: Lo Herman tho Wellerintorpe (Vertrag mit Prasse in Mossenberg; L 31 E XXIII b)

1562: Lo Henncke; 1572: de Lofrouwe (Landschatzregister)

1579: Hermann Lohe (Diebstahlsanzeige beim Blomberger Amtmann, nach handschriftlichen Aufzeichnungen von Eduard Schulte zur Hofgeschichte Stiewe/Lohmeier)

um 1585: Lohe Henrich (Henke) oo Ilßa NN; 1594 er oo II. Anneke Groppermeigers (vom Gröpperhof bei Wellentrup)

1595: Nelle (Nelleke), uneheliche Tochter des Lohe Henrich oo Berndt Eilertts, Knecht, wird Loh-Berndt, Hofübergabe 1596 (Gogerichtsakten, GoG; Leibzuchtsvertrag in L 31 E XXX a)

1605: Anna Lohman oo Johan Godtschalck (Goßlich) Meier in Niederbelle (GoG); 1616 Übernahme des Lohhofes in Wellentrup (GoG); 1622 sie oo II. Tönnies Nordsiek aus Reelkirchen (GoG, Interimswirt).

1644: Tonnies Loheman (Salbuch)

1664/65: Hofübernahme durch früheren Knecht Loh-Frantz (GoG); 1663: des Lohmeyers Knecht Frantz, 1664 oo NN Simon aus Herrentrup (GoG)

1689: Hermann Ernst Lohman (Lohfranzen, unehelich) oo A. Ilsabein Kuhlemann, verw. Hagedorn (GOG). 1689 oder kurz danach Neubau einer Leibzucht, Bauinschrift: [H]ERMEN LOHMAN UND ANILSEBE KULMANS A[NNO ...] (gefunden 1998 bei Umbauarbeiten im Keller des Leibzuchtshauses von 1864)

1711: Frantz Henrich Lohman oo Anna Maria Elers aus Herrentrup, übernehmen den Hof von Bruder Hermann Ernst, dieser zieht zur Mutter auf die Leibzucht (GoG). 1730 sie oo II. Jacob Klingemeyer aus Billerbeck (Interimswirt)

1744: Frantz Henrich Lohmeyer (Lohmann) oo Anna Dorothee Elisabeth Plöger aus Dörentrup. 1762 er oo II. Anna Louisa Hase aus Sonneborn. Vor 1766 sie oo II. Johann Bernd Rieke aus Uhlental (Amt Sternberg, Interimswirt)

1776: Franz Henrich Laumeyer oo Anna Hedwig Cromen (Krohme) aus Billerbeck; 1801 er oo II. Amalia Hedewig Krohmen aus Billerbeck (Schwester der 1. Frau)

1839: Johann Hermann Franz Heinrich Laumeier (Lohmeier) oo Wilhelmine Justine Niemeier aus Sibbentrup. 1840 Hausbau (Wohnhaus, 1977 abgebrochen). 1841 sie oo II. Töns Henrich Wilhelm Huxol vom Hof Huxol bei Cappel (Interimswirt)

1866: Carl Heinrich Adolph Lohmeier oo Caroline Louise Ahrensmeier aus Istrup

1893: Luise Lohmeier oo Heinrich Stiewe, Anerbe vom Nachbarhof Nr. 5. Zusammenlegung der beiden Höfe und Übernahme des Hofnamens Stiewe auf den Lohhof Nr. 3.

1901: Stiewe, Heinrich, Landwirt; Lohmeier, Louise, Leibzüchterin; 1926 außerdem: Dohmeier, Wilhelm, Arbeiter (Adressbücher)

1921: Wellentrup Nr. 3, Heinr. Stiewe, (Tel.) Blomberg 122, Gesamt 75 ha, Acker inkl. Garten 62 ha, Wiesen 3 ha, Weiden 10 ha, 8 Pferde, 45 Stck. Rindvieh, 3 Schafe, 30 Schweine (Niekammer's Güter-Adreßbuch 1921, S. 10f.)

1928: Heinrich Stiewe oo Renate Lakemeyer vom Lakehof bei Belle

1962: Heinrich Stiewe oo Margarete Laack aus Kleintromnau (Westpreußen)

1962: Stiewe, Heinrich, Landwirt; Schuol, Klaus, Gartentechniker; Dohmeier, Luise, Hausfrau; Möller, Hans, Landarbeiter (Adressbuch)

Literatur

Heinrich Stiewe (Hg.), Wellentrup. Geschichte eines Dorfes im Blomberger Becken, Petersberg 2002, S. 279f.

Heinrich Stiewe, Die Höfe Stiewe und Lohmeier in Wellentrup, masch-schr. Manuskript Blomberg-Wellentrup 1993.

Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und größeren Höfe der Freistaaten Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe u. Waldeck-Pyrmont (...), Leipzig 1921 (Niekammer's Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Bd. XVII, Nachdruck Münster 2019), S. 10f.

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise


Autor*innen

Heinrich Stiewe