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Akazienstraße 36 (Hiddesen): Unterschied zwischen den Versionen

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1909/10 gegründete und bebaute Hausstätte, ehemals Hiddesen Nr. 215 und In den Eichen 36
1909/10 gegründete und bebaute Hausstätte, ehemals Hiddesen Nr. 215 und In den Eichen 36
[[Datei:Akazien_36_2019.jpg|thumb|Akazienstraße 36, 2019, Frank Budde, privat]]
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[[Datei:Hochzeitsbild Holzkaemper Hiddesen.jpeg|thumb|Hochzeitsbild von Heinrich und Bertha Holzkämper, geborene Beermann, November 1905, Frank Budde, privat]]
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Version vom 3. Juni 2024, 07:54 Uhr

Akazienstraße 36 (Hiddesen)
OrtsteilHiddesen
StraßeAkazienstraße (Hiddesen)
Hausnummer36
Karte
© OpenStreetMap contributors
Adressbuch von 1901Nein

Akazienstraße 36, 1909/10 gegründete und bebaute Hausstätte, ehemals Hiddesen Nr. 215 und In den Eichen 36

Akazienstraße 36, 2019, Frank Budde, privat
Hochzeitsbild von Heinrich und Bertha Holzkämper, geborene Beermann, November 1905, Frank Budde, privat
Hochzeitsbild von Heinrich und Bertha Holzkämper, geborene Beermann, November 1905, Frank Budde, privat

Geschichte

Mit Einweihung des Hermannsdenkmals im Jahr 1875 wurden Detmold und auch das kleine Hiddesen überregional bekannt, und beide Orte wurden aufgrund ihrer idyllischen Lage am Teutoburger Wald auch für den Tourismus interessant. Insbesondere in der Zeit nach 1900 wurden Hotels und Pensionen errichtet, die dem Geschmack der Zeit entsprachen und die Erwartungen an modernen Komfort und Bequemlichkeit erfüllen konnten. Gut situierte Bürger aus Detmold aber auch von außerhalb entdeckten Hiddesen zudem als Wohnort und ließen hier nach ihren Wünschen und Vorstellungen zum Teil sehr aufwändige Wohnhäuser errichten. Besonders zu erwähnen sind hier die Gebäude im Friedenstal, Dehlenkamp, Linden- und Hülsenweg. Aber auch die in Hiddesen bereits lange ansässigen Familien versuchten, ihre Wohnverhältnisse zu verbessern und ersetzten die alten bäuerlich geprägten Fachwerkhäuser durch Neubauten. Dies lässt sich auch deutlich an der Entwicklung der Anzahl der in Hiddesen vorhandenen Wohngebäude ablesen. Während die Anzahl von Wohngebäuden und Kolonaten von 125 im Jahr 1867 bis zu 173 im Jahr 1900 nur langsam anstieg, ergab sich ein erheblicher Zuwachs von 29 Gebäuden bis zum Jahr 1905 und von weiteren 40 Gebäuden bis zum Jahr 1910. Bereits im Jahr 1902 waren die Eichen in den beiden Straßen Sandweg (heute Arminiusweg) und In den Eichen (heute Akazienstraße) gefällt worden, um auch dort Raum für Neubauten in der neuen Ortsmitte zu schaffen.

Gebäude

In die Bauphase von 1905 bis 1910 fällt auch das „Haus Holzkämper“. Der Maurer Heinrich Holzkämper sicherte sich In den Eichen ein Grundstück und ließ 1909/10 durch seinen Schwager, den Baumeister Friedrich Warweg aus Hiddesen, ein Wohnhaus mit freistehendem Stall errichten. Die finanziellen Mittel der Familie Holzkämper waren sehr begrenzt und daher war der Bau nur durch ein hohes Maß an Eigenleistung und die Unterstützung des Schwagers möglich. Deutlich wird die Situation auch an der Ausstattung und Nutzung des Gebäudes. Während in anderen Straßen im Ortsteil Villen und moderne Pensionshäuser entstanden, wurde das Haus Holzkämper trotz der geringen Größe immer als Mehrfamilienhaus genutzt. Um die Finanzierung des Gebäudes sicherzustellen, konnte der Maurer Heinrich Holzkämper das Haus also nie allein mit seiner Familie bewohnen, es wurden einzelne Zimmer vermietet. Kurze Zeit nach der Erbauung lebte Holzkämper hier mit seiner Frau Bertha und den drei Kindern sowie mindestens zwei weiteren Mietparteien. Die Toilette befand sich für alle auf der "halben Treppe", ein gesondertes Badezimmer gab es nicht. Die einzelnen Mietparteien verfügten über Wohnküchen mit Wasseranschluss, in denen sich auch gewaschen werden musste. Das freistehende Stallgebäude diente der Haltung von Nutzvieh (Schweine und Hühner) und nahm landwirtschaftliche Gerätschaften auf. Fast alle Bewohner der Akazienstraße versorgten sich zumindest zum Teil selbst mit den landwirtschaftlich genutzten großen Gärten mit Bestand an Obstbäumen. Das Stallgebäude wurde im April 1945 stark beschädigt und später vereinfacht zur Garage umgebaut.

Das zur Straße giebelständig ausgerichtete Haus ist zeittypisch in kargen Formen des späten Historismus gestaltet. Schmuckelemente an der Fassade sind die profilierten Fensterbänke, die angeputzte Eckquaderung sowie die Fensterfaschen. Im Bereich des Dachgeschosses fällt das große Fenster auf, das auf den ersten Blick auf eine Wohnnutzung auch dieses Geschosses schließen lässt, die es aber nie gegeben hat. An der Fassade des obersten Geschosses ist im Putz eine Fachwerkgliederung angedeutet, was möglicherweise auf die bäuerliche Herkunft der Familie hindeutet, im aufkommenden Heimatschutzstil allerdings auch ein häufig anzutreffendes Dekorationselement darstellt. Der Zugang zum Haus erfolgt über einen seitlichen Eingang an der Ostseite. Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel des Bauherrn besaß das Gebäude nie einen repräsentativen Eingang. Erst Anfang der 1950er Jahre wurde die einfache Haustür durch eine neue zeittypische Tür in guter handwerklicher Qualität ersetzt. Bis zu dieser Zeit hat auch keine Überdachung des Eingangsbereichs bestanden. Auch der Hintereingang zum Keller war mit einer einfachen Brettertür geschlossen. Im Innern befand sich ein offen liegendes enges Treppenhaus mit steiler gewinkelter Treppe vom Keller bis zum Dachgeschoss. Die einzelnen Wohneinheiten bestanden je nach Familiengröße aus zwei bis vier Zimmern, so dass eine Abtrennung des Treppenhauses ursprünglich nicht als erforderlich angesehen worden war. Die Türeinfassungen sind wie auch die Fußleisten profiliert. Sonstige repräsentative Ausstattungsdetails besaß das Haus nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebäuden dieser Zeit in Hiddesen ist das „Haus Holzkämper“ ein Wohnbeispiel für eine "einfache" Bevölkerungsschicht, die trotz beschränkter finanzieller Mittel versuchte, einen gewissen Anspruch an Repräsentation zu realisieren und sich dem sich ändernden Ortsbild anzupassen. Im Innern ist die Raumdisposition nahezu unverändert erhalten geblieben und dokumentiert so noch heute die Wohn- und Lebensumstände einer einfachen Handwerkerfamilie im sonst eher vornehmen Vorort Hiddesen. Das Haus fällt mit seiner eher konservativen und traditionellen Gestaltung deutlich aus dem Rahmen der Bebauung in der Akazienstraße. In der Regel wurden die Gebäude hier mit der Traufe an die Straße gestellt, mit Zwerchhäusern oder mit Mansardgiebeln versehen. Auch die Fenstereinfassungen fielen anderenorts deutlich üppiger profiliert aus. Hier scheinen aber auch der Geschmack und die Wünsche des Bauherrn eine Rolle gespielt zu haben, da auch andere Gebäude der Akazienstraße von Baumeister Warweg errichtet wurden. „Haus Holzkämper“ ist eines der einfachsten aber dennoch ein ortsbildprägendes Gebäude. Es hat im Vergleich zu den meisten der zeitgleich entstandenen Häuser seine Fassaden fast unverändert bewahren können, womit ihm eine besondere Bedeutung zukommt.

Das Wohnhaus wurde am 16. September 2009 mit der Nr. A651 in die Denkmalliste der Stadt Detmold eingetragen.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1910 Maurer Heinrich Holzkämper mit Ehefrau Bertha, geborene Beermann, mit den Söhnen Heinrich und Friedrich (Fritz).

1926 (Adressbuch) Holzkämper, Maurer; Meineke, Tischlermeister.

Literatur

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise


Autor*innen

Frank Budde