Kirchweg 11 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
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Im Salbuch 1721 ist diese Stätte, die erst danach aus dem | Im Salbuch 1721 ist diese Stätte, die erst danach aus dem [[Unterer Weg 87 (Heiligenkirchen)|Timmermeier’schen Kolonat]] herausgetrennt wurde, noch nicht vorhanden. Auch von einem Binnenkotten ist noch nicht die Rede. Aus einem solchen ging vor 1769 die Neuwohnerstätte Nr. 24 hervor. 1774 konnte der Besitzer dieser Stätte, der Maurer Bastian, einen Garten bei der Brede, unterm Wege, von [[Königstraße 2 (Heiligenkirchen)|Watermeier]] erwerben. Dies geht aus dem Salbuch von 1782 hervor. Bastian ist als Straßenkötter klassifiziert. Er ist der Landesherrschaft leibeigen und entrichtet an diese [https://de.wikipedia.org/wiki/Weinkauf Weinkauf] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Mortuarium Sterbfall]. Bastian besitzt ein Wohnhaus (jährliche Steuer 4 rt 18 gr) und, neben dem erwähnten Garten, auch einen beim Hause. Der Besitzer der Stätte Nr. 24 schuldete Timmermeier jährlich drei Handdienste, da sie von Timmermeiers Grund genommen worden war.<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 39, Salbuch 1782.</ref> | ||
1809 wird ein Kolon Bastian aktenkundig, indem er sich über Handdienste beschwerte. <ref> LAV NRW OWL, L 92 L / Lippische Rentkammer – Dienste, Nr. 128, darin 6: Kolon Hermann Bastian, Beschwerung mit Handdienst, 1809. </ref> | 1809 wird ein Kolon Bastian aktenkundig, indem er sich über solche Handdienste beschwerte.<ref> LAV NRW OWL, L 92 L / Lippische Rentkammer – Dienste, Nr. 128, darin 6: Kolon Hermann Bastian, Beschwerung mit Handdienst, 1809. </ref> | ||
Am 16.10.1824 verkaufte Maurermeister Bastian seine Straßenkötterstätte für 500 Reichstaler an den Kolon Rennemann Nr. 18 in Berlebeck, einschließlich zweier Kirchenstände. <ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 19. </ref> Der Grund waren Bastians hohe Schulden von 450 Talern (300 Taler bei Zuchtmeister Grabbe, 150 Taler bei Kolon Benkelberg im Stemberg). Rennemann übernahm die Schulden und zahlte den Rest von 50 Talern sogleich bar. Am 23.11.1824 genehmigte die Rentkammer den Verkauf. Im darauffolgenden Jahr wurde das Kolonat zu 350 Talern neu taxiert. Rennemann genannt Bastian nahm am 11.9.1826 einen Kredit von 250 Talern auf zur Bezahlung von Schulden. Offenbar hatte er sich damit übernommen, denn am 4.8.1829 verkaufte er das Kolonat an den Juden Isaak Exames in Heiligenkirchen für 520 Taler. <ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 19. </ref> Rechnet man die damals üblichen 4 Prozent Zinsen auf diesen Kredit, hatte Rennemann mit dem Immobiliengeschäft einen Verlust gemacht. | Am 16.10.1824 verkaufte Maurermeister Bastian seine Straßenkötterstätte für 500 Reichstaler an den Kolon Rennemann Nr. 18 in [[Berlebeck]], einschließlich zweier Kirchenstände.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 19. </ref> Der Grund waren Bastians hohe Schulden von 450 Talern (300 Taler bei Zuchtmeister Grabbe, 150 Taler bei Kolon Benkelberg im Stemberg). Rennemann übernahm die Schulden und zahlte den Rest von 50 Talern sogleich bar. Am 23.11.1824 genehmigte die Rentkammer den Verkauf. Im darauffolgenden Jahr wurde das Kolonat zu 350 Talern neu taxiert. Rennemann genannt Bastian nahm am 11.9.1826 einen Kredit von 250 Talern auf zur Bezahlung von Schulden. Offenbar hatte er sich damit übernommen, denn am 4.8.1829 verkaufte er das Kolonat an den Juden Isaak Exames in Heiligenkirchen für 520 Taler.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 19. </ref> Rechnet man die damals üblichen 4 Prozent Zinsen auf diesen Kredit, hatte Rennemann mit dem Immobiliengeschäft einen Verlust gemacht. | ||
Die Familie Exames (später Examus) lässt sich seit etwa 1745 in Heiligenkirchen nachweisen. Isaak Exames Großvater Isaak Alexander (geb. um 1706, gest. 1791) wohnte 1765 bei Watermeier. <ref> LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5405.</ref> Er gab an, seit 20 bis 21 Jahren in Heiligenkirchen gewohnt zu haben, zunächst bei Peter | Die Familie Exames (später Examus) lässt sich seit etwa 1745 in Heiligenkirchen nachweisen. Isaak Exames Großvater Isaak Alexander (geb. um 1706, gest. 1791) wohnte 1765 bei Watermeier.<ref> LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5405.</ref> Er gab an, seit 20 bis 21 Jahren in Heiligenkirchen gewohnt zu haben, zunächst bei [[Denkmalstraße 41 (Heiligenkirchen)|Peter Nr. 11]], dann bei [[Schauinsland 27 (Heiligenkirchen)|Wellner Nr. 9]] und jetzt bei [[Königstarße 2 (Heiligenkirchen)|Watermeier Nr. 2]], mit Frau und Kindern (ein Sohn war bei dem Detmolder Juden Raphael in Diensten). Die Familie lebte vom Viehhandel und Schlachten. Da er die Aufenthaltskonzession von 10 Louis d’or nicht zahlen konnte, sollte er 1769 ausgewiesen werden. Auf sein Gesuch wurde ihm Aufschub bis Ostern 1770 gewährt (1792 ist die Rede davon, dass er die Summe bezahlt hätte). 1792 lebte seine Witwe noch in Heiligenkirchen und bat um ein Geleit für ihren 46 Jahre alten Sohn Alexander Isaak, welcher 1791 die Tochter des Schutzjuden Levi David [Ries] aus [[Heidenoldendorf]] geschwängert hatte. Auch er musste die 10 Louis d’or zahlen, was er aber nicht vermochte. Wegen der Schwangerschaft seiner Frau wurde ihm ausnahmsweise eine Konzession gegen 8 Reichstaler jährlich im voraus zu zahlen erteilt. Das Vermögen der Witwe wurde damals als sehr gering eingeschätzt: 5 Zinnschüsseln, 12 Teller, 2 kleine Kupferkessel, 4 Eisentöpfe, ganz schlechte Betten und etwas hölzerne Gerätschaften, im Wert von höchstens 20–25 Talern. Alexander Isaak heiratete 1792 die Tochter des Levi David und zeugte ein weiteres Kind. 1794 war er insolvent, konnte also die 8 Taler nicht zahlen. Untervogt Brönker taxierte sein Vermögen auf 4 rt 2 gr.<ref> LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5405, fol. 132. </ref> Es bestand aus: | ||
* "1 Einen braunen mans Rock 27 gr | * "1 Einen braunen mans Rock 27 gr | ||
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* 8 Die ganzen alten Betten höchten 24 [gr.]." | * 8 Die ganzen alten Betten höchten 24 [gr.]." | ||
Nun wurde ihm eine Ratenzahlung von 24 Mariengroschen monatlich gestattet. Er starb ca. 1803 sehr arm und hinterließ eine Witwe mit sieben Kindern, die bis 1818 dem Staat zur Last fielen. 1810 musste die Familie, wie alle Juden in Lippe, einen Familiennamen annehmen und wählte den Namen Exames. <ref> Verzeichniß der von den Juden im Fürstenthume Lippe gewählten Familien-Nahmen, Fürstlich Lippisches Intelligenzblatt, 1810, Beilage zum 16. Stück vom 21. April 1810. </ref> | Nun wurde ihm eine Ratenzahlung von 24 Mariengroschen monatlich gestattet. Er starb ca. 1803 sehr arm und hinterließ eine Witwe mit sieben Kindern, die bis 1818 dem Staat zur Last fielen. 1810 musste die Familie, wie alle Juden in Lippe, einen Familiennamen annehmen und wählte den Namen Exames.<ref> Verzeichniß der von den Juden im Fürstenthume Lippe gewählten Familien-Nahmen, Fürstlich Lippisches Intelligenzblatt, 1810, Beilage zum 16. Stück vom 21. April 1810. </ref> | ||
1818 war der älteste Sohn Isaak Exames (geb. 1792) erwachsen. Er suchte unter dem Versprechen, seine Mutter und kleineren Geschwister, worunter der jüngste Bruder Süskind mit verwachsenen Beinen und einem Klumpfuß zählte, zu ernähren, als Schutz- oder tolerierter Jude in Heiligenkirchen aufgenommen zu werden. Trotz Fürsprache in Amt und Bauerschaft zog die Regierung den Fall mit immer neuen Auflagen bis 1825. Vor allem musste er ein nichtjüdisches Gewerbe ausüben, durfte also keinesfalls schlachten oder schachern. Daher verlegte er sich auf das Pottaschebrennen, welches er 1821 bis 1823 in der Möller’schen Stätte gewerblich ausgeübte. Er kaufte dann 1829 die Stätte. | 1818 war der älteste Sohn Isaak Exames (geb. 1792) erwachsen. Er suchte unter dem Versprechen, seine Mutter und kleineren Geschwister, worunter der jüngste Bruder Süskind mit verwachsenen Beinen und einem Klumpfuß zählte, zu ernähren, als Schutz- oder tolerierter Jude in Heiligenkirchen aufgenommen zu werden. Trotz Fürsprache in Amt und Bauerschaft zog die Regierung den Fall mit immer neuen Auflagen bis 1825. Vor allem musste er ein nichtjüdisches Gewerbe ausüben, durfte also keinesfalls schlachten oder schachern. Daher verlegte er sich auf das Pottaschebrennen, welches er 1821 bis 1823 in der Möller’schen Stätte gewerblich ausgeübte. Er kaufte dann 1829 die Stätte. | ||
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[[Datei:HV-Hk_BA-000001 Ausschnitt.jpg|thumb|Blick vom Königsberg, Kirchweg 11 unterhalb der Kirche, um 1900, rechts daneben das eingeschossige Stallgebäude, 1876 als Neuwohnerstätte Nr. 64 abgetrennt, Foto: Archiv Heimatverein Heiligenkirchen]] | [[Datei:HV-Hk_BA-000001 Ausschnitt.jpg|thumb|Blick vom Königsberg, Kirchweg 11 unterhalb der Kirche, um 1900, rechts daneben das eingeschossige Stallgebäude, 1876 als Neuwohnerstätte Nr. 64 abgetrennt, Foto: Archiv Heimatverein Heiligenkirchen]] | ||
Handelsmann Simon Exames Nr. 24 verkaufte 1870 den Gemeinheitsnutzen für 1 Rind | Handelsmann Simon Exames Nr. 24 verkaufte 1870 den Gemeinheitsnutzen für 1 Rind an [[Denkmalstraße 55 (Heiligenkirchen)|Köllermeier Nr. 3]]. Gegen den Verkauf war bezüglich der ingrossierten 150 und 50 rt nichts zu erinnern.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 30 Nr. 8 - Band VI, 99.</ref> | ||
1874 verkaufte Kolon Konrad Köster sein Kolonat Nr. 15 in zwei Teilen an den Einlieger Simon Plöger und den Handelsmann Simon Exames Nr. 24, beide aus Heiligenkirchen. <ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 90. </ref> An Plöger das Wohnhaus, den Garten beim Haus und Länderei im Sieke für 1200 rt und an Exames den Garten beim Kruge zu 5 Metzen und Land "im Südloh" 2 Scheffelsaat 1 Metze für 700 rt. | 1874 verkaufte Kolon Konrad Köster sein [[Kirchweg 15 (Heiligenkirchen)|Kolonat Nr. 15]] in zwei Teilen an den Einlieger Simon Plöger und den Handelsmann Simon Exames Nr. 24, beide aus Heiligenkirchen.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 90. </ref> An Plöger das Wohnhaus, den Garten beim Haus und Länderei im Sieke für 1200 rt und an Exames den Garten beim Kruge zu 5 Metzen und Land "im Südloh" 2 Scheffelsaat 1 Metze für 700 rt. | ||
1876 kam es zur Dismembration (Teilung) der Stätte und | 1876 kam es zur Dismembration (Teilung) der Stätte und zum Verkauf durch seine minderjährigen Erben. Vormund war Levi Heinemann in Detmold.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Fach 30 Nr. 8, Bd. VII, 113. </ref> Sie veräußerten von ihrem Kolonat das Wohnhaus, den Garten beim Hause (3,75 Quadratruten) und einen Teil vom Hofraum (1 Metze 4,35 Quadratruten) für 3.000 Mark an den Handelsmann Heinrich Benkelberg in Heiligenkirchen.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 30 Nr. 8 - Bd. VII, 21. </ref> Die auf dem Hofraum befindliche Scheune (an anderer Stelle das Viehhaus genannt), den Rest des Hofraums zu 6,94 Quadratruten und den Garten bei der Brede unterm Wege (3 Metzen) ging für 2.700 Mark an den Einlieger Friedrich Krüger zur Bildung der [[Unterer Weg 91 (Heiligenkirchen)|Neuwohnerstätte Nr. 64]]. Verkauft wurde alles mit dem Wohnhaus verbundene außer dem Ofen in der Wohnstube, der Kochmaschine in der Küche und einer Winde auf dem Flur, ferner der Krippen in der Scheune und der Waschmaschine (sic) daselbst. Der erst 1874 vom Kolonat Nr. 15 zugekaufte Garten beim Kruge wurde laut Salbuch 1876 an Wendt Nr. 23 verkauft. | ||
Benkelberg hatte das Kolonat Nr. 24 nur zur Spekulation erworben und verkaufte es 1877 weiter an den Kaufmann Abraham Sondermann in Horn, von dem es 1885 an den Handelsmann Heinrich Buerkämper ging.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 30 Nr. 8 - Bd. VII, 121.</ref> | |||
Um 1900 wurde das kleine Fachwerkhaus durch einen Bruchsteinbau ersetzt. | Um 1900 wurde das kleine Fachwerkhaus durch einen Bruchsteinbau ersetzt. | ||
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An der Ecke Kirchweg und Unterer Weg gelegen. Zweigeschossiger Bruchsteinbau mit Satteldach, um 1900, giebelständig zum Kirchweg, je Seite drei Achsen. Im Giebel mittig Ladeluke zwischen Fenstern, darüber ein Rundfenster. Durchgangshaus. Backsteingewände mit Putz, ebenso die Ecklisenen aufgeputzt. Mauer entlang dem Kirchweg mit Durchgang zur Haustür. | An der Ecke Kirchweg und Unterer Weg gelegen. Zweigeschossiger Bruchsteinbau mit Satteldach, um 1900, giebelständig zum Kirchweg, je Seite drei Achsen. Im Giebel mittig Ladeluke zwischen Fenstern, darüber ein Rundfenster. Durchgangshaus. Backsteingewände mit Putz, ebenso die Ecklisenen aufgeputzt. Mauer entlang dem Kirchweg mit Durchgang zur Haustür. | ||
Stallanbau an das Wohnhaus vermutlich 1919, angrenzender Holzschuppen ebenfalls 1919. Diese beiden Nebengebäude vor 1955 abgebrochen. | Stallanbau an das Wohnhaus vermutlich 1919, angrenzender Holzschuppen ebenfalls 1919. Diese beiden Nebengebäude wurden vor 1955 abgebrochen. | ||
Vorgängerbau des 18. Jh. aus Fachwerk nicht erhalten. | Vorgängerbau des 18. Jh. aus Fachwerk nicht erhalten. | ||
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1651 ist ein Hans Bastian belegt. Seine Tochter Annecke heiratete in diesem Jahr. Das Eheprotokoll wurde am 28.2.1651 aufgenommen: "Arndt Vemmell [Wemmel, Wömmel], Christoph Vemmells sel. in der Ottern nachgelaßener Sohn, nimbt zur ehe Annecke Bastians, Hanßen Bastians zu Heiligenkirchen Dochter und verspricht die Mutter Ihrer Dochter 9 stige Thaler. Der breütigamb ist der Herrschafft eigen illa ziehmet sich freiheit." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 325.</ref> | 1651 ist ein Hans Bastian belegt. Seine Tochter Annecke heiratete in diesem Jahr. Das Eheprotokoll wurde am 28.2.1651 aufgenommen: "Arndt Vemmell [Wemmel, Wömmel], Christoph Vemmells sel. in der Ottern nachgelaßener Sohn, nimbt zur ehe Annecke Bastians, Hanßen Bastians zu Heiligenkirchen Dochter und verspricht die Mutter Ihrer Dochter 9 stige Thaler. Der breütigamb ist der Herrschafft eigen illa ziehmet sich freiheit." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 325.</ref> | ||
Am 28.9.1687 heiratete Johann Jacob Bastian Anna Ilsabein Sidenops (Siesenop). Ehevertrag vom 3.9.1687: Joh. Jacob Bastian weil. Hanß Bastians von Heiligenkirchen nachgelassener Sohn tritt zur Ehe mit Anna Ilsabein weil. Johan Sisenops hinterbliebene ehel. Tochter, der Bräutigam bringt seiner Braut zu 40 rt, sie aber bekommt aus ihres Vater Stätte 30 rt und 1 Kuh. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 135, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1686–1693, S. 52 .</ref> | Am 28.9.1687 heiratete Johann Jacob Bastian Anna Ilsabein Sidenops (Siesenop). Ehevertrag vom 3.9.1687: Joh. Jacob Bastian weil. Hanß Bastians von Heiligenkirchen nachgelassener Sohn tritt zur Ehe mit Anna Ilsabein weil. Johan Sisenops hinterbliebene ehel. Tochter, der Bräutigam bringt seiner Braut zu 40 rt, sie aber bekommt aus ihres Vater Stätte 30 rt und 1 Kuh.<ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 135, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1686–1693, S. 52 .</ref> | ||
Am 7.3.1690 heiratete seine Schwester Catrina Agneta Bastian Hans Paul Straten. Eheprotokoll vom 15.2.1690: "Hanß Paulen Straten Johans von Berlebeck ehelicher Sohn will zur Ehe mit Catharina Agnetha weil Hanß Bastians zu Heilgen Kirchen hinter Bliebene Tochter, sind beiderseite Illustrissimo eigen, Sponsus bekombt auß seines Vatters kleiner Hoppenplöcker städte 10 thlr. illa aber bringet ihm in dotem zu 15 thlr. so bey Klöpping zu Heiligen Kirchen in Länderey stehen, sind sonstig Ledige Persohnen, so keine eigenen Güter haben." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 134: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1681–1691, fol. 521. </ref> | Am 7.3.1690 heiratete seine Schwester Catrina Agneta Bastian Hans Paul Straten. Eheprotokoll vom 15.2.1690: "Hanß Paulen Straten Johans von Berlebeck ehelicher Sohn will zur Ehe mit Catharina Agnetha weil Hanß Bastians zu Heilgen Kirchen hinter Bliebene Tochter, sind beiderseite Illustrissimo eigen, Sponsus bekombt auß seines Vatters kleiner Hoppenplöcker städte 10 thlr. illa aber bringet ihm in dotem zu 15 thlr. so bey Klöpping zu Heiligen Kirchen in Länderey stehen, sind sonstig Ledige Persohnen, so keine eigenen Güter haben."<ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 134: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1681–1691, fol. 521. </ref> | ||
Am 30.10.1705 (Kirchenbuch) heiratete Johan Bastian "seine Verlobte". | Am 30.10.1705 (Kirchenbuch) heiratete Johan Bastian "seine Verlobte". | ||
1737 heiratete Johann Jürgen Rosemeyer Johann Bastians Tochter Anne Margrete Ilsabein Bastian. Er war Jobst Reinhard Rosemeyers auf dem Hagenberge ehel. Sohn. Laut Eheprotokoll vom 19.10.1737 erhielt die Braut 5 rt und 1 Kuh oder 5 rt, welche alle Jahr mit 1 rt bezahlt werden. Der Bräutigam bekam von seinem Bruder Hans Jürgen Rosemeyer 40 rt, 1 Kuh, 1 Rind, 1 fettes und 1 mageres Schwein, 1 Malt Korn und einen Knechtsbrautwagen, wobei nebst der Kuh 10 rt, die übrigen 30 rt aber jährlich mit 3 rt bezahlt, Vieh und Korn aber gelegentlich abgeführt werden sollen. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, 1737–1746, S. 38. </ref> | 1737 heiratete Johann Jürgen Rosemeyer Johann Bastians Tochter Anne Margrete Ilsabein Bastian. Er war Jobst Reinhard Rosemeyers auf dem Hagenberge ehel. Sohn. Laut Eheprotokoll vom 19.10.1737 erhielt die Braut 5 rt und 1 Kuh oder 5 rt, welche alle Jahr mit 1 rt bezahlt werden. Der Bräutigam bekam von seinem Bruder Hans Jürgen Rosemeyer 40 rt, 1 Kuh, 1 Rind, 1 fettes und 1 mageres Schwein, 1 Malt Korn und einen Knechtsbrautwagen, wobei nebst der Kuh 10 rt, die übrigen 30 rt aber jährlich mit 3 rt bezahlt, Vieh und Korn aber gelegentlich abgeführt werden sollen.<ref> LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, 1737–1746, S. 38. </ref> | ||
Anne Margrete Ilsabeins Schwester Trine heiratete 1742 den Witwer Heinrich Krüger aus Heiligenkirchen. Ihr Schwager, vermutlich der o. g. Johann Jürgen Rosemeyer, verspach derselben einen Brautschatz von 10 rt, welche jährl. mit 1 rt bezahlt werden sollten. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, 1737–1746, S. 238. </ref> | Anne Margrete Ilsabeins Schwester Trine heiratete 1742 den Witwer Heinrich Krüger aus Heiligenkirchen. Ihr Schwager, vermutlich der o. g. Johann Jürgen Rosemeyer, verspach derselben einen Brautschatz von 10 rt, welche jährl. mit 1 rt bezahlt werden sollten.<ref> LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, 1737–1746, S. 238. </ref> | ||
1769 (Volkszählung) Bastian mit seiner Frau, 1 Tochter unter 10, 1 Kuh; Einlieger Sprenger mit Frau, 1 Sohn über, 2 unter 10 Jahre, 1 Tochter unter 10, 1 Kuh. | 1769 (Volkszählung) Bastian mit seiner Frau, 1 Tochter unter 10, 1 Kuh; Einlieger Sprenger mit Frau, 1 Sohn über, 2 unter 10 Jahre, 1 Tochter unter 10, 1 Kuh. | ||
1774 (Kirchenbuch) heiratet Johann Henrich Bastian eine Tochter Anna Maria Elisabeth (geb. 13.2.1751, † 20.10.1806) von Anton Henrich Watermeier, Heiligenkirchen Nr. 2. Die Eheschließung ist am 23.10.1774. Johann Henrich Bastian erhielt einen Garten als Abschlag des Brautschatzes. <ref> LAV NRW OWL, L 92 T 1 / Lippische Rentkammer - Kolonate, Nr. 384: Watermeier, Halbspännerkolonat Heiligenkirchen Nr. 2. </ref> | 1774 (Kirchenbuch) heiratet Johann Henrich Bastian eine Tochter Anna Maria Elisabeth (geb. 13.2.1751, † 20.10.1806) von Anton Henrich Watermeier, Heiligenkirchen Nr. 2. Die Eheschließung ist am 23.10.1774. Johann Henrich Bastian erhielt einen Garten als Abschlag des Brautschatzes.<ref> LAV NRW OWL, L 92 T 1 / Lippische Rentkammer - Kolonate, Nr. 384: Watermeier, Halbspännerkolonat Heiligenkirchen Nr. 2. </ref> | ||
1776 (Volks- und Viehzählung) Maurer Johann Henrich Bastian mit Frau, 1 Kuh; 1 Leibzüchterin, spinnt, 1 Kuh. | 1776 (Volks- und Viehzählung) Maurer Johann Henrich Bastian mit Frau, 1 Kuh; 1 Leibzüchterin, spinnt, 1 Kuh. | ||
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1829 Verkauf der Stätte von Rennemann an Viehhändler Isaak Exames (geb. 1792). Dieser wohnte im Haus mit seiner Frau, seiner Mutter und dem körperlich behinderten Bruder Süskind. Ein weiterer Bruder war Jacob Exames. Laut Volkszählung (s. o.) lebten zwei Einlieger mit im Haus. | 1829 Verkauf der Stätte von Rennemann an Viehhändler Isaak Exames (geb. 1792). Dieser wohnte im Haus mit seiner Frau, seiner Mutter und dem körperlich behinderten Bruder Süskind. Ein weiterer Bruder war Jacob Exames. Laut Volkszählung (s. o.) lebten zwei Einlieger mit im Haus. | ||
Nachkomme ist Simon Isaak Exames (geb. 12.5.1834). Er heiratete Selma (andernorts auch: Bertha) Blank (geb. 14.4.1842). Sie hatten neun Kinder | Nachkomme ist Simon Isaak Exames (geb. 12.5.1834). Er heiratete Selma (andernorts auch: Bertha) Blank (geb. 14.4.1842). Sie hatten neun Kinder:<ref>https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/72-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/biographien/e-biographien/721-examus-julius.</ref> | ||
* 22.9.1861 Julius, heiratete Betty Klein (geb. 5.2.1867, gest. 27.12.1934) | * 22.9.1861 Julius, heiratete Betty Klein (geb. 5.2.1867, gest. 27.12.1934) | ||
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1870 Eigentümer Viehhändler Simon Exames [der Sohn Isaaks], gest. um 1875. | 1870 Eigentümer Viehhändler Simon Exames [der Sohn Isaaks], gest. um 1875. | ||
1876 Heinrich Benkelberg (Wohnhaus), Friedrich Krüger (Scheune, bildete daraus die | 1876 Heinrich Benkelberg (Wohnhaus), Friedrich Krüger (Scheune, bildete daraus die [[Unterer Weg 91 (Heiligenkirchen)|Stätte Nr. 64]]). | ||
1878 Kaufmann Abraham Sondermann, Horn. | 1878 Kaufmann Abraham Sondermann, Horn. | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
Joachim Kleinmanns, Die jüdische Familie Examus in Detmold, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, Nr. 28 (2023) | Joachim Kleinmanns, Die jüdische Familie Examus in Detmold, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, Nr. 28 (2023). | ||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
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<references /> | <references /> | ||
[[Category:Binnenkotten]][[Category: | [[Category:Binnenkotten in Heiligenkirchen]][[Category:Neuwohnerstätte in Heiligenkirchen]] |
Version vom 7. August 2023, 13:42 Uhr
Gegründet zwischen 1721 und 1769, ehem. Heiligenkirchen Nr. 24.
Geschichte
Im Salbuch 1721 ist diese Stätte, die erst danach aus dem Timmermeier’schen Kolonat herausgetrennt wurde, noch nicht vorhanden. Auch von einem Binnenkotten ist noch nicht die Rede. Aus einem solchen ging vor 1769 die Neuwohnerstätte Nr. 24 hervor. 1774 konnte der Besitzer dieser Stätte, der Maurer Bastian, einen Garten bei der Brede, unterm Wege, von Watermeier erwerben. Dies geht aus dem Salbuch von 1782 hervor. Bastian ist als Straßenkötter klassifiziert. Er ist der Landesherrschaft leibeigen und entrichtet an diese Weinkauf und Sterbfall. Bastian besitzt ein Wohnhaus (jährliche Steuer 4 rt 18 gr) und, neben dem erwähnten Garten, auch einen beim Hause. Der Besitzer der Stätte Nr. 24 schuldete Timmermeier jährlich drei Handdienste, da sie von Timmermeiers Grund genommen worden war.[1]
1809 wird ein Kolon Bastian aktenkundig, indem er sich über solche Handdienste beschwerte.[2]
Am 16.10.1824 verkaufte Maurermeister Bastian seine Straßenkötterstätte für 500 Reichstaler an den Kolon Rennemann Nr. 18 in Berlebeck, einschließlich zweier Kirchenstände.[3] Der Grund waren Bastians hohe Schulden von 450 Talern (300 Taler bei Zuchtmeister Grabbe, 150 Taler bei Kolon Benkelberg im Stemberg). Rennemann übernahm die Schulden und zahlte den Rest von 50 Talern sogleich bar. Am 23.11.1824 genehmigte die Rentkammer den Verkauf. Im darauffolgenden Jahr wurde das Kolonat zu 350 Talern neu taxiert. Rennemann genannt Bastian nahm am 11.9.1826 einen Kredit von 250 Talern auf zur Bezahlung von Schulden. Offenbar hatte er sich damit übernommen, denn am 4.8.1829 verkaufte er das Kolonat an den Juden Isaak Exames in Heiligenkirchen für 520 Taler.[4] Rechnet man die damals üblichen 4 Prozent Zinsen auf diesen Kredit, hatte Rennemann mit dem Immobiliengeschäft einen Verlust gemacht.
Die Familie Exames (später Examus) lässt sich seit etwa 1745 in Heiligenkirchen nachweisen. Isaak Exames Großvater Isaak Alexander (geb. um 1706, gest. 1791) wohnte 1765 bei Watermeier.[5] Er gab an, seit 20 bis 21 Jahren in Heiligenkirchen gewohnt zu haben, zunächst bei Peter Nr. 11, dann bei Wellner Nr. 9 und jetzt bei Watermeier Nr. 2, mit Frau und Kindern (ein Sohn war bei dem Detmolder Juden Raphael in Diensten). Die Familie lebte vom Viehhandel und Schlachten. Da er die Aufenthaltskonzession von 10 Louis d’or nicht zahlen konnte, sollte er 1769 ausgewiesen werden. Auf sein Gesuch wurde ihm Aufschub bis Ostern 1770 gewährt (1792 ist die Rede davon, dass er die Summe bezahlt hätte). 1792 lebte seine Witwe noch in Heiligenkirchen und bat um ein Geleit für ihren 46 Jahre alten Sohn Alexander Isaak, welcher 1791 die Tochter des Schutzjuden Levi David [Ries] aus Heidenoldendorf geschwängert hatte. Auch er musste die 10 Louis d’or zahlen, was er aber nicht vermochte. Wegen der Schwangerschaft seiner Frau wurde ihm ausnahmsweise eine Konzession gegen 8 Reichstaler jährlich im voraus zu zahlen erteilt. Das Vermögen der Witwe wurde damals als sehr gering eingeschätzt: 5 Zinnschüsseln, 12 Teller, 2 kleine Kupferkessel, 4 Eisentöpfe, ganz schlechte Betten und etwas hölzerne Gerätschaften, im Wert von höchstens 20–25 Talern. Alexander Isaak heiratete 1792 die Tochter des Levi David und zeugte ein weiteres Kind. 1794 war er insolvent, konnte also die 8 Taler nicht zahlen. Untervogt Brönker taxierte sein Vermögen auf 4 rt 2 gr.[6] Es bestand aus:
- "1 Einen braunen mans Rock 27 gr
- 2 Spiegel 6 [gr.]
- 3 mißingern Käßel [Messingkessel] 7 [gr.]
- 4 Ein Döße 4 [gr.]
- 5 Klein altes Schranken 6 [gr.]
- 6 Kleinen alten Kasten 6 [gr.]
- Schaffes lampen 1 rt
- 7 Zwei Toppe 30 [gr.]
- 8 Die ganzen alten Betten höchten 24 [gr.]."
Nun wurde ihm eine Ratenzahlung von 24 Mariengroschen monatlich gestattet. Er starb ca. 1803 sehr arm und hinterließ eine Witwe mit sieben Kindern, die bis 1818 dem Staat zur Last fielen. 1810 musste die Familie, wie alle Juden in Lippe, einen Familiennamen annehmen und wählte den Namen Exames.[7]
1818 war der älteste Sohn Isaak Exames (geb. 1792) erwachsen. Er suchte unter dem Versprechen, seine Mutter und kleineren Geschwister, worunter der jüngste Bruder Süskind mit verwachsenen Beinen und einem Klumpfuß zählte, zu ernähren, als Schutz- oder tolerierter Jude in Heiligenkirchen aufgenommen zu werden. Trotz Fürsprache in Amt und Bauerschaft zog die Regierung den Fall mit immer neuen Auflagen bis 1825. Vor allem musste er ein nichtjüdisches Gewerbe ausüben, durfte also keinesfalls schlachten oder schachern. Daher verlegte er sich auf das Pottaschebrennen, welches er 1821 bis 1823 in der Möller’schen Stätte gewerblich ausgeübte. Er kaufte dann 1829 die Stätte.
Gegen eine Kaution von 200 rt, die als Grundschuld eingetragen wurde, erhielt er Ende 1825 endlich die Konzession zum Aufenthalt. Welches Kolonat er dabei beleihen konnte, bleibt unklar, denn der Ankauf der Stätte Nr. 24 ist eindeutig erst 1829 erfolgt. Nach Erteilung der Konzession muss er geheiratet haben, 1828 findet sich der Hinweis auf eine Taufscheingebühr. 1837 sollte seine Kaution durch Zwangsversteigerung seines Hauses eingezogen werden, da es sein Gewerbe der Pottasche-Siederei nicht mehr ausübte. Durch Fürsprache in Amt und Bauerschaft konnte die Geldstrafe in einen sechswöchigen Arrest im Strafwerkhaus umgewandelt werden.
1842 suchte der Bruder Süskind (geb. um 1805) um eine Konzession und Heiratserlaubnis nach, was aber verweigert wurde.
Handelsmann Simon Exames Nr. 24 verkaufte 1870 den Gemeinheitsnutzen für 1 Rind an Köllermeier Nr. 3. Gegen den Verkauf war bezüglich der ingrossierten 150 und 50 rt nichts zu erinnern.[8]
1874 verkaufte Kolon Konrad Köster sein Kolonat Nr. 15 in zwei Teilen an den Einlieger Simon Plöger und den Handelsmann Simon Exames Nr. 24, beide aus Heiligenkirchen.[9] An Plöger das Wohnhaus, den Garten beim Haus und Länderei im Sieke für 1200 rt und an Exames den Garten beim Kruge zu 5 Metzen und Land "im Südloh" 2 Scheffelsaat 1 Metze für 700 rt.
1876 kam es zur Dismembration (Teilung) der Stätte und zum Verkauf durch seine minderjährigen Erben. Vormund war Levi Heinemann in Detmold.[10] Sie veräußerten von ihrem Kolonat das Wohnhaus, den Garten beim Hause (3,75 Quadratruten) und einen Teil vom Hofraum (1 Metze 4,35 Quadratruten) für 3.000 Mark an den Handelsmann Heinrich Benkelberg in Heiligenkirchen.[11] Die auf dem Hofraum befindliche Scheune (an anderer Stelle das Viehhaus genannt), den Rest des Hofraums zu 6,94 Quadratruten und den Garten bei der Brede unterm Wege (3 Metzen) ging für 2.700 Mark an den Einlieger Friedrich Krüger zur Bildung der Neuwohnerstätte Nr. 64. Verkauft wurde alles mit dem Wohnhaus verbundene außer dem Ofen in der Wohnstube, der Kochmaschine in der Küche und einer Winde auf dem Flur, ferner der Krippen in der Scheune und der Waschmaschine (sic) daselbst. Der erst 1874 vom Kolonat Nr. 15 zugekaufte Garten beim Kruge wurde laut Salbuch 1876 an Wendt Nr. 23 verkauft.
Benkelberg hatte das Kolonat Nr. 24 nur zur Spekulation erworben und verkaufte es 1877 weiter an den Kaufmann Abraham Sondermann in Horn, von dem es 1885 an den Handelsmann Heinrich Buerkämper ging.[12]
Um 1900 wurde das kleine Fachwerkhaus durch einen Bruchsteinbau ersetzt.
Baubeschreibung
An der Ecke Kirchweg und Unterer Weg gelegen. Zweigeschossiger Bruchsteinbau mit Satteldach, um 1900, giebelständig zum Kirchweg, je Seite drei Achsen. Im Giebel mittig Ladeluke zwischen Fenstern, darüber ein Rundfenster. Durchgangshaus. Backsteingewände mit Putz, ebenso die Ecklisenen aufgeputzt. Mauer entlang dem Kirchweg mit Durchgang zur Haustür.
Stallanbau an das Wohnhaus vermutlich 1919, angrenzender Holzschuppen ebenfalls 1919. Diese beiden Nebengebäude wurden vor 1955 abgebrochen.
Vorgängerbau des 18. Jh. aus Fachwerk nicht erhalten.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1651 ist ein Hans Bastian belegt. Seine Tochter Annecke heiratete in diesem Jahr. Das Eheprotokoll wurde am 28.2.1651 aufgenommen: "Arndt Vemmell [Wemmel, Wömmel], Christoph Vemmells sel. in der Ottern nachgelaßener Sohn, nimbt zur ehe Annecke Bastians, Hanßen Bastians zu Heiligenkirchen Dochter und verspricht die Mutter Ihrer Dochter 9 stige Thaler. Der breütigamb ist der Herrschafft eigen illa ziehmet sich freiheit." [13]
Am 28.9.1687 heiratete Johann Jacob Bastian Anna Ilsabein Sidenops (Siesenop). Ehevertrag vom 3.9.1687: Joh. Jacob Bastian weil. Hanß Bastians von Heiligenkirchen nachgelassener Sohn tritt zur Ehe mit Anna Ilsabein weil. Johan Sisenops hinterbliebene ehel. Tochter, der Bräutigam bringt seiner Braut zu 40 rt, sie aber bekommt aus ihres Vater Stätte 30 rt und 1 Kuh.[14]
Am 7.3.1690 heiratete seine Schwester Catrina Agneta Bastian Hans Paul Straten. Eheprotokoll vom 15.2.1690: "Hanß Paulen Straten Johans von Berlebeck ehelicher Sohn will zur Ehe mit Catharina Agnetha weil Hanß Bastians zu Heilgen Kirchen hinter Bliebene Tochter, sind beiderseite Illustrissimo eigen, Sponsus bekombt auß seines Vatters kleiner Hoppenplöcker städte 10 thlr. illa aber bringet ihm in dotem zu 15 thlr. so bey Klöpping zu Heiligen Kirchen in Länderey stehen, sind sonstig Ledige Persohnen, so keine eigenen Güter haben."[15]
Am 30.10.1705 (Kirchenbuch) heiratete Johan Bastian "seine Verlobte".
1737 heiratete Johann Jürgen Rosemeyer Johann Bastians Tochter Anne Margrete Ilsabein Bastian. Er war Jobst Reinhard Rosemeyers auf dem Hagenberge ehel. Sohn. Laut Eheprotokoll vom 19.10.1737 erhielt die Braut 5 rt und 1 Kuh oder 5 rt, welche alle Jahr mit 1 rt bezahlt werden. Der Bräutigam bekam von seinem Bruder Hans Jürgen Rosemeyer 40 rt, 1 Kuh, 1 Rind, 1 fettes und 1 mageres Schwein, 1 Malt Korn und einen Knechtsbrautwagen, wobei nebst der Kuh 10 rt, die übrigen 30 rt aber jährlich mit 3 rt bezahlt, Vieh und Korn aber gelegentlich abgeführt werden sollen.[16]
Anne Margrete Ilsabeins Schwester Trine heiratete 1742 den Witwer Heinrich Krüger aus Heiligenkirchen. Ihr Schwager, vermutlich der o. g. Johann Jürgen Rosemeyer, verspach derselben einen Brautschatz von 10 rt, welche jährl. mit 1 rt bezahlt werden sollten.[17]
1769 (Volkszählung) Bastian mit seiner Frau, 1 Tochter unter 10, 1 Kuh; Einlieger Sprenger mit Frau, 1 Sohn über, 2 unter 10 Jahre, 1 Tochter unter 10, 1 Kuh.
1774 (Kirchenbuch) heiratet Johann Henrich Bastian eine Tochter Anna Maria Elisabeth (geb. 13.2.1751, † 20.10.1806) von Anton Henrich Watermeier, Heiligenkirchen Nr. 2. Die Eheschließung ist am 23.10.1774. Johann Henrich Bastian erhielt einen Garten als Abschlag des Brautschatzes.[18]
1776 (Volks- und Viehzählung) Maurer Johann Henrich Bastian mit Frau, 1 Kuh; 1 Leibzüchterin, spinnt, 1 Kuh.
1806 (Kirchenbuch) Hermann Henrich Conrad Bastian (geb. 11.10.1780), weil. Johann Henrich Bastians, Straßenkötter Nr. 24 zu Heiligenkirchen ehel. nachgeb. Sohn, heiratet am 8.6.1806 Dorothee Elisabeth (geb. 22.10.17??), ehel. nachgel. Tochter Johann Herm Petigs, Straßenkötter Nr. 53 zu Schwelentrup. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor: 20.5.1809 Sophie Caroline Henriette Bastian († 23.3.1840), heiratete 18.3.1831 in Meiersfeld Friedrich Christoph Ludwig Hagemeister (geb. 15.10.1807).
1824 Verkauf der Stätte von Maurermeister [Hermann Henrich Conrad] Bastian an Rennemann, Berlebeck Nr. 18.
1828 (Volkszählung) 1 Wohnhaus, 3 Haushalte: Colon [Isaak] Exames mit 1 männlichen [Bruder Süßkind], 2 weiblichen Hausgenossen [Mutter und ?], 1 weiblicher Dienstbote, 2 weibliche Personen unter 14; Einlieger Strohmeier mit Frau, 1 Sohn, 4 Töchter, alle Kinder unter 14; Einliegerin Mund.
1829 Verkauf der Stätte von Rennemann an Viehhändler Isaak Exames (geb. 1792). Dieser wohnte im Haus mit seiner Frau, seiner Mutter und dem körperlich behinderten Bruder Süskind. Ein weiterer Bruder war Jacob Exames. Laut Volkszählung (s. o.) lebten zwei Einlieger mit im Haus.
Nachkomme ist Simon Isaak Exames (geb. 12.5.1834). Er heiratete Selma (andernorts auch: Bertha) Blank (geb. 14.4.1842). Sie hatten neun Kinder:[19]
- 22.9.1861 Julius, heiratete Betty Klein (geb. 5.2.1867, gest. 27.12.1934)
- 23.1.1864 Gustav
- 7.6.1866 Albert
- 27.2.1869 Selma
- 16.8.1874 Bertha, verheiratete Gerson
- 10.4.1875 Martha Marianne, verheiratete Herzberg
- 11.1.1877 Rosa
- 6.6.1787 David
- 5.2.1885 Else, oo Wertheim.
1870 Eigentümer Viehhändler Simon Exames [der Sohn Isaaks], gest. um 1875.
1876 Heinrich Benkelberg (Wohnhaus), Friedrich Krüger (Scheune, bildete daraus die Stätte Nr. 64).
1878 Kaufmann Abraham Sondermann, Horn.
1880 (Urkataster) Abraham Sondermann.
1885 Handelsmann [Heinrich] Buerkämper.
1894 (Brandkataster) H[einrich]. Buerkämper [sen.].
1901 (Adressbuch) Rentner Heinrich Bauerkämper sen.; Handelsmann Heinrich Bauerkämper jun.; Witwe Lina Remming.
1919 (Volkszählung) Eigentümer Arbeiter Friedrich Wellner und Frau Linna [Karoline], Sohn Fritz und Tochter Anna.
1926 (Adressbuch) Witwe Karoline Wellner.
Literatur
Joachim Kleinmanns, Die jüdische Familie Examus in Detmold, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, Nr. 28 (2023).
Quellen
LAV NRW OWL, L 108 A Detmold Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 325.
LAV NRW OWL, L 108 A Detmold Nr. 134, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1681–1691, fol. 521.
LAV NRW OWL, L 108 A Detmold Nr. 135, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1686–1693, fol. 52.
LAV NRW OWL, L 108 A Detmold Nr. 138, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1737–1746, fol. 38 und 238.
LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 30 Nr. 8 - Bd. II, 19; Bd. V, 76; Bd. VI, 90 und 99; Bd. VII, 121.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 39, Salbuch 1782.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 L / Lippische Rentkammer – Dienste, Nr. 128, darin 6: Kolon Hermann Bastian, Beschwerung mit Handdienst, 1809.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 19.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 19.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5405.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5405, fol. 132.
- ↑ Verzeichniß der von den Juden im Fürstenthume Lippe gewählten Familien-Nahmen, Fürstlich Lippisches Intelligenzblatt, 1810, Beilage zum 16. Stück vom 21. April 1810.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 30 Nr. 8 - Band VI, 99.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 90.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Fach 30 Nr. 8, Bd. VII, 113.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 30 Nr. 8 - Bd. VII, 21.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 30 Nr. 8 - Bd. VII, 121.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 325.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 135, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1686–1693, S. 52 .
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 134: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1681–1691, fol. 521.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, 1737–1746, S. 38.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, 1737–1746, S. 238.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 T 1 / Lippische Rentkammer - Kolonate, Nr. 384: Watermeier, Halbspännerkolonat Heiligenkirchen Nr. 2.
- ↑ https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/72-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/biographien/e-biographien/721-examus-julius.