Keßlerstraße 5 (Schieder): Unterschied zwischen den Versionen

Aus lippe-haeuser-wiki.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 5: Zeile 5:
|Koordinaten=51.91459, 9.14819
|Koordinaten=51.91459, 9.14819
|Ortsteil1901=Schieder
|Ortsteil1901=Schieder
|Hausnummer1901=62
}}
}}
Neues Amthaus, 1822–1844 erbaut. Ehem. Haus-Nr. 62.
Neues Amthaus, 1822–1844 erbaut. Ehem. Haus-Nr. 62.



Version vom 14. April 2024, 09:19 Uhr

Keßlerstraße 5 (Schieder)
OrtsteilSchieder
StraßeKeßlerstraße
Hausnummer5
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeSchieder
Hausnummer62


Neues Amthaus, 1822–1844 erbaut. Ehem. Haus-Nr. 62.

Geschichte

Da Fürst Leopold II. das Alte Amthaus am Schloss für die Hofhaltung benötigte, befahl er 1841 einen Neubau, der bis Michaelis 1842 bezugsfertig sein sollte.[1] Im Oktober reichte Landbaumeister Ferdinand Brune Bauriss und Kostenanschlag ein. Wegen der hohen Kosten und einiger Differenzen zwischen Brune und der fürstlichen Rentkammer zu Lage, Größe und proportion des Saales erfolgte die Genehmigung erst im Frühjahr 1842. Brune hatte seinen Entwurf gegen die Einwände der Kammer behaupten können. Richtfest war bereits im August 1842, doch bezugsfertig war der Bau erst im Juli 1844.

Als Bauplatz hatte man den ehemaligen Küchengarten gegenüber der Hauptzufahrt zur Meierei (später: Domäne) an der Chaussee nach Pyrmont gewählt.

1879 Aufhebung des Amtes Schieder. Das Amthaus wurde zunächst an den Kaufmann H. Theopold aus Blomberg vermietet (Ostern 1880 bis zum 1. April 1890). Am 23. Januar 1890 stimmte der Landtag dem Verkauf zu. Käufer war der Domänenpächter Heinrich Treviranus für 18.000 Mark. Er veräußerte es 1899 für die gleiche Summe an den gebürtigen Schweizer und Molkereipächter Xaver Keßler.

Eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Schieder-Schwalenberg.

Gebäude

Amthaus Keßlerstraße 5,, Jahr, Foto: ###

Amthaus

Das Amthaus steht traufständig zur Straße, zweigeschossig, Vollwalmdach. Grundfläche 72 ⅓ mal 46 Fuß (ca. 21 mal 13,30 m). Fassaden vorn durch 5 Achsen, seitlich 3 und rückwärtig 9 Fensterachsen. Die mittleren 3 Achsen der Vorder- und Rückfront zu leicht vorspringenden Risaliten unter flachem Dreiecksgiebel zusammengefasst. Putzquaderung mit glatten Ecklisenen. Der mittige Eingang zurückgesetzt, mit einem flachen Stichbogen, von Lisenen flankiert, deren Kapitelle lippische Rosen schmücken. Haupt- und Seiteneingang mit zweiflügeligen Türen und Oberlicht. Zweiflügelige Fenster mit Oberlicht, an der Rückseite schmale einflügelige Fenster, Espagnoletten-Beschläge.

Das Dach mit Flachziegeln (Biberschwänze) in Kronendeckung, First und Grate mit Schiefer gefasst.

Massivbau aus Backsteinmauerwerk. Fenster- und Türöffnungen mit Sandsteingewänden aus den Steinbrüchen an den Externsteinen. Bodenplatten in Flur und Küche aus Solling-Sandstein. Hauptinnenwände aus Backstein, weitere Trennwände aus Fachwerk. Alle Türen als Füllungstüren, der Saal zu drei Seiten zweiflügelige Türen. Die Hauträume mit Lambris statt einfacher Fußleisten.

In der Amt- und Parteienstube senkte Brune den Fußboden um 16 Zoll (38,4 cm) ab, um mehr Raumhöhe zu erhalten (daher hier keine Unterkellerung). Tapeten wurden für Amtstube, Schreibstube und Wohnstube bewilligt. Die Tapezierung des Saales zahlte der erste Bewohner, Amtsrat Mücke, ebenso selbst wie die Kochmaschine (es war nur ein gemauerter Herd bewilligt worden).

Scheune

Keßlerstraße 5a.

Eingeschossiges Nebengebäude 27 Fuß weiter südlich, giebelständig zur Straße. Massivbau aus Bruchstein. Flaches Walmdach mit Flachziegeln (Biberschwänze) in Kronendeckung, First und Grate mit Schiefer gefasst. Später zu einem Satteldach verändert.

Im Inneren Brennholz- und Wagenremise, Pferde-, Kuh- und Schweinestall sowie Waschküche.

Einfriedung

Von dem 1843 errichteten Staket nur wenige Sockelmauern und Sandsteinpfeiler erhalten.

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Ab September 1844–1861 Amtsrat Friedrich Wilhelm Mücke, seit 1811 Amtmann in Schieder (* 1781, oo 1811 mit Amalie Overbeck, Tochter des Schwalenberger Amtmanns, † 1875 in Eichholz bei Detmold, am 1.9.1861 in den vorl. Ruhestand versetzt.[2]

1861–1866 Amtmann Friedrich Gottlieb Schierenberg (* 1811 in Horn, † 1866), oo Johanne Ludoviko Tölken aus Bremen.

1866–1879 Amtmann Philipp Christian August Ernst (* in Lemgo), oo 1854 Margarethe Christiane Dorothee Schröder aus Lemgo.

1880 Verkauf an Domänenpächter Heinrich Treviranus.

1899 Verkauf an Xaver Keßler, Molkereipächter.

1901 (Adressbuch) Xaver Keßler, Molkereipächter.

1926 (Adressbuch) Gustav Sander, Rentner; Wilhelm Henjes, Kaufmann.

Literatur

Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024.

Quellen

LAV NRW OWL: L 92 R Nr. 1648: Beabsichtigte Verlegung des Amtssitzes von Schieder nach Blomberg und Bau eines Amtshauses zu Schieder, Bd. 1, 1839–1842.

LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 1649: Beabsichtigte Verlegung des Amtshauses zu Schieder nach Blomberg und Neubau eines Amtssitzes in Schieder, Bd. 2, 1842–1845.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024, S. 162 f.
  2. LAV NRW OWL, D 72 Mücke / Nachlass Friedrich Wilhelm Mücke, 1806-1861: Ernennungsurkunden; Schreiben der Fürstin Pauline zur Lippe.

Autor(innen)

Joachim Kleinmanns