Marktstraße 5 (Schwalenberg): Unterschied zwischen den Versionen

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1877 erwarb der Hauseigentümer Simon Bachrach das Nachbarhaus Albert, [[Marktstraße 3 (Schwalenberg)|Schwalenberg Nr. 130]].<ref>LAV NRW OWL, L 108 Schwalenberg Nr. 740.</ref> Vor 1901 (Adressbuch) Verkauf an Fritz Tippenhauer, der hier 1900 [i] neu baute.
1877 erwarb der Hauseigentümer Simon Bachrach das Nachbarhaus Albert, [[Marktstraße 3 (Schwalenberg)|Schwalenberg Nr. 130]].<ref>LAV NRW OWL, L 108 Schwalenberg Nr. 740.</ref> Vor 1901 (Adressbuch) Verkauf an Fritz Tippenhauer, der hier 1900 [i] neu baute.
1938 wurden die Geschäfts- und Wohnräume der Familie Bachrach bei den November-Pogromen verwüstet und die Familie in "Schutzhaft" genommen. Die Stadt Schwalenberg machte von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und erwarb das Haus für 20.000 RM.


==Gebäude==
==Gebäude==

Version vom 31. März 2024, 16:25 Uhr

Ehem. (ab 1808) Schwalenberg Nr. 91, Drostenhof oder Berninghauser (auch: Barninghauser) Hof, Amthaus, bis 1938 Geschäftshaus der jüdischen Familie Bachrach. 1926 Adresse Mittelstraße 91a, 1945–1970 Hausnr. 159.

Geschichte

Das Amthaus wurde 1595, vier Jahre nach dem Stadtbrand, vor dem Alten Tor, aber noch innerhalb des Knicks, der die Stadt umgab, erbaut. Bauherr war der Schwalenberger Amtmann Falk Arend von Oeynhausen. Umbau 1827/28, Erneuerung des Erkers [Zwerchhaus], abgängig. Die noch von Baurat Theodor von Natorp 1823 veranschlagte Erneuerung des Erkers ließ Ferdinand Brune 1827/28 ausführen. Wegen einer nachträglichen Vergrößerung um 3 Fuß in der Länge und 5 Fuß in der Breite verteuerte sich der Bau.

1877 erwarb der Hauseigentümer Simon Bachrach das Nachbarhaus Albert, Schwalenberg Nr. 130.[1] Vor 1901 (Adressbuch) Verkauf an Fritz Tippenhauer, der hier 1900 [i] neu baute.

1938 wurden die Geschäfts- und Wohnräume der Familie Bachrach bei den November-Pogromen verwüstet und die Familie in "Schutzhaft" genommen. Die Stadt Schwalenberg machte von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und erwarb das Haus für 20.000 RM.

Gebäude

Amthaus

Marktstraße 5, ehem. Amthaus, bis 1938 Haus Bachrach, 2012, Foto: Magnus Titho

Zweigeschossiger Fachwerkbau, giebelständig. Angebauter Amthaus-Erker, eine mit Backstein ausgemauerte Fachwerkkonstruktion, wurde an der Wetterseite verbrettert. Das abgewalmte Dach mit Sollingplatten gedeckt und mit hölzernen Rinnen versehen (1827/28).

Scheune

Zum Amthaus gehörte eine Scheune auf dem rückwärtigen Grundstücksende an der Chaussee. Sie hatte einen massiven Wandkasten und ein Satteldach sowie eine seitliche Einfahrt. 1841 Bauaufnahme durch Ferdinand Brune. Grund der Bauaufnahme war, dass durch den Bau der Chaussee das Niveau der Deele 7 Fuß 6 Zoll unter das Straßenniveau zu liegen kam.

Inschriften

Marktstraße 5, Inschrift auf dem Kehlbalken, Zeichnung, nach 1866, Emil Zeiß, LLB: 1 W 3

Auf dem Kehlbalken: WER GODT VORTRUWET DE HED WOL GEBUWET 1595. [Die Zeichnung von Emil Zeiß mit abweichendem Wortlaut.]

Auf der Schwelle: FURCHT GOT UND EHR DIE ELTERN DEIN / DEMUT LAS DIR GEFELIG SEIN / SEI FLEISIG BLEIB IM NIDRIGN STAND / SO WIRD DICH SEGNEN GOTS HANDT.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1569 Falk Arndt von Oeynhausen auf der Grevenburg, * Grevenburg um 1535, † Schwalenberg 26.10.1603, begr. Falkenhagen 4.11.1603. Seit 1666 Lippischer Amtmann, seit 1668 auch Paderbornischer Amtmann des Amtes Schwalenberg und Oldenburg mit Stoppelberg. oo 1560/1566 mit Anna Catharina von Kerßenbrock aus Barntrup, † Schwalenberg 16.2.1612, begr. Falkenhagen.

Johann Wilhelm von Berninghausen, † 1710/11.

1753 Amtmann Carl Henrich Capaun.[2]

1781 (Salbuch) Herrschaftl. Amthaus olim von Barninghauser Hoff, paderbornisch.

1808 Heinemann Bachrach.[3]

1828 (Volkszählung) Abraham Bachrach mit Frau und 2 Söhnen, einem männlichen Hausgenossen, 1 weibl. und 1 männl. Dienstboten.

1835 (Viehzählung) Bachrach.[4]

1854 (Salbuch 1854) Bachrach.

1864 (Viehzählung) Samson Bachrach, Kaufmann.[5]

1864 (Salbuch 1854) Erbe Samson Bachrach und Ehefrau.

1871 (Salbuch 1854) Abtretung an Samson Bachrach.

1901 (Adressbuch) Samson Bachrach, Kaufmann.

1926 (Adressbuch) A. H. Bachrach, Inhaber S. Bachrach, Manufakturwaren.

Literatur

Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024, S. 106 u. 167.

Quellen

LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 1657: Bauten und Reparaturen am Amthause zu Schwalenberg, 1823–1832.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7523: Querschnitt, Grundrisse von der zum Amtshaus in Schwalenberg gehörigen Scheune, aufgenommen von Brune 1841.

LAV NRW OWL, L 52 / Lippischer Adel: v. Berninghausen und v. Mengersen.

LAV NRW OWL, L 32 / Flecken und Amt Schwalenberg / Amt Oldenburg, Nr. 150: von Sieghardsche (von Berninghausensche) und von Mengersensche Besitzungen [Acta, welche von der Frau von Sieghard über die Berninghausische Hauß und Güther Anno 1765 extradirt worden / Verschiedene Aktenstücke betr. v. Sieghardsche Güter und Verlassenschaft], 1673-1674, 1706, 1765-1774.

LAV NRW OWL, L 32 / Flecken und Amt Schwalenberg / Amt Oldenburg, Nr. 151: von Berninghausensche Besitzungen, Berechtigungen, Familienangelegenheiten (u.a. Haus und Garten, Kirchenstand, Rechnungssachen, Testament), 1662-1710, 1744-1761.

LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/6721: Vermessregister zu Grundstücken des Amtshauses Schwalenberg (von Barninghausen), handschriftl. Register, (Inselkarten) mit Vermessungsangaben, (ca. 18. Jh.).

LAV NRW OWL, L 32 / Flecken und Amt Schwalenberg / Amt Oldenburg, Nr. 65: Amtmanns-Wohnung, Amtshaus, 1671, 1739-1741.

LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 886: Anstellung des Amtmanns Carl Henrich Capaun zu Schwalenberg, 1753, 1782.

LAV NRW OWL, L 95 V / Haus Lippe-Biesterfeld, Nr. 1653: Anstellung der Amtmänner zu Schwalenberg, 1640-1683.

LAV NRW OWL, L 108 Schwalenberg / Amt Schwalenberg, Nr. 740: Verkauf des Wohnhauses der Stätte Albert Nr. 130, Schwalenberg, an den Kaufmann S. Bachrach, Schwalenberg, 1877-1879.

LAV NRW OWL, L 104 / Lippischer Landeskonservator, Nr. 19: Stadt Schwalenberg, 1906-1951.

LLB, 1 W 3: Zeichnung der Inschrift auf dem Kehlbalken, Emil Zeiß, 1866 oder später.

LLM, 1298/93: Zeichnung der Inschrift auf dem Kehlbalken, Emil Zeiß, 2.9.1876.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 108 Schwalenberg Nr. 740.
  2. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 886.
  3. Karl Eckart, Schwalenberg. Kontinuität und Wandel. Vom Flecken zum Stadtteil. Eine Chronik, hg. von der Bürgerstiftung Schwalenberg, o. O. 2008, S. 499.
  4. Karl Eckart, Schwalenberg. Kontinuität und Wandel. Vom Flecken zum Stadtteil. Eine Chronik, hg. von der Bürgerstiftung Schwalenberg, o. O. 2008, S. 502.
  5. Karl Eckart, Schwalenberg. Kontinuität und Wandel. Vom Flecken zum Stadtteil. Eine Chronik, hg. von der Bürgerstiftung Schwalenberg, o. O. 2008, S. 507.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns