Marktplatz 2 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

Aus lippe-haeuser-wiki.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 7: Zeile 7:
Die Knabenbürgerschule wurde 1838/39 nach Abbruch der Häuser Quartiernummer C 122 und C 123 bzw. Hausnummer 175/176 erbaut.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 122, fol. 51–54v.</ref> Nr. 176 war erst 1786 von dem Schuster Kanne neu erbaut worden. Es ist von diesem Neubau eine Zeichnung (nicht Entwurf) der Front von [https://lippelex.de/index.php?title=Teudt,_Johann_Christian_(1741-1814) Christian Teudt] erhalten, da die Regierung die Gestaltung "als Scheune" verhindern wollte.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 118, fol. 7–11.</ref> Sie forderte den Magistrat auf, Kanne anzuweisen, das Tor so einzurichten wie beim Hofgerichtsfiskal Peter (Petri, Krumme Straße 5), "oder statt einer großen Einfahrtstür eine [...] hohe Haustür anzulegen und oben vorn heraus sein Getreide im Giebel aufziehen zu lassen." Kanne versprach, in seinem neuen Haus die Haustür wie Petri anzulegen und "überhaupt auch das Gebäude so aufzuführen, daß es nicht allein zur Zierde des Markts, sondern auch allenfalls zur Bewohnung eines Honoratioren dienen sollte."  
Die Knabenbürgerschule wurde 1838/39 nach Abbruch der Häuser Quartiernummer C 122 und C 123 bzw. Hausnummer 175/176 erbaut.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 122, fol. 51–54v.</ref> Nr. 176 war erst 1786 von dem Schuster Kanne neu erbaut worden. Es ist von diesem Neubau eine Zeichnung (nicht Entwurf) der Front von [https://lippelex.de/index.php?title=Teudt,_Johann_Christian_(1741-1814) Christian Teudt] erhalten, da die Regierung die Gestaltung "als Scheune" verhindern wollte.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 118, fol. 7–11.</ref> Sie forderte den Magistrat auf, Kanne anzuweisen, das Tor so einzurichten wie beim Hofgerichtsfiskal Peter (Petri, Krumme Straße 5), "oder statt einer großen Einfahrtstür eine [...] hohe Haustür anzulegen und oben vorn heraus sein Getreide im Giebel aufziehen zu lassen." Kanne versprach, in seinem neuen Haus die Haustür wie Petri anzulegen und "überhaupt auch das Gebäude so aufzuführen, daß es nicht allein zur Zierde des Markts, sondern auch allenfalls zur Bewohnung eines Honoratioren dienen sollte."  


Der für den Schulhausbau beauftragte Ferdinand Brune verweigerte sich wegen Eingriff des Konsistoriums in seinen Entwurf. Daher wurde [https://lippelex.de/index.php?title=Merckel,_Ferdinand_(1808-1893) Ferdinand Merckel] mit dem Bau beauftragt. Ausführung durch Johann Spies. Fürst Leopold machte seinen Zuschuss von 1500 Talern davon abhängig, dass auch der Magistrat 1000 Taler gab. Bau am Ort des damaligen Küsterhauses plus Ankauf und Abriss des benachbarten Bürgerhauses Kanne mit einem Hinterhaus.<ref> LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.</ref>
Der für den Schulhausbau beauftragte [https://lippelex.de/index.php?title=Brune,_Ferdinand_(1803-1857) Ferdinand Brune] verweigerte sich wegen Eingriff des Konsistoriums in seinen Entwurf. Daher wurde [https://lippelex.de/index.php?title=Merckel,_Ferdinand_(1808-1893) Ferdinand Merckel] mit dem Bau beauftragt. Ausführung durch Johann Spies. Fürst Leopold machte seinen Zuschuss von 1500 Talern davon abhängig, dass auch der Magistrat 1000 Taler gab. Bau am Ort des damaligen Küsterhauses plus Ankauf und Abriss des benachbarten Bürgerhauses Kanne mit einem Hinterhaus.<ref> LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.</ref>


Aufgabe der Schulnutzung 1910 nach Fertigstellung der [[Siegfriedstraße 4 (Detmold)|Weerthschule]]. Um 1960 Abriss und Überbauung mit dem Hochhaus der Städtischen Sparkasse (jetzt: Sparkasse Detmold-Paderborn, Zweigstelle Marktplatz).
Aufgabe der Schulnutzung 1910 nach Fertigstellung der [[Siegfriedstraße 4 (Detmold)|Weerthschule]]. Um 1960 Abriss und Überbauung mit dem Hochhaus der Städtischen Sparkasse (jetzt: Sparkasse Detmold-Paderborn, Zweigstelle Marktplatz).

Version vom 23. März 2024, 18:43 Uhr

Ursprünglich zwei Hausparzellen, Quartiernummern C 122 und C 123, 1839 überbaut mit der Knabenbürgerschule. Um 1960 Abriss und Neubau der Städtischen Sparkasse.

Geschichte

Geplanter Neubau des Schuhmachers Kanne, Tor verändert ausgeführt, Zeichnung Christian Teudt, 1786, LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 118, fol. 9

Die Knabenbürgerschule wurde 1838/39 nach Abbruch der Häuser Quartiernummer C 122 und C 123 bzw. Hausnummer 175/176 erbaut.[1] Nr. 176 war erst 1786 von dem Schuster Kanne neu erbaut worden. Es ist von diesem Neubau eine Zeichnung (nicht Entwurf) der Front von Christian Teudt erhalten, da die Regierung die Gestaltung "als Scheune" verhindern wollte.[2] Sie forderte den Magistrat auf, Kanne anzuweisen, das Tor so einzurichten wie beim Hofgerichtsfiskal Peter (Petri, Krumme Straße 5), "oder statt einer großen Einfahrtstür eine [...] hohe Haustür anzulegen und oben vorn heraus sein Getreide im Giebel aufziehen zu lassen." Kanne versprach, in seinem neuen Haus die Haustür wie Petri anzulegen und "überhaupt auch das Gebäude so aufzuführen, daß es nicht allein zur Zierde des Markts, sondern auch allenfalls zur Bewohnung eines Honoratioren dienen sollte."

Der für den Schulhausbau beauftragte Ferdinand Brune verweigerte sich wegen Eingriff des Konsistoriums in seinen Entwurf. Daher wurde Ferdinand Merckel mit dem Bau beauftragt. Ausführung durch Johann Spies. Fürst Leopold machte seinen Zuschuss von 1500 Talern davon abhängig, dass auch der Magistrat 1000 Taler gab. Bau am Ort des damaligen Küsterhauses plus Ankauf und Abriss des benachbarten Bürgerhauses Kanne mit einem Hinterhaus.[3]

Aufgabe der Schulnutzung 1910 nach Fertigstellung der Weerthschule. Um 1960 Abriss und Überbauung mit dem Hochhaus der Städtischen Sparkasse (jetzt: Sparkasse Detmold-Paderborn, Zweigstelle Marktplatz).

Gebäude

Ehemalige Knabenbürgerschule, um 1920, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB: BA DT-5-21
Abbruch der alten Knabenbürgerschule, um 1960, Foto: LLB, BA DT-5-21
Neu erbaute Städtische Sparkasse an Stelle der Knabenbürgerschule, um 1960, Foto: LLB, BA DT-27-10

Vor 1838 dreischiffiges Fachwerk-Dielenhaus.

1838 Schulhaus, traufständiger zweigeschossiger Bau mit Hochparterre, 7 Achsen, Mitteleingang mit zurückgesetzter Haustür, einläufige Freitreppe, Mauerwerksbau, Walmdach.

Um 1960 Neubau Sparkasse, fünfgeschossiger Flachdachbau, das obere Geschoss als zurückgesetzte Penthouse-Wohnung.

Inschriften

Eigentümer*innen

Nr. 174: 1678 Küster, frei

Nr. 175: 1678 Cordt Krüger, Kramer

1715 Witwe Gerdt Schildt, Krameramt

1766 Witwe Franz Hermann Künsemüller (Cuntzmüller), Bäcker

1772 Johann Arnold Bade, Handlung <Erben>

1839 Vereinigung: Kantor und Küster

1871 (Adressbuch) C 122: H. Sauerländer, Kantor; Elise Sauerländer, Lehrerin; C 123: Fr. Kotzenberg, Küster; Kotzenberg, Industrielehrerin

1884 (Adressbuch) Eigentümerin: Stadt Detmold; Bewohner*innen: Hermann Meyer, Küster und Lehrer; Paul Meyer, Nebenlehrer

1891 (Adressbuch) Knabenbürgerschule, Eigentümerin: Stadt Detmold; Bewohner*innen: 122: Langewort, Nebenlehrer; 123: Meyer, Küster

1901 (Adressbuch) Knabenbürgerschule, Eigentümerin: Stadt Detmold; Bewohner*innen: Georg Dirks, Lehrer; Hermann Meyer, Küster

1912 (Adressbuch) Schulgebäude; Bewohner*innen: Lüttmann, Lehrer

1918 (Adressbuch) Eigentümerin: Stadtgemeinde Detmold; Städtische Verkaufsstelle; Fleischamt; Ausgabe für Bezugsscheine

1926 (Adressbuch) Eigentümerin: Stadt Detmold; Bewohner*innen: Fritz Lesemann, Ratsdiener; Bernhard Schierenberg, Metzger; Heinrich Zeumann, Arbeiter; Willi Steinkamp, Autoschlosser

Literatur

Herbert von Kaven, Detmolder Kirchen und Schulen, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 226–255.

Heinrich Röhr, Liebes altes Detmold. Erinnerungen an die alte Bruchstraße, die Marktschule und die Lagesche Straße, Detmold 1962.

Quellen

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 2967: Erweiterung und Reparatur des Küsterhauses zu Detmold, 1809–1816

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 2971: Bau eines Küster- und Kantorhauses zu Detmold, 1836–1849, enthält u. a.: Baurechnungen, Bauriss

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 3622: Belege zur Baurechnung des Kantor- und Küsterhauses in der Stadt Detmold, 1838–1849

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 2973: Ausbau der Schule am Markt zu Detmold, 1875–1880

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 4114: Schul(visitations)berichte der Schule zu Detmold (Bürgerschulen), 1842–1889

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 802: Besetzung der Kantorstelle zu Detmold, 1875–1902

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 799: Besetzung der Kantor- und Lehrerstelle zu Detmold, 1830–1878

LAV NRW OWL, L 80.21 / Regierung/Landesregierung Lippe - Schulabteilung (Konsistorium), Nr. 1056: Anstellung eines Hilfslehrers an der Kantorschule zu Detmold, 1874

LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 2256: Gehälter der Lehrer an den Bürgerschulen der Stadt Detmold, 1782, 1796, 1806–1835, 1861

LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 122, fol. 51–54v.
  2. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 118, fol. 7–11.
  3. LAV NRW OWL, D 72 Kittel, Ingeborg: Häuserbuch.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns