Leopoldstraße 3 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen
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LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 2218: Darlehen der Landkasse (u.a. Buchhändler Helwing zu Detmold), Teil 1, 1826–1847. | LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 2218: Darlehen der Landkasse (u.a. Buchhändler Helwing zu Detmold), Teil 1, 1826–1847. | ||
LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 121: Häuser- und Straßenbau in der Stadt Detmold, einzelne Baumaßnahmen Bd. 4, 1840–1862, fol. 501. | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== |
Version vom 3. Januar 2024, 11:58 Uhr
Erbaut 1832, ehem. Quartier-Nr. B 117.
Geschichte
Erbaut 1832 von Maurer und Lackierer Johann Spieß nach Ausweisung des Hausplatzes aus dem Kuhkamp zusammen mit den Bauplätzen Hornsche Straße 38–42.[1] Der Entwurf wird Ferdinand Brune zugeschrieben.[2] Er entstand als zweiter Bau auf der Ostseite der Leopoldstraße neben dem Haus des Hautboisten Vollmer, Leopoldstraße 1. Der Lakierer Spies beantragte 1832 ein „ansehnliches“ Haus, dessen Front ganz aus geschliffenen Sandsteinen gleich dem des Kaufmanns Meyer in der Langen Straße bestehen und sich "neben dem Schulhause vorzüglich gut ausnehmen" würde.
1837 Übergang auf den Baron von Schellersheim,[3] 1839 wiederum Johann Spieß, dann Helwing.[4] [5] Einrichtung einer Zweigniederlassung der Meyerschen Hofbuchhandlung in Detmold durch die Witwe Caroline Marie Elisabeth Helwing 1835, wohl wegen der Detmolder Konkurrenz.[6] Die Verlegung des Hauptsitzes von Lemgo nach Detmold erfolgte 1842.[7] Zugleich ging die Buchhandlung über auf den Sohn Leopold Helwing (* 13.11.1801, † 29.6.1867).[8] Als Leopold Helwing 1867 starb, führte seine Witwe Elise geb. Caesar das Geschäft für ihren Sohn Clemens (* 24.8.1849) weiter, doch fiel dieser am 14.8.1870 bei Colomby.[9]
Am 22.5.1871 wurde das Geschäft – und damit das Haus an der Leopoldstraße – an Hofbuchhändler Wilhelm Klingenberg (* 8.1840, † 14.3.1910) verkauft. Wilhelm Klingenberg wurde am 8.3.1870 (Kirchenbuch Detmold, luth.) vermählt mit Emilie Johanne Schmidt, Enkelin von Johann Spieß (Kirchenbuch Detmold). Letzterer hatte eine größere Zahl von Häusern in Detmold erbaut. Bei Aufspaltung der Hofbuchhandlung ging das Haus um 1883 an die Druckerei Lithographische Kunstanstalt Gebrüder Klingenberg.[10] Die Sortimentsbuchhandlung erwarb Hans Hinrichs (am 15.3.1908 an A. Neumann-Hofer), die Hofbuchdruckerei mit dem Verlag der Lippischen Landeszeitung ging an Max Quentin, die Meyersche Hofbuchhandlung 1883 an Hermann Deneke.[11]
Das Haus diente ab 1874 als Comptoirgebäude der benachbarten Druckerei Klingenberg. Ab 1897 war das Haus nicht mehr bewohnt, sondern als Verwaltungsgebäude Bestandteil der Klingenberg'schen Fabrik.
Es sollte 1980 für den Erweiterungsbau des Bezirksregierung abgebrochen werden. Nach Bürgerschaftsprotesten wurde es 1983 in die Denkmalliste eingetragen und erhalten. Bis 1984 Sanierung als Wohn- und Geschäftshaus.
Am 14.12.1983 als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold, Nr. A 032.
Gebäude
Traufständiges, zweigeschossiges Haus mit Hochparterre und zweiläufiger, 5 Fuß breiter Freitreppe zum Eingang in der mittleren von sieben Fensterachsen. Schmiedeeisernes Geländer. Die Außenmauern des 70 Fuß breiten und 36 Fuß tiefen traufständigen Gebäudes wurden massiv gemauert. Fassade aus geschliffenen Sandsteinen, wohl von Steinen der abgebrochenen Klosterkirche des Augustinerinnen-Klosters in der Schülerstraße. Leicht vorspringender Mittelrisalit zu drei Achsen mit vier gliedernden Lisenen mit ionischen Kapitellen. Darüber flacher Dreiecksgiebel. Die anderen Hausseiten verschiefert. Halbwalmdach mit Schieferdeckung.
Das Geländer der Freitreppe jünger, 1862 fehlt es noch.[12]
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1832 Johann Spieß, Maurer und Lackierer, Stadtrat.
1837 Baron von Schellersheim
1839 Johann Spieß.
1841 Caroline Marie Elisabeth Helwing geb. Nettebusch, Hofbuchhändler-Witwe (* 24.2.1774), ihr Mann Gottlieb Leopold Helwing war am 16.11.1821 verstorben.[13]
1842 Leopold Helwing, Hofbuchhändler († 29.6.1867).[14]
1867 Witwe Elise Helwing geb. Caesar.
22.5.1871 Verkauf an Hofbuchhändler Wilhelm Klingenberg.
1871 (Adressbuch) Wilhelm Klingenberg, Hofbuchhändler; Elise Helwing, Rats-Witwe.
1884 (Adressbuch) Eigentümer: Gebr. Klingenberg, Hofbuchdruckerei-Besitzer; Bewohner*innen: Friedrich Bracht, Heizer der Meyerschen Hofbuchdruckerei.
1886 Gebr. Klingenberg, Druckerei
1887 (Adressbuch) Eigentümer: Gebr. Klingenberg, Steindruckerei-Besitzer; Bewohner*innen: Friedrich Bracht, Heizer der Etiketten-Fabrik (Gebr. Klingenberg).
1891 (Adressbuch) Eigentümer: Gebr. Klingenberg, Lithographische Anstalt; Bewohner*innen: Friedrich Bracht, Heizer a. D.
1894 (Adressbuch) Eigentümer: Gebr. Klingenberg, Chromolitographische Kunstanstalt und Etiquettenfabrik; Fr. Unverzagt, Portier und Kutscher.
1897 (Adressbuch) Eigentümer: Gebr. Klingenberg, Etikettenfabrik.
1901 (Adressbuch) Gebr. Klingenberg, Fabrikgebäude.
1904 (Adressbuch) Gebr. Klingenberg, Fabrikgebäude.
ab 1909 (Adressbuch) Leopoldstraße 3 nicht mehr aufgeführt.
Literatur
Ernst Weißbrodt, Die Meyersche Buchhandlung in Detmold und Lemgo und ihre Vorläufer, Detmold 1914.
Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, hier S. 206.
Georg Wegemann, Das Alter der Detmolder Wohnhäuser, Typoskript, Detmold 1957 (häufig mit ungenauen oder falschen Datierungen).
Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 416.
Quellen
LAV NRW OWL, D 72 Kittel Ingeborg: Häuserbuch.
LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4365: Anbau einer neuen Häuserreihe vor dem Hornschen Tor in Detmold an der durch die Gärten und den Johannettentaler Kuhkamp zu verlegenden Meinberger Chaussee; Versetzung des Dohmeierschen Hauses; Ausweisung von Bauplätzen von der Kälberwiese zur Leopoldstraße und vom Kuhkamp - Bd. 1, 1826–1834, fol. 173 f.
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 2218: Darlehen der Landkasse (u.a. Buchhändler Helwing zu Detmold), Teil 1, 1826–1847.
LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 121: Häuser- und Straßenbau in der Stadt Detmold, einzelne Baumaßnahmen Bd. 4, 1840–1862, fol. 501.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4365.
- ↑ Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 697: Gesetzwidrige Trauungen durch Pastor Holzapfel zu Lemgo (u. a. 1829 Freiherr v. Schellersheim und Frl. v. Ludwigseck), 1829–1852.
- ↑ LAV NRW OWL, D 72 Kittel Ingeborg: Häuserbuch.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 2218.
- ↑ Fürstlich Lippisches Intelligenz-Blatt 1835, S. 389–390.
- ↑ Fürstlich Lippisches Intelligenz-Blatt 1842, S. 426.
- ↑ Ernst Weißbrodt, Die Meyersche Buchhandlung in Detmold und Lemgo und ihre Vorläufer, Detmold 1914, S. 51 f.
- ↑ Ernst Weißbrodt, Die Meyersche Buchhandlung in Detmold und Lemgo und ihre Vorläufer, Detmold 1914, S. 54.
- ↑ E. Weißbrodt, Die Meyersche Buchhandlung in Detmold und Lemgo und ihre Vorläufer, Detmold 1914, S. 57.
- ↑ Ernst Weißbrodt, Die Meyersche Buchhandlung in Detmold und Lemgo und ihre Vorläufer, Detmold 1914, S. 57.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 121: Häuser- und Straßenbau in der Stadt Detmold, einzelne Baumaßnahmen Bd. 4, 1840–1862, fol. 501.
- ↑ Ernst Weißbrodt, Die Meyersche Buchhandlung in Detmold und Lemgo und ihre Vorläufer, Detmold 1914, S. 43.
- ↑ Ernst Weißbrodt, Die Meyersche Buchhandlung in Detmold und Lemgo und ihre Vorläufer, Detmold 1914, S. 51.