Karlstraße 20 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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==Geschichte==
==Geschichte==


1842 kaufte der Magistrat für 236 Taler den im ehemaligen Stadtbefestigungsgraben gelegenen Garten von Mathilde Lorentz für den Bau eines Spritzenhauses in der Verlängerung der Meierstraße. Diese wurde 1845 nach Osten geöffnet, verlängert und mit der Straße Im Kampe (jetzt [[Friedrichstraße (Detmold|Friedrichstraße]]) verbunden.  
1842 kaufte der Magistrat für 236 Taler den im ehemaligen Stadtbefestigungsgraben gelegenen Garten von Mathilde Lorentz für den Bau eines Spritzenhauses in der Verlängerung der Meierstraße. Diese wurde 1845 nach Osten geöffnet, verlängert und mit der Straße Im Kampe (jetzt [[Friedrichstraße (Detmold)|Friedrichstraße]]) verbunden.  


Das Spritzenhaus sollte vier Feuerspritzen und fünf große Böcke zum Aufhängen der Feuereimer sowie die 45 Fuß langen Feuerleitern aufnehmen. Der Bauplatz schloss sich mit einer Traufgasse an die kurz zuvor in der Karlstraße (im vorherigen Barkhausen’schen Garten) erbaute Scheune des Bäckers Ernst H. Meyer an. Nach Westen und Süden bestimmte der Straßenverlauf die Fluchtlinien. Der Grundriss war durch die örtliche Situation daher schiefwinklig.  
Das Spritzenhaus sollte vier Feuerspritzen und fünf große Böcke zum Aufhängen der Feuereimer sowie die 45 Fuß langen Feuerleitern aufnehmen. Der Bauplatz schloss sich mit einer Traufgasse an die kurz zuvor in der Karlstraße (im vorherigen Barkhausen’schen Garten) erbaute Scheune des Bäckers Ernst H. Meyer an. Nach Westen und Süden bestimmte der Straßenverlauf die Fluchtlinien. Der Grundriss war durch die örtliche Situation daher schiefwinklig.  
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Die regelmäßigen, symmetrischen Fassaden entsprachen den Vorlieben des schlichten Spätklassizismus, Die beiden Toröffnungen waren mit Stichbögen überwölbt und mit Schlusssteinen betont. Darüber saß in der Mittelachse je ein Rechteckfenster. Zur Karlstraße hatte Brune im Erdgeschoss ein Fenster zwischen den beiden Türen platziert, im Obergeschoss sind je drei Fenster an den Längsseiten vorhanden. Im Innern war die Treppe in das Obergeschoss durch eine Fachwerkwand vom Spritzenraum abgetrennt. Die Balkenlage wurde durch einen mittigen Unterzug auf drei Holzständern unterstützt.
Die regelmäßigen, symmetrischen Fassaden entsprachen den Vorlieben des schlichten Spätklassizismus, Die beiden Toröffnungen waren mit Stichbögen überwölbt und mit Schlusssteinen betont. Darüber saß in der Mittelachse je ein Rechteckfenster. Zur Karlstraße hatte Brune im Erdgeschoss ein Fenster zwischen den beiden Türen platziert, im Obergeschoss sind je drei Fenster an den Längsseiten vorhanden. Im Innern war die Treppe in das Obergeschoss durch eine Fachwerkwand vom Spritzenraum abgetrennt. Die Balkenlage wurde durch einen mittigen Unterzug auf drei Holzständern unterstützt.
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Aktuelle Version vom 24. November 2024, 12:04 Uhr

Karlstraße 20 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeKarlstraße (Detmold)
Hausnummer20
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeDetmold
HausnummerA 140

1843–1845 als Spritzenhaus an der Ecke zur verlängerten Meierstraße erbaut. Ehem. Hausnr. A 40, dann zunächst bis 1909 Karlstraße 16.

Geschichte

1842 kaufte der Magistrat für 236 Taler den im ehemaligen Stadtbefestigungsgraben gelegenen Garten von Mathilde Lorentz für den Bau eines Spritzenhauses in der Verlängerung der Meierstraße. Diese wurde 1845 nach Osten geöffnet, verlängert und mit der Straße Im Kampe (jetzt Friedrichstraße) verbunden.

Das Spritzenhaus sollte vier Feuerspritzen und fünf große Böcke zum Aufhängen der Feuereimer sowie die 45 Fuß langen Feuerleitern aufnehmen. Der Bauplatz schloss sich mit einer Traufgasse an die kurz zuvor in der Karlstraße (im vorherigen Barkhausen’schen Garten) erbaute Scheune des Bäckers Ernst H. Meyer an. Nach Westen und Süden bestimmte der Straßenverlauf die Fluchtlinien. Der Grundriss war durch die örtliche Situation daher schiefwinklig. Im August 1842 lieferte Landbaumeister Ferdinand Brune gegen Honorar einen Riss nebst Kostenanschlag in Höhe von 2.101 Talern. Auf Wunsch der Baukommission nach einem 2 ½ Fuß höheren Obergeschoss überarbeitete Brune 1843 den Entwurf und veranschlagte die Kosten nun auf 2.146 Taler. Zimmermeister Gehring aus Hakedahl als "Entrepreneur" erhielt den Zuschlag auf 2.066 Taler. Erst am 25. September 1845, nach zweieinhalb Jahren Bauzeit, konnte die Bauabnahme erfolgen.

Die Spritzenhäuser-Revision von 1890 stellte fest, dass Dach und Dachboden des alten Spritzenhauses an der Karlstraße „vom Wurm“ zerstört waren. Landbaumeister Böhmer empfahl einen Neubau, den er auf 15.000–20.000 Mark veranschlagte. Der Magistrat fand keinen annähernd geeigneten Bauplatz und setzte auf Erweiterung und Umbau des Spritzenhauses an der Karlstraße. Den Entwurf dazu reichte Böhmer noch am 8. Dezember 1891 mit Kostenanschlag über 9.300 Mark ein. Am 22. April begann der Teilabbruch mit dem Abnehmen der Dachdeckung. Vom Mauerwerk wurden vor allem das Obergeschoss und die östliche Seitenmauer abgebrochen. Zu Meierstraße wurde ein drittes Tor eingebaut. Im Unterschied zu seinem Vorgängerbau war das neue Spritzenhaus nur eingeschossig. Das sehr flache Pyramidendach wurde von einem Turmaufsatz aus Fachwerk mit Zierkreuzen überragt. Der Fachwerk-Turm stand von der Meierstraße aus gesehen am hinteren Ende des Hauses. Er war in dieser Ansicht vier Fensterachsen breit, zur Karlstraße hatte er nur eine Achse, die Grundfläche betrug 8 mal 4,25 Meter, die Lüftungsöffnungen waren mit Jalousieläden geschlossen. Ende 1906 wurde der Turm an der Wetterseite mit Holz verschalt.

1923 wurde das Spritzenhaus an der Meierstraße außer Dienst gestellt. Hinter dem Theater war zwischen Theaterplatz und Doktorweg der alte Bauhof in eine städtische Feuerwache umgebaut worden. Das alte Spritzenhaus wurde zunächst an die Handwerkskammer verpachtet, 1924 an die Elektrizitätswerke Wesertal verkauft. Anschließend wurde der Steigerturm abgebrochen und das Gebäude erhielt sein heutiges massives Obergeschoss mit einem Walmdach.

Gebäude

Ansicht von der Meierstraße, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns
Ansicht von der Karlstraße, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns
Ansicht von Südwesten, 2003, Foto: Joachim Kleinmanns

Die regelmäßigen, symmetrischen Fassaden entsprachen den Vorlieben des schlichten Spätklassizismus, Die beiden Toröffnungen waren mit Stichbögen überwölbt und mit Schlusssteinen betont. Darüber saß in der Mittelachse je ein Rechteckfenster. Zur Karlstraße hatte Brune im Erdgeschoss ein Fenster zwischen den beiden Türen platziert, im Obergeschoss sind je drei Fenster an den Längsseiten vorhanden. Im Innern war die Treppe in das Obergeschoss durch eine Fachwerkwand vom Spritzenraum abgetrennt. Die Balkenlage wurde durch einen mittigen Unterzug auf drei Holzständern unterstützt.

Massivbau aus verputztem Bruchsteinmauerwerk, behauene Sandsteine für Radabweiser, Fenster-, Tür- und Torgewände. Das mit rund 40 Grad für Detmolder Verhältnisse flach geneigte Dach erhielt eine Kronendeckung aus Flachziegeln mit innerem Kalkverstrich. Die Dachgrate wurden mit Schiefer eingefasst. Der dunkelgrüne Ölanstrich der Tore, Türen und Fenster kontrastierte außen mit dem hellen Kalkputz.

1891 Umbau, Reduzierung auf das Erdgeschoss und Ergänzung eines dritten Tores, Errichtung eines Schlauchtrockenturms im hinteren Bereich, von 8 mal 4,25 m Grundfläche. Nach dem Verkauf 1924 Abbruch des Turms und Erhöhung um ein Geschoss.

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Eigentümer: Fürstliche Regierung (Brandkasse)

1924 Verkauf an Elektrizitätswerke Wesertal

Literatur

Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.

Joachim Kleinmanns, Die Detmolder Feuerwehr und ihre Spritzenhäuser, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 91 (2022), S. 79–101.

Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024.

Quellen

LAV NRW OWL, L 79, Nr. 2691: Bau eines Sprützenhauses in Detmold, 1841–1858 (enthält Pläne).

LAV NRW OWL, L 80.14 Nr. 494: Spritzenhaus in Detmold, 1858–1935.

LAV NRW OWL, L 80.22 Nr. 595: Spritzenhaus Detmold Meierstraße, 1892.

Weblinks

Einzelnachweise


Autor*innen

Joachim Kleinmanns