Paderborner Straße (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen

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Die Paderborner Straße durchzieht den Ort von Nord nach Süd oberhalb des rechten Ufers der Berlebecke.  
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}}Die Paderborner Straße durchzieht den Ort von Nord nach Süd oberhalb des rechten Ufers der Berlebecke.  


==Charakteristik==
==Charakteristik==
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==Geschichte==
==Geschichte==


Erst um 1800, unter der Regentschaft der Fürstin Pauline, entstanden die Paderborner Straße und in deren weiterem Verlauf der Pass über die Gauseköte als mautpflichtige Chaussee (Kunststraße). Zunächst war ab 1789 die Chaussee nach Hiddesen gebaut worden. <ref> LAV NRW OWL: L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8447: Bau der Straße (Chaussee) von Detmold nach Hiddesen, 1789–1796. </ref> Sie folgte von der Oberen Mühle zunächst dem alte Weg Richtung Krummes Haus und wieder hinunter zur zur Grotte (dem späteren Mausoleum) und dem gegenüberliegenden Zollhaus. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Steigung zum Krummen Haus als so lästig empfunden, dass eine direkte Verbindung im Tal von der Oberen Mühle zum Zollhaus angelegt wurde. Entscheidend dafür waren die Bedürfnisse der Straßenbahn, die 1900 in Betrieb ging. Am Zollhaus zweigte die Chaussee nach Hiddesen ab und überquerte die Berlebecke auf einer zunächst hölzernen, später steinernen Brücke ins Friedenstal. <ref> LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 11: Erbauung einer steinernen Brücke unweit der Grotte auf der Hiddeser Chaussee, 1800. </ref> 1945 wurde diese Brücke von deutschen Soldaten auf dem Rückzug gesprengt.
Erst um 1800, unter der Regentschaft der [https://de.wikipedia.org/wiki/Pauline_(Lippe) Fürstin Pauline], entstanden die Trasse der heutigen Paderborner Straße und in deren weiterem Verlauf der Pass über die Gauseköte als mautpflichtige [https://de.wikipedia.org/wiki/Chaussee Chaussee] (Kunststraße). Zunächst war ab 1789 die Chaussee nach [[Hiddesen]] gebaut worden.<ref> LAV NRW OWL: L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8447: Bau der Straße (Chaussee) von Detmold nach Hiddesen, 1789–1796. </ref> Sie folgte von der Oberen Mühle zunächst dem alte Weg Richtung Krummes Haus und wieder hinunter zur zur Grotte (dem späteren fürstlichen Mausoleum) und dem gegenüberliegenden Zollhaus. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Steigung zum [[Krummes Haus 1 (Detmold)|Krummen Haus] als so lästig empfunden, dass eine direkte Verbindung im Tal von der [[Paderborner Straße 31 Detmold)|Oberen Mühle]] zum Zollhaus angelegt wurde. Entscheidend dafür waren in erster Linie die Bedürfnisse der Straßenbahn, die 1900 in Betrieb ging. Am Zollhaus zweigte die Chaussee nach Hiddesen ab und überquerte die Berlebecke auf einer zunächst hölzernen, später steinernen Brücke ins [[Friedenstal (Hiddesen)|Friedenstal]].<ref> LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 11: Erbauung einer steinernen Brücke unweit der Grotte auf der Hiddeser Chaussee, 1800. </ref> 1945 wurde diese Brücke von deutschen Soldaten auf dem Rückzug gesprengt.


1799 wurde bei der Grotte eine abzweigende Kunststraße nach Heiligenkirchen begonnen und von 1801 bis 1806 von dort weiter nach Berlebeck gebaut. <ref> LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 12: Berlebecker Chaussee als Fortsetzung der 1799 und 1800 verfertigten Chaussee unter dem Büchenberg von Detmold nach Heiligenkirchen, Band 1, 1801–1806, Bd. 2 1806–1808. </ref> Am Abzweig bei der Grotte errichtete die Regierung 1803 das "Zollhaus", d. h. ein Haus für den Chausseegeld-Einnehmer, der hier sowohl das Entgelt (Wegezoll) für die Benutzung der Chaussee nach Hiddesen wie nach Heiligenkirchen einnahm. <ref> LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 13: Erbauung eines neuen Chaussee-Hauses neben der Grotte vor Detmold, 1803. </ref> Hatte bis 1800 der Wagenverkehr von Detmold nach Heiligenkirchen und weiter Richtung Paderborn über den Königsberg geführt (Alter Postweg), so wurde nun die neue Kunststraße die Hauptverkehrsader. Der Verkehr wuchs erheblich und damit die Einnahmen (von rund 210 Talern 1800 auf fast 18.500 Taler 26 Jahre später. <ref> LAV NRW OWL: L 92 A / Lippische Rentkammer – Allgemeine Kammersachen, Nr. 3102: Zollerhebung bei der Grotte vor Detmold, (1780) 1810, 1822–1842; L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8382: Wegegelderhebung an der Grotte vor Detmold, 1835–1897. </ref> Der mühevolle Weg über den Königsberg gehörte für die meisten Fuhrwerke der Vergangenheit an, blieb aber der kürzeste Fußweg in die Stadt.
1799 wurde bei der Grotte eine abzweigende Kunststraße nach Heiligenkirchen begonnen und von 1801 bis 1806 von dort weiter nach [[Berlebeck]] gebaut.<ref> LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 12: Berlebecker Chaussee als Fortsetzung der 1799 und 1800 verfertigten Chaussee unter dem Büchenberg von Detmold nach Heiligenkirchen, Band 1, 1801–1806, Bd. 2 1806–1808. </ref> Am Abzweig bei der Grotte errichtete die Regierung 1803 das "Zollhaus", d. h. ein Haus für den Chausseegeld-Einnehmer, der hier sowohl das Entgelt (Wegezoll) für die Benutzung der Chaussee nach Hiddesen wie nach Heiligenkirchen einnahm.<ref> LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 13: Erbauung eines neuen Chaussee-Hauses neben der Grotte vor Detmold, 1803. </ref> Hatte bis 1800 der Wagenverkehr von Detmold nach Heiligenkirchen und weiter Richtung Paderborn auf dem [[Alter Postweg (Detmold)|Alten Postweg]] über den Königsberg geführt, so wurde nun die neue Kunststraße die Hauptverkehrsader. Der Verkehr wuchs erheblich und damit die Einnahmen (von rund 210 Talern 1800 auf fast 18.500 Taler 26 Jahre später.<ref> LAV NRW OWL: L 92 A / Lippische Rentkammer – Allgemeine Kammersachen, Nr. 3102: Zollerhebung bei der Grotte vor Detmold, (1780) 1810, 1822–1842.</ref><ref>LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8382: Wegegelderhebung an der Grotte vor Detmold, 1835–1897. </ref> Der mühevolle Weg über den Königsberg gehörte für die meisten Fuhrwerke der Vergangenheit an, blieb aber der kürzeste Fußweg in die Stadt.


Zwischen dem Zollhaus und dem Blauen Steg stand nach 500 Rheinländischen Ruten (1.883 m), gemessen vom Detmolder Marktplatz, der erste ¼-Meilenstein. <ref> Verzeichnis der Wegelängen auf den Landes- und Gemeinde-Chausseen im Lippischen Regierungs- und Anzeigeblatt, 1866, S. 472. </ref> Nach weiteren 332 m folgte rechts der Blaue Steg und 480 m später links der Durchlass in Dammeiers Grund (heute überbaut) und 9 m weiter rechts der Weg zum Hof Wantrup (heute [[Am Rautenberg (Heiligenkirchen)]]. Bis zum ersten Haus in Heiligenkirchen, Haus Grote, [[Paderborner Straße 49/51 (Heiligenkirchen)]], waren es 315 m, von dort bis zum Beginn des Hofs Watermeier 109 m und weitere 98 m bis zum Abzweig links auf den Königsberg (Fußweg Königstraße) und der Brücke rechts über die Berlebecke. 150 m hinter der Brücke erreichte man den Halbmeilenstein (3,766 km vom Detmolder Marktplatz), unmittelbar vor der Kreuzung mit dem Weg nach Hornoldendorf (links) und dem Schling (rechts). Der Abzweig links zur Mühle, [[Alter Mühlenweg (Heiligenkirchen)]] folgte dann nach 439 m.  
Zwischen dem Zollhaus und dem Blauen Steg stand nach 500 Rheinländischen Ruten (1.883 m), gemessen vom Detmolder Marktplatz, der erste ¼-Meilenstein.<ref> Verzeichnis der Wegelängen auf den Landes- und Gemeinde-Chausseen im Lippischen Regierungs- und Anzeigeblatt, 1866, S. 472. </ref> Nach weiteren 332 m folgte rechts der Blaue Steg und 480 m später links der Durchlass in Dammeiers Grund (heute überbaut) und 9 m weiter rechts der Weg zum [[Am Rautenberg 15 (Heiligenkirchen)|Hof Wantrup]]. Bis zum ersten Haus in Heiligenkirchen, [[Paderborner Straße 49 (Heiligenkirchen)|Haus Grote]], waren es 315 m, von dort bis zum Beginn des [[Königstraße 2 (Heiligenkirchen)|Hofs Watermeier]] 109 m und weitere 98 m bis zum Abzweig links auf den Königsberg (Fußweg Königstraße) und der Brücke rechts über die Berlebecke. 150 m hinter der Brücke erreichte man den Halbmeilenstein (3,766 km vom Detmolder Marktplatz), unmittelbar vor der Kreuzung mit dem Weg nach Hornoldendorf (links) und dem Schling (rechts). Der Abzweig links zur [[Alter Mühlenweg 12 (Heiligenkirchen)| Mühle]] folgte dann nach 439 m.  


Schon 1909 gab es Beschwerden von den Anwohnern der Chaussee Detmold – Berlebeck wegen des schnellen Fahrens der Automobile. Wegen der Gefahr des übermäßigen Staubaufwirbelns erfolgte eine Eingabe bei der Regierung. <ref> Archiv Heimatverein Heiligenkirchen, Gemeinderatsprotokolle. </ref>
Schon 1909 gab es Beschwerden von den Anwohnern der Chaussee Detmold – Berlebeck wegen des schnellen Fahrens der Automobile. Wegen der Gefahr des übermäßigen Staubaufwirbelns erfolgte eine Eingabe bei der Regierung.<ref> Archiv Heimatverein Heiligenkirchen, Gemeinderatsprotokolle. </ref>
 
1961–1965 wurde nach Planungen des Landesstraßenbauamts die Paderborner Straße (L 937) vom Blauen Steg bis zur Kreuzung an der Denkmalstraße verbreitert. Von dort wurde die [[Externsteinestraße (Heiligenkirchen)|Externsteinestraße]] neu gebaut. Dazu wurden die Brücke und die 1852 erbaute [[Externsteinestraße (Heiligenkirchen)|Mühle Wendiggensen]] abgebrochen und das Bett der Berlebecke nach Norden umgelegt. Bei der Straßenverbreiterung wurde 1961 auch das Haus des Ziegelmeisters Heinrich Klöpping, [[Paderborner Straße 25 (Heiligenkirchen)|Paderborner Straße 25]], gegenüber dem Hotel Friedrichshöhe abgerissen. Der Verkehr nahm so sehr zu, dass 1969 die erste Fußgängerampel beim [[Paderborner Straße 87 (Heiligenkirchen)|Hotel Achilles]] aufgestellt wurde.


1961–1965 wurde nach Planungen des Landesstraßenbauamts die Paderborner Straße (L 937) vom Blauen Steg bis zur Kreuzung an der Denkmalstraße verbreitert. Von dort wurde die [[Externsteinestraße (Heiligenkirchen)]] neu gebaut. Dazu wurden die Brücke und die 1852 erbaute Mühle Wendiggensen abgebrochen und das Bett der Berlebecke nach Norden umgelegt. Bei der Straßenverbreiterung wurde 1961 auch das Haus des Ziegelmeisters Heinrich Klöpping, [[Paderborner Straße 25 (Heiligenkirchen)]], gegenüber dem Hotel Friedrichshöhe abgerissen. Der Verkehr nahm so sehr zu, dass 1969 die erste Fußgängerampel beim Hotel Achilles, [[Paderborner Straße 87 (Heiligenkirchen)]] aufgestellt wurde.
===Straßenbahn===
===Straßenbahn===


1886 hatte der Gastwirt Kanne in Berlebeck eine private Post- und Personenbeförderung zwischen Detmold und Berlebeck eingerichtet. <ref> L 77 A Nr. 8382: Erhebung des Chausseegeldes bei der Grotte, 1835–1897, fol. 178, 191. </ref> Sie fuhr von Detmold um 8.40 und 15.40 Uhr, von Berlebeck 7 und 13.35 Uhr. 1897 erhielten der Ingenieur Ferdinand Wessel und der Stadtbaumeister Schubert die Konzession für den Bau einer Straßenbahn. <ref> Werner Menninghaus, Straßenbahnen in Lippe-Detmold und im Paderborner Land, Lübbecke 1987. </ref> <ref> Evert Heusinkvelt u. Ludger Kenning, Die PESAG. Straßenbahnen zwischen Paderborn, Detmold und Blomberg, Nordhorn 2012. </ref> 1898 wurde die Kommanditgesellschaft "Lippische Elektrizitätswerke" gegründet und 1900 in eine AG (LEAG) umgewandelt. Eine Straßenbahnlinie verlief von Detmold nach Berlebeck auf der Paderborner Straße durch Heiligenkirchen. Beim Abzweig nach Hiddesen wurde die "Centrale", ein Wagendepot errichtet, welches später erweitert wurde und heute noch vorhanden ist.
1886 hatte der Gastwirt Kanne in Berlebeck eine private Post- und Personenbeförderung zwischen Detmold und Berlebeck eingerichtet.<ref> L 77 A Nr. 8382: Erhebung des Chausseegeldes bei der Grotte, 1835–1897, fol. 178, 191. </ref> Sie fuhr von Detmold um 8.40 und 15.40 Uhr, von Berlebeck 7 und 13.35 Uhr. 1897 erhielten der Ingenieur Ferdinand Wessel und der Stadtbaumeister Schubert die Konzession für den Bau einer Straßenbahn.<ref> Werner Menninghaus, Straßenbahnen in Lippe-Detmold und im Paderborner Land, Lübbecke 1987. </ref><ref> Evert Heusinkvelt u. Ludger Kenning, Die PESAG. Straßenbahnen zwischen Paderborn, Detmold und Blomberg, Nordhorn 2012. </ref> 1898 wurde die Kommanditgesellschaft "Lippische Elektrizitätswerke" gegründet und 1900 in eine AG (LEAG) umgewandelt. Eine Straßenbahnlinie verlief von Detmold nach Berlebeck auf der Paderborner Straße durch Heiligenkirchen. Beim Abzweig nach Hiddesen wurde die "Centrale", ein Wagendepot errichtet, welches später erweitert wurde und heute noch vorhanden ist.


[[Datei:DT-Hk_Zentrale_ME-PK-6-199.jpg|thumb|Straßenbahnzentrale an der Paderborner Straße gegenüber dem Abzweig nach Hiddesen, LLB: ME-PK-6-199 und 200).  
[[Datei:DT-Hk_Zentrale_ME-PK-6-199.jpg|thumb|Straßenbahnzentrale an der Paderborner Straße gegenüber dem Abzweig nach Hiddesen, LLB: ME-PK-6-199 und 200).  


Die feierliche Eröffnung des Straßenbahnbetriebs war am 1. März 1900, zunächst jedoch nur vom Reichspostgebäude an der Bismarckstraße bis nach Hiddesen und Berlebeck. Wenige Wochen später, am 8. April, konnte dann auch das Teilstück bis zum Detmolder Bahnhof in Betrieb. Die Fahrtzeit betrug vom Detmolder Bahnhof bis Heiligenkirchen-Mitte 17 Minuten, was etwa der Fahrtzeit der heutigen Stadtbuslinie 701 entspricht (15 Minuten). Nachdem die PESAG schon während des Ersten Weltkriegs alle Aktien der LEAG erworben hatte, übernahm sie 1922 das Unternehmen offiziell und baute das Schienennetz bis 1928 kräftig auf fünf Linien aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Straßenbahnbetrieb eingestellt. Um 1950 wurde der hohe Schornstein bei der Zentrale gesprengt. Ab 15. August 1954 betrieb die Deutsche Bundespost die Strecke nach Heiligenkirchen und Berlebeck mit Postbussen. Seit 29. Mai 1994 ist Heiligenkirchen durch die Stadtbus-Linie 701 über die Paderborner Straße an das Detmolder Stadtzentrum angebunden.  
Die feierliche Eröffnung des Straßenbahnbetriebs war am 1. März 1900, zunächst jedoch nur vom [[Paulinenstraße 52 (Detmold)|Reichspostgebäude]] an der [[Bismarckstraße (Detmold)|Bismarckstraße]] bis nach [[Hiddesen]] und [[Berlebeck]]. Wenige Wochen später, am 8. April, konnte dann auch das Teilstück bis zum [[Bahnhof (Detmold)|Detmolder Bahnhof]] in Betrieb genommen werden. Die Fahrtzeit betrug vom Detmolder Bahnhof bis Heiligenkirchen-Mitte 17 Minuten, was etwa der Fahrtzeit der heutigen Stadtbuslinie 701 entspricht (15 Minuten). Nachdem die PESAG schon während des Ersten Weltkriegs alle Aktien der LEAG erworben hatte, übernahm sie 1922 das Unternehmen offiziell und baute das Schienennetz bis 1928 kräftig auf fünf Linien aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Straßenbahnbetrieb eingestellt. Um 1950 wurde der hohe Schornstein bei der Zentrale gesprengt. Ab 15. August 1954 betrieb die Deutsche Bundespost die Strecke nach Heiligenkirchen und Berlebeck mit Postbussen. Seit 29. Mai 1994 ist Heiligenkirchen durch die Stadtbus-Linie 701 über die Paderborner Straße an das Detmolder Stadtzentrum angebunden.


==Hausstätten==
==Hausstätten==
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==Literatur==
==Literatur==


Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 276-279.
Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 276–279.


==Quellen==
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==Weblinks==
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== Einzelnachweise ==
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== Einzelnachweise ==


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Aktuelle Version vom 22. Mai 2024, 15:12 Uhr

Paderborner Straße (Heiligenkirchen)
OrtsteilHeiligenkirchen
Karte

Die Paderborner Straße durchzieht den Ort von Nord nach Süd oberhalb des rechten Ufers der Berlebecke.

Charakteristik

Paderborner Straße mit Straßenbahnschienen, Blick vom Hotel Eubell nach Norden, rechts Hof Watermeier, nach 1900, LLB: ME-PK-24-66
Paderborner Straße, Blick nach Norden, links Hotel Eubell, rechts Paderborner Straße 50, vor 1910, LLB: ME-PK-24-66

Name

Vor der Kommunalreform (1970) hieß sie Detmolder Straße, in den Ratsprotokollen und von den Einwohnern auch Hauptstraße genannt.

Geschichte

Erst um 1800, unter der Regentschaft der Fürstin Pauline, entstanden die Trasse der heutigen Paderborner Straße und in deren weiterem Verlauf der Pass über die Gauseköte als mautpflichtige Chaussee (Kunststraße). Zunächst war ab 1789 die Chaussee nach Hiddesen gebaut worden.[1] Sie folgte von der Oberen Mühle zunächst dem alte Weg Richtung Krummes Haus und wieder hinunter zur zur Grotte (dem späteren fürstlichen Mausoleum) und dem gegenüberliegenden Zollhaus. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Steigung zum [[Krummes Haus 1 (Detmold)|Krummen Haus] als so lästig empfunden, dass eine direkte Verbindung im Tal von der Oberen Mühle zum Zollhaus angelegt wurde. Entscheidend dafür waren in erster Linie die Bedürfnisse der Straßenbahn, die 1900 in Betrieb ging. Am Zollhaus zweigte die Chaussee nach Hiddesen ab und überquerte die Berlebecke auf einer zunächst hölzernen, später steinernen Brücke ins Friedenstal.[2] 1945 wurde diese Brücke von deutschen Soldaten auf dem Rückzug gesprengt.

1799 wurde bei der Grotte eine abzweigende Kunststraße nach Heiligenkirchen begonnen und von 1801 bis 1806 von dort weiter nach Berlebeck gebaut.[3] Am Abzweig bei der Grotte errichtete die Regierung 1803 das "Zollhaus", d. h. ein Haus für den Chausseegeld-Einnehmer, der hier sowohl das Entgelt (Wegezoll) für die Benutzung der Chaussee nach Hiddesen wie nach Heiligenkirchen einnahm.[4] Hatte bis 1800 der Wagenverkehr von Detmold nach Heiligenkirchen und weiter Richtung Paderborn auf dem Alten Postweg über den Königsberg geführt, so wurde nun die neue Kunststraße die Hauptverkehrsader. Der Verkehr wuchs erheblich und damit die Einnahmen (von rund 210 Talern 1800 auf fast 18.500 Taler 26 Jahre später.[5][6] Der mühevolle Weg über den Königsberg gehörte für die meisten Fuhrwerke der Vergangenheit an, blieb aber der kürzeste Fußweg in die Stadt.

Zwischen dem Zollhaus und dem Blauen Steg stand nach 500 Rheinländischen Ruten (1.883 m), gemessen vom Detmolder Marktplatz, der erste ¼-Meilenstein.[7] Nach weiteren 332 m folgte rechts der Blaue Steg und 480 m später links der Durchlass in Dammeiers Grund (heute überbaut) und 9 m weiter rechts der Weg zum Hof Wantrup. Bis zum ersten Haus in Heiligenkirchen, Haus Grote, waren es 315 m, von dort bis zum Beginn des Hofs Watermeier 109 m und weitere 98 m bis zum Abzweig links auf den Königsberg (Fußweg Königstraße) und der Brücke rechts über die Berlebecke. 150 m hinter der Brücke erreichte man den Halbmeilenstein (3,766 km vom Detmolder Marktplatz), unmittelbar vor der Kreuzung mit dem Weg nach Hornoldendorf (links) und dem Schling (rechts). Der Abzweig links zur Mühle folgte dann nach 439 m.

Schon 1909 gab es Beschwerden von den Anwohnern der Chaussee Detmold – Berlebeck wegen des schnellen Fahrens der Automobile. Wegen der Gefahr des übermäßigen Staubaufwirbelns erfolgte eine Eingabe bei der Regierung.[8]

1961–1965 wurde nach Planungen des Landesstraßenbauamts die Paderborner Straße (L 937) vom Blauen Steg bis zur Kreuzung an der Denkmalstraße verbreitert. Von dort wurde die Externsteinestraße neu gebaut. Dazu wurden die Brücke und die 1852 erbaute Mühle Wendiggensen abgebrochen und das Bett der Berlebecke nach Norden umgelegt. Bei der Straßenverbreiterung wurde 1961 auch das Haus des Ziegelmeisters Heinrich Klöpping, Paderborner Straße 25, gegenüber dem Hotel Friedrichshöhe abgerissen. Der Verkehr nahm so sehr zu, dass 1969 die erste Fußgängerampel beim Hotel Achilles aufgestellt wurde.

Straßenbahn

1886 hatte der Gastwirt Kanne in Berlebeck eine private Post- und Personenbeförderung zwischen Detmold und Berlebeck eingerichtet.[9] Sie fuhr von Detmold um 8.40 und 15.40 Uhr, von Berlebeck 7 und 13.35 Uhr. 1897 erhielten der Ingenieur Ferdinand Wessel und der Stadtbaumeister Schubert die Konzession für den Bau einer Straßenbahn.[10][11] 1898 wurde die Kommanditgesellschaft "Lippische Elektrizitätswerke" gegründet und 1900 in eine AG (LEAG) umgewandelt. Eine Straßenbahnlinie verlief von Detmold nach Berlebeck auf der Paderborner Straße durch Heiligenkirchen. Beim Abzweig nach Hiddesen wurde die "Centrale", ein Wagendepot errichtet, welches später erweitert wurde und heute noch vorhanden ist.

[[Datei:DT-Hk_Zentrale_ME-PK-6-199.jpg|thumb|Straßenbahnzentrale an der Paderborner Straße gegenüber dem Abzweig nach Hiddesen, LLB: ME-PK-6-199 und 200).

Die feierliche Eröffnung des Straßenbahnbetriebs war am 1. März 1900, zunächst jedoch nur vom Reichspostgebäude an der Bismarckstraße bis nach Hiddesen und Berlebeck. Wenige Wochen später, am 8. April, konnte dann auch das Teilstück bis zum Detmolder Bahnhof in Betrieb genommen werden. Die Fahrtzeit betrug vom Detmolder Bahnhof bis Heiligenkirchen-Mitte 17 Minuten, was etwa der Fahrtzeit der heutigen Stadtbuslinie 701 entspricht (15 Minuten). Nachdem die PESAG schon während des Ersten Weltkriegs alle Aktien der LEAG erworben hatte, übernahm sie 1922 das Unternehmen offiziell und baute das Schienennetz bis 1928 kräftig auf fünf Linien aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Straßenbahnbetrieb eingestellt. Um 1950 wurde der hohe Schornstein bei der Zentrale gesprengt. Ab 15. August 1954 betrieb die Deutsche Bundespost die Strecke nach Heiligenkirchen und Berlebeck mit Postbussen. Seit 29. Mai 1994 ist Heiligenkirchen durch die Stadtbus-Linie 701 über die Paderborner Straße an das Detmolder Stadtzentrum angebunden.

Hausstätten

Literatur

Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 276–279.

Quellen

LAV NRW OWL: L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8447: Bau der Straße (Chaussee) von Detmold nach Hiddesen, 1789–1796.

LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 11: Erbauung einer steinernen Brücke unweit der Grotte auf der Hiddeser Chaussee, 1800.

LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 12: Berlebecker Chaussee als Fortsetzung der 1799 und 1800 verfertigten Chaussee unter dem Büchenberg von Detmold nach Heiligenkirchen, Band 1, 1801–1806, Bd. 2 1806–1808.

LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 13: Erbauung eines neuen Chaussee-Hauses neben der Grotte vor Detmold, 1803.

LAV NRW OWL: L 92 A / Lippische Rentkammer – Allgemeine Kammersachen, Nr. 3102: Zollerhebung bei der Grotte vor Detmold, (1780) 1810, 1822–1842.

LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8382: Wegegelderhebung an der Grotte vor Detmold, 1835–1897.

LAV NRW OWL, L 109, Nr. 725: Errichtung einer Wagenhalle in Heiligenkirchen durch die Lippische Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, 1913.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1194: Karte zum Bau der elektrischen Bahn Detmold – Berlebeck, Blatt 15: Nivellementsplan der Variante von km 4+570 bis 6+300, Bereich Heiligenkirchen–Berlebeck, kolorierte Handzeichnung, 51 x 71 Zentimeter, bearbeitet von Schubert und F. A. Wessel, 1:2.000, 1:200, 1896.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1197: Karte zum Bau der elektrischen Bahn Detmold – Berlebeck – Hiddesen, Blatt 18: Erbreiterung der alten Brücke beim Zollhaus, Stat. 26+60 und in Heiligenkirchen Stat. 40+26, kolorierte Handzeichnung, 51 x 71 Zentimeter, bearbeitet von Schubert und F. A. Wessel, 1:100, 1896.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1254: Karte zum Bau der Straßenbahn Heiligenkirchen – Externsteine – Horn-Bad Meinberg, Bl. 1: Lagepläne für die Bereiche Heiligenkirchen, Hornoldendorf, Fromhausen auf Grundlage eines Auszugs aus der Gemarkungskarte. Vervielfältigung mit handgezeichneten Eintragungen, 50 x 70 Zentimeter, 1:1.000, 1:2.000, 1910.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1262 und 1263: Karte zum Bau der Straßenbahn Heiligenkirchen – Externsteine – Horn-Bad Meinberg, Bl. 7: Profile P.1 bis P.6, Lichtpausen mit handgezeichneten Eintragungen, 56 x 80 Zentimeter, 1:50, 1910.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1264: Karte zum Bau der Straßenbahn Heiligenkirchen – Externsteine – Horn-Bad Meinberg, Bl. 8: Profile P.7 bis P.10, Lichtpausen mit handgezeichneten Eintragungen, 56 x 80 Zentimeter, 1:50, 1910.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1265: Karte zum Bau der Straßenbahn Heiligenkirchen – Externsteine – Horn-Bad Meinberg, Bl. 9: Profile P.11 bis P.15, Lichtpausen mit handgezeichneten Eintragungen, 56 x 77 Zentimeter, 1:50, 1910.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1266: Karte zum Bau der Straßenbahn Heiligenkirchen – Externsteine – Horn-Bad Meinberg, Bl. 10: Profile P.16 bis P.23, Lichtpausen mit handgezeichneten Eintragungen, 56 x 79 Zentimeter, 1:50, 1910.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1267: Karte zum Bau der Straßenbahn Heiligenkirchen – Externsteine – Horn-Bad Meinberg, Bl. 11: Profile P.24 bis P.29, Lichtpausen mit handgezeichneten Eintragungen, 56 x 80 Zentimeter, 1:50, 1910.

LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 1268: Karte zum Bau der Straßenbahn Heiligenkirchen – Externsteine – Horn-Bad Meinberg, Bl. 12: Profile P.30 bis P.35, Lichtpausen mit handgezeichneten Eintragungen, 56 x 80 Zentimeter, 1:50, 1910.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL: L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8447: Bau der Straße (Chaussee) von Detmold nach Hiddesen, 1789–1796.
  2. LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 11: Erbauung einer steinernen Brücke unweit der Grotte auf der Hiddeser Chaussee, 1800.
  3. LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 12: Berlebecker Chaussee als Fortsetzung der 1799 und 1800 verfertigten Chaussee unter dem Büchenberg von Detmold nach Heiligenkirchen, Band 1, 1801–1806, Bd. 2 1806–1808.
  4. LAV NRW OWL: L 92 S / Lippische Rentkammer – Verkehrswege- und Wasserbau, Tit. IV Nr. 13: Erbauung eines neuen Chaussee-Hauses neben der Grotte vor Detmold, 1803.
  5. LAV NRW OWL: L 92 A / Lippische Rentkammer – Allgemeine Kammersachen, Nr. 3102: Zollerhebung bei der Grotte vor Detmold, (1780) 1810, 1822–1842.
  6. LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) – Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 8382: Wegegelderhebung an der Grotte vor Detmold, 1835–1897.
  7. Verzeichnis der Wegelängen auf den Landes- und Gemeinde-Chausseen im Lippischen Regierungs- und Anzeigeblatt, 1866, S. 472.
  8. Archiv Heimatverein Heiligenkirchen, Gemeinderatsprotokolle.
  9. L 77 A Nr. 8382: Erhebung des Chausseegeldes bei der Grotte, 1835–1897, fol. 178, 191.
  10. Werner Menninghaus, Straßenbahnen in Lippe-Detmold und im Paderborner Land, Lübbecke 1987.
  11. Evert Heusinkvelt u. Ludger Kenning, Die PESAG. Straßenbahnen zwischen Paderborn, Detmold und Blomberg, Nordhorn 2012.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns