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}}Führt von der [[Woldemarstraße (Detmold)|Woldemarstraße]] zur verlängerten [[Meierstraße (Detmold)|Meierstraße]], parallel zur Werre. | |||
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[[Datei:DT-Friedrichstr_StADT-BA-4824.jpg|thumb|Friedrichstraße, Blick von Süden, links Haus-Nr. 3 und 1, rechts Nr. 2 bis 22, kurz vor 1969, Foto: StA DT, BA 4824]] | |||
[[Datei:DT-Friedrichstr5-13_BA_DT-9-29.png|thumb|Friedrichstraße, Blick von Süden, links Haus-Nr. 13 bis 1, rechts Nr. 22, um 1912, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB, BA DT-9-29]] | |||
[[Datei:DT-Friedrichstr_BA_DT-7-04.png|thumb|Blick von Süden auf die Westseite der Häuser Friedrichstraße 2–14 und den Garten sowie die Rückseite des Präsidentenhauses, Lange Straße 73, um 1912, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB, BA DT-7-4]] | |||
[[Datei:DT-Friedrichstr2-18_StADT-BA-20314.JPG|thumb|Friedrichstraße, Blick von Süden, rechts die Häuser Nr. 18 bis 2, links im Hintergrund Haus Grote, Lange Straße 75, kurz vor 1969, StA DT, BA 20314]] | |||
[[Datei:DT-Friedrichstr2-22_StADT-BA-20867.JPG|thumb|Friedrichstraße, Blick von Nordosten auf die Rückseite, Nr. 2 bis 22, kurz vor 1969, Foto: Karl Schütze, StA DT, BA 20867]] | |||
Zwei Reihenhauszeilen, traufständig, zweigeschossig. Die östliche Häuserzeile im Zuge der Stadtsanierung mit Abbruch der [[Lange Straße 73 (Detmold)|Fürst-Leopold-Akademie]] 1977 wegen Neubau des Karstadt-Warenhauses (Entwurf: Friedrich Spengelin, 1978/79) abgerissen (gerade Hausnummern). | |||
Von der westlichen Zeile, die aus drei Doppelhäusern mit schmalen dazwischenliegenden Durchgängen und zwei Einzelhäusern besteht, ist der nördliche Kopfbau, [[Friedrichstraße 1 (Detmold)|Friedrichstraße 1]], ebenfalls für den Karstadt-Kaufhausbau abgerissen worden. | |||
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1845 nach Prinz Friedrich zur Lippe (* 18.10.1827, † 21.8.1854), Bruder des Fürsten Leopold II., weil dieser damals als erstes Mitglied des Hofes mit fürstlichem Wagen diese Straße benutzt haben soll.<ref>Adressbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1871.</ref> Das Adressbuch von 1914 bemerkt ausführlicher: "sie erhielt ihren Namen vom Prinzen Friedrich zur Lippe, Bruder Leopolds II., der einmal aus besonderen Ursachen nicht vor dem Schloßhof vorüberfahren wollte und deshalb seinen Weg zwischen der Häuserreihe der heutigen Friedrichstraße und den gegenüberliegenden Ställen wählte, um nach Lemgo zu gelangen. 1848 baten die Anwohner, ihre Straße nach dem Prinzen Friedrich zu benennen, 'welcher zum ersten Mal mit Fürstlichem Wagen hindurchgefahren sei'".<ref>Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1914, S. 29.</ref> | 1845 nach Prinz Friedrich zur Lippe (* 18.10.1827, † 21.8.1854), Bruder des Fürsten Leopold II., weil dieser damals als erstes Mitglied des Hofes mit fürstlichem Wagen diese Straße benutzt haben soll.<ref>Adressbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1871.</ref> Das Adressbuch von 1914 bemerkt ausführlicher: "sie erhielt ihren Namen vom Prinzen Friedrich zur Lippe, Bruder Leopolds II., der einmal aus besonderen Ursachen nicht vor dem Schloßhof vorüberfahren wollte und deshalb seinen Weg zwischen der Häuserreihe der heutigen Friedrichstraße und den gegenüberliegenden Ställen wählte, um nach Lemgo zu gelangen. 1848 baten die Anwohner, ihre Straße nach dem Prinzen Friedrich zu benennen, 'welcher zum ersten Mal mit Fürstlichem Wagen hindurchgefahren sei'".<ref>Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1914, S. 29.</ref> | ||
Zuvor "Im Kampe" oder "Kampstraße".<ref>{{HenkeStraßen2013}}, S. 22 f.</ref> | Zuvor "Im Kampe" oder "Kampstraße" nach dem Kuhkamp.<ref>{{HenkeStraßen2013}}, S. 22 f.</ref> | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Laut einer Aktennotiz des Archivars Falkmann von 1843 war die Friedrichstraße ursprünglich der Triftweg von der Meierei auf dem [[Schlossplatz (Detmold)|Schlossplatz]] zum Kuhkamp, einer östlich an die Stadtbefestigung anschließenden Weide. Um 1730 habe es 12 Stätten gegeben [das waren die auf der Ostseite gelegenen Häuser]. Sie waren 1669, 1672, 1682, 1686, 1693, 1725 und 1730 ausgewiesen worden. Die Straße war vermutlich seit 1722 gepflastert.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 2123.</ref> Das Pflaster endete beim Haus der Witwe Pecher, [[Friedrichstraße 20 (Detmold)|Friedrichstraße 20]].<ref>LAV NRW OWL, L 92 S Nr. Tit III b Nr. 1: Die hiesige Kamp- jetzt Friedrichs-Straße, 1775, 1833 ff.</ref> | |||
Baubeginn Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit [[Lange Straße 73 (Detmold)|Haus Weber]] am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190.</ref> 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass. | Bei den ausgewiesenen Plätzen handelt es sich jedoch um alle Stätten, die vor dem Lemgoer Tor angelegt wurden, z. B. auch [[Lange Straße 73 (Detmold)|Lange Straße 73]]. Die Einheitlichkeit der Häuserzeile spricht für Peters Aussage, dass die Regierung hier den Häuserbau förderte und die Bauherren auf ein Hausmodell verpflichtete. Es handelt sich daher um eine planmäßige Stadterweiterung. Einzelhäuser vor der Mauer waren noch nicht erlaubt, "sie erschwerten die polizeiliche Kontrolle und konnten herumschweifendem Gesindel Unterschlupf bieten".<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 191.</ref> | ||
In einer ersten Phase entstand jedenfalls die Häuserzeile entlang dem linken Werreufer, auf der östlichen Seite der Friedrichstraße. Die Bebauung begann am Lemgoer Tor und endete etwa auf der Hälfte der heutigen Friedrichstraße. | |||
Baubeginn dieser Häuser [[Woldemarstraße 1 (Detmold)|Woldemarstraße 1]] und Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit [[Lange Straße 73 (Detmold)|Haus Weber]] am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190.</ref> 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass. | |||
Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Theil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."<ref>Zit. nach {{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> | Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Theil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."<ref>Zit. nach {{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> | ||
Das Wasser stieg Jahr für Jahr zwei Ellen hoch in die Häuser. Mistgruben und Abtritte lagen vor den Häusern, nach Westen waren Ställe an die Gartenmauer des Weber’schen Grundstücks angebaut<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> | Das Wasser stieg Jahr für Jahr zwei Ellen hoch in die Häuser. Mistgruben und Abtritte lagen vor den Häusern, nach Westen waren Ställe an die Gartenmauer des Weber’schen Grundstücks angebaut.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 190 f.</ref> | ||
1833 sind alle 11 Hauseigentümer namentlich erwähnt anlässlich einer Erfassung der Ställe, Aborte und Mistgruben vor den Häusern. Es sollte 10 jahre dauern, bis es gelang, die Verlegung dieser Bauten hinter die Häuser zu erreichen.<ref>LAV NRW OWL, L 92 S Nr. Tit III b Nr. 1: Die hiesige Kamp- jetzt Friedrichs-Straße, 1775, 1833 ff.</ref> <ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147.</ref> Aus diesem Anlass erfahren wir die Namen einiger Anwohner, die jedoch nicht bestimmten Hausnummern zugeordnet sind: Schuhmacher Rosemeier, Bataillons-Schreiber Dornheim mit Ehefrau, Witwe Tegeler mit Tochter Friederike, Hoflakai Peter, Tagelöhner Eichmeier, Gärtner Böke und dessen Schwiegersohn Schuhmacher Kirchhoff, Schuhmacher Bensiek, Soldat Watermeier, Witwe Peter und deren Tochter Ehefrau Lauber. Tagelöhner Plöger ist zwar als einer der Eigentümer genannt, wohnt aber nicht in der Straße, sein Mieter war der Maurer Köller.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 9 und 65.</ref> Für das Versetzen ihrer Ställe in die Hinterhöfe erhielten die Bewohner eine Entschädigung von 10 bis 25 rt. Diese richtete sich nach den Kostenanschlägen des Zimmermeisters Simon Gehring und Mauermeisters Rakelmann.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 65–67.</ref> | |||
Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.<ref>LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.</ref> | Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.<ref>LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.</ref> | ||
1844/45 errichtete der Bauunternehmer Spies drei einfache Fachwerkdoppelhäuser auf der Westseite der Straße. Hier ging die Bebauung von der 1845 verlängerten [[Meierstraße (Detmold)|Meierstraße]] aus. Die Häuser reichten im Norden bis zur gegenüber liegenden Hausnr. 20. Gleichzeitig Entfernung der Abtritte und Mistgruben von der Straße, "die längst nicht mehr in Städten, besonders nicht in Residenz Städten, an Straßen und öffentlichen Plätzen geduldet, sondern als polizeiwidrig weggeschafft werden müssen".<ref>LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 147: Beseitigung der Ställe u. Mistgruben in der Kampstraße zu Detmold, 1843.</ref> Zur Sicherung der neuen Häuser und der der ganzen Straße Regulierung des Werreufers geplant und 1845 dann auch realisiert, Planung von [https://lippelex.de/index.php?title=Brune,_Ferdinand_(1803-1857) Ferdinand Brune], Bauträger Johann Spies, Ausführung Maurermeister Rakelmann.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}.</ref> | |||
Der Stadtsanierung der 1970er Jahre mit dem Abbruch der Fürst-Leopold-Akademie 1977 für den Neubau des Karstadt Warenhauses (Entwurf Friedrich Spengelin, 1978/79) fielen auch die gesamte östliche Zeile (gerade Hausnummern) der Friedrichstraßen-Bebauung und die nördliche Hälfte des Doppelhauses Friedrichstraße 1 / 2 zum Opfer. | |||
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LAV NRW OWL, L 18 Nr. 159: Häuser außerhalb der Stadt vor dem Lemgoer Thore im s. g. Kampe, 1669–1748. | |||
Detmolder Bürgerblatt, Nr. 10, 26.6.1851, Sp. 214: Umpflasterung eines Teils der Friedrichstraße 1851. | Detmolder Bürgerblatt, Nr. 10, 26.6.1851, Sp. 214: Umpflasterung eines Teils der Friedrichstraße 1851. | ||
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Aktuelle Version vom 1. August 2024, 12:52 Uhr
Friedrichstraße (Detmold) | |
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Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
Karte |
Führt von der Woldemarstraße zur verlängerten Meierstraße, parallel zur Werre.
Charakteristik
Zwei Reihenhauszeilen, traufständig, zweigeschossig. Die östliche Häuserzeile im Zuge der Stadtsanierung mit Abbruch der Fürst-Leopold-Akademie 1977 wegen Neubau des Karstadt-Warenhauses (Entwurf: Friedrich Spengelin, 1978/79) abgerissen (gerade Hausnummern).
Von der westlichen Zeile, die aus drei Doppelhäusern mit schmalen dazwischenliegenden Durchgängen und zwei Einzelhäusern besteht, ist der nördliche Kopfbau, Friedrichstraße 1, ebenfalls für den Karstadt-Kaufhausbau abgerissen worden.
Name
1845 nach Prinz Friedrich zur Lippe (* 18.10.1827, † 21.8.1854), Bruder des Fürsten Leopold II., weil dieser damals als erstes Mitglied des Hofes mit fürstlichem Wagen diese Straße benutzt haben soll.[1] Das Adressbuch von 1914 bemerkt ausführlicher: "sie erhielt ihren Namen vom Prinzen Friedrich zur Lippe, Bruder Leopolds II., der einmal aus besonderen Ursachen nicht vor dem Schloßhof vorüberfahren wollte und deshalb seinen Weg zwischen der Häuserreihe der heutigen Friedrichstraße und den gegenüberliegenden Ställen wählte, um nach Lemgo zu gelangen. 1848 baten die Anwohner, ihre Straße nach dem Prinzen Friedrich zu benennen, 'welcher zum ersten Mal mit Fürstlichem Wagen hindurchgefahren sei'".[2]
Zuvor "Im Kampe" oder "Kampstraße" nach dem Kuhkamp.[3]
Geschichte
Laut einer Aktennotiz des Archivars Falkmann von 1843 war die Friedrichstraße ursprünglich der Triftweg von der Meierei auf dem Schlossplatz zum Kuhkamp, einer östlich an die Stadtbefestigung anschließenden Weide. Um 1730 habe es 12 Stätten gegeben [das waren die auf der Ostseite gelegenen Häuser]. Sie waren 1669, 1672, 1682, 1686, 1693, 1725 und 1730 ausgewiesen worden. Die Straße war vermutlich seit 1722 gepflastert.[4] Das Pflaster endete beim Haus der Witwe Pecher, Friedrichstraße 20.[5]
Bei den ausgewiesenen Plätzen handelt es sich jedoch um alle Stätten, die vor dem Lemgoer Tor angelegt wurden, z. B. auch Lange Straße 73. Die Einheitlichkeit der Häuserzeile spricht für Peters Aussage, dass die Regierung hier den Häuserbau förderte und die Bauherren auf ein Hausmodell verpflichtete. Es handelt sich daher um eine planmäßige Stadterweiterung. Einzelhäuser vor der Mauer waren noch nicht erlaubt, "sie erschwerten die polizeiliche Kontrolle und konnten herumschweifendem Gesindel Unterschlupf bieten".[6]
In einer ersten Phase entstand jedenfalls die Häuserzeile entlang dem linken Werreufer, auf der östlichen Seite der Friedrichstraße. Die Bebauung begann am Lemgoer Tor und endete etwa auf der Hälfte der heutigen Friedrichstraße.
Baubeginn dieser Häuser Woldemarstraße 1 und Friedrichstraße 2–20 annähernd zeitgleich mit Haus Weber am Lemgoer Tor. Da 1748 die 20jährige Abgabenfreiheit aufhört, ist die Entstehung auf 1728 anzusetzen. 1730 Schenkung eines Bauplatzes "am Ende der Häuser vor der Lemgoischen Pforte [...] im Kampe", 3 Hausbesitzer sind namentlich erwähnt.[7] 1748 zahlten die hier wohnenden Bürger erstmals Kontribution. Sie unterlagen der Neustädter Jurisdiktion, waren aber wie die Neustädter den Bürgern der Altstadt gleichgestellt und zahlten offenbar auch dorthin Abgaben, denn 1748 protestierten sie gegen übermäßige Abgaben und baten um Erlass.
Ihre Väter hatten "die um hiesige Stadt Detmold wüst gelegenen Plätze mit schweren Kosten und sauren Schweiß so weit ausgeteichet, daß dieselben mit Wohnhäusern besetzet werden können [...] und da es besonders den Theil nach den Lemgoer Thore zu, dieser Stadt ruineus und lästig gefallen, wenn der Werre-Fluß ihnen bei starken Gewittern oder auftauung des Schnee - und Eises ein und alle Jahre mit Ueberschwemmung geplaget – solche aber damit abgewendet werden könte, wan an den Fluß herauf kleine Häuserchens gesetzet – deren Bewohner ihrer eigenen Sicherheit halber ihnen keine Mühe und Kosten ersparen würden, durch Teichen und Dämmen den Strohm in seinen Ufern zu bewahren, so wurde auch daselbst, welches man im Campe nennt, zum Anbau geschritten, wovon der Erfolg den anfänglich erwarteten Nutzen denn auch dergestalt gezeiget hat, daß durch die damit verhöhete Lage des Bodens die Werre bei weitem nicht so stark wie vorhin um sich greiffen können, für welche ungeheuren Arbeiten nebst angewendeten Vermögens diesen Anbauern denn auch an irgendeinigen abgaben nichts aufgeleget noch abgefordert worden."[8]
Das Wasser stieg Jahr für Jahr zwei Ellen hoch in die Häuser. Mistgruben und Abtritte lagen vor den Häusern, nach Westen waren Ställe an die Gartenmauer des Weber’schen Grundstücks angebaut.[9]
1833 sind alle 11 Hauseigentümer namentlich erwähnt anlässlich einer Erfassung der Ställe, Aborte und Mistgruben vor den Häusern. Es sollte 10 jahre dauern, bis es gelang, die Verlegung dieser Bauten hinter die Häuser zu erreichen.[10] [11] Aus diesem Anlass erfahren wir die Namen einiger Anwohner, die jedoch nicht bestimmten Hausnummern zugeordnet sind: Schuhmacher Rosemeier, Bataillons-Schreiber Dornheim mit Ehefrau, Witwe Tegeler mit Tochter Friederike, Hoflakai Peter, Tagelöhner Eichmeier, Gärtner Böke und dessen Schwiegersohn Schuhmacher Kirchhoff, Schuhmacher Bensiek, Soldat Watermeier, Witwe Peter und deren Tochter Ehefrau Lauber. Tagelöhner Plöger ist zwar als einer der Eigentümer genannt, wohnt aber nicht in der Straße, sein Mieter war der Maurer Köller.[12] Für das Versetzen ihrer Ställe in die Hinterhöfe erhielten die Bewohner eine Entschädigung von 10 bis 25 rt. Diese richtete sich nach den Kostenanschlägen des Zimmermeisters Simon Gehring und Mauermeisters Rakelmann.[13]
Die Uferbefestigung war immer wieder ein Thema bei der Regierung.[14]
1844/45 errichtete der Bauunternehmer Spies drei einfache Fachwerkdoppelhäuser auf der Westseite der Straße. Hier ging die Bebauung von der 1845 verlängerten Meierstraße aus. Die Häuser reichten im Norden bis zur gegenüber liegenden Hausnr. 20. Gleichzeitig Entfernung der Abtritte und Mistgruben von der Straße, "die längst nicht mehr in Städten, besonders nicht in Residenz Städten, an Straßen und öffentlichen Plätzen geduldet, sondern als polizeiwidrig weggeschafft werden müssen".[15] Zur Sicherung der neuen Häuser und der der ganzen Straße Regulierung des Werreufers geplant und 1845 dann auch realisiert, Planung von Ferdinand Brune, Bauträger Johann Spies, Ausführung Maurermeister Rakelmann.[16]
Der Stadtsanierung der 1970er Jahre mit dem Abbruch der Fürst-Leopold-Akademie 1977 für den Neubau des Karstadt Warenhauses (Entwurf Friedrich Spengelin, 1978/79) fielen auch die gesamte östliche Zeile (gerade Hausnummern) der Friedrichstraßen-Bebauung und die nördliche Hälfte des Doppelhauses Friedrichstraße 1 / 2 zum Opfer.
Hausstätten
Literatur
Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, hier S. 190 f. und 211.
Georg Wegemann, Das Alter der Detmolder Wohnhäuser, Typoskript, Detmold 1957 (häufig mit ungenauen oder falschen Datierungen).
Rüdiger Henke, Die Straßen der Detmolder Kernstadt, Detmold 2013.
Quellen
LAV NRW OWL, L 92 S / Lippische Rentkammer - Verkehrswege- und Wasserbau, Nr. 0 - Tit. III b Nr. 1: Kamp-, jetzt Friedrichstraße zu Detmold, 1775.
LAV NRW OWL, L 92 S / Lippische Rentkammer - Verkehrswege- und Wasserbau, Nr. 0 - Tit. III c Nr. 16: Bau einer Brücke über die Werre am Eingang der Friedrichstraße, 1885.
LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4197: Kampstraße, 1775, 1833 f.
LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 147: Beseitigung der Ställe u. Mistgruben in der Kampstraße zu Detmold, 1843, Digitalisat.
LAV NRW OWL, L 18 Nr. 159: Häuser außerhalb der Stadt vor dem Lemgoer Thore im s. g. Kampe, 1669–1748.
Detmolder Bürgerblatt, Nr. 10, 26.6.1851, Sp. 214: Umpflasterung eines Teils der Friedrichstraße 1851.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1871.
- ↑ Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1914, S. 29.
- ↑ Rüdiger Henke, Die Straßen der Detmolder Kernstadt, Detmold 2013, S. 22 f.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 2123.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 S Nr. Tit III b Nr. 1: Die hiesige Kamp- jetzt Friedrichs-Straße, 1775, 1833 ff.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 191.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 190.
- ↑ Zit. nach Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 190 f.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 190 f.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 S Nr. Tit III b Nr. 1: Die hiesige Kamp- jetzt Friedrichs-Straße, 1775, 1833 ff.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 9 und 65.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 147, fol. 65–67.
- ↑ LAV NRW OWL, L 80.20 / Regierung/Landesregierung Lippe - Domänenabteilung, Nr. 232: Unterhaltung des Ufers der Werre in und bei Detmold, 1829-1831, 1847-1871, 1903-1929.
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 147: Beseitigung der Ställe u. Mistgruben in der Kampstraße zu Detmold, 1843.
- ↑ Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.