Leopoldstraße 5 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 24. November 2024, 12:01 Uhr

Leopoldstraße 5 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeLeopoldstraße (Detmold)
Hausnummer5
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeDetmold
Hausnummer-

Gymnasium Leopoldinum, 1832 erbaut, bis 1907 als Gymnasium genutzt (Neubau in der Hornschen Straße 48). Anschließend von der benachbarten Druckerei Gebr. Klingenberg, Hornsche Straße 40, erworben. 1968 Polizeiwache, nach dem 1982 verhinderten Abriss Ausbau zur Stadtbibliothek.

Geschichte

Erste Planungen sahen einen Neubau auf dem Platz des alten Gymnasiums an der Schülerstraße 15–25 (Detmold) vor. Der Kommission aus Konsistorium und Magistrat beauftragte 1830 Landbaumeister Ferdinand Brune, der den Abbruch der alten Klosterkirche, des als baufällig beurteilten ehemaligen Pforthauses Schülerstraße 23 (Detmold) und Schülerstraße 25 (Detmold) vorschlug, um in der Fluchtlinie der Schülerstraße ein ausreichend großes Baugrundstück für ein etwa 100 Fuß langes und 45 Fuß tiefes Gebäude zu gewinnen. Als Bauprogramm listete er auf: im Erdgeschoss das Brennholzlager, wie bisher eine kleine Wohnung für den Aufwärter und die Abtritte, darüber zwei Stockwerke für fünf bis sechs Schulstuben, Konferenzzimmer, Auditorium und Bibliothek.[1]

Mit Brunes erstem Entwurf war die Kommission nicht einverstanden und wandte sich an den Ober-Ingenieur Justus Kühnert in Kassel, der schon beim Rathausbau für den Magistrat tätig gewesen war. Kühnerts Riss zeigt ein traufständiges, dreigeschossiges Gebäude mit neun Achsen, die mittlere als Risalit mit Dreiecksgiebel, Freitreppe und Eingang. Das Walmdach ziert ein Uhrentürmchen. Gegen Kühnerts Projekt gab es Einwände hinsichtlich der Konstruktion und der Tatsache, dass die Lehrerwohnung in das dritte Geschoss gelegt, in dem Plan aber nicht anders platziert werden konnte. Die geringe Raumhöhe von 9 Fuß in diesem Geschoss beurteilte man für einen Lehrer als unzumutbar. Daher kehrte die Kommission zu Brune zurück, "der bei dem Kühnertschen Plan die Veränderungen anzubringen suchte, durch die er brauchbar werden könne."[2] Zugleich legte Brune einen weiteren, eigenen Riss vor, aus dem die Lehrerwohnung ausgeschlossen war, was nicht gutgeheißen wurde. Die Kommission ließ alle vier bisher angefertigten Risse und die Anschläge durch den Assessor Karl Wilhelm Stein als Bauverständigen prüfen. Dieser stimmte für Brunes Überarbeitung des Kühnert’schen Plans.

Inzwischen wurden andere Standorte diskutiert, da der alte Schulhof nach Abbruch der Klosterkirche nur bei Erwerb der Häuser Schülerstraße 23 (Detmold) und Schülerstraße 25 (Detmold) ausreichend gewesen wäre, was aber wegen der Entschädigungen zu kostspielig war. Favorisiert wurde nun ein Standort an der Kasernenstraße (Leopoldstraße). Im April 1832 schrieb Brune, wenn freistehend neben dem Militärgebäude gebaut werden solle, seien Änderungen an den nun sichtbaren Giebelseiten notwendig. Da neben der Kaserne ausreichend Platz vorhanden war, sollte die geplante Länge von 98 auf 100 Fuß vergrößert werden. Fürst Leopold II. wünschte nun eine baldige Realisierung, auch um den Bauarbeitern einen Verdienst zu geben. So erstellte Brune im September 1832 einen Kostenanschlag für einen Neubau einschließlich Pedellenwohnung über 11.797 Taler. Hinzu kamen die Kosten von 4.250 Talern für eine Lehrerwohnung, die inzwischen nicht mehr im Gymnasium selbst untergebracht werden sollte, weitere 300 Taler für einen Stall des Lehrers und des Pedellen, worin auch die Abtritte für die Schüler gelegt wurden, das Sandstein-Trottoir, die Einfriedung und das Hofpflaster, so dass die erwarteten Gesamtkosten nun bei 16.957 Talern lagen.[3]

Am 8. Juni 1832 wurde der Kontrakt mit Bauunternehmer Johann Spies geschlossen für ein 100 mal 52 Fuß großes Gymnasialgebäude, genau nach dem von Brune entworfenen Riss und Kostenanschlag. Die Fertigstellung wurde bis Michaelis 1833 vereinbart. Brune erhielt Oberaufsicht und Kontrolle über den Bau. Am 18. Juni 1832 erfolgte die Grundsteinlegung. Am 2. Oktober 1833 konnte die Schule eingeweiht werden. Die Schlussrechnung ergab inklusive dem benachbarten Lehrerwohnhaus und der Nebenanlagen 18.155 Taler.

Umbau 1873.[4] Bis 1907 Nutzung als Gymnasium, dann Bezug des Neubaus in der Hornschen Straße 48. 1968 Polizeiwache. 1980 wurde der geplante Abbruch für den Erweiterungsbau des Bezirksregierung durch Bürgerproteste und den Denkmalschutz verhindert. Eintragung in die Denkmalliste am 13.12.1983, Nr. 033. Anschließend zur Stadtbibliothek ausgebaut.

Gebäude

Hauptgebäude

Gymnasium Leopoldinum, Ansicht von Nordwesten, Foto: Theodor Kliem, um 1890, LLB, BA DT-64-31
Ansicht des Gymnasiums und der Turnhallen von Osten, links die von 1846, rechts der Neubau von 1857, um 1900, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB, BA DT-22-36
Gymnasium Leopoldinum, 2023, Foto: Joachim Kleinmanns

Klassizistischer zweigeschossiger Putzbau mit Werksteingliederung auf hohem Werksteinsockel mit rechteckigem Grundriss. Das Walmdach trägt einen quadratischen Dachreiter. Die Front wird durch neun Fensterachsen gegliedert, deren mittlere an Vor- und Rückseite als Eingangsrisalit mit doppelläufiger Freitreppe und flachem Dreiecksgiebel betont ist. Schmiedeeiserne Treppengeländer. Im Dachreiter fand neben der Uhr (nicht erhalten) des Hofuhrmachers Déjean auch die Glocke von 1612 des alten Gymnasiums in der Schülerstraße Wiederverwendung.

erste Turnhalle

Nach einer Anregung von Carl Weerth entwarf Ferdinand Brune ein freistehendes Turnhaus von 70 mal 35 Fuß und 18 Fuß lichter Höhe. Im Dezember 1845 wurde die Turnhalle an Mauermeister Harte als Generalunternehmer für 1.300 Taler verdungen und am 15. August 1846 eingeweiht.

Die Halle stand hinter dem Gymnasium an der nordöstlichen Grundstücksgrenze zum benachbarten Lehrergarten und dem Kuhkamp. Bruchsteinsichtiger Massivbau mit gemauerten Backstein-Fensterbögen. Der Eingang im Westen, Südseite mit fünf rundbogigen Fenstern. Satteldach-Konstruktion aus Nadelholz mit eisernem Hängewerk, mit Hohlziegeln gedeckt. Der Schornstein als Möglichkeit einer späteren Beheizung sollte auch der Lüftung dienen. [5]

Schon 1851 wurde das Turnhaus nicht mehr genutzt, da es sich einerseits als zu kalt und feucht erwies, andererseits der Turnlehrer Steineke schwer erkrankte und im Jahr darauf starb.[6] Im Oktober 1852 stimmte die Regierung dem Umbau zum Sammlungsgebäude des Naturwissenschaftlichen Vereins zu.[7]

zweite Turnhalle

Schon 1855 folgten Planungen einer neuen Turnhalle nach Entwurf von Ferdinand Merckel in gestalterischer Anpassung an Brunes Bau, 1856/57 gegenüber der alten Turnhalle an der südlichen Grenze des Schulhofs ausgeführt.

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Eigentümerin war die Regierung, 1909 Verkauf an die benachbarte Fabrik Gebr. Klingenberg.

Bewohner*innen:

1871(Adressbuch) L. Gerbes, Schulpedell.

1884 (Adressbuch) Ludwig Gerbes Schulpedell.

1887 (Adressbuch) Wilhelm Eichentopf, Schulpedell.

1891 (Adressbuch) Eichentopf.

1894 (Adressbuch) Eichentopf.

1897 (Adressbuch) Eichentopf.

1904 (Adressbuch) Wilhelm Eichentopf, Kastellan.

1909 (Adressbuch) Niemeyer, Fabrikarbeiter.

1912 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Niemeyer, Kutscher.

1914 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner*innen: Heinrich Niemeier, Kutscher; Lieschen Niemeier, Schneiderin.

1916 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeier, Kutscher.

1920 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur.

1923 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur.

1925 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur.

Literatur

Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.

Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 376.

Peter Heinemann, Detmold Leopoldstraße. Gestern - Heute - Morgen. Die Entwicklung einer Straße. Eine Dokumentation, Detmold 1980.

Hans Peter Fink, Leopoldinum. Gymnasium zu Detmold 1602–2002, Bielefeld 2002, S. 197–209, darin S. 208 Reproduktion eines Aquarells von Ludwig Menke, 1870.

Karl-Heinz Schodrok, Baugeschichte der ersten Turnhalle am Gymnasium Leopoldinum zu Detmold 1844–1857. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Sportarchitektur in Westfalen und Lippe, in: Turn- und Sportgeschichte in Westfalen und Lippe. Zeitschrift des Westfälisch-Lippischen Instituts für Turn- und Sportgeschichte e. V. 3 (1998), Heft 1, S. 52–84.

Karl-Heinz Schodrok, Ludwig Steineke. Erster Turn-, Fecht-, Schwimm- und Tanzlehrer in Detmold, in: Vierhundert Jahre Leopoldinum Detmold. 1602–2002, Detmold 2002, S. 92–98.

Joachim Kleinmanns, Preußischer Klassizismus in Lippe. Der lippische Landbaumeister Ferdinand Brune (1803–1857). Leben und Werk, Petersberg 2024.

Quellen

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7256: Entwurf zum Neubau des Gymnasiums in Detmold, Brune 1831.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7257 und 7258: Entwürfe zum Gymnasium in Detmold, Brune 1831.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7264: 3 Grundrisse zum Gymnasium in Detmold, Brune, o. J.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7259: Entwurf zum Neubau des Gymnasiums in Detmold, v. M. 1831.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7260: Entwurf zum Neubau des Gymnasiums in Detmold, Kühnert 1831.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7261–7263: Grundrisse zum Neubau des Gymnasiums in Detmold, Kühnert.

LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 1858: Das Gymnasium zu Detmold, Bd. 2, 1805–1831.

LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 1859: Das Gymnasium zu Detmold, Bd. 3, (1808) 1831–1837.

LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 1: Akten der Scholarchats-Kommission den Neubau eines Gymnasialgebäudes hieselbst betr. 1830–1833.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7265: Riss zum Bau eines neuen Gymnasiums in Detmold, Brune 1832 [ausgeführter Entwurf].

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7266: Gartenplan des neuen Schulhofs, Ludolph 1833.

LAV NRW OWL, L 79 Nr. 3987: Gymnasium zu Detmold, Bd. 4, 1844–1877 (mit Entwurf zum Umbau, 1873).

LLB, HS A 12-10, BADT-61-6 und 64-31, Fotografie, Theodor Kliem (um 1870).

LLB, BA DT-22-35, Fotografie, Ferdinand Düstersiek (um 1900).

LLB, ME-PK-11-25, Postkarte (um 1900).

LLB, ME-PK-19-81, Postkarte, mit Lehrerwohnhaus (um 1900).

LLB, ME-PK-19-86, Postkarte (1902).

LLB, ME-PK-19-87, Postkarte (1902).

LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 3: Das Turnhaus des Detmolder Gymnasiums, 1844–1847 (mit drei Baurissen, Lageplan).

LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 4: Instandsetzung des Turnhauses, 1852–1854.

LAV NRW OWL: D 75 Nr. 647, Ansicht der Turnhallen von Osten, links die von 1846, rechts Merckels Neubau von 1857.

StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 1, unfoliiert.
  2. LAV NRW OWL, L 77 A 1859, fol. 8
  3. LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 1, unfoliiert.
  4. LAV NRW OWL, L 79 Nr. 3987: Gymnasium zu Detmold, Bd. 4, 1844–1877 (mit Entwurf zum Umbau, 1873).
  5. LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 3: Das Turnhaus des Detmolder Gymnasiums, 1844–1847 (mit drei Baurissen, Lageplan).
  6. Karl-Heinz Schodrok, Ludwig Steineke. Erster Turn-, Fecht-, Schwimm- und Tanzlehrer in Detmold, in: Vierhundert Jahre Leopoldinum Detmold. 1602–2002, Detmold 2002, S. 92–98, S. 98
  7. LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 4: Instandsetzung des Turnhauses, 1852–1854.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns