Theaterplatz 1 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 21. November 2024, 23:25 Uhr

Theaterplatz 1 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeTheaterplatz (Detmold)
Hausnummer1
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeDetmold
Hausnummer001

Landestheater, erbaut 1914–1919 im Quartier D, ohne Quartiernummer. Der Vorgängerbau des Hoftheaters brannte 1912 aus.

Geschichte

Hoftheater

Ansicht des Hoftheaters vom Schlossplatz aus, Bleistiftzeichnung, Otto von Meysenbug, 1866, LLB: 1 D 44
Ansicht des Hoftheaters von Südwesten, Foto: Ferdinand Düstersiek, vor 1911, LLB: BA DT-24-15
Brandruine des Hoftheaters am 6. Februar 1912, Foto, LLB: BA DT-24-23
Grundriss des Landestheaters, Bodo Ebhardt, 1914, LAV NRW OWL: L 79 Nr. 7321
Landestheater, Blick zur Bühne, 1941, Foto: Paul Beckmann, Architekturmuseum der TU Berlin: TBS 093-13
Landestheater, Blick zur Fremdenloge, 1941, Foto: Paul Beckmann, Architekturmuseum der TU Berlin: TBS 093-12
Landestheater als "Casino" der Royal Air Force, um 1950, LLB: ME-PK-7-94

In der Nachfolge des baufälligen Komödienhauses war 1825–1828 im Rosental das Hoftheater als Schauspielhaus erbaut worden. Bauherr war Fürst Leopold II. (1796–1851). Der Entwurf stammte von Landbaumeister Johann Theodor Freiherr von Natorp, beraten von dem Kasseler Oberhofbaumeister Johann Conrad Bromeis (1788–1855). Die Einweihung fand auf fürstliches Drängen hin bereits im November 1825 statt, obwohl der Portikus und auch der Außenputz noch fehlten und erst 1828 fertiggestellt wurden.

1866 erfolgte, um mehr Zuschauer*innen aufnehmen zu können, ein grundlegender Umbau mit vorheriger weitgehender Entkernung, um einen 2. Rang unterbringen zu können. Nach Entwurf des Hofbaumeisters Wilhelm von Meien wurde außerdem an der Westseite eine Konditorei angebaut. 1883 wurden außen Fluchttreppen nach Entwurf von Stadtbaumeister Bernhard Meyer angebaut. 1899/1900 erfolgte der Anbau zweier zusätzlicher Treppen zum 1. Rang unter Baurat Fritz Krohn.

Am 5. Februar 1912 geriet das Hoftheater infolge Überhitzung eines zu nahm an einem Kamin liegenden Deckenbalkens während einer Vorstellung in Brand. Das Auditorium konnte rechtzeitig evakuiert werden, so dass keine Personen zu Schaden kamen. Der Wiederaufbau erfolgte im Auftrag des Hofmarschallamtes, unterstützt durch den noch im Februar 1912 gegründeten Lippischen Theaterverein. Erst 1913, vom 4. bis 7. Juni, sprengten Pioniere die Außenmauern der Theaterruine. Die 4 Säulen des Portikus wurden anschließend sorgfältig abgetragen und für den Wiederaufbau eingelagert.[1]

Landestheater

Als Architekten des Wiederaufbaus bestimmte Fürst Leopold IV. eine Dreiergruppe von Architekten: Bodo Ebhardt, Otto Kuhlmann und Felix Genzmer, von denen lediglich Genzmer einschlägige Erfahrungen mitbrachte.[2] Den maßgeblichen Entwurf jedoch lieferte Ebhardt, der Vertrag mit Kuhlmann wurde bereits 1914 wieder gekündigt. Grundsteinlegung war erst am 30.5.1914. 28 Tage später begann mit dem tödlichen Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin der Erste Weltkrieg, der die Bauarbeiten und Materiallieferungen erschwerte. Im Sommer 1915 war der Bau jedoch unter Dach und außen verputzt. 1916 mussten die Bauarbeiten durch ein generelles Bauverbot bis September 1918 ruhen. Der Weiterbau wurde dann durch den Kieler Matrosenaufstand im November, der sich zur Revolution ausweitete, wieder unterbrochen. Am 11. November 1918 übernahm der Lippische Volks- und Soldatenrat die Macht. Der dann gebildete neue Landtag genehmigte 1919 die Vollendung, so dass das neue Theater als "Landestheater" am 28.9.1919 eingeweiht werden konnte.[3]

1936/37 wurde der ehemalige Fürstenaufgang an der Westseite zu Büroräumen umgebaut, 1938 anlässlich der 4. Wagner-Woche das vollständige Bayreuther Ensemble verpflichtet, wozu der Orchestergraben erweitert werden musste. Am 1.9.1944 musste der Theaterbetrieb kriegsbedingt eingestellt werden. Von 1945 bis 1952 war das Theater von der britischen Besatzung beschlagnahmt und diente der Royal Air Force als "Casino Theatre".[4] 1967 bis 1969 erfolgte der umfangreiche Anbau an der Nordseite, u. a. für Werkstätten, Garagen, Büro- und Übungsräume. 1979 wurde ein Personenaufzug an der Ostseite angebaut. Ein weiterer Anbau an der Nordseite wurde 2008 angefügt für Dramaturgie, Orchesterprobensaal, Theaterpädagogik u. a.[5]

Am 15.5.1985 als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold, Nr. 094.

Gebäude

Hoftheater

Rechteckiger Bau von 120 Fuß Länge und 62 Fuß Breite (34,8 mal 18 m). Die Höhe bis zur Traufe des gewaltigen Walmdaches betrug 35 ½ Fuß, bis zum First waren es 70 Fuß (20,30 m).[6] Der Portikus aus vier glatten Sandsteinsäulen trug einen kräftigen Architrav aus Holz mit Triglyphenfries und flachem Dreiecksgiebel darüber. Um ihm den Anschein eines steinernen zu geben, war er verputzt. Die Fensterreihung der Traufseiten mit 7 Fensterachsen zeigte die Gliederung in 3 Geschosse mit Parterre, 1. Rang und Galerie. Zwischen Erdgeschoss und 1. Rang ein umlaufendes Gesims, unter der Traufe ein gestuftes, aufgeputztes Kranzgesims. An den Schmalseiten 3 Fensterachsen bzw. an der Fassade Richtung Burggraben 3 Eingänge mit rundbogig verglasten Oberlichtern. Sie führten unmittelbar auf den 1. Rang bzw. ins Parterre und Parkett, ein Foyer gab es nicht. Seitliche Logen im Parterre und auf dem ansonsten 3-reihig bestuhlten 1. Rang. Gegenüber der Bühne die große Fürstenloge mit Vorzimmer und Kabinett. In der 3. Ebene lag die Galerie bzw. über der Fürstenloge das "Amphitheater". Einen 2. Rang gab es noch nicht. Rang und Galerien ruhten auf filigranen gusseisernen Stützen. Das gesamte Auditorium fasste anfangs rund 500 Zuschauer*innen. Die nördliche Gebäudehälfte nahmen die Bühne und die Garderoben der Künstler*innen ein. Seit 1866 waren an den beiden Seiten Anbauten von Nebenräumen und Treppenhäusern erfolgt.

Landestheater

Wiederaufbau um 11 m nach Norden versetzt, da das alte Hoftheater in die nach seiner Errichtung angelegte Bismarckstraße geragt hatte.

Die äußere Gestalt des Theaters ist aus den inneren Funktionen entwickelt. Die wesentlichen Bereiche wie Foyer, Auditorium, Bühne, Seitenbühne, Garderoben und Büros sind als eigenständige Baukörper zu einer lebhaften Baugruppe verbunden, die von dem hohen Bühnenturm überragt wird. Bis auf leicht geneigte Satteldächer bei Portikus und Auditorium verstärken Flachdächer die kubische Wirkung. Ohne Rücksicht auf Symmetrie schiebt sich im Osten die Seitenbühne heraus, während auf der gegenüber liegenden Seite bis 1937 die überdachte Vorfahrt des Fürstenhauses vorragte. Bis auf den neoklassizistischen Portikus, der auf das untergegangene Hoftheater verwies und 1914 durchaus noch zum architektonischen Repertoire eines Theatergebäudes zählte, ein hochmoderner Bau, nicht nur gestalterisch, sondern etwa mit der Seitenbühne auch funktional auf der Höhe der Zeit.

Die Außenmauern ruhen auf einem Sockel aus hellem Osningsandstein und sind glatt verputzt. Ein umlaufendes Kranzgesims bindet die Bauteile zusammen. Innen finden sich reichliche Stuckdekorationen, im ehem. Konzertsaal (heute Pausenraum) von Hillmann & Heinemann/Berlin, die übrigen, vor allem im Auditorium, von den Kunstwerkstätten Albert Lauermann/Detmold. Konzertsaal mit bunten Glasfenstern (nicht erhalten) von der Kunstanstalt für Glasmalerei Ferdinand Müller/Quedlinburg.

Wände und Decke des Auditoriums besteht aus einem Stahlfachwerk, mit Rabitz (Putz auf Drahtgeflecht) verkleidet. Bei Fertigstellung 741 Sitzplätze (jetzt 657).

Inschriften

Im Giebeldreieck des Portikus: "Erbaut in den Kriegsjahren 1914/15 unter Leopold IV."

Literatur

Otto Freiherr von Meysenbug, Beiträge zur Geschichte des musikalischen und theatralischen Lebens in Detmold, IV. Der Bau des fürstlichen Schauspielhauses 1825, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde, 10 (1914), S. 208–229.

Joachim Kleinmanns, Ein Burgenrestaurator als Theaterarchitekt, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 88 (2019), S. 268–297.

Joachim Kleinmanns, Das Detmolder Landestheater (Lippische Kulturlandschaften, 42). Detmold 2019.

Joachim Kleinmanns, Das alte Detmolder Hoftheater. Baugeschichte von seiner Fertigstellung 1828 bis zum Brand am 5. Februar 1912, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 90. Jg. (2021), S. 172–199.

Quellen

Fürstlich Lippisches Archiv, Schloss Detmold, Bestand Hofmarschallamt.

LAV NRW OWL, D 1 Nr. 43704 f.

LAV NRW OWL, D 31 Lippisches Landestheater.

LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7056, 7079, 7080, 7083, 7094, 7112.

LAV NRW OWL, D 75 Abt. 4.

LAV NRW OWL, D 106 Detmold Nr. 2467–2469.

LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 762–771.

LAV NRW OWL, L 80.22 Nr. 698–733.

LAV NRW OWL, L 88.22.

LAV NRW OWL, L 98 Nr. 470, 496 und 570.

LLB, BA DT-24-15.

LLB, ME-PK-7-45.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Joachim Kleinmanns, Das Detmolder Landestheater (Lippische Kulturlandschaften, 42). Detmold 2019, S. 1 f.
  2. Joachim Kleinmanns, Das Detmolder Landestheater (Lippische Kulturlandschaften, 42). Detmold 2019, S. 3 f.
  3. Joachim Kleinmanns, Das Detmolder Landestheater (Lippische Kulturlandschaften, 42). Detmold 2019, S. 11–14.
  4. Joachim Kleinmanns, Das Detmolder Landestheater (Lippische Kulturlandschaften, 42). Detmold 2019, S. 23.
  5. Joachim Kleinmanns, Das Detmolder Landestheater (Lippische Kulturlandschaften, 42). Detmold 2019, S. 25–29.
  6. LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7068.

Autor(innen)

Joachim Kleinmanns