Rittergut Gröpperhof: Unterschied zwischen den Versionen
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'''um 1610''' (Schadensverzeichnis: ''uff dem Hoffe zu Groppendorff fünf Gebäude gantz devastirt'' [verwüstet] ''und de novo'' [erneut] ''müßen reparirt werden''. Die Gebäude waren mit Stroh gedeckt, der Gesamtschaden wird auf 130 Taler geschätzt. | '''um 1610''' (Schadensverzeichnis: ''uff dem Hoffe zu Groppendorff fünf Gebäude gantz devastirt'' [verwüstet] ''und de novo'' [erneut] ''müßen reparirt werden''. Die Gebäude waren mit Stroh gedeckt, der Gesamtschaden wird auf 130 Taler geschätzt. | ||
'''1660''' (Besichtigungsprotokoll): ''Das Wohnhaus vor fünf Speren'' [Sparren] ''befunden, wobei auff beiden Seiten Kübbungen'' [Abseiten] ''so zu Stellen gebrauchet werden, vor dem Haus ist ein Pferdestall angebauwet, hinder das Hauß aber wie Ovenhausen'' [Name eines Pächters] ''den Gröpperhof undergehabt, eine kleine Küche, eine Stuben undt Kammer angesetzet, das Haus ist mit Stro gedecket, so der Conductor'' [Pächter] ''ausgebessert''. Das Wohnhaus für den Pächter des Gröpperhofes war also ein relativ kleiner Zweiständerbau (niederdeutsches Hallenhaus mit zwei tragenden Ständerreihen an der Diele) mit seitlichen Stallabseiten (Kübbungen). Das Gebäude hatte eine Länge von fünf Sparrengebinden. Später war vor dem Haus ein Pferdestall angebaut worden und zur Zeit des Pächters Ovenhausen wurde ein Wohnteil mit Küche, Stube und Kammer | '''1660''' (Besichtigungsprotokoll): ''Das Wohnhaus vor fünf Speren'' [Sparren] ''befunden, wobei auff beiden Seiten Kübbungen'' [Abseiten] ''so zu Stellen gebrauchet werden, vor dem Haus ist ein Pferdestall angebauwet, hinder das Hauß aber wie Ovenhausen'' [Name eines Pächters] ''den Gröpperhof undergehabt, eine kleine Küche, eine Stuben undt Kammer angesetzet, das Haus ist mit Stro gedecket, so der Conductor'' [Pächter] ''ausgebessert''. Das Wohnhaus für den Pächter des Gröpperhofes war also ein relativ kleiner Zweiständerbau (niederdeutsches Hallenhaus mit zwei tragenden Ständerreihen an der Diele) mit seitlichen Stallabseiten (Kübbungen). Das Gebäude hatte eine Länge von fünf Sparrengebinden. Später war vor dem Haus ein Pferdestall angebaut worden und zur Zeit des Pächters Ovenhausen wurde ein Wohnteil mit Küche, Stube und Kammer angefügt. Außerdem werden genannt: ein Backofen ''bei dem Hause'' und ''auff dem Hofe noch ein Haus von 4 Spern'', damit ist vermutlch das Leibzuchtshaus gemeint. | ||
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Im späten 17. Jahrhundert, um 1680, wurde die gesamte Gutsanlage neu erbaut, die Angaben stammen aus einer Zeugenaussage von 1714: | Im späten 17. Jahrhundert, um 1680, wurde die gesamte Gutsanlage neu erbaut, die Angaben stammen aus einer Zeugenaussage von 1714: | ||
'''Herrenhaus''', erbaut zur Zeit von Hermann Friedrich von Pietsch (vor 1668-1681) | '''Herrenhaus''', erbaut zur Zeit von Hermann Friedrich von Pietsch (Besitzer vor 1668-1681) | ||
'''Vorwerk''' (Hauptwirtschaftsgebäude), erbaut '''1682''' von Johann Ludwig von Rübel, abgebrochen 1912 | '''Vorwerk''' (Hauptwirtschaftsgebäude), erbaut '''1682''' von Johann Ludwig von Rübel, abgebrochen 1912 (Inschrift überliefert durch Notizen von Otto Weerth) | ||
'''Dreschhaus''' (Scheune), erbaut ebenfalls von Johann Ludwig von Rübel (Besitzer 1681-1685) | '''Dreschhaus''' (Scheune), erbaut ebenfalls von Johann Ludwig von Rübel (Besitzer 1681-1685) | ||
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'''"Altes Haus"''' oder '''"alte Scheune",''' erbaut '''1682''', abgebrochen 1912. Die lateinische Torbogeninschrift mit Erbauer und Datierung wird durch Aufzeichnungen von Prof. Otto Weerth aus Detmold überliefert:<ref>Linde, Gröpperhof 2005, S. 227. Aufzeichnungen von Otto Weerth im Hofarchiv Gröpperhof Nr. 19, S. 15.</ref> | '''"Altes Haus"''' oder '''"alte Scheune",''' erbaut '''1682''', abgebrochen 1912. Die lateinische Torbogeninschrift mit Erbauer und Datierung wird durch Aufzeichnungen von Prof. Otto Weerth aus Detmold überliefert:<ref>Linde, Gröpperhof 2005, S. 227. Aufzeichnungen von Otto Weerth im Hofarchiv Gröpperhof Nr. 19, S. 15.</ref> | ||
''Johannes Ludovicus Rübel de Biberach praepositus Lipstadiensis / celiissimi. principis Paderborn. et Monasteriensis supremus stabuli / praefectus liberae cohortir capitanus has aedes extruxit anno ab incarnatione dni. MDCLXXXII'' (Johann Ludwig Rübel von Biberach, Propst von Lippstadt, des vornehmsten Fürsten von Paderborn und Münster | ''Johannes Ludovicus Rübel de Biberach praepositus Lipstadiensis / celiissimi. principis Paderborn. et Monasteriensis supremus stabuli / praefectus liberae cohortir capitanus has aedes extruxit anno ab incarnatione dni. MDCLXXXII'' (Johann Ludwig Rübel von Biberach, Propst von Lippstadt, des vornehmsten Fürsten von Paderborn und Münster Stallmeister und Kapitän der Kompanie, hat dieses Gebäude erbaut im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1682) | ||
Weiter schreibt Weerth: ''Die Giebelbalken des Hauses sind mit lateinischen, jetzt nur noch zum kleinsten Teil lesbaren Inschriften biblischen Inhalts bedeckt.'' | Weiter schreibt Weerth: ''Die Giebelbalken des Hauses sind mit lateinischen, jetzt nur noch zum kleinsten Teil lesbaren Inschriften biblischen Inhalts bedeckt.'' | ||
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1459 ''Henne to Gropentorpe'' | 1459 ''Henne to Gropentorpe'' | ||
1467, 1488 ''Henne Cordes to Gropendorp'' (Landschatzregister) | 1467, 1488 ''Henne Cordes to Gropendorp'' (Landschatzregister, L) | ||
1516 ''Meiger to Groppentroppe'' (L) | 1516 ''Meiger to Groppentroppe'' (L) |
Aktuelle Version vom 8. Januar 2025, 00:36 Uhr
Rittergut Gröpperhof | |
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Ortsteil | Wellentrup |
Straße | Gröpperweg (Wellentrup) |
Hausnummer | 33 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Wellentrup |
Hausnummer | Gröpperhof |
Das Rittergut Gröpperhof, Gröpperweg 33, liegt etwa zwei Kilometer südwestlich von Wellentrup. 1926 wurde das Gut nach Wellentrup eingemeindet.
Geschichte
Im Mittelalter bestand im Bereich des späteren Rittergutes die Siedlung Groppendorp oder Groppentrup mit einem Meierhof (Meiger to Groppentruppe oder Groppermeiger) und einer unbekannten Zahl von weiteren Höfen. Vermutlich gehörten auch der Hof Wallbaum und die Siedlung Hollhöfen bei Brüntrup dazu.
Als 1593 die Witwe des Bernd Groppermeier starb, nutzte der Adlige Johann von Grapendorf die Gelegenheit zur Gründung eines Rittergutes. Er und seine Söhne Christoph und Harteke entzogen den Kindern Groppermeier den Hof, um ihn als Gutsbetrieb selbst zu bewirtschaften. Auf deren Beschwerde bei Graf Simon VI. zur Lippe einigte man sich schließlich auf einen Vergleich: Die Kinder erhielten eine Abfindung von 500 Talern, die beiden Geschwister von Bernd Groppermeier, Johann und Anneke, bekamen je 60 Taler. Dafür erhielt Johann von Grapendorf den Gröpperhof mit sämtlichem Hausrat, Vieh und anderem Zubehör zur freien Verfügung. Das Gut wurde in der Folge von Conductoren (Zeitpächtern) bewirtschaftet. Zur weiteren Besitzergeschichte siehe unten.
Gebäude
Historische Nachrichten zu den Gebäuden des 1593 gegründeten Gutes Gröpperhof:[1]
1603 (Inventarverzeichnis): im rechten Wohnhause, im alten Leibzuchtshause [Altentelierhaus], im Stalle
um 1610 (Schadensverzeichnis: uff dem Hoffe zu Groppendorff fünf Gebäude gantz devastirt [verwüstet] und de novo [erneut] müßen reparirt werden. Die Gebäude waren mit Stroh gedeckt, der Gesamtschaden wird auf 130 Taler geschätzt.
1660 (Besichtigungsprotokoll): Das Wohnhaus vor fünf Speren [Sparren] befunden, wobei auff beiden Seiten Kübbungen [Abseiten] so zu Stellen gebrauchet werden, vor dem Haus ist ein Pferdestall angebauwet, hinder das Hauß aber wie Ovenhausen [Name eines Pächters] den Gröpperhof undergehabt, eine kleine Küche, eine Stuben undt Kammer angesetzet, das Haus ist mit Stro gedecket, so der Conductor [Pächter] ausgebessert. Das Wohnhaus für den Pächter des Gröpperhofes war also ein relativ kleiner Zweiständerbau (niederdeutsches Hallenhaus mit zwei tragenden Ständerreihen an der Diele) mit seitlichen Stallabseiten (Kübbungen). Das Gebäude hatte eine Länge von fünf Sparrengebinden. Später war vor dem Haus ein Pferdestall angebaut worden und zur Zeit des Pächters Ovenhausen wurde ein Wohnteil mit Küche, Stube und Kammer angefügt. Außerdem werden genannt: ein Backofen bei dem Hause und auff dem Hofe noch ein Haus von 4 Spern, damit ist vermutlch das Leibzuchtshaus gemeint.
Ausbau zu einer barocken Gutsanlage im späten 17. Jahrhundert
Im späten 17. Jahrhundert, um 1680, wurde die gesamte Gutsanlage neu erbaut, die Angaben stammen aus einer Zeugenaussage von 1714:
Herrenhaus, erbaut zur Zeit von Hermann Friedrich von Pietsch (Besitzer vor 1668-1681)
Vorwerk (Hauptwirtschaftsgebäude), erbaut 1682 von Johann Ludwig von Rübel, abgebrochen 1912 (Inschrift überliefert durch Notizen von Otto Weerth)
Dreschhaus (Scheune), erbaut ebenfalls von Johann Ludwig von Rübel (Besitzer 1681-1685)
Langes Torhaus, erbaut von Levin Johann von Rübel (Besitzer 1685-1711)
1755 (Spezifikation): Wohnhaus, Dreschhaus, Vorwerk, Wagenhaus und Holtzhaus
Die heutige Gutsanlage wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert erbaut, ältere Gebäude sind nicht erhalten.
Herrenhaus, erbaut 1865: Zweigeschossiger verputzter Traufenbau mit fünf Fensterachsen, schmaler Mittelrisalit mit Mitteleingang und flachem Treppengiebel. Als Architekt kann mit hoher Wahrscheinlichkeit der Detmolder Baumeister Ferdinand Merckel (1808-1893) angenommen werden.
Der Wirtschaftshof, bestehend aus einem langgestreckten Viehhaus mit Kuh- und Pferdeställen sowie Landarbeiterwohnung und einer Scheune ("Feldscheune") wurde 1912 von Emil Steinmeister neu erbaut. Die Scheune ist 1956 abgebrannt.
Inschriften
"Altes Haus" oder "alte Scheune", erbaut 1682, abgebrochen 1912. Die lateinische Torbogeninschrift mit Erbauer und Datierung wird durch Aufzeichnungen von Prof. Otto Weerth aus Detmold überliefert:[2]
Johannes Ludovicus Rübel de Biberach praepositus Lipstadiensis / celiissimi. principis Paderborn. et Monasteriensis supremus stabuli / praefectus liberae cohortir capitanus has aedes extruxit anno ab incarnatione dni. MDCLXXXII (Johann Ludwig Rübel von Biberach, Propst von Lippstadt, des vornehmsten Fürsten von Paderborn und Münster Stallmeister und Kapitän der Kompanie, hat dieses Gebäude erbaut im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1682)
Weiter schreibt Weerth: Die Giebelbalken des Hauses sind mit lateinischen, jetzt nur noch zum kleinsten Teil lesbaren Inschriften biblischen Inhalts bedeckt.
Weerth bezeichnet das Gebäude als "altes Haus", in einem Schriftwechsel von 1912 wird es "alte Scheune" genannt. Es bleibt unklar, ob damit das "Vorwerk" (Hauptwirtschaftsgebäude) oder das "Dreschhaus" (Scheune) gemeint ist, die laut der oben zitierten Zeugenaussage von 1714 beide von Johann Ludwig von Rübel erbaut worden sind.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1459 Henne to Gropentorpe
1467, 1488 Henne Cordes to Gropendorp (Landschatzregister, L)
1516 Meiger to Groppentroppe (L)
1562 Groppermeiger (L)
1593 Johann von Grapendorf zahlt die Kinder des verstorbenen Groppermeiers aus und wandelt den bisherigen Meierhof in einen Gutsbetrieb um. Das Gut wurde von seinen adligen Besitzern an "Conduktoren" (Zeitpächter) verpachtet.
1659 Hieronymus von Grapendorf verkauft das Gut an Simon Moritz von Donop.
1660 Verkauf an Graf Casimir zur Lippe Brake
1665 Arnold Ludwig von Post
vor 1668 Hermann Friedrich von Peitsch
1681 Johann Ludwig von Rübel zu Biberach
1685 Levin Heinrich von Rübel
1711 Johann Otto von Rübel
1727 Rabe Elmerhaus von Rübel
1748 Sophie Maria Friederica von Rübel
1755 Friedrich Erasmus von Juden
1772 Johann Anton Ferdinand Meyer
1797 Georg Carl Stein
1821 Wilhelm Albrecht Ernst Stein
1851 Wilhelm Georg Carl Stein
1878 Brüder Wilhelm August und Ernst Stein
1891 Julius Grimme
1911 Emil Steinmeister
1926 (Emil Steinmeister, Menkhausen) / v. Heymann, Hans, Rittergutspächter, [Tel.] 31 (Adressbuch)
Literatur
Roland Linde, Groppendorp und Gröpperhof. Vom Höfeweiler zum Rittergut, in: Heinrich Stiewe (Hg.), Wellentrup. Geschichte eines Dorfes im Blomberger Becken, Petersberg 2002, S. 82-94.
Roland Linde, Das Rittergut Gröpperhof (Höfe und Familien in Westfalen und Lippe, 2), Norderstedt 2006.