Istruper Straße 31 (Wellentrup): Unterschied zwischen den Versionen
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}}Der heutige Hof Stiewe in [[Wellentrup]] ist der alte "Lohhof", Lohmeier Nr. 3. 1893 wurde er anlässlich der Heirat der | }}Der heutige Hof Stiewe in [[Wellentrup]] ist der alte "Lohhof", Lohmeier Nr. 3. 1893 wurde er anlässlich der Heirat der Anerben Luise Lohmeier und Heinrich Stiewe mit den Ländereien des Nachbarhofes [[Istruper Straße 30 (Wellentrup)|Stiewe Nr. 5]] zum heutigen Hof Stiewe Nr. 3 (seit 1978: Istruper Straße 31) mit einer Gesamtfläche von ca. 75 Hektar zusammengelegt. | ||
[[Datei:Luftbild um 1955.jpg|mini|Wellentrup, Hof Stiewe Nr. 3 (ehem. Hof Lohmeier). Oben links Hof Henkord | [[Datei:Luftbild um 1955.jpg|mini|Wellentrup, Hof Stiewe Nr. 3 (ehem. Hof Lohmeier). Oben links Hof Henkord Nr. 6, der alte "Stiewenhof" Nr. 5. Koloriertes Luftbild, um 1955.]] | ||
[[Datei:Luise Lohmeier, Heinrich Stiewe, Heirat 1893.jpg|mini|Luise Lohmeier und Heinrich Stiewe. Bei ihrer Heirat 1893 wurden die beiden Nachbarhöfe Lohmeier Nr. 3 und Stiewe Nr. 5 zusammengelegt.]] | [[Datei:Luise Lohmeier, Heinrich Stiewe, Heirat 1893.jpg|mini|Luise Lohmeier und Heinrich Stiewe. Bei ihrer Heirat 1893 wurden die beiden Nachbarhöfe Lohmeier Nr. 3 und Stiewe Nr. 5 zusammengelegt.]] | ||
[[Datei:Hof Stiewe von SO um 1920.jpg|mini|Hof Stiewe, Ansicht von der Lohheide (Südosten). Links das Wohnhaus von 1840, rechts die Leibzucht von 1864, im Vordergrund der Teich. Kolorierte Fotografie, um 1920.]] | [[Datei:Hof Stiewe von SO um 1920.jpg|mini|Hof Stiewe, Ansicht von der Lohheide (Südosten). Links das Wohnhaus von 1840, rechts die Leibzucht von 1864, im Vordergrund der Teich. Kolorierte Fotografie, um 1920.]] | ||
[[Datei:Hof Stiewe, Melker Georg Kaste mit Kuh Eugenie 192 8.jpg|mini|Hof Stiewe von Norden, Melker Georg Kaste mit Kuh "Eugenie", 1928.]] | [[Datei:Hof Stiewe, Melker Georg Kaste mit Kuh Eugenie 192 8.jpg|mini|Hof Stiewe von Norden, Melker Georg Kaste mit Kuh "Eugenie", 1928.]] | ||
[[Datei:Wohnhaus und Leibzucht von NW, um 1955.jpg|mini|Hof Stiewe, Wohnhaus von 1840 (rechts) und Leibzucht von 1864 (links) von Nordwesten, um 1955.]] | [[Datei:Wohnhaus und Leibzucht von NW, um 1955.jpg|mini|Hof Stiewe, Wohnhaus von 1840 (rechts) und Leibzucht von 1864 (links) von Nordwesten, um 1955.]] | ||
[[Datei:Wellentrup Nr. 3, Erntefuder 1938.jpg|mini|Hof Stiewe, letztes Erntefuder vor dem Wohnhaus, 1938. Auf dem Erntewagen schlesische "Sommermädchen" mit der Erntekrone. Foto von 1938]] | |||
[[Datei:Wellentrup Nr. 3, Lanz-Bulldog, um 1955.jpg|mini|Hof Stiewe, Lanz-Bulldog mit Mähbinder, um 1955. Am Steuer Treckerfahrer August Dorsch, auf dem Binder Karl Brokmann. Foto um 1955]] | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Vollspänner, 1721 "Vierzehn-Nächter" (spanndienstpflichtiger Bauer im Amt Blomberg, der alle zwei Wochen, also "14-nächtig", dienen musste), 1829 kleiner Halbmeier (bückeburgische Nr. 26). Der Lohhof entstand als zweitältester Vollspännerhof in Wellentrup vermutlich in der karolingisch-ottonischen Siedlungsperiode zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert n. Chr. Zusammen mit den Nachbarhöfen Mönch (Nr. 2) und Stiewe (Nr. 5) bildet er einen kleinen Weiler östlich des Dorfes, der volkstümlich "Echternhöfen" (die hinteren Höfe) genannt wurde. In der Overbeckschen Flurkarte von 1817 ist zu erkennen, dass der Hof Lohmeier eine große, blockförmige Hofparzelle mit Eichenbestand als älteste Kernflur besaß, die bis in das ausgehende Frühmittelalter zurückreichen dürfte. Die Höfe Mönch und Stiewe haben dagegen breite, streifenförmige Waldhufenfluren in östlicher Randlage, die als Rodungen und frühe Siedlungserweiterungen ins frühe 12. Jahrhundert zu datieren sind. Der Hof Stiewe gehörte vermutlich zur Gründungsausstattung des 1128 von Graf Widukind II. von Schwalenberg gestifteten Benediktinerklosters Marienmünster im heutigen Kreis Höxter. Auch für die beiden älteren Vollspännerhöfe Lohmeier und Mönch nimmt Roland Linde an, dass sie ursprünglich zur Grundherrschaft der Grafen von Schwalenberg gehörten und erst im 16. Jahrhundert in den Besitz der Grafen zur Lippe übergingen. | Vollspänner, 1721 "Vierzehn-Nächter" (spanndienstpflichtiger Bauer im Amt Blomberg, der alle zwei Wochen, also "14-nächtig", dienen musste), 1829 kleiner Halbmeier (bückeburgische Nr. 26). | ||
Der Lohhof entstand als zweitältester Vollspännerhof in Wellentrup vermutlich in der karolingisch-ottonischen Siedlungsperiode zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert n. Chr. Zusammen mit den Nachbarhöfen [[Istruper Straße 27 (Wellentrup)|Mönch (Nr. 2)]] und [[Istruper Straße 30 (Wellentrup)|Stiewe (Nr. 5)]] bildet er einen kleinen Weiler östlich des Dorfes, der volkstümlich "Echternhöfen" (die hinteren Höfe) genannt wurde. In der Overbeckschen Flurkarte von 1817 ist zu erkennen, dass der Hof Lohmeier eine große, blockförmige Hofparzelle mit Eichenbestand als älteste Kernflur besaß, die bis in das ausgehende Frühmittelalter zurückreichen dürfte. Die Höfe Mönch und Stiewe haben dagegen breite, streifenförmige Waldhufenfluren in östlicher Randlage, die als Rodungen und frühe Siedlungserweiterungen ins frühe 12. Jahrhundert zu datieren sind. Der Hof Stiewe gehörte vermutlich zur Gründungsausstattung des 1128 von Graf Widukind II. von Schwalenberg gestifteten Benediktinerklosters Marienmünster im heutigen Kreis Höxter. Auch für die beiden älteren Vollspännerhöfe Lohmeier und Mönch nimmt Roland Linde an, dass sie ursprünglich zur Grundherrschaft der Grafen von Schwalenberg gehörten und erst im 16. Jahrhundert in den Besitz der Grafen zur Lippe übergingen. | |||
Im späten 15. Jahrhundert war ein ''Cord Jagepage'' der erste namentlich bekannte Inhaber des späteren Lohhofes. Der Hofname ''Loh-'' in Verbindung mit einem Vornamen erscheint erstmals 1509 mit ''Lohans''; später wurden die Hofinhaber auch ''Lohmann'' oder ''Lohfrau'' genannt. Der Name Lohmeier (''Laumeier'') setzte sich erst um 1750 durch. 1893 wurde der Hof durch Heirat mit dem Hof Stiewe (Nr. 5) zusammengelegt. | Im späten 15. Jahrhundert war ein ''Cord Jagepage'' der erste namentlich bekannte Inhaber des späteren Lohhofes. Der Hofname ''Loh-'' in Verbindung mit einem Vornamen erscheint erstmals 1509 mit ''Lohans''; später wurden die Hofinhaber auch ''Lohmann'' oder ''Lohfrau'' genannt. Der Name Lohmeier (''Laumeier'') setzte sich erst um 1750 durch. 1893 wurde der Hof durch Heirat mit dem Hof Stiewe (Nr. 5) zusammengelegt. | ||
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''Heinrich Lohmeier'' / ''Wilhelmine Niemeier, Sibbentrup'' (Heirat 1839, er verstarb schon im folgenden Jahr – damit ist das Haus ins Jahr 1840 zu datieren). | ''Heinrich Lohmeier'' / ''Wilhelmine Niemeier, Sibbentrup'' (Heirat 1839, er verstarb schon im folgenden Jahr – damit ist das Haus ins Jahr 1840 zu datieren). | ||
'''Leibzucht von 1864, Torsturz eines Vorgängerbaus''' | '''Leibzucht von 1864, Torsturz eines Vorgängerbaus''' '''wohl von 1689''' oder kurz danach, mit Rest einer Bauinschrift: | ||
[H]ERMEN LOHMAN UND ANILSEBE KULMANS A[NNO ...]/[PSALM 124] VX8 VNSERE HULFE STEHET IM NAHMEN D[ES HERRN DER HIMMEL UND ERDE GEMACHT HAT...] | [H]ERMEN LOHMAN UND ANILSEBE KULMANS A[NNO ...] / [PSALM 124] VX8 VNSERE HULFE STEHET IM NAHMEN D[ES HERRN DER HIMMEL UND ERDE GEMACHT HAT...] | ||
'''Rückwand eines Himmelbettes''' mit Stern und | Die in der Inschrift genannten Erbauer haben 1689 geheiratet. Der Rest des Torsturzes wurde als Türständer im Keller wiederverwendet und 1998 bei Umbauarbeiten im Heizungskeller gefunden, heute auf der Diele der Leibzucht | ||
'''Rückwand eines Himmelbettes, um 1750,''' Flachschnitzerei mit Stern und Tulpenranken, Rest einer Inschrift: | |||
EINE GELINDE ANTWORT STILLET D[EN ZORN DOCH EIN HARTES WORT ERREGT GRIMM] (Sprüche 15) | EINE GELINDE ANTWORT STILLET D[EN ZORN DOCH EIN HARTES WORT ERREGT GRIMM] (Sprüche 15) | ||
Um 1935 zu einer Bank umgebaut, heute auf der Diele der Leibzucht | |||
''' | '''Scheune von 1900''', Inschriften auf zwei Schlusssteinen: ''1900'' und ''Heinrich Stiewe. Luise Stiewe, geb. Lohmeier.'' | ||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
1467,1488, 1497 | 1467,1488, 1497 ''Cord Jagepage'' (Landschatzregister, L) | ||
1509, 1519 ''Loehans'' aus ''Wellentrop'' wird als Deche der Kapelle zu [[Wilbasen]] genannt (Lippische Regesten, Neue Folge 1509.05.01 und 1519.03.06) | |||
1516 ''Lohans''; 1535 ''Lohannß''; 1545 ''Lo Henncke''(L) | |||
1548 ''Lo Herman tho Wellerintorpe'' (Vertrag mit Prasse in Mossenberg; L 31 E XXIII b) | |||
1562 ''Lo Henncke''; 1572: ''de Lofrouwe'' (L) | |||
1579 ''Hermann Lohe'' (Diebstahlsanzeige beim Blomberger Amtmann, nach handschriftlichen Aufzeichnungen von Eduard Schulte zur Hofgeschichte Stiewe/Lohmeier) | |||
um 1585 ''Lohe Henrich'' (''Henke'') oo ''Ilßa'' NN; 1594 er oo II. ''Anneke Groppermeigers'' (vom späteren [[Gröpperhof]] bei Wellentrup) (Gogerichtsregister, GoG) | |||
1595 ''Nelle'' (''Nelleke''), uneheliche Tochter des ''Lohe Henrich'' oo ''Berndt Eilertts'', Knecht, wird ''Loh-Berndt'', Hofübergabe 1596 (GoG; Leibzuchtsvertrag in L 31 E XXX a) | |||
1605 ''Anna Lohman'' oo ''Johan Godtschalck'' (''Goßlich'') Meier in Niederbelle (GoG); 1616 Übernahme des Lohhofes in Wellentrup (GoG); 1622 sie oo II. Tönnies Nordsiek aus Reelkirchen (GoG, Interimswirt). | |||
1644 ''Tonnies Loheman'' (Salbuch) | |||
1664/65 Hofübernahme durch früheren Knecht ''Loh-Frantz'' (GoG); 1663: ''des Lohmeyers Knecht Frantz'', 1664 oo NN Simon aus Herrentrup (GoG) | |||
1689 Hermann Ernst Lohman (''Lohfranzen'', unehelich) oo A. Ilsabein Kuhlemann, verw. Hagedorn (GoG). 1689 oder kurz danach Neubau einer Leibzucht, Bauinschrift: [H]ERMEN LOHMAN UND ANILSEBE KULMANS A[NNO ...] (gefunden 1998 bei Umbauarbeiten im Keller des Leibzuchtshauses von 1864) | |||
1711 Frantz Henrich Lohman oo Anna Maria Elers aus Herrentrup, übernehmen den Hof von Bruder Hermann Ernst, dieser zieht zur Mutter auf die Leibzucht (GoG). 1730 sie oo II. Jacob Klingemeyer aus Billerbeck (Interimswirt) | |||
1744 Frantz Henrich Lohmeyer (Lohmann) oo Anna Dorothee Elisabeth Plöger aus Dörentrup. 1762 er oo II. Anna Louisa Hase aus Sonneborn. Vor 1766 sie oo II. Johann Bernd Rieke aus Uhlental (Amt Sternberg, Interimswirt) | |||
1776 Franz Henrich Laumeyer oo Anna Hedwig Cromen (Krohme) aus Billerbeck; 1801 er oo II. Amalia Hedewig Krohmen aus Billerbeck (Schwester der 1. Frau) | |||
1839 Johann Hermann Franz ''Heinrich'' Laumeier (Lohmeier) oo Wilhelmine Justine Niemeier aus Sibbentrup. 1840 Hausbau (Wohnhaus, 1977 abgebrochen). 1841 sie oo II. Töns Henrich Wilhelm Huxol vom Hof Huxol bei Cappel (Interimswirt) | |||
1866 Carl Heinrich Adolph Lohmeier oo Caroline Louise Ahrensmeier aus Istrup | |||
1893 Luise Lohmeier oo Heinrich Stiewe, Anerbe vom Nachbarhof Nr. 5. Zusammenlegung der beiden Höfe und Übernahme des Hofnamens Stiewe auf den Lohhof Nr. 3. | |||
1901 Stiewe, Heinrich, Landwirt; Lohmeier, Louise, Leibzüchterin (Adressbuch) | |||
1921 Wellentrup Nr. 3, Heinr. Stiewe, (Tel.) Blomberg 122, Gesamt 75 ha, Acker inkl. Garten 62 ha, Wiesen 3 ha, Weiden 10 ha, 8 Pferde, 45 Stck. Rindvieh, 3 Schafe, 30 Schweine<ref>Niekammer's Güter-Adreßbuch 1921, S. 10f.</ref> | |||
1926 Stiewe, Heinrich, Landw. [Tel.] 122 / Dohmeier, Wilhelm, Arbeiter (Adressbuch) | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
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Aktuelle Version vom 5. Januar 2025, 15:17 Uhr
Istruper Straße 31 (Wellentrup) | |
---|---|
Ortsteil | Wellentrup |
Straße | Istruper Straße (Wellentrup) |
Hausnummer | 31 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Wellentrup |
Hausnummer | 003 |
Der heutige Hof Stiewe in Wellentrup ist der alte "Lohhof", Lohmeier Nr. 3. 1893 wurde er anlässlich der Heirat der Anerben Luise Lohmeier und Heinrich Stiewe mit den Ländereien des Nachbarhofes Stiewe Nr. 5 zum heutigen Hof Stiewe Nr. 3 (seit 1978: Istruper Straße 31) mit einer Gesamtfläche von ca. 75 Hektar zusammengelegt.
Geschichte
Vollspänner, 1721 "Vierzehn-Nächter" (spanndienstpflichtiger Bauer im Amt Blomberg, der alle zwei Wochen, also "14-nächtig", dienen musste), 1829 kleiner Halbmeier (bückeburgische Nr. 26).
Der Lohhof entstand als zweitältester Vollspännerhof in Wellentrup vermutlich in der karolingisch-ottonischen Siedlungsperiode zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert n. Chr. Zusammen mit den Nachbarhöfen Mönch (Nr. 2) und Stiewe (Nr. 5) bildet er einen kleinen Weiler östlich des Dorfes, der volkstümlich "Echternhöfen" (die hinteren Höfe) genannt wurde. In der Overbeckschen Flurkarte von 1817 ist zu erkennen, dass der Hof Lohmeier eine große, blockförmige Hofparzelle mit Eichenbestand als älteste Kernflur besaß, die bis in das ausgehende Frühmittelalter zurückreichen dürfte. Die Höfe Mönch und Stiewe haben dagegen breite, streifenförmige Waldhufenfluren in östlicher Randlage, die als Rodungen und frühe Siedlungserweiterungen ins frühe 12. Jahrhundert zu datieren sind. Der Hof Stiewe gehörte vermutlich zur Gründungsausstattung des 1128 von Graf Widukind II. von Schwalenberg gestifteten Benediktinerklosters Marienmünster im heutigen Kreis Höxter. Auch für die beiden älteren Vollspännerhöfe Lohmeier und Mönch nimmt Roland Linde an, dass sie ursprünglich zur Grundherrschaft der Grafen von Schwalenberg gehörten und erst im 16. Jahrhundert in den Besitz der Grafen zur Lippe übergingen.
Im späten 15. Jahrhundert war ein Cord Jagepage der erste namentlich bekannte Inhaber des späteren Lohhofes. Der Hofname Loh- in Verbindung mit einem Vornamen erscheint erstmals 1509 mit Lohans; später wurden die Hofinhaber auch Lohmann oder Lohfrau genannt. Der Name Lohmeier (Laumeier) setzte sich erst um 1750 durch. 1893 wurde der Hof durch Heirat mit dem Hof Stiewe (Nr. 5) zusammengelegt.
Gebäude
Altes Wohnhaus von 1840 (1977 abgebrochen): Fachwerkbau, großer Vierständerbau mit Backsteinausfachung (Gefache zuletzt mit Zement verputzt) und Längsdiele. 1899 Umbau zum Mittelflurhaus, großer Flur mit Haustür anstelle der früheren Diele. Die alten Torständer des Hauses mit aufgemalten Säulen wurden nach dem Umbau 1899 in der Rückwand der Scheune von 1900 verbaut. Der dort als Erbauer genannte Heinrich Lohmeier hatte 1839 geheiratet und verstarb bereits 1840 – damit ist das Haus ins Jahr 1840 zu datieren.
Leibzuchtshaus von 1864 (Feuerversicherungsakte): Großer Vierständerbau, Untergeschoß und Wohnteil massiv, Wirtschaftsteil im Ober- und Dachgeschoß Fachwerk, Längsdiele, rückwärtiger Querflur. 1970-71 zum Wohnhaus umgebaut, 1999-2000 restauriert, Diele wiederhergestellt.
Wirtschaftshof: Großzügige, gutshofartige Anlage, entstanden nach der Zusammenlegung mit dem Nachbarhof Stiewe (Nr. 5) 1893:
Viehhaus von 1897 (Feuerversicherungsakte): Langgestreckter Bruchsteinbau mit mittiger Querdiele, "preußische Kappendecken" aus Beton mit Doppel-T-Trägern und Gusseisensäulen, großer Dachboden mit Kniestock (Maurermeister Carell, Istrup).
Scheune von 1900 (Inschrift): Große Bansenscheune mit vier Querdurchfahrten, Sandsteinquaderfassade. Rückseite wiederverwendetes Fachwerk einer älteren Scheune aus der Mitte des 19. Jh. (Zimmermeister Lesemann, Blomberg)
Wohnhausneubau von 1998 (anstelle des 1977 abgebrochenen alten Hauses, Istruper Straße 31A): Zweigeschossiger verputzter Traufenbau, dreiachsige Fassade zum Hof mit Mitteleingang und Dreiecksgiebel.
Inschriften
Altes Wohnhaus von 1840, aufgemalte Inschriftreste an den Torständern an der Scheune:
Heinrich Lohmeier / Wilhelmine Niemeier, Sibbentrup (Heirat 1839, er verstarb schon im folgenden Jahr – damit ist das Haus ins Jahr 1840 zu datieren).
Leibzucht von 1864, Torsturz eines Vorgängerbaus wohl von 1689 oder kurz danach, mit Rest einer Bauinschrift:
[H]ERMEN LOHMAN UND ANILSEBE KULMANS A[NNO ...] / [PSALM 124] VX8 VNSERE HULFE STEHET IM NAHMEN D[ES HERRN DER HIMMEL UND ERDE GEMACHT HAT...]
Die in der Inschrift genannten Erbauer haben 1689 geheiratet. Der Rest des Torsturzes wurde als Türständer im Keller wiederverwendet und 1998 bei Umbauarbeiten im Heizungskeller gefunden, heute auf der Diele der Leibzucht
Rückwand eines Himmelbettes, um 1750, Flachschnitzerei mit Stern und Tulpenranken, Rest einer Inschrift:
EINE GELINDE ANTWORT STILLET D[EN ZORN DOCH EIN HARTES WORT ERREGT GRIMM] (Sprüche 15)
Um 1935 zu einer Bank umgebaut, heute auf der Diele der Leibzucht
Scheune von 1900, Inschriften auf zwei Schlusssteinen: 1900 und Heinrich Stiewe. Luise Stiewe, geb. Lohmeier.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1467,1488, 1497 Cord Jagepage (Landschatzregister, L)
1509, 1519 Loehans aus Wellentrop wird als Deche der Kapelle zu Wilbasen genannt (Lippische Regesten, Neue Folge 1509.05.01 und 1519.03.06)
1516 Lohans; 1535 Lohannß; 1545 Lo Henncke(L)
1548 Lo Herman tho Wellerintorpe (Vertrag mit Prasse in Mossenberg; L 31 E XXIII b)
1562 Lo Henncke; 1572: de Lofrouwe (L)
1579 Hermann Lohe (Diebstahlsanzeige beim Blomberger Amtmann, nach handschriftlichen Aufzeichnungen von Eduard Schulte zur Hofgeschichte Stiewe/Lohmeier)
um 1585 Lohe Henrich (Henke) oo Ilßa NN; 1594 er oo II. Anneke Groppermeigers (vom späteren Rittergut Gröpperhof bei Wellentrup) (Gogerichtsregister, GoG)
1595 Nelle (Nelleke), uneheliche Tochter des Lohe Henrich oo Berndt Eilertts, Knecht, wird Loh-Berndt, Hofübergabe 1596 (GoG; Leibzuchtsvertrag in L 31 E XXX a)
1605 Anna Lohman oo Johan Godtschalck (Goßlich) Meier in Niederbelle (GoG); 1616 Übernahme des Lohhofes in Wellentrup (GoG); 1622 sie oo II. Tönnies Nordsiek aus Reelkirchen (GoG, Interimswirt).
1644 Tonnies Loheman (Salbuch)
1664/65 Hofübernahme durch früheren Knecht Loh-Frantz (GoG); 1663: des Lohmeyers Knecht Frantz, 1664 oo NN Simon aus Herrentrup (GoG)
1689 Hermann Ernst Lohman (Lohfranzen, unehelich) oo A. Ilsabein Kuhlemann, verw. Hagedorn (GoG). 1689 oder kurz danach Neubau einer Leibzucht, Bauinschrift: [H]ERMEN LOHMAN UND ANILSEBE KULMANS A[NNO ...] (gefunden 1998 bei Umbauarbeiten im Keller des Leibzuchtshauses von 1864)
1711 Frantz Henrich Lohman oo Anna Maria Elers aus Herrentrup, übernehmen den Hof von Bruder Hermann Ernst, dieser zieht zur Mutter auf die Leibzucht (GoG). 1730 sie oo II. Jacob Klingemeyer aus Billerbeck (Interimswirt)
1744 Frantz Henrich Lohmeyer (Lohmann) oo Anna Dorothee Elisabeth Plöger aus Dörentrup. 1762 er oo II. Anna Louisa Hase aus Sonneborn. Vor 1766 sie oo II. Johann Bernd Rieke aus Uhlental (Amt Sternberg, Interimswirt)
1776 Franz Henrich Laumeyer oo Anna Hedwig Cromen (Krohme) aus Billerbeck; 1801 er oo II. Amalia Hedewig Krohmen aus Billerbeck (Schwester der 1. Frau)
1839 Johann Hermann Franz Heinrich Laumeier (Lohmeier) oo Wilhelmine Justine Niemeier aus Sibbentrup. 1840 Hausbau (Wohnhaus, 1977 abgebrochen). 1841 sie oo II. Töns Henrich Wilhelm Huxol vom Hof Huxol bei Cappel (Interimswirt)
1866 Carl Heinrich Adolph Lohmeier oo Caroline Louise Ahrensmeier aus Istrup
1893 Luise Lohmeier oo Heinrich Stiewe, Anerbe vom Nachbarhof Nr. 5. Zusammenlegung der beiden Höfe und Übernahme des Hofnamens Stiewe auf den Lohhof Nr. 3.
1901 Stiewe, Heinrich, Landwirt; Lohmeier, Louise, Leibzüchterin (Adressbuch)
1921 Wellentrup Nr. 3, Heinr. Stiewe, (Tel.) Blomberg 122, Gesamt 75 ha, Acker inkl. Garten 62 ha, Wiesen 3 ha, Weiden 10 ha, 8 Pferde, 45 Stck. Rindvieh, 3 Schafe, 30 Schweine[1]
1926 Stiewe, Heinrich, Landw. [Tel.] 122 / Dohmeier, Wilhelm, Arbeiter (Adressbuch)
Literatur
Heinrich Stiewe (Hg.), Wellentrup. Geschichte eines Dorfes im Blomberger Becken, Petersberg 2002, S. 279f.
Heinrich Stiewe, Die Höfe Stiewe und Lohmeier in Wellentrup, masch-schr. Manuskript Blomberg-Wellentrup 1993.
Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und größeren Höfe der Freistaaten Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe u. Waldeck-Pyrmont (...), Leipzig 1921 (Niekammer's Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Bd. XVII, Nachdruck Münster 2019), S. 10f.
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Niekammer's Güter-Adreßbuch 1921, S. 10f.