Lange Straße 69 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 21. November 2024, 21:50 Uhr

Lange Straße 69 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeLange Straße (Detmold)
Hausnummer69
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeDetmold
HausnummerA 031

Das bestehende Haus ist 1808 aus den Hausstätten Alte Hausnummer 3 (nördl. Teil) und 4 (südl. Teil) gebildet worden und erhielt die Quartiernummer A 31. Nr. 4 kann inschriftlich auf 1579 datiert werden, erste archivalische Erwähnung von Nr. 3 ist im Jahr 1666. Die Grenze zwischen beiden Hausstätten verlief etwa inmitten des Mittelrisalits.

Geschichte

Aus dem Jahr 1666 ist ein Kaufvertrag über das Haus Nr. 3 erhalten. Es wird bezeichnet als das zwischen Gerd Arends Haus (bei diesem muss es sich um die alte Hausnummer 4 handeln) und der Lemgoer Pforte gelegen. Verkäufer war David Welmann, Bürger und ehemaliger Apotheker zu Lemgo, Käufer war Anton Borger. Der Preis betrug 400 Reichstaler.[1]

Der Kaufvertrag liegt einer Rechtsstreit-Sache von 1746/47 bei. Darin klagen die Eigentümer des Hauses Nr. 4 gegen ihre Nachbarn in Nr. 3, welche in die 4 Fuß (116 cm) starke gemeinschaftliche Brandmauer einen Backofen eingebaut hatten. Es handelte sich bei dieser Brandmauer offensichtlich um einen Teil der alten Stadtmauer, denn bei einer Bruchstein-Außenmauer für ein steinernes Hinterhaus kann man lediglich mit einer Mauerstärke von ca. 2 Fuß (58 cm) rechnen. Wenn diese Annahme richtig ist, lag Haus Nr. 3 also außen an die Stadtmauer anschließend.

Kläger*innen waren 1747 die Witwe Amalia Plöger geb. Ohr in Detmold und für deren minderjährigen Kinder 1747 Adam Henrich Ziegler als Vormund und Johann Hermann Gillot als Kurator. Beklagter war Friedrich August Gudereisen, Detmold; die Vollmacht unterschrieb Georg Simon August Karl Gudereisen. Die Appellantin erklärte, ihr Haus sei auf allen Seiten von einer rund 4 Fuß dicken Brandmauer umgeben. In diese habe ihr Nachbar Gudereisen begonnen, ein Loch zu reißen, um darin einen Backofen einzurichten. Gegen dessen Argument, eine Mitnutzung der Mauer von seiner Seite sei bereits in einem Kaufvertrag von 1666 garantiert, verweist sie auf ihre seit Menschengedenken bestehende Freiheit von Eingriffen in die Mauer. Sie betont das in den Ortsstatuten festgeschriebene Verbot, unter dem Dach des Nachbarn Backöfen, Schornsteine, Kamine u. ä. anzulegen, und verweist auf die mit der Anlage eines Backofens in einer Brandmauer gegebene erhöhte Brandgefahr. Gudereisen bestritt, daß die zwischen den Häusern stehende Mauer allein Plöger gehöre; vielmehr handle es sich, wie der Kaufvertrag von 1666 beweise, um eine gemeinschaftlich genutzte und zu nutzende Mauer. Er habe die Mauer nicht weiter als bis zur Hälfte aufgebrochen und damit, da er in seinem Teil geblieben sei, auch nicht das Ortsstatut verletzt.

Neubau 1808 [i]:

Johann Konrad Koch (Manufakturwarengeschäft) baute sich 1808 ein neues Haus gegenüber dem Schlossplatz. Das alte Geschäft an der Ecke Exterstraße ging von Philip Christ. Koch Witwe an deren Neffen Kestner über. 1808 mit Haus Nr. 3 vereinigt.

Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 21.12.1984, Nr. 067.

Gebäude

Lange Straße 69, 2012, Foto: Tsungam
Lange Straße 69, vor 1900, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB: HSA 6, 249
Lange Straße 69, Blick aus der Karlstraße auf das Hinterhaus, vor 1911, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB: HSA 6, 391
Lange Straße 69, Kamin im Saalhinterhaus, vor 1911, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB: HSA 6, 244

Traufständiges Wohn- und Geschäftshaus mit Rückgebäude, Massivbau, 1808 [i] als zweigeschossiges Flurhaus mit dreigeschossigem Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel erbaut, Anfang des 20. Jh. aufgestockt. Der Mittelrisalit ist etwas aus der Mitte nach rechts verschoben. Mansarddach.

An der Front befinden sich ein Relief (wohl Ceres, röm. Fruchtbarkeitsgöttin) und eine kleine Skulptur in einer Muschelkalotte, nach Gaul aus Friedrichstal.[2] Die Figur ganz offensichtlich nicht für diese Nische geschaffen. Vor der Aufstockung befanden sich diese Stücke im Giebeldreieck des Mittelrisalits.[3]

Vorgänger war ein Vorderhaus des 16. Jh. (rechte, südliche Gebäudehälfte), dessen steinernes Hinterhaus mit Kreuzgratgewölbekeller mit Mittelpfeiler und 2 steinernen Kaminsäulen mit Beschlagwerkornamentik und einem Stein mit Inschrift (s. u.).in Zweitverwendung erhalten blieben.[4] Über dem Gewölbekeller ein Saal mit je einem zwei- und dreibahnigen Fenster, daneben durch eine Linie im Putz ein ehemaliger Ausgang markiert. Obergeschoss und Mansarddach wohl Anfang 20. Jh. (nach Gaul angeblich 1811.[5]

Hinter dem nördlichen Hausteil an das Saalhinterhaus des südlichen Teils anschließend ein querstehendes Nebengebäude (Stall?), Untergeschoss Bruchstein, Obergeschoss Fachwerk, Satteldach. Die Rückseite des Vorderhauses zweistöckig aus Fachwerk mit sekundärem 2. Fachwerk-Obergeschoss. Im Erd- und Obergeschoss rund 1 m starke Außenmauer zur Karlstraße aus Bruchstein, darüber deutlich dünner.

Inschriften

Im Mittelrisalit auf dem Gurtgesims zwischen 1. und 2. Obergeschoss: "JOHANN CONR.KOCH 1808 WILHEMINE EPPING".

An der Rückseite des Hauses: "H.K.L.L.M. (E) F(IERI) F(ECERUNT) ANNO 1579 M.OCTOB". [6]

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

rechte Haushälfte (ehem. Nr. 4):

1666 Gerd Arends.[7]

1678 Witwe Berend Simon Groppe, Kramer .[8]

1732 Erben Johann Henrich Plöger, Kramer. Witwe war Amalia geb. Ohr (L 82 Nr. 656). .[9]

1765 Erben Simon Henrich Plöger, Kramer .[10]

1774 Philipp Christian Koch, Kramer .[11]

1782 Johann Conrad Koch, Handlung, Bauherr des Neubaus mit Wilhelmine Epping [i].[12]

linke Haushälfte (ehem. Nr. 3), 1808 aufgegebene Hausstätte:

vor 1666 David Welmann, Bürger und ehemaliger Apotheker zu Lemgo.[13]

1666 Anton Borger (Börger, Bürger).[14]

1678 Erben Anton Börger (Bürger), Kammerdiener.[15]

1712 Adolf Börger (Bürger), <Erben>.[16]

1720 Balduin Wenneberg.[17]

1732 Karl Joseph Köhne.[18]

1734 Witwe Anna Magdalena Gondereisen (Gudereisen), Hoftrompeter.[19]

1745 Friedrich August Gudereisen, Bäcker, <Witwe>.[20] [21]

1799 Johann Gottfried Fickert (Fickard), Lakai, Hoffriseur, Schwiegersohn von Gudereisen.[22]

ab 1808:

1808 Johann Conrad Koch [i], Kaufmann.[23]

1835 Philipp Christian Karl Koch, Handlung.[24]

1871 (Adressbuch) Karl Koch, Partikulier; Storch & Weser, J. C. Kochs Nachfolger, Manufakturwarengeschäft.

1874 Nachfolger J. C. Koch, Kaufleute.[25]

1875 Theodor Storch, Kaufmann.[26]

1884 (Adressbuch) Theodor Storch, Kaufmann; J. C. Koch Nachfolger, Manufaktur- und Modewarengeschäft, Inh. Th. Storch; Frl. Julie Roelofß; Nancy Koch, Kaufmanns-Witwe.

1887 (Adressbuch) Theodor Storch, Kaufmann; J. C. Koch Nachfolger, Manufaktur- und Modewarengeschäft, Inh. Th. Storch; Frl. Julie Roelofß; Nancy Koch, Kaufmanns-Witwe.

1891 (Adressbuch) Storch, Kaufmann; Koch Nachfolger, Manufakturgeschäft, Steneberg, Oberst-Witwe; Steneberg, Fräulein.

1894 (Adressbuch) Theodor Storch, Kaufmann; Firma: J. C. Kochs Nachfolger, Manufaktur- und Modewarengeschäft, Elise Steneberg, Oberst-Witwe; Frl. Susanne Steneberg, Lehrerin.

1897 (Adressbuch) Theodor Storch, Kaufmann; J. C. Koch Nachfolger, Manufaktur- und Modewaren-Geschäft, Hermann Knoop, Kaufmann.

1901 (Adressbuch) Theodor Storch, Kaufmann.

1904 (Adressbuch) Theodor Storch, Kaufmann, Manufakturwaren; Oskar Storch, Kaufmann.

1909 (Adressbuch) Storch, Witwe; Storch, Kaufmann; Bartels, Verkäuferin; Viedt, Handlungsgehilfe.

1912 (Adressbuch) Storch, Kaufmann; Richwien, Zuschneider; Paul, Dentist.

1914 (Adressbuch) Oskar Storch, Kaufmann; Friedrich Richwien, Zuschneider; Else Richwien, Verkäuferin; Georg Paul, Dentist; Adolf Scheffer, Rentner; Frl. Else Scheffer; Frl. Liddy Scheffer.

1916 (Adressbuch) Oskar Storch, Kaufmann; Friedrich Richwien, Zuschneider; Georg Paul, Dentist; Adolf Scheffer, Rentner; Frl. Liddy Scheffer.

1918 (Adressbuch) Oskar Storch, Kaufmann, Manufakturwaren; Georg Paul, Dentist; Friedrich Richwien, Zuschneider.

1920 (Adressbuch) Oskar Storch, Kaufmann, Manufakturwaren; Georg Paul, Dentist; Friedrich Richwien, Zuschneider; Anna Steinker, Witwe.

1923 (Adressbuch) Oskar Storch, Kaufmann, Manufakturwaren; Carl Schroeder, Vertreter; Georg Paul, Dentist; Friedrich Richwien, Zuschneider; Else Richwien, Geschäftsinhaberin; Anna Steinker, Witwe.

1925 (Adressbuch) Oskar Storch, Kaufmann, Manufakturwaren; Adolf Nagel, Uhrmacher, Goldwaren, Optik; Georg Paul, Dentist; Friedrich Richwien, Zuschneider; Else Richwien, Manufaktur- und Modewaren, Aussteuer-Artikel, fertige Betten; Anna Steinker, Witwe.

1926 (Adressbuch) Oskar Storch, Kaufmann, Manufakturwaren; Georg Paul, Dentist; Friedrich Richwien, Kaufmann; Anna Steinker, Witwe; Carl Schroeder, Vertreter.

Literatur

Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 414.

Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 73 f.

Quellen

LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 656.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 656.
  2. Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 414.
  3. LLB: HSA 6, 249.
  4. Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024, S. 73 f.
  5. Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 414.
  6. Otto Preuß, Die baulichen Altertümer des Lippischen Landes, Detmold 1881 Digitalisat, S. 33.
  7. LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 656.
  8. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  9. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  10. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  11. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  12. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  13. LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 656.
  14. LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 656.
  15. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  16. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  17. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  18. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  19. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch. Zu Friedrich Moritz Gudereisen siehe LAV NRW OWL, L 84 Nr. I W Nr. 105.
  20. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  21. LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 656.
  22. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  23. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  24. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  25. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  26. StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns