Bad Meinberger Straße 158 (Oberschönhagen)

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Bad Meinberger Straße 158 (Oberschönhagen)
OrtsteilOberschönhagen
StraßeBad Meinberger Straße (Oberschönhagen)
Hausnummer158
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeOberschönhagen
Straße./.
Hausnummer035


Geschichte

Erstmals erwähnt wurde das Fachwerkhaus im Jahr 1721 im Amtlichen Messbuch (Kataster- bzw. Vermessungsbuch) der Stadt Detmold und im „renovierten Kataster“ unter Angabe der Haus- und Gartennutzung und der Haustiere.

Als erster Eigentümer und Nutzer war damals ein Colon Johann Müsse angegeben.

Zur Festlegung der Höhe der Abgaben an das Fürstenhaus Lippe wurden auch die Grundstücks-Gesamtgröße, Nutzungsart der Einzelflächen und die vorhanden Tiere wie z.B. Kühe, Schweine, Ziegen, Hühner usw. darin aufgeführt.

Erbaut wurde das Haus auf einer zum damaligen Hof Vietmeier („auf dem „Berg“) gehörenden Erbpachtfläche von 639 qm. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden das Haus und der Garten schließlich von Herrn Ludwig Müsse gekauft und weiter genutzt. Der Garten (jetzige Wiese) wurde schliesslich um ca. 1820 dazu gepachtet, ebenfalls vom Hof Vietmeier bis 1967, danach bis 1974 von der Landwirt-Familie Meierjohann von nebenan (Bad Meinberger Str. 160). Danach war eine Gartennutzung nicht mehr gewünscht/erforderlich, weil das Haus von 1974 bis 1990 leer stand; seither ist es wieder bewohnt/vermietet.

Gebäude

Bad Meinberger Straße 158, 1937, Foto: Privatbesitz
Bad Meinberger Straße 158, 1955, Foto: Privatbesitz
Bad Meinberger Straße 158, 1969, Foto: Privatbesitz
Bad Meinberger Straße 158, 1979 Foto: Wilfried Funke
Bad Meinberger Straße 158, 1979 Foto: Wilfried Funke
Bad Meinberger Straße 158, 2018 Foto: Wilfried Funke
Bad Meinberger Straße 158, 2018 Foto: Wilfried Funke

Der Kernbau des Fachwerkhauses wurde in traditioneller Zimmermannstechnik nach überlieferten Techniken als Vierständerhaus mit fünf Hauptgebinden aus Eichenbalken gebaut. Das Haus ist gegliedert in eine leicht nach Westen versetzte Mitteldiele, die von zwei in Zwischengeschosse aufgeteilte Seitenschiffe aufgeteilt wird. Die Dachbalken sind in die Traufwandständer eingehälst, auf denen Sparrenschwellen als Oberrähme aufgelegt sind. Das Dachwerk besteht aus einem einfachen Sparrendach mit doppelter Kehlbalkenlage ohne Unterzüge. Die verbretterten Giebeldreiecke kragen auf profilierten Stichköpfen leicht vor und sind mit Hochsäulen versehen. Die Sparrenpaare sind im Bereich der westlichen Zapfverbindungen mit den Kehlbalken von Süden nach Norden mit eingekerbten Abbundzeichen durchnummeriert.Die Hölzer im Dachwerk zeigen keine Spuren aus Zweitverwendung. Im Aussenwandbereich sind die Ständer mit einer dreifachen Riegelkette verbunden und doppelt vernagelt. In der westlichen Traufwand sind zwei nach oben gebogene Ständer in den Eckbereichen angeordnet. Das Dielentor in der südlichen Giebelseite ist mit kräftigen Kopfbändern versehen, darüber sind zwei Oberlichter angeordnet. Auf der Oberfläche der Ständer sind stark verblasste Schnitzereien erkennbar. Das schmale Tor erklärt, dass Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle spielte, sondern es ein Ziegler- und Tagelöhner-Haus war. Das Dielentor wurde 1992 durch ein Holz-Glaselement mit Tür ersetzt. Links vom Dielentor befindet sich an der Südwestecke des Hauses im westlichen Seitenschiff die zugemauerte Tür des ehemaligen Kuh- und späteren Ziegenstalles.

Der östliche Fachwerkanbau mit dem flacheren Dach entstand ca. 1850, weil das Haus zu der Zeit von der größeren Mehrgenerationen-Familie Müsse bewohnt wurde. Die Gefache waren ursprünglich mit einem hellblauen Kalkanstrich und danach mit verschiedenfarbigen Schichten versehen; eine kleine Fläche der unsprünglichen Farben ist auf der Ostseite unter einer Plexiglasplatte sichtbar. Aktuell sind die Gefache des Anbaues wieder hellblau gestrichen.

Dendrologische Untersuchungen im Jahr 2005 ergaben bei einigen Hölzern des Dachstuhls anhand des Abstandes und der Breiten der Jahresringe: die Bäume wurden im Winter 1731/32 gefällt. Einige der verwendeten Hölzer waren in einem Vorgängerbau verarbeitet gewesen, was an den Schlagzeichen der Zimmerleute und Löchern der Holznägel erkennbar ist, denn diese passen dort nicht zu den anderen eingebauten Hölzern.

Alle Fundamente sind aus dicken Sandsteinen vermauert, teilweise nur trocken im Erdreich versetzt.

Der ehemalige Schweinestall aus Sandsteinen mit Satteldach und Hohlziegeldeckung mit eingezäuntem Auslauf aus Holzbohlen, der seit den 1970er Jahren nicht mehr vorhanden ist, befindet sich noch am Nordgiebel.

Der Deelenfussboden war bis ca. 1955 aus Lehm, danach und bis heute aus Klinkerplatten auf einer Stahlbetonsohle. Die Deelendecke besteht aus Eichenholzbalken und darauf liegenden Eichenbohlen mit einer damaligen Öffnung bis zum Jahr 1978 zum Stroh- und Heutransport auf den Dachboden.

Im Nordgiebel sind noch vier Lehmgefache erhalten aus Holzstakung bzw. Lehmsteinen mit Lehmbewurf aussen und innen. Hinter der dortigen Ziegelstein-Klinkerfassade war im EG die Waschküche mit Betondecke mit rundem, holz- bzw. kohlebefeuertem Waschkessel, auch „Schweinepott“ genannt, (jetzt Bad) und im OG war darüber die Räucherkammer (Schweineschlachtung und -verarbeitung).

Am Südgiebel rechts des Torbogens war bzw. ist ein Teilkeller als “Natur-Vorratskeller“ aus Natursteinen mit Lehmfussboden. Der Zugang führte über eine Betontreppe von der Waschküche. Die Öffnung wurde zugemauert, die Stufen aber belassen als „Abstellfläche“, nach dem ca. 1955 ein neuer Beton-Treppenzugang von der Deele geschaffen wurde. Dieser wurde ca. Mitte der 1960er Jahre auch zugemauert und zubetoniert. Im Bruchstein-Haussockel bzw. hier Keller-Aussenwand befinden sich immer noch zwei kleine Öffnungen für den Einwurf der nachstehenden Lebens- bzw. Futtermittel. Die Öffnungen waren bzw. sind mit einem herausnehmbaren Metallgitter verschlossen.

In dem Keller wurden vor allem Kartoffeln, Möhren, Futterrüben für das Schwein und in Regalen jede Menge volle „Weck“-Einmachgläser mit eingekochtem Gemüse und Obst aus dem Garten gelagert. Eine besondere „Abteilung“ bildeten die Gläser mit den gekochten Schwein-Körperteilen, Sülzen, Brotaufstrichen usw. der jährlichen Hauschlachtungen.

Inschriften

Es sind keine Inschriften am Gebäude vorhanden; nur Meisselzeichen an den Holzverbindungen.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

  • 1721[1] Johann Müsse, Ziegler und Colon
  • 1850[2] Ludwig Müsse, Ziegler und Colon
  • 1893[3] Wilhelm Starke, Ziegler; Ludwig Müsse, Invalide
  • 1901[4] Wilhelm Starke, Ziegler; Ludwig Müsse, Invalide
  • 1926[5] Caroline Starke, Witwe; Fritz Funke, Arbeiter
  • 1936 Caroline Starke, Witwe; Friedrich Funke, Ziegler
  • 1950 Walter Funke, Arbeiter; Friedrich Funke, Rentner
  • 1961 Erna Funke, Witwe
  • 1972 Wilfried Funke, Architekt BDA
  • 1977 Maria Louisa Funke, med. techn. Assistentin
  • 2023 Maria Louisa Funke; Wilfried Funke, Architekt BDA

Von 1721 bis 1893 erscheint in den Steuer- und Katasterbüchern (-regesten) immer der Name Müsse.

Am 24. Februar 1893 verkaufte der Ziegler und Kolon, der Witwer Ludwig Müsse, geb. 1834, Haus und Grund an seinen Schwiegersohn, den Ziegler Wilhelm Starke aus Lüerdissen, der etliche Jahre zuvor dessen Tochter Karoline Wilhelmine Müsse geheiratet hatte. Ludwig Müsse bekam ein Wohnrecht und die Nutzung einiger Räume und Möbel zuerkannt.

Im März 1936 erfolgte dann die Übertragung an den Ziegler Friedrich Funke aus Jerxen Orbke und Minna Starke (Tochter von Wilhelm und Caroline Starke), die bereits 1906 geheiratet hatten (Grosseltern des Autors Wilfried Funke).

Im Mai 1950 wurde Haus, Grundstück und das gesamte Vieh auf den Sohn Walter Funke (Vater des Autors) übertragen.

Literatur

Quellen

Eigene historische Originalunterlagen des Autors.

Weblinks

Einzelnachweise

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  2. .
  3. .
  4. Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901 Digitalisat
  5. Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926 Digitalisat

Autor*innen

Wilfried Funke

Seitenhistorie

Seite erstellt am 13.11.2025 von Wolfgang Kramer

Letzte Änderung am: 18.12.2025 von Wilfried Funke